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Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rußdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Erlbach, Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, Grumbach, St. Egydien, Hüttengrund u. s. w. Inserate nehmen außer der Expedition auch die Austräger auf dem Lande entgehn, auch befördern die Annoncen- Expeditionen solche zu Originalpreisen. Gescheht jeden Wochentag abends für den folgenden Tag und kostet durch die Austräger pro Quartal Mk. 1,40, durch die Post Mk. 1,50 frei in's Haus. WelM-LrnMer TUM Anzeiger für Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Lugau, Hermsdorf, Hornsdorf, für dm Verwaltungsbezirk des Stadtrathes zu Hohensteiu-Grustthal Nr. 9. Sonnabend, den 13. Januar 1900. 50. Jahrgang 2. öffentliche Stadtverordneten-Sitzung Sonnabend 13. Januar Abends 8 Uhr. G. Uedslob, Borsteher. Tagesordnung: Wahl der Ausschüsse. Bekanntmachung. Das Stadtverordneten-Colleqium hat für das laufende Jahr Herrn Fabrikant Edwin Redstob als Vorsteher, ,, „ Johannes Koch „ Stellvertreter, „ Kaufmann Albert Friedemann als Schriftführer, „ Kirchenrechnungsführer Herm. Krautze als Stellvertreter wieder- bez. neugewählt. Hohenstein-Ernstthal, am 10. Januar 1900. Der Stadtrath. Or. Polster. Bekanntmachung. Ter 3. Termin Schulgeld wird Dienstag den 16. und Mittwoch den 17. Januar d. I. in der Gemeindeexpedition vereinnahmt. Oberlungwitz, am 10. Januar 1900. Der Schulvorstand. n. Laube, Vors Vom Reichstag. Berlin, 11. Jan. Bei fast leerem Hause wird die Berathung des Etats des Reichsamts des Innern bei dem Titel Staatssekretär fortgesetzt. Abg. Sachse (Soz.) beklagt sich über mangelhafte Gewerbeaussicht namentlich bei dem Bergbau, wo doch eine Kontrole der Schutz vorschriften in ganz besonderem Maße erforderlich sei. Für die Innehaltung der erlassenen Vorschriften werde vielfach nur dann Sorge getragen, wenn der Berg aussichtsbeamte angemeldet sei. Auch unzulässige Ueberschichten Jugendlicher seien nichts Seltenes. Abg. Hilbeck (nat.-lib.) hält den Sozialdemokraten vor, daß sie lediglich Schlechtes aus den Gewerbeinspektions berichten herausläsen. Thatsächlich hätten sich die schweren Unfälle im Bergbau stark verringert. Geh. Rath Fürst bestreitet, daß die Aussicht im Bergbau ungenügend sei. Der preußische Minister habe erst neuerdings wieder angeordnet, daß die Aufsichts beamten möglichst oft unangemeldet erscheinen, aber in allen Fällen sei das nicht durchsührbar. Es werde außerdem erwogen, ob nicht mit einer Theilnahme auch der Arbeiter an der Aufsicht weitere Versuche zu machen seien. Der Fall, daß Liften gefälscht worden seien, schwebe noch vor dem Reichsgericht. Der schuldige Beamte sei aber entlassen worden, und das sei für ihn doch wohl die härteste Straft. Dr. Fischer weist unrichtige Angaben des sozial demokratischen Redners über die Zustände im sächsi schen Bergbau zurück. Abg. Schrader (freis. Ver.) wünscht noch in dieser Session eine Vorlage über die Wohnungsfrage, die schon seit Jahrzehnten erörtert werde. Abg. Oertel-Sachsen (kons.) beschwert sich über die ungenügende Ausführung des Börsengefetzes unter Hinweis auf die Frühbörfe und auf die Börse im Heiligen Geist-Spital und auf die handelsrechtlichen Lieferungsgcschäfte daselbst, die weiter nichts als Börsengeschäfte seien. Da jetzt aber Verhandlungen schwebten, die anscheinend zu einem Ergebniß sichren würden, wollte er jetzt nicht weiter auf die Sache eingehen. Jedenfalls aber müßte das Börsengesetz auch an diesen zwei Punkten durchgeführt werden. Ministerialdirektor Schröder erwidert, bis zur dritten Lesung glaube er nähere Auskunft ertheilen zu können. Die Regierung habe jedenfalls diesen Erscheinungen ihre Aufmerksamkeit zugewandt. Ls handle sich dabei aber um schwierig- Fragen. — Abg. Roeren (Centr.) kommt auf dar Gefetz über den unlauteren Wettbewerb zurück und verlangt Abhilfe der Uebels der reklame- haften Ausverkäufe und Auktionen. Staatssekretär Graf PosadowSky erklärt, daß bei Ausverkäufen keines falls neue Zukäufe von Waaren stattfinden dürften. Halte das Reichsgericht an seiner entgegengesetzten Auffassung fest, so sei zu erwägen, ob nicht das Gesetz über den unlauteren Wettbewerb bestimmter zu fassen sei. Jedenfalls wäre es das Beste, wenn da^ Publikum seine Gewohnheiten 'änderte und sich von schwindelhaften Ausverkäufen fern hielte. Abg. Pach nicke (freis. Ver.) wünscht, daß dem Hanse die Originalberichte der Favrikinspektoren zugängig ge macht würden. Die Lage der arbeitenden Klassen habe sich in den letzten Jahren unverkennbar gehoben. Die Arbeiter selbst dürften sich aber auch nicht ver hehlen, daß sie selber an der Aufrechterhaltung unserer Weltstellung sehr interessirt seien und daß sie deshalb die zu diesem Behufe nothwendigen Vorschläge nicht zurückweisen dürften. Abg. Hoch-Hanau (Soz.) spricht über die Gewerbeaufsichtsberichte und über die vielen Bau-Unfälle. Staatssekretär Graf Posadowsky ver spricht, sich mit den verbündeten Regierungen in Verbindung zu setzen über eine einheitliche Gestaltung der Berichte. Wegen der Gewerbeaufsicht im Bau gewerbe habe er em Rundschreiben erlassen, welches sehr erfolgreich gewirkt habe. Abg. Sachse (So;.) er örtert nochmals die Aufsicht im Bergbaubetriebe, was erneute Entgegnungen des Geh. Rath Fürst und des Abg. Hilbeck zur Folge hat. Der sozialdemokratische Redner hatte u. A. die Unsallziffern im Bergbau den Verwundungsziffern in dem „ruchlosen Kriege" 1870 gegenübergestellt. Als der Abg. Hilbeck seine Ent- rüstung hierüber äußert, bemerkt Präsident Graf Ballestrem: Ich hätte jene Aeußerung gerügt, wenn der Abg. Sachse gesagt hätte, daß jener Krieg von unserer Seite aus ruchlos war. (Große Heiterkeit.) Die Diskussion wird geschlossen. Der Titel Staats sekretär und noch einige weitere Titel werden genehmigt. — Morgen: Resolution zum Jnvalidenversicherungs- gesetz und Jnvaliditätsversicherungsgesetz, sodann zweite Berathung des Etats. Der Krieg um Transvaal. Nach Plivstmitthe.'ungen Londoner Blätter hrbcn die Buren am Mont«, einen neuen Sturm auf Lady smith begonnen, über dessen Au.gin, jedoch noch kci»e Meldungen vorlicgen. Auf neue schwere Kämpfe in Notal deutet auch eine Slandard-Meldung an» Durbin, daß 1200 indische Krankenträger mach der Frout ab- gegangen seien. — Das «»haltende Schisciqcn det Londoner KriegSmimst:rumS ist um fo viels«,cuder, -l« selbst iür den Foll, daß weiter- wichtixe Srciznisse »u« Natal nicht zu verzeichnen sein sollten, zum miadeftcn die telegraphischen Verlustlisten der letzten Kämpfe um Ladysmith und vor Colenso ohne Zweifel bereit- iu seinen Hände« fi»d. Ihre tzefiifseatlich« Setzeishall«», dcstct auf schwere englische Verluste, die d«S L«bi»et Selitbury im J»tcrcste feiner Sclbsterh»ltu»g so la»,e wie möglich verschleiern möchte. Dieser Wunsch i^ ver ständlich. Büßt d»ß Miaistrri«m doch do» Tag zu az ein weitere« Stück seiner Popularität ei». Es kann aber avch sein, daß fortgesetzt ein trübe: General bedrängt war, so wollte er offenbar damit sagen, daß seine Widerstandskraft eine Grenze habe und daß Himmel über Ladysmith lagert, der den General White hindert, weitere Nachrichten über die Erfolge, die er am Sonnabend über die Buren errungen haben will, durch die blinkenden Zeichen des Heliographen zu ver senden, oder doch wenigstens seine Verluste, wie er ver sprochen hatte, näher anzugeben. So verlautet von dem nach wie vor fest umklammerten Platz nichts Neues Wir meldeten bereits gestern, daß Sie neuen Over- commandirendcn Lord Roberts und Lord Kitchener in Südafrika angckommen sind. Sie finden dir Kriegs lage wesentlich verändert und zwar im schlimmen Sinne iür die Engländer, als sie vor 4 Wochen mit dem Obercommando betraut wurden. Damals war das Unglück, welches die Engländer verfolgte, noch jung Man glaubte in Loudon, daß die begangenen F'hler in der strategischen und taktischen Führung, denen man alles Unheil n ein zuschrieb, wicoer zur gemacht werden kör nten, und ganz Engend gewann '"rische Hoffnungen, als neue erprobte Hecnührcr z -r obersten Leitung er nannt wurde , und sich allcrftus die regsten An ncng- ungen äußerten, durch schleunigste Truppenausgebote auch eine erdrückende Ueiermacht den Bu-en entgcgen- zustelleu. Mit der in Lavysmüh cingeschlossenen Trup- perdivision des Gencrilleutnai tt White waren nur 4 zuraffen vermochte. So schreibt der hochstehende militärische Kritiker der „Morning Post": „Was diese sogenannten (!) Angriffe Bullers be deuten, darüber giebt es keinen Zweifel. Der Buren- commandant war am Freitag Abend überzeugt, daß er einen oder zwei Tage, vielleicht sogar mehr, sich gesichert habe, während deren er Ladysmith anzreifen könne, ohne irgendwelche Möglichkeit der Ein mischung Sir Redvers Buller. Seine Linien südlich vom Tugela konnten weder gestürmt noch in weniger denn einem Tage umgangen werden. Ein zweiter Tag wäre nöthig gewesen, um Sir Redvers Bullers Streitmacht über den Tugela zu bringen, und wenn drüben, hätte Sir Redvers Buller mehr denn einen Tag gebraucht, um sein Ziel zu erreichen, außer im Falle eines direkten Angriffs in der Richtung auf Colenso, welcher nach der letzten Schlacht unwahr scheinlich war. Der Burengeneral beschloß deshalb, den Versuch zu machen, ob er nicht durch einen nach haltigen Angriff den Widerstand General Whites end- giltig brechen könne. Dieser Angriff begann bei Tagesanbruch am Sonnabend und wurde den ganzen Tag über fortgesetzt. Jede Möglichkeit sprach dachr, daß dieser Angriff am Sonntag erneuert werden würde, und da General White (wie er selbst in seinem Heliogramm meldet) am Sonnabend aufs äußerste griffen, so daß, wenn nun noch die in der Mobilisir- ung stehende 8. Division hinüber gelangt, die britischen Truppen die doppelte Stinke haben werden als unter General Buller, ganz abgesehen von den vielen irregu lären Miliz- und Freiwilligen-Aufgeboten. Aber wäh rend dieses erneuerten und viel wuchtigeren Ausholens der britischen Wehrmacht zuni Schlage gegen die kleinen schwachen Burenrepubliken, ergab sich, daß indessen die weiße Bevölkerung von halb Käpland, ob nun Eng länder oder Holländer, offen zu den Feinden über- ging oder, was noch gefährlicher ist, im geheimen Einverständniß mit den Buren steht, daß also die britisch - republikanische Streitmacht, zu Anfang des Krieges von englischer Seite auf kaum 30 000 Mann geschätzt, sich auch in der Zwischenzeit mehr als verdoppelt hat. Das ziffernmäßige Verhältniß der beiderseitigen Streitkräfte wäre also, wenn die 8. Division e «ge troffen sein wird, dasselbe wie zu Beginn des Krieges, und ist heute, da sich noch die 6. Division zum grö- ßeren Theil auf der See befindet und die 7. erst ein geschifft wird, nur zu Gunsten der Buren verschoben. Zudem haben die Buren, so wie sie zu Anfang des Krieges nicht erst mit den Feindseligkeiten warteten, bis die Divisionen Bullers aus England vollzählig eingetroffen waren, die wohlbegreifliche Absicht gezeigt, auch jetzt nicht zu warten, bis die neuen Divisionen Lord Roberts anlangen werden. Sie begannen, wie die letzten Kriegsberichte ersehen ließen, eine frische Offensive. Vorerst richtete sich dieselbe auf Ladysmith, dessen Einschließung, am 28. October eingeleitet und am 2. November vollendet, nun schon über 2 Monate dauert. Nachdem es den Buren gelungen war, sich schon vor der Niederlage des Generals Buller bei Colenso am 15. December in den Besitz der für Lady smith bereitgestellten Proviantvorräthe zn setzen, mußte Sie englische Besitzung in Ladysmith gar bald auf karge Portionen gesetzt werden. Dazu begann Futtermangel cinzutrctcn; die Zahl der Vcrwuud-ten mehrte sich vou Tag zu Tag in der eingeschloffcnen Stadt; Dysenterie, Typhus uvd Scorbut füllten ihre Spitäler, deren Vor- rathc an TanitätSmatcrial und Medicinensich erschöpften Ho schien den Buren der Moment gekommen m sein wo sic Hand an die Stadt legen konnten, wo sic, ab- »cichead von ihrem bisherigen Prinzip, die strategische Offensive mit der taktischen Defensive zu verbinden, dc» taktischen Angriff auf Ladysmith eröffneten, bei gleich zeitiger Defensive gegenüber den Entfatztruppcn Bullers an der Tugela. Die Engländer haben sich, da entgegenstehende Nachrichten nicht vorliegen, derAngriffe der Buren erwehrt, aber wie es scheint, unter neuen schweren Verlusten. Wie schlimm es aber um das zum Entsatz heranrückende Corps des General Buller stehen mag, ergiebt sich daraus, daß es völlig unfähig war, den Eingeschlossenen in Lady- < smith beizustehe». Gegenwärtig geht denn auch oie i englische Meinung mit Buller scharf ins Gericht, weil ! er sich nur zu einer schwächlichen Demonstration auf- i ' Whites einzige Aussicht, der Umklammerung der ' Burenstreitkräfte zu entrinnen, konnte aller Berechnung und Wahrscheinlichkeit nach nur abhängen von der Aussicht, daß Sir Redvers Buller seinerseits die Buren vor sich angreifen und schlagen werde, während General George Whites Widerstandskraft noch un gebrochen war. Buller war am Sonnabend mehr denn kampfbereit und als er von Whites Angriff hörte, war sein einziges Auskunstsmittel, eine Demon stration anzuordnen. Er hätte gerade so gut eine fleuerwerksvorstellung anordnen können. Nur ein kraftvoller Angriff mit voller Macht, ohne Rücksicht auf etwaige Verluste durchgeführt, könnte den Ober kommandanten der Buren belästigen. Die Gefahr ist jetzt, daß Bullers zweit-' Schlacht, wenn er sie liefert, zum Motto die Worte haben wird, welche durch die ursprüngliche Inkompetenz der Regierung jede Maß regel dieses Krieges zu haben scheint, die Worte: „Es ist zu spät!" Aber sicherlich wird das Nichteingreifen Bullers auch seine guten Gründe gehabt haben. Nicht nur im Lager Lord Methuens, sondern auch in demjenigen Bullers soll, nach der Darstellung englischer Bericht erstatter, die Disziplin stark gelockert sein. Die schlecht verpflegten Truppen haben kein Vertrauen zu ihren Führern mehr und wollen sich von unfähigen Generalen nicht länger mehr als „Mauserfutter" ver brauchen lassen. Sollte Buller abermals geschlagen werden, so würde Ladysmith unbedingt kapituliren müssen und Lord Roberts würde dann eine total veränderte Situation vor finden, die cs nicht unerklärlich erscheinen ließe, wenn versucht würde, den Krieg von einer neuen Bahn aus, von der Delagoabai, gewissermaßen von Grund aus, neu zu beginnen. Auf diese Even tualität deuten die bekannten Friktionen mit den portugiesischen Behörden in Lorenzo-Marquez, die verschiedenen immer häufiger werdenden Beschlag nahmungen fremder Dampfer, und endlich gewisse politische Vorbereitungen Die Buren aber stehen dieser Eventualität nicht unvorbereitet gegenüber. Sie haben durch die Brüsseler Transvaal-Gesellschaft offen erklären lassen, datz sie für eiueu Einfall vou dieser Seite vollkommen gerüstet find. Greifen die Eng länder zu diesem Mittel, dann haben sie vielleicht nur das ohnehin riesig ausgedehnte Kricgstheater noch weiter ausgedehnt und vermehrt, Gelegenheit und Veranlassung, ihre ohnehin zersplitterten Streit kräfte ins Endlose zu zersplittern. Auf dem Wege der Zersplitterung aber findet sich kein Erfolg, )aS sollte der unglückliche Verlauf des Krieges wohl bisher hinlänglich erwiesen haben. Eine Reutermeldung aus Lorenzo-Marquez vom 11. Januar besagt: „Mehrere portugiesische Staats angehörige, welche auf dem Wege nach Transvaal waren, um sich den Trupven der Buren anzuschließen, wurden durch portugiesische Polizeibeamte nach der Grenze zurückgebracht. In Zukunft wird es niemanden Truppendivisionen am Kriegsschauplatz verwendet, jetzt aber w^r indessen schon die 5. Division des General leutnants Sir Charles Warren am Kriegsschauplätze eingetroffen, die sechste Division des Generalleutnants Kelly Kenny in der Ausschiffung und die siebente deVen äuß^ster^ Punkt ^fa^ ft!' Division des Generals Tucker in der Einschiffung be- —' ' ----- - -- -