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länder aber nicht errungen zu haben, sonst würde man schon längst von neuen „Siegen" gehört haben — in solchen Fällen ist das Kabel gewöhnlich nicht gerissen. Nach allen Berichten scheint es aber, daß General White in Ladysmith am Ende seiner Kräfte ist und sich durchzuschlagen sucht, daß General Buller zur Unterstützung Whites im Rücken der Buren eben falls vorgeaangen ist und auch seinerseits eine Ent scheidung herbeizuführen suchte. Offenbar fühlt der vorläufig noch thatfächlich Oberstcommandirende der englischen Hauptarmee, General Sir Redvers Buller, den begreiflichen Wunsch, bevor der neue Generalissimus Lord Roberts und sein berühmter Generalstabschef Lord Kitchener von Kapstadt, wo ihr Eintreffen heute erwartet wird, auf dem Kriegsschauplatz anlangen, die Scharte vom 1b, December womöglich selbst wieder auszuwetzen. Ucber die Kämpfe von Ladysmith liegen nur wenige Details vor. Die Buren schlichen so nahe an die VertheidigungSwerke heran, daß die Gordon- Hochländer und das Manchester-Regiment sie mit den Bajonetten zurücktreiben mußten. Lord Dufferins Sohv, der Earl of Ava, wel-'.er unter den Officieren in Lady smith ist, soll dabei gefährlich in der Hüfte verwundet worden sein. Dieser erste Sturm dauerte mehrere Stunden. Die Buren wurden zurückgeschlagen, doch geht aus den officiellen Teleg ammcn hervor, daß der Sturm alsbald wieder ausgenommen wurde. In Frere hörte man schweren Kanonendonner und unaufhörliches Gewehrknattern bei Ladysmith von 3 Uhr am Sonn abend Morgen an. Buller schloß daher schon vor Whites heliographischer, um 9 Uhr Morgens ein getroffener Meldung, daß die Buren einen Sturm auf Ladyfmith unternommen hätten. Buller befahl einen Angriff auf Colenso mit allen Truppen. Lie gefammte Division Clerys marfchirte aus; auf dem linken Flügel stand Hildyards Brigade, auf dem rechter Bartons und Cavalleric. Der Angriff wurde langsam entwickelt. Um »,z5 Uhr Nachmittags ging die Artillerie im Centrum vor und begann das Bombarde ment auf die Buren-Position zwischen dem Hlangwane berg und dem Fort Wylie. Ein fchw:res Gewitter brach um diese Zeit über der kindlichen Stellung los. Um -/,6 Ukr avancirtc Bullers ganze Armee und gelangte in die Nähe der Colensobrücke. Dies geschah unter dem Schutz der englischen Marine- und Feld geschütze, welche fortwährend Granaten auf die Schützen gräben am Flußuscr und die Forts der Buren warfen Eine Reutcrmeldung aus London vom 8. besagt dann weiter: General White meldete aus Ladyfmith mittelst Heliographen vom 7. d. nachm. 2 Uhr: Gestern früh begannen die Buren einen Angri auf meine Stellung, welcher sich indessen in der Haupt fache gegen Caesarcamp und den Vazgen-Hügel richtete. Der Feind, welcher sehr stark an Zahl war, führte den Angriff mit großem Muth und E..crgie durch. Einige unserer Verschanzungen aut dem Vaggen-Hügcl wurden drei Mal vom Feinde genommen und von uns wieder erobert. Der Angriff dauerte bis halb 8 Uhr Abends. Eiil Punkt unserer Stellung wurde de» ganzen Tag vom Feinde besetzt gehalten. Bei Anbruch der Dunkelheit indessen, während eines heftigen Regen stromeS, gelang es, den Feind durch einen vom De vonshire-Regiment unter dem Beseh! des Obersten Park ausgcführten Bajonettangriff aus der Stellung heraus zuwersen. Auf dem Vaggen-Hügel hatte Oberst Hamilton den Befehl inne und leistete ganz Hervorragendes Seine Truppen hielten sich selbst in den kritischsten Augenblicken vorzüglich und waren stolz darauf, der Königin so dienen zu können. Der Feind wurde überall unter großen Verlusten zurückzeworsen, feine Verluste dürsten dicjmigen aus unserer Seite weit über steigen. Der Bericht über unsere Verluste wird erstattet Werde», sobald die Verlustlisten vollständig vorliegcn. Die Capitulation d-s im B:tschuanalandc liegen den Städtchens Kurnman ist um deswillen wichtig, weil eS, nordwestlich von Kimberley südwestlich von Mak- king gelegen, alle westwärts nach diesen beiden Orten führenden Straßen beherrscht. Auch die Generale French und Gatacre pflücken keine Lorbeeren General French zieht immer noch vergebens an die Thore von Colesberg und General Gatacres Sehnen, in Stormberg einzurück-n, ist immer noch ungestillt. Erst der Besitz dieses Punktes würde ibn zum wirklichen Beherrscher der Verbindungsbahn nach Middelburg hinüber machen und ebendmmt die Fühlung mit dem General French ermöglichen, woraus das combinirte Vordringen nach dem Ocauje-Frcistaat erst beginnen könnte. D:e Schlappe, die das French'jche Corps getroffen, scheint wieder eine tüchtige gewesen zu sein, wie schon aus den verclauiulirten Meldungen des englischen Tele- ;raphen hervorgeht. Der Berichterstatter des „Reuter- cheu BureauS" in RenSburg fügt seinem Bericht über »en Verlust der 70 Mann des Suffolk-RegimentS bei ColeSberg hinzu, noch sei nicht bekannt, wie viele Mann außerdem getödtet oder verwundet seien. Die Buren beherrschten noch die über Achtertang nach dem Oranje- Freistaat führende Straße. Die „Times" meld's aus RenSburg, die Verluste deS Suffolk-RegimentS beziffern sich auf 7 Osficiere und 30 Mann an Gefallenen und gegen 50 Mann an Gefangenen. Ein Brief des Correfpondentcn des „Globe" aus Modder-River vom 16. December erwähnt in der Dar- tellung der Schlacht am Modder-River, daß zwischen Lord Methuen und General Wanchope, der die Hoch- Lnderbrigade commandirte, Meinungsverschiedenheiten in Bezug auf die beste Art, den Feind anzugreifen, bestanden hätten. Lord Methuens Plan gewann indeß die Oberhand. Die letzten Worte Generals Wanchop:, als er an der Spitze seiner Brigade fiel, die aus einer Entfernung von 300 Airds vom Kreuzfeuer des Fein des zermalmt wurde, waren: „Um GotieS Willen Leute, tadelt mich deshalb nicht!" Ler Korrespondent sag! ferner, daß die dichte Aufeinanderfolge der Frontangriff.' gegen den unsichtbaren und sicher verschanzten Feind die Truppen muthlos zu machen beginne. Die Basutos werden, nach einer Depesche der „Times", in ihren Sympathien für England schwankend. Die Transvaaler nahmen einz lne HäüptlingSsöhne mit nach Prätoria und zeigten ihnen daS Lager britischer Gefangener. Die englischen Verluste während der kurzen Campagne betragen bis jetzt nach Berechnung des „Chrovicle" die colossale Höhe von 6791 Mann, da runter 2166 Gefangene. Vom Modderfluß meldet ein Privattelearamm, daß die Buren sehr öconomifch mit Schicßmatcrial umgehen und sehr vorsichtig in ihrer. Bewegungen sind. Die Aufstellung der Buren ist halb mondartig, wobei die Hörner des Mondes fast die rechte und linke Flanke der Engländer einschließen Lord Cecil, Salisburys Sohu, ist am Typhus in Maleking erkrankt. Die „Times" bringen in einem Telegramm aus Mafeking vom 26 December Einzelheiten über den Ausfall des Obersten Baden-Powell Danach blieb der Versuch, die Stellung des Feimes bei Gametree zu nehmen, erfolglos, "da das Fort in der dem Ausfall vorhergehenden Nacht durch die Buren stärker befestigt worden war. Man glaubt, daß die Buren von der Absicht Baden-Powells, anzugreifen, durch Verrath Kenntniß erhielten. Ewige englische Soldaten gelangten kämpiend bis an die Berschanzuvgen der Buren, vermochten sie aber nicht zu nehmen. Die Buren sollen Explosivgeschosse gebraucht und Todtc und Verwundete ausgeplündert haben. Eine w'chtige Nachricht heliographirt General White aus Ladyfmith in der Meldung, die letztoerflosicne Woche habe die Zahl der Fieberkranken um 71 erhöbt, d. h. um über 1000/g gegen die Vorwoche, unr dabei erwähnt der belagerte General, der selbst sich eben erst vom Krankenlager erhoben hat, nur die .emsten Fälle". Am Fieber erkrankt sind also offenbar weit mehr Leute. Auch dir Lebensmittel in Stadt und Lager gehen rasch zu Ende, wie die Preise der bescheidensten Nahrungsmittel bis ins Unglaublichste steigen. Zwei Enkel des Präsidenten Krüger, di- Attaches der Brüsseler Transvaal-Gesandtschaft Rickert und Eloff, die zur Buren-Armee abzcgangen sind, wurden nach in Brüssel eingegangcnen Meldungen in Kapstadt genommen. Kimberley leidet furchtbar trotz der 42 Plim- puddings, die Cecil Rhodes zu Weihnachten im Sana torium kochen und vertheilen ließ. Typhus und andere Krankheiten grajsircu. Die Buren legen auf den Dronfieldhügeln nördlich von Kimberley neue Redouten an. Im Ganzen sieht sich Kimberley von einer 17 Meilen langen Reihe feindlicher Resoutcn un» Ver schanzungen eingeschlosfcn. Auch stellten die Buren eine Anzahl neuer schwerer Geschütz? auf. 4- -fe * Nach alledem ist es begreiflich, daß die Stimm ung in Loudon trübe ist. Wie ein Telegramm meldet, erkennen sämmtliche Morgenblätter den hohen Ernst der militärischen Lage an. Die Schlappe des French- schen Corps, die Capitulation von Kuruman und der anscheinende Todeekampf von Ladysmith bilden den trüben Text der heutigen Leitartikel. Die Regierungs blätter predigen zwar Kaltblütigkeit, allein schon agi- tirt die conservative, wegen ihrer enormen Verbreitung einflußreiche Daily Mail offen gegen das Kabinet Sie bringt heut daS Alter der einzelnen Minister und meint, es sei das älteste bisher dagewesene Ministerium. Noch schlimmer sei, daß es nur zwei Männer von kaufmännischer Erfahrung in seiner Mitte habe, Chamberlain und Goschen. Weiter erklärt das Blatt, diese nationale Anhänfung von Antiquitäten würde von militärischen Sachverständigen berathen, die auch zu alt wären und sich nicht nur incompetent, sondern unverbesserlich gezeigt hätten. „Morn. Post" fordert neue energische Maßnahmen. Sie schreibt: Der Erfolg hat die Kampfstärke der Burenarmee, die vor zwei Monaten außer Stande war, einen solchen Angriff auf Ladysmith, wie den am Sonnabend zu machen, verdoppelt. Diese Armee wird nicht zertrümmert werden durch solche Maßregeln, die die gegenwärtige Regierung ersonnen hat oder ersinnen dürste. Die Beweise mehren sich, daß nicht bloß die allgemeine Kriegführung, für welche die Regierung unfehlbar verantwortlich ist, bis zu einem gewissen Grade fehlerhaft gewesen und an die Irr tümer der serbischen Regierung im 1885 und die der französischen Regierung im Jahre 1870 erinnert, sondern daß die taktische und strategische Ausbildung der Generale und Truppen, die die besondere Auf gabe des Höchstkommandirenden ist, unzulänglich ge wesen ist. Die Zeit ist erschienen, wo die Nation sich aufraffen und die Anstrengungen machen muß, die erforderlich sind, um Führer zu finden, die führen können und denen die Hilfsquellen des Reiches rur Verfügung gestellt werden können. In anderer Weise kann Erfolg nicht erzielt werden. Diese Lage wird keine Aenderung erfahren, selbst wenn White jeden Burenangriff zurückschlägt oder sich den Rückzug nach dem Tugela erkämpft. Ein großer Sieg Bullers dürste die Lage retten, aber bis zur Stunde ist kein Anzeichen vorhanden, das Buller zum Angriff vor- gerückt ist. Manchester, 9. Januar. Der erste Lord des Schatzes, Balfour, hielt gestern hier vor seinen Wählern eine Rede: Er zog einen Vergleich zwischen der gegen wärtigen Lage und der Lage der gleichen Zeit im vergangenen Jahre, als der Zwischenfall bezüglich Fa- schodaS soeben in einer für England wie für Frankreich ehrenvollen Weise beigelegt war, wo beide Länder, welche einen Augenblick getrennt schienen, durch eine Meinungsverschiedenheit die heute glücklicher Weise für immer beseitigt sei. Im weiteren Verlauf seiner Rede gab Balfour einen Rückblick auf die Ereignisse vor dem Kriege und sagte, er glaub:, daß trotz der mitsTransvaal bestehen den Schwierigkeiten niemand und sicherlich nicht die Regierung den Krieg für unvermeidlich oder selbst für sehr wahrscheinlich gehalten habe. Balfour führte aus, die Regierung habe nicht gegen die Vermehrung der Rüstungen seitens Transvaals protestirt, weil ihr der Mund geschlossen war durch Len Einfall Jamesons. Die Regierung von Transvaal wäre immer in der Lage gewesen, zu erwidern, daß ihre Rüstungen sich nicht gegen England richten, sondern gegen die Frei beuter. England habe daher ungenügend vorbereitet den Krieg begonnen und hätte keine Rüstungen machen können, während die Verhandlungen noch schwebten, sondern hätte nur daS thun können, was es für noth wendig hielt zu* Vertheidigung. Er glaube nicht, daß jemand hätte dar Cabwet beeinflussen können, etwas anderes zu thun, als es gcthan hat. Er gebe zu, daß England die militärisch: Leistungsfähigkeit der Buren unterschätzt habe. Die unglückliche Klemme vonLady- imith sei außerhalb jedw von der Regierung anze- stellten Berechnung, jedoch sei das Eindringen der Buren in britisches Gebiet nicht derart, daß auch nm der Furchtsamste zu erschrecken vranche. Balfour be tont schließlich, die Regierung habe den Generalen durchaus freie Hand gegeben. Der Krieg sei ein solcher für die Berthe:rigung des afrikanischen Reiches und werd: in der Weife zu End- geführt werden, daß kein derartiger Krieg je wieder in Afrika werde geführt werden. Zuletzt machte Redner sich über die im Aus lande laut gewordene Voraussagung lustig, daß die Auflösung des britischen Reiches begonnen Hase. London, 9. Jsn Die Blätter sind geneigt, die Rede Balfours ungünstig m beurtheilen, namentlich die Behauptung, d»ß die Regierung keinen ernstlich:« Fehler gemacht, sowie sein Argument, daß der Jame son-Einfall der Regierung die Hände gebunden habe. W«S die Waff-Neimuhr nach Transvaal betrifft, so behaupten die „Times", die Regierung würde, wenn sie mit Festigkeit »er Fortsetzung der Rüstungen ent gegen getreten wäre, den Krieg verhindert haben, oder -och in denselben mit wesentlich anderen Aussichten mneingegangen sein. Tie „Times" melden aus Laurenzo-Marquez, „Standard and Digger News" zufolge schloß Präsi dent Steijn seine Neujahrsbotschaft an die Burgherr wie folgt: „Möge im nächsten Jahr die Afrikander- Nation Frieden nnd Ruhe finden, möge der Friede auf der Grundlage errichtet werden, daß der Feind, der uns während des ganzen Jahrhunderts unterdrückte nnd verfolgte, nicht mehr in der Lage fei, un zähliges Blut zu vergietzen, möge Gott in feiner nnendlichen Gnade nns dies ge währen." Mchsisches. Hohenstein -Ernstthal, 9. Januar 1900. Erhebungen von allgemeinem Interesse werden dankbar ent« gegengcnommen und evevtl. honvr'rt.; — Im zweiten Halbjahr 1899 haben im Regierungsbezirk Zwickau 30 Feuerwehrleute das von Sr. Maj. dem König gestiftete Feuerwehr-Ehrenzeichen verliehen erhalten. — Im Regierungsbezirk Zwickau meldeten sich im vorigen Jahre 62 Aspiranten zur Prüfung für den Einjährig-Freiwilligen-Dienst. Hiervon bestanden 34 die Prüfung; 27 wurden zurückgewiesen, 1 Aspirant trat zurück. Außer den 34 Prüflingen erhielten 440 Schüler höherer Lehranstalten den Berechtigungsschein auf Grund beigebrachter Reife zeugnisse. — Die ganz irrthümliche Meinung, daß die silber nen kleinen Zwanzigpfennigfiücke außer Kurs gesetzt seien, ist so verbreitet, daß auf diesen Jrrthum wieder holt hingewicfen werden muß. Dieselben haben volle Giltigkeit und müssen von Jedermann bis zum Betrage von :0 Mk in Zahlung genommen werden. — Im deutschen Institut für Schutzimpfungen gegen Tollwuth haben im Jahre 1899 384 Personen, die von tollwuthverdächtigen Hunden oder Kaken ge bissen wurden, Hilfe nachgcsucht. Als ein vorzüglicher Erfolg der Impfung muß es bezeichnet werden, daß nur 6 Personen "gestorben sind. Unter den Ver- stordmen befinden sich drei Männer, die zu spät, nämlich nach bereits erfolgtem Ausbruch der Wuthkrankheit, Aufnahme nachfuchten, und ein Mädchen, welches eine besonders schwere, tiefgehende Wunde am Oberschenkel erlitten hatte. Zwei Kinder endlich starben infolge anderweitig hinzugctretener Krankheit. Es sei hierbei bemerkt, daß der Schutz gegen Tollwuth erst vierzehn Tage nach Schluß der Behandlung cintritt und die Symptome der Wuthkrankheit sich erst fünf bis sechs Tage nach dem Biß einzustellen pflegen. -- Wüstenbrand, 8. Jan. Das zum Hohen Neu jahr von der hies.Freiw.Feuerwehr veranstaltete Vergnügen war auch diesmal besonders gut besucht. Schon lange vor Kasstnöffnang begehrte eine größere Anzahl Besucher Einla;; und nach kurzer Zeit zeigten sich die verfügbaren Plätze als nicht zureichend. Das Programm, welches an und iüc sich schon sehr reichhaltig war, wurde durch einige Musikstücke der Hofmann'schm Capelle ausgefüllt. Unparteiisch gehandelt müßte man, um den Spielern gerecht zu werden, jedem ein besonderes Lod erthnlen, denn jeder Theil des Programms wurde gut und be friedigend auSgcführt. Jedenfalls ist der Leitung und den Spielern ein vielmaliges Ueben, Müht und Arbeit auch nicht erspart geblieben. Möge nun dieser Verein in der angenehmen Lage sein, dem Bekleidungsfond, zu dessen Besten die Aufführung stattgefundcn hat, ein recht ansehnliches Sümmchen zu überweisen. — Im verflossenen Jahre wurden in der Parochie Langenberg-Meins-orf geboren 58 Kinder, näm lich 25 Knaben und 33 Mädchen, 45 in L, 13 in M., darunter 9 uneheliche und 4 todtgeborene (1898 76 Kinder). Aufgeboten wurden 21 Paare, getcaut 18 Paare. Gestorben sind 42 Personen, 32 in L., 10 in M, 24 männliche, 18 wnblich; (1898 47 Personen). Äußer diesen wurden noch 3 auswärts Verstorbene auf hiesigen Gottesacker begraben, nämlich 2 aus Falken und 1 aus Hohenstein Ernstthal. Communicanten waren 949 416 männlich: und 533 weibliche, darunter 36 Erstlinge und 20 Hiwscommunicanten, gegen 1898 ein Mehr von 6 Personen. An kirchlichen Collecten kamen ein 71 Mark 25 Pf., gegen 60 Mark 44 Pf. im Vorjahre. — Oberlungwitz. Das Stiftungsfest des hiesigen Kreuzbrudertifches ist in Anbetracht der vielen Der Familienschmuck. Roman von A. I. Mordtmann (SS.Fortsepung.) (Nachdruck verboten.) Dann hätte man sie nur gleich in Wittenaes lassen sollen! Sie sah sich im Geiste schon als Land mädchen im rothen Rock und mit plumpen Holz pantoffeln an den Füßen —, sie, die gestern noch den unschätzbaren Familienschmuck der Scudamores getragen hatte, sie, die an einem Fenster saß, von wo aus, so weit man blickte, Scudamoresches Besitzthum sich aus dehnte, sie, die nahe daran war, das Scudamoresche mit dem stolzen Familienwappen der Vanes zu ver binden! Noch war eine Möglichkeit vorhanden, den ihr drohenden Schicksalsschlag abzuwenden, wenn es gelang, Holmfeld zum Schweigen zu veranlassen. Außer ihm und ihr selbst wußte es noch niemand; nur Lundby mochte eine Ahnung haben, und dessen Schweigen zu erkaufen, gab cs nur einen Weg. Edith riß und zerrte in ohnmächtigem Zorn an ihrem feinen Spitzentaschen, tuche, wen« sie darun dachte, daß dieser tölpelhaft ehr liche Holmseld ihr alle Aussicht raubte, jemals Herrin von Corfe Castle zu werden und als Lady Vane mit den echten Juwelen zu prangen, die sie so lange in Nachbildungen besessen hatte. Vor allen Dingen, das sah sie ein, galt es, Zeit zu gewinnen und die unvermeidliche Katastrophe zu verzögern, bis sie sich mit Lundby berathen hätte, dessen Schlauheit vielleicht noch einen Ausweg finden würde. So gern sie es vermieden hätte, unerbittlich drängte sich ihr die Nothwcndigkeit auf, in dieser Angelegenheit keinen Schritt zu thury ohne den Rath des Mannes, auf dessen Bundesgenossenschaft sie nun einmal ange wiesen war, eingeholt zu haben. ES war bitter, daß sie sich damit vollständig in dessen Hände gab, aber das war unter allen Umständen unvermeidlich, und wenn sich nach Beseitigung der unmittelbar drohenden Gefahr ein Entrinnen aus der Gewalt Lundbys nicht mehr ermöglichen lassen würde, so mußte es eben hin genommen werden. Wer aus dem Fenster springt, um dem Tode in den Flammen zu entgehen, fragt zunächst nicht darnach, ob er unten mit heilen Gliedern ankommen wird. Das Ergebniß dieser stundenlangen Erwägungen war ein Billet an Lundby, worin sie ihn um eine kurze Unterredung bat, die von ganz außerordentlicher Wichtigkeit wäre. Ihre Zofe kam sofort mit der Ant wort zurück, daß der Secretär Fräulein Frere in einer Viertelstunde zur Verfügung stünde. Eine weitere Be stimmung des Ortes hielten beide für überflüssig, da sie es als selbstverständlich betrachteten, daß sie sich wieder unauffällig im Garten treffen würden. Um das Ganze noch natürlicher erscheinen zu lassen, ging Edith sogleich hinunter, setzte sich mit einem Buche in den Stuhl am Springbrunnen, wo sie an schönen Tagen gewöhnlich zu sitzen pflegte, und wartete auf Lundby, im stillen zu allen Heiligen betend, daß es keiner der andern Damen einfallen möge, sich zu ihr zu gesellen. Einmal war die Gefahr, daß es so kommen würde, sehr groß, denn Fanny kam vom Hause her, ebenfalls mit einein Buch in der Hand; aber glück licherweise war die junge Dame, die trotz mancherlei Verschiedenheit des Charakters und der Bildung nicht ungern in Ediths Gesellschaft war, heute nicht dazu aufgelegt. Sie wünschte, mit sich allein zu sein und die Stelle im Walde aufzusuchcn, wo sie Mowbray zum ersten Male gesehen hatte. Sie war dem wackeren Seemanne, der zwar ein Engländer war, aber voni Engländer nur die guten Eigenschaften zu haben schien, von ganzem Herzen zugethan nnd über seine plötzliche Abreise so betrübt, daß sie sich dessen beinahe schämte. Sie ging an Edith heran und fragte: „Du hast wohl nicht Lust, mit mir zu gehen? Du siehst so träge aus." „Das bin ich auch. Wie kann man nur so herumlaufen? Bleibe lieber bei mir — aber ich sage Dir gleich, ich bin heute sehr langweilig." „Dann ziehe ich es vor, mich in meiner eigenen Gesellschaft besser zu unterhalten." Und ihrer Cousine lächelnd eine Kußhand zu werfend, ging sie weiter. Jedes der beiden Mädchen war froh, daß es die Andere losgeworden war. Kaum war Fanny hinter den Bäumen verschwunden, als Lundby vom Hause her langsam und scheinbar absichtslos heranschlenderte. Indem er an Edith vor beikam, zog er höflich den Hut und blieb erst stehen, als sie ihn anrief: „Herr Lundby, ich möchte Sie etwas fragen!" Sie zeigte ihm in dem Buche eine Stelle, und er nahm es zur Hand, um aufmerksam hinein zu sehen. Wer beide vom Herrenhause beobachtet und von dem, was sie sprachen, nichts gehört hätte, würde geglaubt haben, daß Edith den Secretär über eine schwierige Sache um Nath gefragt hätte. Ec zog sich einen Stuhl heran, setzte sich neben sie und nahm die Haltung eines Untergebenen an, der in aller Ehrer bietung einer Höherstehenden etwas erläutert. In Wahrheit aber berührte ihr Gespräch mit keiner Silbe das Buch. „ES muß etwas sehr Wichtiges sein, was Miß Frere veranlaßt, meinen sehnlichsten Wünschen ent gegenzukommen, für die sonst wenig Verständniß bei ihr vorhanden ist," begann Lundby die Unterredung. „Etwas Wichtiges und Unangenehmes, wobei es mir mehr um Ihren Rath als um Ihre feindseligen Bemerkungen zu thun ist," erwiderte Edith in übler Laune. „Ich höre und gehorche," sagte Lundby. „Also was ist es?" „Es handelt sich bei dem, was ich Ihnen zu sagen habe, um meine ganze Zukunft und, insofern Sie daran betheiligt sind, auch um die Ihrige." „Sie wissen, wie sehr ich daran betheiligt bin." „Nun denn, um ein armes Mädchen würden Sie sich doch niemals bewerben, nicht wahr? Sie müssen also mit Ihren Aufmerksamkeiten gegen mich aufhören, nun, da ich in Gefahr bin, ein solches zu werden." „Ah — ist die Sache so schlimm? Hat dieser Herr Holmfeld Ihnen so böse Nachrichten gebracht?" „Ich fürchte, daß sie auf meinen Großvater einen sehr üblen Eindruck machen werden." „Und diese Stachrichten?" Edith wurde ungeduldig. „Kommen Sie, Lundby, Sie errathen Sie ja doch! Was war es denn, womit Sie mir immer gedroht haben? Ist es nicht dasselbe?" „Wie kann ich das wissen? Wenn Sie meinen Rath wünschen, so müssen Sie sich schon entschließen, etwas deutlicher zu werden. Es nützt nichts, wenn Sie mir in einer schwierigen Sache etwas verheimlichen." „Um es kurz zu sagen: Holmfeld will Herrn Scudamore mittheilen, daß ich gar nicht seine Enkelin bin, sondern eine gewisse Marie Violet, die Tochter eines fra-zösischen Capitäns, dessen Schiff in der gleichen Nacht an derselben Stelle gestrandet ist wie die „Angeline"." (Fortsetzung folgt.)