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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 03.01.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-01-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190001039
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19000103
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19000103
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-01
- Tag 1900-01-03
-
Monat
1900-01
-
Jahr
1900
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 03.01.1900
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Die Entscheiduva in diesem Krüge wird der Politik des nächsten JahreS ihren Stempel aufdrückev. M. Pf- 17 Das Pf- 4 639 854 Der M. 386 503 33 Pf- rund 1179 VLS 4 770 000,— 3 «62 bl7,4V 4 685 412,7b 3 805 316,63 56 39 Ende December Gesammtumsatz im M. Mehr-Rückzahlungen 16 075 Einlagen-Guthaben betrug Ende November 4 655 929 190V ab auf 3'/g "/» erhöht worden. Die Sparkasse befindet sich im Stadthause — Neumarkt — und ist jeden Wochentag von 8—1 Uhr und 3—5 Uhr geöffnet. i Englische Schlappen bei Mafekiug. Die Be- ! lagerten von Mafeking haben zwei Ausfälle gemacht . und wurden von den Buren mit erheblichen Verlusten . zurückgeschlagen. Der erste Ausfall fand am 24. und i der zweite am 26. December statt. Ueber das Nähere , wird nach Meldungen aus dem Burenlager über London telegraphirt: General Snyman meldet aus Molopo vom 24. December: Die in Mafeking stehenden britischen Truppen griffen in ihrer Gesammtstärke mit > einem Feldgeschütz, mit Maximgeschützen und einem : gepanzerten Zug Les Burenfort an. Sie drangen bis - zu den Mauern das Forts vor, aber die Buren hielten das Fort. Auf britischer Seite sollen die Verluste 55 Mann betragen. Die Buren machten drei Gefangene. — Nach einer aus Mafeking in Pretoria eingegangenen amtlichen Depesche hat die Garnison von Mafeking am 26. December einen zweiten Ausfall gemacht, bei dem der Verlust der Engländer an Todten und Verwundeten 109 betrug, während von den Buren 2 fielen und 7 verwundet wurden. Ueber die Kämpfe wird ferner aus Pretoria über Lorenzo Marquez telegraphirt: Die in dem Gefecht bei Malopo gefangen genommenen drei englischen Soldaten sagen aus, daß ein Stabsosficier Baden Powells in dem Kampfe getödtet und Lord Edward Cecil, ein Sohn des Marquis Salisbury, und Lord Charles Cavendish Beniink verwundet seien. Die Engländer hätten den Ausfall gemacht, um die großen Kanonen der Buren zu erbeut n. Die Verluste der Engländer seien sehr schwer. Das R'Uterschc Bureau berichtet aus Pretoria: Der Burencommandant Swart meldet aus Zeerust, daß er die Kaffern in der Nähe von Derdepoort am 22. December angegriffen und nach einem heftigen Gefecht ihre Stellungen genommen habe. Die Buren haben 3 Todte und 5 Verwundete. Aus Kapstadt wird vom Freitag telegraphirt: Gestern Abend wurde das britisch: Lager bei Victoria West südlich von De Aar alarmirt, cs kam zu einem heftigen Kampfe mit einer Abtheilung Buren, welche! wie man glaubt, die Bahnlinie zu zerstören beabsichtigten! AuS Ladysmith wird dem „Daily Chronicle" gemeldet, Bullers Mißerfolg in dem Entsatz von Ladysmith verursacht große Enttäuschung. Das > Bombardement richte jetzt erheblichen Schaden an. Der Thurm des Stadthauses sei zerstört und viele Gebäude beschädigt. Durch eine einzige 96pfündige Granate seien am Montag 6 Soldaten getödtet und 3 verwundet, sowie mehrere Pferde getödtet worden. Die jetzt eingetroffene, in Pretoria erscheinende Zeitung Standard und Digger- News vom 25. Nov. , enthält einen Brief aus dem Burenlager von§ Ladysmith vom 16. November, in dem unter Anderem mitgetheilt wird, daß nach Aussagen eines aus der belagerten Stadt geflüchteten Schwarzen der Kap- , kolonie TyphuSfieber in Ladysmith wüthete; die Leichen < krepirter Ochsen und Pferde lägen Tage lang in den < Straßen, weil sie wegen des Feuers der Buren nur schwer fortgeschafft werden könnten. Vier auS Ladysmith desertirte Unteroffiziere hätten eidlich auS- gesagt, daß der größere Theil der englischen Truppen ! zu kapituliren wünsche, und selbst viele Offiziere seien Feinde vor. In Pietermaritzburg sind die Lazarette bereits sämmtlich ausgeräumt. Der Beginn des Kampfes hängt anscheinend vom Eintreffen der am 26. d. M. in Kapstadt angelangten schweren Artillerie ab. In Kapstadt scheint man zu fürchten, daß der fchleppende Gang der Dinge auf dem Kriegsschauplätze jetzt noch zur Ausbreitung des Ausstandes im Norden der Kolonie beitragen könnte, während man im Burenlager enttäuscht sein soll, daß die während der Feiertage erwarteten Putsche in verschiedenen bisher ruhigen Bezirken und in Kapstadt selbst nicht aus- gebrochen sind. Mit zunehmender Dringlichkeit wird in manchen kapländischen Kreisen die Nothwendigkeit betont, das Kriegsrecht über die ganze Kolonie zu verhängen. Die englischen Blätter überbieten sich fast in Schilderungen von der Vortrefflichkeit der Buren stellungen auf dem östlichen, wie auf dem westlichen Kriegstheater. Hier wie dort scheinen die Buren ununterbrochen an der Verbesserung und Verstärkung t^.r Verschanzungen zu arbeiten und Maßnahmen zu treffen, die ihnen auch gegenüber einem beträchtlich vermehrten englischen Heer ein erhebliches Uebergewicht sichern. Am Modderfluß ist bei der großen Aus dehnung der Burenlinie an eine Umgehung seitens der Engländer gar nicht zu denken und am Tugela wird die Lage von den Buren so planmäßig auS- genutzt, daß die Engländer wiederum der Vermuthung Ausdruck geben, daß die Buren unter der Führung festländischer, das heißt in diesem Falle: deutscher Offiziere stehen. Diese Annahme ist indeß falsch; die Engländer haben im Laufe der zehn Wochen, die nun schon der Krieg währt, zur Genüge erfahren, daß die Buren für die Art von Krieg, die ihnen eigenthümlich ist, europäische Führer gut entbehren können und unter Befehlshabern fechten, die die Bewunderung geschulter europäischer Offiziere erregen. AuS dem Chievelcylager wird dem „Daily Telegr." vom 28. Dezember gedrahtet, die Buren hätten sich vom Südufer des Tugela nach dem Nord ufer zurückgezogen aus Furcht, der hochangefchwollene > Fluß könnte ihnen den Rückzug abschneiden. Buller > verlegte das Hauptquartier nach Frere (also rück wärts!) i London, 1. Jan. Nach einem Telegramm i des „Daily Telegraph" aus dem Lager von Frere! von gestern wurden dort in der Nacht, die sehr dunkel und stürmisch war, zwei erfolglose Bewegungen aus- > geführt. Die englischen Truppen waren vollkommen > durchnäßt und erschöpft. : Lager von Frere, 30. Dez. (Reuter- Meldung.) Einige hundert Buren sind am Südufer, des Tugela infolge plötzlichen Steigens des Flusses, abgefchnitten. Andere Hundert haben die Hügel zur i Rechten des Lagers von Chieveley besetzt. Depeschen, welche von White eingingen, melden, daß der Feind vor Ladysmith infolge der nächtlichen Angriffe und der Wegnahme einiger Geschütze sehr in Aufregung sei. Die Trockenheit in der Stadt sei normal für die Jahreszeit. Ein Geschoß der Buren, welches in ein Haus einschlug, in dem Offiziere speisten, habe einen derselben getödtet und mehrere verwundet. DaS Reutersche Bureau meldet aus Chieveley, Posten Rückzahlungen 6153 Einzahlungen 9295 Mehr-Rückzahlungen Einiagen- Gut haben einschl. der gutgeschr. Zinsen Gesammtumsatz Neue Konten 1043 MchßMS. Hohenstein-Ernstthal, 2. Januar 1900. WWc SMkch WtOii-AML Verkehr im Monat December 1899. 542 Rückzahlungen in Höhe von 117 607 M. 52 Pf. 964 Einzahlungen „ „ „ 101532 „ 35 „ December betrug Eröffnet wurden 126 und erloschen sind 69 Konten. Verkehr in den Jahren 1898 und 1899: Der «rieg «m Transvaal. Während das Londoner „War-Office" (KriegS- ministerium) seit einigen Tagen überhaupt keine Nachrichten aus Afrika mehr veröffentlicht, kommt von anderen Seiten die Kunde, daß dort die ernstesten Nachrichten eingelaufen feien. Wie der Pariser Temps aus London meldet, erhielt das Kriegsamt geheim gehaltene Informationen, welche die Situation des Kriegsschauplatzes dahin zusammenfasse: „In Kapland befinden sich 50000 Afrikander in offenem Aufruhr. In de Aar sind die Generäle French und Gatacre arg bedrängt von den Oranjeburen. Ihre Ver- bindungen sind durch die aufständigen Holländer des Kap abgeschnitten. Am Modderriver soll ein neuer blutiger Kampf Lord Methuen gezwungen haben, süd lich zurückzuweichen. Auch er sei isolirt. Auf der Route Durban-Ladysmith fei Buller bis Pietermaritz burg zurückgetrieben. Die Lage in Ladyfmith sei ver- zweifelt." Auch die englischen Berichte lassen erkennen, daß die Engländer nach den erhaltenen Keulenschlägen sich wieder anfangen zu raffen und daß es auf den Kriegsschauplätzen wieder lebhafter wird. General Buller bereitet augenscheinlich einen Vorstoß zunächst zur Säuberung des südlichen Tugela-Ufers vom dafür, aber General White, vr. Jameson, Oberst Rhodes und Sir John Willoughby seien durchaus dagegen. Der Transvaal-Gesandte Dr. Leyds erklärte einem Interviewer, der ihn in Brüssel aufsuchte, auf die Frage, ob er an die Einnahme von Ladysmith glaube: „Nein". Er glaubt, daß der Platz sich noch länger halten wird, da der Muth der Garnison ungebrochen scheint, nach den letzten Ausfällen zu «rtheilen. Lady, smith ist ein Hauptwaffenplatz ter Engländer und mit Borräthen und Kriegsmaterial gut versehen. In Bezug auf die Dauer des Krieges sprach der Gesandte die Ueberzeugung aus, daß vor der Hand nicht an Frieden zu denken sei. Der Interviewer berührte dann die AufstaudSbewegung der Afrikander, die immer mehr um sich greift, und bat um seine Ansicht, ob es wohl möglich sei, jetzt noch einen Frieden zu erlangen auf Grund des Zustandes vor dem Kriege. „Rein", antwortete Dr. LeydS, „die Zeiten sind vorüber! ES ist ganz unmöglich, daß wir die uns zu Hilke eilenden Afrikander und deren Grund und Boden den Eng ländern wieder ausliefern sollten. Sie erklären sich für uns, opfern Gut und Blut, sie werden mit uns stehen oder fallen. Nunmehr kann keine Rede davon sein, einen faulen Frieden anzuneh neu, das wäre Ver- rath und .Selbstmord z« gleicher Zeit. Jeder Fußbreit des Landes, das uns zufällt, schließt sich uns an für alle Zeiten. Sollten wir aber zurückgedrängt werden, was mir jetzt schwerfällt zualauben, so werden wir kämpfen, so lange der letzte Bur Waffen zu tragen im Stand: ist." „Glauben Excellenz, daß die Delagoabucht ernstlich von den Engländern! bedroht ist?" „Natürlich," fiel die Antwort auS, „die englische Prcsse bereitet die Besetzung derselben vor, durch die Regierung dazu an- gefpornt. Sie werden sehen, daß die portugiesische Colonie demnächst vergewaltigt wird. Dann aber sind auch wir berechtigt, einzumarschiren, um eine englische Landung zu verhindern." Etwas abweichend hiervon berichtet ein Vertreter des Amsterdamer Allzcmeen Handelsblad über eine von ihm gepflogene Unterredung mit Dc. Leyds wie folgt: Der Gesandte erklärte, die Gerüchte von der Ein führung von W-sf-il und : unition über die Delagoa- Bay sc>en durchaus unbegründet und nur ein Vor wand für die Besetzung der Bay durch England LeydS fügte hinzu, er glaube nicht, daß England in vö.kerrechtSwidriger Weise die Bay besetzen werde, klebriges habe Transvaal genügenden Vorrath an Waffen und Munition, und es sabricire selbst die ihm nöthige Munition, Borräthe und Lebensmittel seien für zwei Jahre genügend vorhanden. Leyds bezeichnete alle Nachrichten über die Intervention als völlig erkunden. Der amerikanische Consulatrverweser in Pretoria telegraphirte, daß die Behörden von Transvaal in entgegenkommender Weise dem Ersuchen der Vereinigten Staaten stattgegeben haben, es möge einen, amerikani schen Offizier gestattet werden, den Bewegungen der Buren-Truppen zu folgen. Das Kriegsdepartement wird daher unverzüglich einen geeigneten Offizier auS- wählen, der sich sofort nach dem Kriegsschauplatz be geben soll. I 8 99 Mark 1 166 »68,99 I 109 710,63 4b 658,36 vom 29. d. Mts., aus guter Quelle werde berichtet, daß die Buren während der zweitägigen Verwendung der SchiffSkanonen in der letzten Woche zwischen 30 und 40 Todte hatten. AuS Ehieveley wird gemeldet: Die Buren haben durch den optischen Telegraphen Nachricht über die Stellung General Bullers erhalten. Englische Marine geschütze bombardiren die Verschanzungen der Buren, a. ch in der Gegend von Ladysmith dauert dar Geschütz feuer fort. In Kimberley wurde während eines Ausfalls vom 22. d. Mt». festgestellt, daß die Buren nur noch drei Geschütze in der Nähe von Kimberley haben. Auch die Zahl der vor Kimberley befindlichen Buren ist sehr gering; aber die Buren sind in der Lage, größere Verstärkungen in kurzer Zeit an sich heranzuzieheu. Der Correspondent der Central-NewS meldet unter dem 26. December vom Modder-River: Eine englische Cavallerie-RecognoSciruogS-Abthellung wurde von den Buren beschossen; dadurch wurde eine neue befestigte Stellung der Buren mit sechs großen Geschützen und zwei Schnellfeuerkanonen entdeckt. W-iter wird vom westlichen Kriegsschauplätze berichtet: London, 1. Jan. Rach amtlicher Meldung ist die Lage Methuens unverändert. General French be richtet, die Buren hätten ihre verschanzten Stellungen bei Rendsburg verlassen, um sich nach ColeSberg zurück- zuziehen. ^er Rittmeister Montmorency von den 21. Lancers stieß mit einer überlegenen feindlichen Streit macht zufammen und wurde im Laufe des Tages ge zwungen, sich nach Dortrecht zurückzuziehen. Erloschene Konten 931 Der Zinsfuß für Spareinlagen ist vom 1. Jan. 1898 Mark Posten 1 242 761,60 6200 1 111 186,01 10885 '131 665,49 — Ueber sicht über Nieders chläge und Temperatur im Monat December. (Mittheilung der hiesigen meteorologischen Station.) Sa. 48.3 d. Niederschläge Niederschläge In Lit. pro Niedrigste Tem ¬ Höchste Tem ¬ Temperatur mittags Tag. Ouadr.-Met. peratur. peratur. 12 Uhr. 1. — 0.2 7.5 5.8 2. 1.1 — 1.0 4.8 4.1 3. 1.4 1.2 2.7 2.4 4. 0.0 — 3.8 1.7 1.6 5. 18.2 — 0.2 3.9 2.5 6. 6.9 - 0.1 2.1 1.9 7. — — 3.2 -2.5 — 2.5 8. 0.1 — 7.3 — 3.5 — 3.7 9. 0.1 — 8.5 — 3.8 — 4.0 10. 0.0 — 10.0 — 7.2 — 7.2 11. 1.3 — 11.6 — 9.4 — 9.6 12. 1.9 — 14.7 — 9.3 — 10.3 13. 0.3 — 12.5 — 10.2 — 10.2 14. 2.3 — 17.0 — 9.3 — 10.8 15. 0.0 — 16.9 — 11.8 - 12.7 16. 6.3 — 13.0 -6.6 — 7.8 17. 4.4 - 8.3 -0.9 — 1.0 18. 0.0 - 7.2 — 4.0 — 5.4 19. — — 11.7 — 0.1 — 2.5 20. — — 6.7 — 4.0 — 3.6 21. 0.0 — 7.9 — 4.9 — 5.1 22. — — 10.2 — 3.8 — 5.2 23. — — 14.1 — 1.7 — 4.9 24. 0.5 — 8.9 1.6 0.1 25. 0.9 — 0.6 2.5 2.3 26. 2.6 — 1.5 0.0 0.4 27. — — 5.9 — 1.0 — 1.1 28. — — 2.9 2.1 1.7 29. — — 3.3 4.7 4.0 30. — 3.3 6.5 5.9 31. 0.0 5.0 10.7 10.7 — Hohenstein-Ernstthal, 2. Januar. Der Jahreswechsel war dieses mal, wenn es auch kein Jahr hundertwechsel war, dennoch geeignet, das Interesse eines jeden Menschen mehr als in anderen Jahren zu erregen; deutet doch schon äußerlich die Aenderung in der Jahrhundertzahl einen bedeutsamen Abschluß an. Es wird wohl am verflossenen Sylvester nur wenige Menschen gegeben haben, die nicht den Anbeginn des neuen Jahres erwartet haben. Um Mitternacht in der Jahreswende zeigte sich denn auch in den Straßen und namentlich in den Gastwirthschaften so reges Leben, gleichwie sonst in frühen Abendstunden. Nachdem der Glockenschlag 12 verhallt war, setzte das Geläut der Glocken ein und begrüßte mit ehernem Schalle den Wechsel des Jahres Auf dem Altmarkte stimmte zur Feier der ernsten Stunde der Kirchenchor einen Gesang an, auf dem Neustädter Marktplatze hatte sich zur gleichen Feier der Mannergesangverein Neu stadt versammelt. — Am Reujahrstage herrschte hier ein mildes, sonniges, fast frühlingLartiges Wetter; die Strahlen der Sonne schmolzen erheblich den Schnee auk den Fluren und ließen den noch grünen GraS- wuchs erkennen. ES fehlt: nur der Vogelsang, um die Illusion eines Frühlingstages zu vervollständigen. — Wegen Schneeverwehungen ist auf den Linien Großhartmannsdorf—Brand—Langenau und Reustadt- Stolpen während der ganzen WeihnachtSwoche der Ver kehr erheblich gestört gewesen. Das am Sylvester ein getretene milde Wetter wird wohl auch eine Besserung in diesen VerkehrSzuständcn herbeigeführt haben. — St. Egidien. Herr Diakonus Frenzel in Geringswalde wurde zum Pfarrer der hiesigen Kirchen- gemeinde gewählt. — Hohndorf. Auch in unserem Orte giebt sich lebhafte Sympathie für die tapieren Buren kund. Dieselbe kam recht treffend zum Ausdruck durch das Ergebniß einer Sammlung, welche der hiesige Orts- verein veranstaltet und die jetzt schon die beträchtliche Summe von 142 Mk 65 Pf. ergeben hat. — Amtliche Meldung. Chemnitz. 31. Dec. Auf dem Bahnhof Pockau-Lengefeld fuhr heute Vor mittag der Flöhaer Güterzug 5234 dem von Reitzen hain kommenden Personenzug 1311 in die Flanke, wobei vom Personeuzug der Packmcisterwagen und 1 Personenwagen und vom Güterzug die Maschine nebst Tender entgleisten. Außerdem wurden ein ZugS- bediensteter ans^einend schwer und ein zweiter, sowie fünf Reisende leicht verletzt. Der Materialschaden ist gering. Der Betrieb wurde aufrecht erhalten. — GegrnJnvaliaität und Alter sind iv Glauchau z. Zt. 8311 Personen versichert. Von diesen Ver sicherten beziehen 436 Personen Rente, und zwar 271 Personen Arters- und 165 Personen Invalidenrente. Demnach erhält von den Versicherten jede 19. Person Rente. Bei einer Einwohnerzahl von rund 27000 ist in Glauchau hiernach jede 3. Person versichert und eS Hansl's Veloziped. Eine Weihnachtsgeschichle von Woldemar Urban. (Nachdruck verboten.) 4. Fortsetzung. IV. Diesmal hatte Hansl Glück. Kein toter Maul wurf noch sonst irgend welches aufregendes Getier kam ihm unterwegs in die Quere und so richtete er seine Botschaft an Mimi pünktlich aus. Die Wirkung war eine ganz unerwartete. Seine Schwester weinte und lachte in einem Athem, ließ sich den Hergang des Vorfalles mit dem jungen Fallmerayer bis ins Ein zelne erzählen und geberdete sich wie närrisch. Hansl machte sich darüber seine eigenen Gedanken Wäre er einmal auch nur halb so närrisch geworden, so wäre Tante Aurelie sicher aus der Haut gefahren und er hätte Hiebe bekommen von früh bis abends. Aber die großen Leute glaubten immer, sie hätten vor einem armen kleinen Jungen etwas voraus und könnten sich ihm gegenüber alles erlauben. Noch schlimmer wurde das am nächsten Tag, als Hansl mittags aus der Schule kam. Das ganze HauS war in Aufregung. Eine sonderbare geheimnißvolle Geschäftigkeit und verhaltene Lustigkeit hatte alle be fallen. Seine Mutter stand aufgeregt und in außer gewöhnlichem Putz im Laden, lachte verschmitzt, als er durchging und gab ihm imVorbeigehen einen kleinen Klapps, natürlich nur im Scherz. In der guten Stube stand eine fast leere Flasche Wein und einige Kuchenreste. Dabei vier Gläser, ebenfalls nur zum Theil ausge trunken. Irgend ein Fest mußte während seiner Ab wesenheit stattgefunden haben und während Hansl sich über die verschiedenen Ueberbleibsel mit besserem Ver- ständniß hermachte, trat seine Schwester in die Stube, fuhr aufgeregt auf ihn los und küßte ihn lachend und weinend ab, daß er dachte, er uiüsse ersticken. „Laß mich doch gehen," sagte er, „seid Ihr denn alle verrückt geworden? Ist denn heute ein Geburts tag, Mimi?" „Aber Hansl, weißt Du denn nicht ?" begann seine Schwester lachend, brach dann aber ab und küßte ihn wieder. Diese übergroße Zärtlichkeit, gerade wenn er ein Stück Kuchen in der Hand hatte, kam ihm nicht ge- legeu. „Was soll ich denn nur wissen," fragte HanSl wieder. Aber seine Schwester antwortete nicht, sondern lachte nur und lief davon. Plötzlich fiel ihm wieder der Manu ein, der ein anständiger Mensch fein sollte, wenn alles gut werden sollte, und der heute um elf Uhr hatte kommen wollen. Offenbar war er dage- wesen und Hansl ging sofort zu seiner Tante Aurelie, um nähere Kundschaft über die Sache einzuziehen. Abe- selbst Tante Aurelie, die sonst immer übellaunisch und blaß in ihrem Lehnstuhl saß, kam lebhaft auf ihn zugelaufen und die unwillkommenen Zärtlichkeiten be gannen von neuem. „Hansl, HanSl," rief sie ihm zu, noch ehe dieser den Mund aufmachen konnte, „Du bist der bravste Junge in der ganzen Stadt." Das brachte das Hansl wieder von seinem Vor haben ab. Eine andere Geschichte, die ihm mehr am Herzen lag, ging ihm durch den Kopf. „So, Tante? Ist das wahr?" fragte er. „Ja, ja. Wenn Du auch einmal ein bischen wild und unverständig bist, so hast Du doch ein goldenes Herz." Mit dem goldenen Herzen war es nichts. Hansl hielt sich an den braven Jungen. Diese Titulatur ging ihm so zu Gemüth, daß er bald darauf wieder vor seiner Mutter stand und dieser erzählte, die Tante habe ihn einen braven Jungen genannt. Da die Stimmung augenblicklich in selterner Weise günstig für ihn lag, so wollte er natürlich das Eisen schmieden, so lange es heiß war. „Ja, das bist Du, Hansl, das bist Du wirklich," sagte seine Mutter gerührt und vollständig ahnungs los über die geheimen Absichten ihres Sprößlings. „Also bekomme ich mein Veloziped!" fuhr Hansl logisch wie ein Advokat fort. „Aber," meinte seine Mutter verblüfft, „das habe ich nicht gesagt." „Ja, Du hast gesagt, wenn ich brav wäre, be käme ich mein Veloziped und nun bin ich einmal brav und nun willst Du wieder Ausreden machen." „Wenn nun aber der Vater nicht will?" „Er wird schon wollen." „Du fällst sicher herunter, Hansl. Du bist noch zu klein. Nächstes Jahr oder in zwei Jahren wird schon Rath werden." So sind nun die Menschen! Nun war dem armen Hansl das unmöglich scheinende gelungen, er war an erkanntermaßen ein braver Junge, wenngleich er nicht wußte, wie das zuging und nun suchte man ihm feinen Preis wieder mit allen Finessen streitig zu machen. Was nützte es denn dann einem armen kleinen Jungen brav zu sein? Aber Hansl ließ nicht nach. Am heiligen Abend kam der junge Herr Fallmerayer zu Besuch zu seinen Eltern. Alle Welt kam darüber in eine unglaubliche Aufregung. DaS gab ein Fragen und Antworten hin und her, ein Wichtigthun, ein Händeschütteln, als ob man sich im ganzen Leben noch nicht gesehen hätte. Besonders Mimi und Herr Fallmerayer selbst waren wie aus dem Häuschen und das arme Hansl wurde trotz seiner Bravheit garnicht beachtet. Das war nun der Dank! Hansl hätte weinen mögen über das ein fältige Gethue, über das verlegene Rothwerden feiner Schwester, das Kichern von Tante Aurelie und die Redensarten herüber und hinüber. ES war das reine Theater, nur von Hansl's Veloziped war keine Rede mehr. „Wenn ich kein Veloziped bekomme," platzte er endlich weinerlich heraus, „so pfeife ich auf die ganze Herrlichkeit." (Fortsetzung folgt.)
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