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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 18.01.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-01-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190001185
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19000118
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19000118
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-01
- Tag 1900-01-18
-
Monat
1900-01
-
Jahr
1900
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 18.01.1900
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mitgespielt werden, da sie numerisch unterlegen wäre. Oder aber die Buren setzen den beiden Umgehung-» eorps gleiche Kräfte entgegen. Dann haben sie in Folge der Bertheidigungsstellung immer noch die taktische Ueberlegenheit. Die dntte Möglichkeit ist, daß die Buren bei Colenso über den Fluß gehen, um die britischen Detachements endgültig ju trennen und eines der beiden in der Flanke abzufangen. Alle drei Fälle sind für die Briten nicht besonders angenehm. Sie schweben stets in Gefahr, partiell aufgerieben zu werden, ohne daß der eine Theil im Stande wäre, dem anderen beizuspringen. Eine Reutermeldung auS Pretoria besagt noch: AuS dem Hauptquartier der Buren bei Ladysmith sind heute zwei Depeschen eingegangen. In der ersten, die vom 12. d. MtS. datirt ist, heißt es, in Ladysmith und längs des Lugela herrsche unheimliche Stille. Die zweite Depesche, die vom 13. d. Ms. datirt ist, berichtet: Der Angriff auf die Platrand- Hügel am letzten Sonnabend soll für die Engländer verhängnißvoll gewesen sein. In Ladysmith scheint es schlecht zu stehen. Daraus erklärt sich die be merkbar werdende lebhafte Thätigkeit der Truppen BullerS, die jetzt drei große Lager südlich des Tugela haben, welche sie beständig verstärken. Auch im Norden der Kapkolonie ist es außer ordentlich lebhaft geworden. Neue Depeschen melden: Rensburg, 15. Jan. Von einem Hügel in der Nähe von ColeSberg wurde beobachtet, daß die Zelte der Buren ostwärts fortgeschafft werden, und zwar geschieht dies in Folge des britischen Geschütz- seuers. Rensburg, 16. Jan. Die Buren machten heute Vormittag den Versuch, einen von einer Com pagnie des Iorkshire-Regiments und Neuseelands truppen besetzten Hügel zu nehmen, wurden jedoch mit dem Bajonett zurückgetrieben. Der Feind verlor 21 Todte und ungefähr 50 Verwundete. Molteno, 15. Jan. Einer Mittheilung von Seiten der Buren zufolge wird ein neuer Angriff auf das Lager von Molteno beabsichtigt. General Gatacre sandte eine starke, aus Infanterie und Artillerie be stehende Truppenabtheilung von Sterkstrom in der Richtung nach Stormberg, doch fand diese Truppen abtheilung keine Spuren des Feindes vor. Es wird gemeldet, daß die Buren sich zurückgezogen haben, während sie in Stormberg nur eine schwache Garnison zurückließen und daß sie in der Nähe von Burghers- dorp eine andere Stellung eingenommen haben, jedoch ist diese Meldung nicht bestätigt worden. General Gatacre erwartet in großer Besorgniß Verstärkung. London, 16.Jan. Uebcr die gestrige RecognoS- cirung am Oranjefluß werden aus Rensburg noch folgende Einzelheiten gemeldet: Die kleine Cavalleric- und Artillerieabthcilung klärte dat Gelände zwischen dem englischen Lager und der Stellung der Buren an der Frcistaatgrenze völlig auf. Sie drang daun zu der Straßenbrücke vor und beschoß das Burenlager aus weite Entsernung. Die Buren wurden dadurch vollständig überrascht. (?) Nachmittags kehrte die Ab- theilung ohne Verluste zurück. — AuS dem Lager von Sterkstroom wird von Montag Nachmittag in Bezug auf die Nachricht, daß die Buren Molteno zu occupiren gedächten, gemeldet, Gatacre sandte eine Streitmacht von 3000 Mann einschließlich zweier Batterien nach Molteno. Die Truppe kam bei Tagesanbruch an; aber keine Buren waren zu sehen. Die Engländer rückten dann weiter vor, und Spione gingen in die Nähe von Storsberg; aber auch hier trafen sie keine Buren. Die Buren blieben ruhig in Stormberg, als die Engländer zurückkchrtcn. Au sonstigen Nachrichten wird noch gemeldet: Eine Meldung auS Lorenzo Marquez besagt: Die neuen portugiesischen Vorschriften, wonach ein Paß zur Ueberschreitung der TrauSraal-Gcenze er forderlich ist, verursachen Erbitterung unter den Buren, w.lche in ihre Heimath zurückeilen. Die britische Blokade ist sehr streng. Die RahrungSmittelvorräth- sind bereits sehr gering, und die Verbindung mit dem Süden ist fast abgeschnitten, seit Wochen ist außer einem kleinen gemiethcten Schlepper kein Dsm^er abgegangen. Hunderte warten daraus, nach Durban zu reisen — Der Verwaltungsrath der Naiwnalbsnl von Transvaal, die ihren Sitz in Pretoria hat, woüte den Leiter der hiesigen Filiale der Bank, einen Eng länder Namens Lloyd, absetzen. In dem darüber an hängig gemachten Rechtsstreit entschied da- Gericht gegen die Bank, da Lloyd von den Administratoren der Bank in London ernannt sei. Christiana, 16.Jan. Zwei norwegische Officiere »erden al- Privatpersonen, jedoch mit öffentlicher Unterstützung von ze 8000 Kronen nach Südafrika gehen. Der eine wird dem englischen Heere folgen, der andere dem der Buren. Budapest, 15. Jan. Am Mittwoch trifft in Szabadka eine auS englischen Officieren bestehende Commission ein, um für den südafrikanischen Krieg 3000 Pferde zu kaufen. Die Pferde sind schon jetzt au-gewählt und werden beim Avlangev der Commission nur au-gemustert. Die Preise sind gestiegen, da diese Ps'rde wegen ihrer Ausdauer in Strapazen berühmt find. Brüssel, 16. Januar, vr. LeydS erklärte einem Redakteur des „Stoile Beige", er erhalte nicht mehr die geringsten Nachrichten aus Transvaal, und bemerkte, daß eine Anzahl Briefe geöffnet waren und von der Brüsseler Post wieder geschloffen werden. Rach einer Kapstädter Meldung wurde ein ge fangener Bur auf dem Gefangenenschiff „Manila" in der SimonSbucht von einem Wachtposten erschossen. Er soll einen anderen Wachtposten angegriffen und ihm das Gewehr wegzunehmcn versucht haben. Nach einer anderen Meldung aus Sterkstroom wurde der kapländische Anwalt Vermooten wegen Hochverraths vor Gericht verwiesen, da er versucht haben soll, britische Unterthanen in Dordrecht zur Unterzeichn»: g einer eidlichen Neutralitäts-Erklärung gegenüber de n Frei staat zu b.wegen. DaS Mitglied des KapparlamentS Hoffmann, welcher als Arzt zu den Buren ging, ist als Gefangener in de Aar und wird wahrscheinlich vor ein Kriegsgericht gestellt. Die 43 bei Sunnyside gefangenen holländischen Kapcolonisten werden voraus sichtlich vor den obersten Gerichtshof in Kapstadt ge stellt werden, da sie nicht der Militärgerichtsbarkeit unterstehen und in Kapstadt noch kein Kriegsrecht proclamirt ist. London, 16. Januar. Das „Reuter-Bureau" meldet aus Masuro vom 13. d., im Basutolande und im Oranje-Freistaat seien Gerüchte weit verbreitet, daß die Gesammtverluste der Transvaal- und Frei staatburen bei dem letzten Gefecht vor Ladysmith zu sammen nur 5 Todte und 5 Verwundete betragen. Diese Gerüchte machten eine aufreizende Wirkung auf die BasutoS, da dieselben in dem Glauben belassen wurden, daß die Engländer immer in stärkeren Nach theil gerathen sind. — Amtlich wird berichtet, daß du Garnison von Mafeking bei einem Ausfall Lie Schanzen der Buren mit Nachdruck angriff. Die Zelte der Buren wurden durchlöchert. Die Verluste sind nicht erwähnt. Rach Telegrammen aus Kapstadt wurden Lord Roberts uns Kitchener bei ihrer Ankunft mit großem Enthusiasmus empfangen. Die demonstrative Ovation der britischen Einwohner, welche die Straßen besetz! h:elten, übertrumpfte noch BullerS Triumphzug bei dessen Ankunft. Die Schiffe im Hafen waren decorirt und wechselten Salut mit den Strandbatterien. Der Generalanwalt Solomon als Vertreter der Regierung, ferner die Bürgermeister und die Stadtvcrtretung l> grüßten die Generale im Hafen. Die Generale iuhreu nach dem Regierungsgebäude, cScortirt von der Leib- garde. Die Engländer applaudirttn, während tzu Holländer gezwungen stillfchwiegcn. Der General anwalt Solomon wurde von den Engländern mi Zischen und Johlen begleitet. Ueber die Laufgräben der Buren und deren Eindruck auf die englischen Truppen enthält ein Brief aus Kapstadt vom 18. Dezember an die „Zwollefche Courant" anschauliche und sehr interessante Mil- tbeilungen. Die Laufgräben der Buren sind nach vorne so hübsch durch Klippen und Steine maskiert, daß selbst auf kurzen Abstand nichts davon zu sehen ist, und der Kopf des Schützen ist auf 40 Schritt auch nur mühsam zu erkennen Meistens sind die Laufgräben in Leihen hintereinander angelegt, die letzten höher als die vordersten: und stets aus den letzten beginnen die Buren zu schießen. Der Feind läuft dann heran, das Augenmerk auf die auS den hintersten Gräben Schießenden gerichtet, wie es die Gordons bei MagerSfontein thaten, bis ganz nahe bei ihm ein Hagel von Geschossen niederschlägt. Als General Wanchope mit Aufopferung des eigenen Lebens den Gordons vorauszugehen suchte, probirten diese es wohl ein paar Mal, aber sie konnten nicht, sie blieben liegen. Dasselbe ereignete sich am Tugela, wo die Briten alle Buren oben auf den Kopjes glaubten, weil von hier aus allein geschossen wurde: auf dem einen Flügel waren die Engländer schon über den Fluß und liefen auf die KopjeS zu, als sie merkten, daß sie in ein Labyrinth von Laufgräben gerathen waren, von wo aus ein Kugelhagel sie wieder zurücktrieb. LSchsisches. Hohenstein-Ernstthal, 17. Januar 1800. Kihrt'ungen von allgemeinem Interesse werden dankbar ent- gegengenommen und eveutl. honvr>rt.i — Hohenstein-Ernstthal, 17. Januar. Daß der Vorstand des Kaufmännischen Vereins bei seinem dritten Vortragsabende eine glückliche Wahl hinsichtlich des Themas getroffen, zeigte sich an der stattlichen Fülle des Schwanen-Saales, zu der nicht allein die Mitglieder des Vereins mit ihren Damen, sondern auch viele Gäste beitrugen. Der Vortragende, Herr Fürstenberg aus Berlin, wußte auch sein Thema: „Die lebende Photographie", nicht nur geschickt zu entwickeln und auszuführen, fondern auch mit zahl reichen Bildern anschaulich zu machen. Ausgehend von der Thatsache, daß die Grundlage zur Ausnahme und Abbildung sich bewegender todter und lebender Körper durch die Astronomen gegeben worden, die zuerst die Bahn der wandelnden Sterne bildli' fest zuhalten wußten, zeigte er dann, wie die immer mehr vervollkommnete Kunst der Photographen Fortschritte in der Darstellung lebender Photographien machte. Mit der Zeit wurden Augenblicksaufnahmen immer getreuer und präcifer, bis es endlich gelang, Lebe wesen in jeder noch so schnellen Bewegung scharf umgrenzt zu photographiren. Die zur Vorführung kommenden, die Darlegungen veranschaulichenden Bilder erregten selbstredend das lebhafteste Interesse der An wesenden, so z. B ein ein Hinderniß nehmendes Pferd, die Tafel mit der Darstellung einer fallenden Katze, wobei die merkwürdige Thatsache illustrirt wurde, daß eine fallende Katze, selbst wenn sie nur einen Meter hoch abfällt, im Fallen ihren Schwerpunkt verändern kann und stets auf die Füße fallen wird. Im zweiten Theile des Vortrages kam die lebende Photographie auf ihrem Höhepunkte, im Kinematographen, zur Vorführung. Diejenigen, welche Kinematographen an größeren Orten, in Dresden, Berlin oder auf der Ausstellung in Leipzig gesehen, werden lebende Bilder in noch größerer Vollkommenheit zu bewundern Ge legenheit gehabt haben, an diesen Orten stehen aber auch große, sehr kostspielige Apparate und Maschinen zur Verfügung; immerhin wußten die zur Darstellung kommenden Bilder die Zuschauer aufs Höchste zu fesseln und zu amüsiren. Große Heiterkeit erregte gleich das erste Bild, welches eine Scene im Bade darstellte, mit den Bewegungen der Menschen und dem Ausschäumen und Aufspritzen des Wassers. Von den anderen Bildern waren besonders der einfahrende Eisenbahnzug, der Ringkampf mit einem Bären, der Vorbeimarsch der Cavallerie sehr gelungen. Die Mitglieder des Kaufmännischen Vereins sind sicher ihrem Vorstand sehr denkbar für den geschaffenen an genehmen Abend. — Am Montag, d.n 15. öss. abends 8 Uhr hielt der Landwirthschaftliche Verein Hohenstein-Ernstthal und Umgegend im Saale des hiesigen Gewerbehauses sein diesjähriges Winterver gnügen ab. Nach einigen vorangegangenen Concert- stücken begrüßte der Vorsitzende Herr Bäckermeister Uhlmann die Anwesenden und bedankte sich für ihr überaus zahlreiches Erscheinen. Während des nun folgenden Balles traf ein Telegramm ein, daß drei Rittergutsbesitzer Baron v. Freudenreich, Gutsherr v. Veilchenfeld, Graf v. Batzendorf eingetroffen sind, um dem Vergnügen des Vereins beizuwohnen und nicht lange, so ritten drei prächtige Reitergestalten in die Festräume ein, freudig begrüßt von der staunenden Festversammlung, die mit Bewunderung den prächtigen Vorführungen der Reiter folgte. Wie erzählt wurde, beabsichtigt die englische Armee diese Pferdeart im Burenkriege in Ermangelung des bisherigen Pferde materials in Südafrika einzuführen. Im Laufe des Abends sprach Herr Fleischermeister Schmidt auf den Vorstand des Vereins, unter dessen Leitung der Verein sich so stark entfaltet, und der sich um die Veranstaltung 'es heutigen Abends so verdient gemacht. Noch lange waren die Theilnehmer in froher Stimmung bei- sammen, manch Lob wurde der vorzüglichen Bewirth- tung des Herrn Müll-r zutheil und erst in den frühen Stunden des folgendes Tages konnte man sich trennen in,der Hoffnung, bis zu der am Donnerstag statt findenden Schlittenparthie jeden Kater glücklich über- standen zu haben. Der Verein aber möge auch im neuen Jahrhundert blühen, wachsen und gedeihen. — In der Sitzung des Krei-aoSschufseS der Kgl Kreishauptmannschaft Zwickau am 13. Januar wurde, die Uebernahme einer bleibenden Verbindlichkeit seiteu- der Stadtgemeinde Hohenstein-Ernstthal durch Einlegung einer EotwäfferuugSschleuße in fiskalisches Straßen areal genehmigt. Weiter kamen die Rekurse zur Ver handlung, die der Schuhwaarenfabrikant Herrmann in Wolkenstein gegen s ine Einschätzung zu den städtischen Anlagen in Aue und in Reichenbach erhoben hatte. Der Rekurs hinsichtlich der Filiale Aue wurde beacht lich gefunden, derjenige hinsichtlich des Geschäfts in Reichenbach abgewieseu. Auch beschloß der KreiSauS- schuß, bezüglich des Verbots der Benutzung von Gast hofsställen durch Schweine- (Groß-)händler sich dafür auSzusprechen, daß die Angelegenheit zunächst dem König!. Ministerium des Innern vorgetragea werde. — In einer Eingabe der deutschen Bäckerinnungen an den Bundesrath wird die Bitte um Befreiung der Bäckerläden von der geplanten Vorschrift eines obligatorischen Ladenschluffes mit dem Hinweise auf die eigenartigen Verhältnisse des Bäckergewerbes begründet. Die Festlegung einer ununterbrochenen elfstündigen Ruhezeit sei ebenfalls für die Angestellten in Bäckerläden undurchführbar, da der Bedarf an frischer Backwaare für den Marktverkehr für Arbeiter, Verkehrsangestellte u. s. w. bereits gegen 3 Uhr Morgen- eine Thätigkeit der Angestellten in Bäcker- läden erfordern. Der Bundesrath wird deshalb er sucht, den Beschlüssen des Reichstags bezüglich des obligatorischen Ladenschlusses seine Zustimmung zu versagen oder mindestens Ausnahmebestimmungen für das Bäckergewerbe zu treffen. — Gersdorf. Im verflossenen Jahre wurden in der Parochie Gersdorf mit einzepfarrtem Theil von Oberhermsdorf 420 Geburtsfälle in daS Kirchenbuch eingetragen. Unter diesen 420 waren 224 Knaben und 196 Mädchen. 411 Geburt n kommen auf Gers dorf und 7 auf Ob.rhermSdvlf, 2 hur getaufte Kinder waren in Magdeburg geboren. 12 Kinder kamen todt zur Welt und 40 waren leider unehelich. Bor 50 Jahren wurden 120 und vor 100 Jahren 58 Kinder geboren. — Trauungen fanden statt 66. Vor 50 Jahren 22 und vor 100 Jahren 9. Aufgeboten wur den 103 Paare. — Gestorben sind 241 Personen, im Vorjahre 291, vor 50 Jahren 85 und vor 100 Jahren 44. Unter den Gestorbenen waren 17 Ehemänner, 12 Ehefrauen, 5 Wittwer, 9 Wittwen, 5 ledige Per sonen, 193 Kinder unter 14 Jahren. Dem Alter nach starben 178 unter einem Jahre, von 1—6 Jahren 13, vou 6—14 Jahren 2, von 14—20 Jahren 2, von 20—30 Jahren 2, von 30—40 Jahren 6, von 40—50 Jahren 10, von 50 -60 Jahren 7, von 60—70 Jahren 7, von 70—80 Jahren 10, über 80 Jahre 3. — Commnnicanten waren 2313 (971 männliche und 1342 weibliche), darunter 51 Hauscommunionen. — Con- firmanden waren 144. — Zwei Enepaare feierten die aoldinc Hochzeit, eins davon wurde im Gotteshaus ungcsegnet — In den neun Kirchcncollccten wurden zusammen 196 Mk. 7 Pf. vereinnahmt. — Von 119 Mitgliedern deS KreisvereinS für innere Mission wur den an Jahresbeiträgen gezahlt: 120 Mk. 60 Pf., dazu kommen noch an Extraqabeu 1,50 Mk., also zu sammen 122 Mk. 10 Pf — Die Hauscollecte für den Gustav-Adolf-Vereiu ergab 135 Mk 55 Pf. — Außer der Epivhaniencollecte gingen für die Heidenmission ein: In 5 Missionsstunden 24 Mk. 82 Pf., in der Pfarre 22 Mk., aas 20 Missi nSbüchsen 100 Mk 11 Pi., Ertrag des Missionsfestes 168 Mk. 78 Pf., zur Linderung der Hungersnoth 45 Mk., von Confirmanden wurden gesammelt 16 Mk. 51 Pf., also insgefammt für Sie Heidenmission: 377 Mc. 22 Pf. Außerdem gingen noch an Gaben ein für die Armenier 13 Mk. 11 Pf., für den Rachbarchristbaum 14 Mk. 71 Pf., zur Vertheilung an Arme 50 Mk., zur Beschaffung neuer Altarleuchter 15 Mk. In den Bibelstunden wurden vereinnahmt 49 Mk. 35 Pf. Eine für die Anstalt in Obergorbitz gesammelte Hauscollecte ergab 78 M. 40 Pf. — Bedeutsam und von besonderem Segen rst das verflossene Jahr dadurch geworden, daß die Mittel zur Begründung der Gemeindediaconie auf gebracht wurden. Es sind zunächst zwei Familien- abende abgehalten worden, die sufttärend wirken sollte« und gewiß «uch gewirkt haben. Diese zwei Familieu- abende ergaben einen Reingewinn von 298 Mk. 10 Pf. Bon einigen Gemeindegliederu waren schon vorher 25 Mk. 10 Pf. zu diesem Zweck geschenkt worden. Da »er Gcmeinderath jegliche Unterstützung verweigerte, so wurde eine Haussammlunz veranstaltet, die ei« Der Familieaschmuck. Roman von A. I. Mordtmann (38.Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) „Ich hatte es nicht überlegt." „Natürlich nicht — aber ist das eine Ent schuldigung?" „Nein. Sie haben Recht — ich bin brutal und dumm gewesen!" Fanny wußte wirklich nicht, ob sie lachen oder zürnen oder Mitleid empfinden sollte; aber verzeihen konnte sie noch nicht, sie war zu tief verwundet. „Wer hat es Ihnen gesagt?" wiederholte sie ihre frühere Frage. „Fräulein . . ." begann Holmfeld, und dann verstummte er. Wieder am Rande einer unzarten Jndiscretion, besann er sich noch in letzter Sekunde. Aber es war zu spät. Mit Fräulein konnte nur eine einzige Person gemeint sein. „Ah — Edith also! Und woher wußte die es?" „Da- hat sie mir nicht gesagt." „So werde ich selbst das entehrende Gerücht bis zu seiner Quelle verfolgen," sagte Fanny entschlossen. „Kommen Sie, dabei müssen Sie mir behilflich sein." Kein Wort wurde auf dem Heimwege zwischen beiden gewechselt. Fanny kämpfte mit der inneren Empörung über die schändliche Nachrede, die ihr von ihrer Cousine widerfuhr, und Holmfeld war so gründ lich verstört und rathloS, daß er aus seinem verlegenen Schweigen keinen Ausweg zu finden wußte. Sie ahnten nicht, daß ihmn die ersehnte Auf klärung schon jetzt zutheil werden sollte, freilich in einer Weise, die keink von ihnen hoffte und wünschte. So eingenommen von dem einen Gedanken war Fanny, daß sie die beiden Briefe, die ihr beim Ein tritt in das Schloß übergeben wurden, kaum beachtete, obgleich der eine die Handschrift Mowbrays zeigte. Sie begab sich sofort zu ihrer Mutter, da sie erst mit dieser sprechen wollte, ehe sie Edith aufsuchte. Sie fand ihre Mutter in einer Aufregung, die noch weit schlimmer als ihre eigene war. Tödtlich erschrocken kniete sie neben Frau Scudamore, die, einer Ohnmächtigen gleich, mit geschlossenen Augen und rhränenüberströmt auf einer Ottomane lag; sie badete ihr daS Gesicht mit Kölnischem Wasser, umschlang sie schmeichelnd mit beiden Armen und vergaß ihre eigene Kümmerniß in der Sorge um die Frau, die geistig und körperlich förmlich vernichtet zu sein schien. Nach längerem Bemühen gewann Frau Scuda more ihre Fassung wieder und setzte sich ausrecht hin, immer noch von Fannys Armen liebevoll umschlungen. „Was ist denn nur vorgefallen, Mama?" fragte sie zärtlich, als Frau Pauline wieder im Stande war, zusammenhängend zu reden. „Ich kann es Dir nicht sagen, mein armes Kind," antwortete die Mutter, aber auf Fannys unablässiges Bitten und Zureden sagte sie endlich: „ES war weiter nichts als eine so entsetzliche Unterredung, die ich mit Deinem Großvater gehabt habe." Wie ein Heller Blitz durchfuhr Fanny ein Ge danke, der diese Unterredung mit dem, was sie soeben selbst gehört hatte, in Zusammenhang brachte. „WaS kann io Entsetzliche- gewesen sein, Mama?" fragte sie entschlossen, daß keine Unklarheit Zurückbleiben sollte. „Handelte eS sich wohl darum, daß wir nicht Scuda- moreS rechtmäßige Enkelinnen sind?" Bestürzt, mit weitaufgerissenen Augen starrte die Mutter ihre Tochter an. „Kind, was redest Du?" stammelte sie. „Was denkst Du? DaS ist ja furcht bar!" Sie bedeckte ihr Gesicht mit beiden Händen und stöhnte laut. Aber für Fanny war dies Benehmen ein neuer, unumstößlicher Beweis dafür, daß sie mit ihrer Frage das Rechte getroffen habe. Mit aller Schonung, aber darum nicht minder hartnäckig bestand sie darauf, nunmehr die ganze Wahrheit zu erfahren, und sie setzte ihren Willen durch. Bruchstückweise gab Frau Scudamore alles preis, was sie wußte. Es war die alte Lundbysche Mittheilung. Nun hatte auch der alte Scudamore davon Kenntniß er halten, und zwar, wie er behauptete, durch Briefe, wie aber seine Schwiegertochter trotz seines Ableugnens glaubte, durch Lundby. Darin gab Fanny ihr sofort Recht, sie glaubte jetzt zu begreifen, woher Edith und Holmfeld die Sache ebenfalls erfahren hatten. So gab es denn im ganzen Schlosse außer Ellen niemand mehr, der nicht um den Zusammenhang wußte, von dem Frau Scudamore geglaubt hatte, eS sei ein Geheimniß zwischen ihr und Lundby. Der alte Herr war sehr unguadig gegen seine Schwieger tochter gewesen, aber ganz hatte er sich doch der Er wägung, daß sie an der unheilvollen Verwicklung nicht die geringste Schuld trage, nicht entziehen können; in- folge dessen war er auch in dem, waS er al- seine Absichten für die Zukunft ankündigte, viel vernünftiger gewesen, als man nach seinem srüheren Verhalte» eigentlich annehmen durfte. Er wollte allerdings nun mehr Edith die Hauptmasse seines Vermögens, insbe sondere die zu Thirlwall gehörenden Liegenschaften und die Familienjuwelen vermachen, aber Ellen und Fanny, die immerbin seine Enkelinnen wären, wenn auch uneheliche, sollten darum doch nicht ganz leer ausgehen. Ihre Zukunft sollte vor Noth und Ent behrungen sichergestellt sein; und ebenfalls hatte er er klärt, bei der ihnen auf Thirlwall gewährten Gast freundschaft bleibe eS so wie bisher. Ehe Frau Pauline sich von ihm entfernte, hatte der alte Herr, der an fänglich gräßlich getobt hatte, nachher aber in eine mildere Stimmung gerathen war, ihr noch angekündigt, er werde die ganze Angelegenheit noch einmal gründ lich untersuchen und aufklären lassen; bis dahin solle sie nur nicht verzagen. Wenn Scudamore seiner Schwiegertochter gegen über behauptet hatte, die aufregende Kunde sei ihm durch einen Brief und nicht durch Lundby zu Theil geworden, so war daS allerdings richtig. Denn Lundby hatte natürlich dem alten Herrn nicht eine Sache er zählen können, die seine frühree Thätigkeit in ein zweifelhaftes Licht stellte, ja ihn, wenn er schon früher darum gewußt hatte, geradezu als Betrüger erscheinen ließ. Das freilich ahnte Scudamore nicht, daß der ihm vorgelegte Brief schon sehr lange in LundbyS Besitz war und erst gestern mit einem Datum ver sehen worden war. Der Brie, theilte dem Alten das selbe mit, was Lundby seiner Zeit in Hamburg Frau Pauline Scudamore erzählt hatte. Holmfelds Er scheinen hatte die Pläne LundbyS, die nicht auf eine schnelle Herbeiführung der Entscheidung gerichtet waren, durchkreuzt und ihn gezwungen, schon jetzt die Mine springen zu lassen, von der er am liebsten gar keine« Gebrauch gemacht hätte. Fanny hatte eigentlich Schlimmeres ermattet, und insofern füllte sie sich erleichtert; aber was nachblieb, war schlimm genug, jedenfalls so schlimm, daß e- ihr ferneres Verweilen auf Thirlwall unmöglich machte. (Iortsetzuug folgt.)
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