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Redaktioneller Teil. X- 1K8, 22. Juli 1922. sendung ist ein geschlossener, mit gleichem Kennwort versehener Briefumschlag beizusügcn. in dem Name und Adresse des Ein. senders enthalten ist. Spätestens 10 Tage vor dem Termin der Königsberger Versammlung erfolgt die Veröffentlichung der eingegangenen Beiträge im -Börsenblatt slir den Deutschen Buchhandel«. Die Feststellung der Preisträger erfolgt durch die Königs berger Versammlung selbst im Wege der einfachen Mehrheits- abstimmung. Es werden ausgesetzl: ein l. Preis in Höhe von lOOO.-— Mark, ein 2. „ „ „ 600.— „ «in 3. „ „ 400.— „ Die Einsendungen gehen mit allen Rechten in den Besitz des Verbandes der Kreis- und Ortsvereine im deutschen Buch- Handel über. Wir bitten nochmals alleKreisedesBuchhandels, sich an der geplanten Ausstellung und an dem Preisausschreiben rege zu -beteiligen. Halle a. S. u. M agde b urg, den 20. Juli 1922. Der Vorstand des Verbandes der Kreis- und Ortsvereinc im deutschen Buchhandel. Walther Jäh. Max Kreisch mann. Hermann Nie me her. Schweizerischer Buchhändlerverein In unfern Verein find ausgenommen worden: Herr Emil H o e f e l i - F u r r c r, in Firma Azed A.-G., Basel; Herr E. Schäublin, in Firma Buchdruckerei und Buch handlung zum Landschastler A.-G., Liestal. St. Gallen und Bern, den 1. Juli 1922. Für den Vorstand des Schweiz. Buchhändlervereins: Der Präsident: Der Sekretär: Otto Fehr. vr. R. b. Stürler. Der Markthelferstreik und der Leipziger Platz. Seit Sonnabend, dem 8. Juli, steht in Leipzig der buchhänd lerische Verkehr still, weil einige Hundert Markthelfer ganz plötz lich die Arbeit niedergelegt haben. Wie immer entsteht in solchem Falle zuerst die Frage nach den Schuldigen. Die Vertreter der Markthelser behaupten, die Vertreter der Arbeitgeber hätten eine Fortsetzung der Verhandlungen, die vor dem Streik schwebten, schroff abgelehnt. Die Vertreter der Arbeitgeber behaupten, das sei ihnen gar nicht eingefallen. Sie hätten sich nur nicht berech tigt gefühlt, über den Kopf ihrer Mandanten einer von den Markthelfern ultimativ geforderten Lohnerhöhung von SO"/» ab I. Juli zuzustimmen, und darüber am 8. Juli erst ihre Haupt versammlung befragen wollen. Der am 8. Juli morgens ausge brochene Streik hatte diese Befragung nunmehr überflüssig ge macht. Selbst zugegeben, diese Meinungsverschiedenheit fei eine wirklich vorhandene und keine aus taktischen Gründen auf seiten der Markthelfer erzeugte, so muß es doch befremdlich anmuten, daß die Markthelfer kurzerhand in den Streik getreten sind, ohne zuvor den friedlichen Instanzenweg weiter zu beschreiten und die Vermittlung des Schlichtungsausschusses und im Falle der Ab lehnung eines Schiedsspruches, diejenige des Demobilmachungs- kommissars anzurufen. Bei aller Würdigung der verschlechter ten wirtschaftlichen Lage, die durch die neuerliche sprunghafte Geldentwertung entstanden ist, will es doch scheinen, als ob hier aus irgendwelchen taktischen oder politischen Gründen der Wirt schaftskamps begonnen worden ist, und daß absichtlich die Wege der Verständigung nicht erschöpft worden sind. Sucht man einen Grund für dieses, dem besonnenen Teil der Leipziger Markthelfcrschaft sicher wesensfremde Vorgehen, so kann man ihn nur darin finden, daß -eine Machtprobe wirklich ge wollt worden ist. Den Besuchern der Kantate-Messe 1922 wird es vielleicht noch erinnerlich sein, daß allen Messebesuchern von 1026 einer der Organisationen der Gehilfenschaft ein Flugblatt zuge stellt wurde, in dem über die ungenügenden Gehaltsverhältnisse im Buchhandel lebhaft geklagt und als Demonstration die Mas senabwanderung aus dem Buchhandel empfohlen wurde. Bisher ist in Leipzig nicht ersichtlich geworden, daß die Gehilfenschaft diesem etwas eigenartigen Appell zum Selbstmorde ihres eigenen Berufs gefolgt ist. Selbstverständlich findet ständig ein Wechsel in andere Branchen, die in der glücklichen Lage sind, besser be- zahlen zu können, statt. Es handelt sich aber immer nur um einzelne Gehilfen, die infolge ihrer individuellen Veranlagung besseres Fortkommen finden. Der größeren Menge der buch händlerischen Angestellten fehlt die für andere Geschäfte not wendige Vorkenntnis, sodatz es ein gefährliches Beginnen er scheint, sie demonstrativ zur Abwanderung zu veranlassen, ganz abgesehen davon, daß man über den moralischen Wert einer sol chen, auf Vernichtung eines Standes abzielenden Agitation ja verschiedener Ansicht fein kann. Dieselbe Taktik und dasselbe Programm, das zu Kantate von den Gehilfen agitiert wurde, scheint auch jetzt dem Markthelserstreik zugrunde gelegt worden zu sein. Man will offenbar den Leipziger Buchhandel durch Ab wanderung zur Ader lassen und bekümmert sich wenig um die Folgen eines solchen, die breite Allgemeinheit schwer schädigenden Beginnens. Die Arbeitnehmer im Buchhandel sollten nachgerade wissen, daß der Buchhandel nicht auf Rosen gebettet ist, und daß es nicht schlechter Wille oder Unternehmerdünkel ist, wenn den Ange stellten und Arbeitern im Buchhandel nicht in demselben Ausmaße Zulagen bewilligt werden können wie in anderen glücklicheren Branchen. Die Vertreter der Arbeitnehmer scheinen das Bör senblatt nicht zu lesen, sonst müßten sie über die wirtschaftliche Krisis im Sortiment, im Verlag und im Zwischenhandel orien tiert fein und nachgerade erkennen, daß im Buchhandel ihr Ruf nach Abwälzung aller Verteuerung auf die Preise nicht so leicht wie vielleicht in andern Branchen erfüllt werden kann. Die Schraube ohne Ende gilt immer noch als aller Weisheit höchste. Warum wenden wir sie im Buchhandel nicht einfach an? Warum dulden die Sortimenter das Hinschwinden ihres Betriebskapitals, indem sie aus dem Verkaufserlös eines Bu ches nicht einmal das inzwischen teurer gewordene Ersatzexem plar bezahlen können? Warum verkaufen die Verleger ihre Aus lagen zu Preisen, aus denen sie nicht die Hälfte der Kosten der Neuauflage wieder bestreiten können? Warum hält -der Kom missionär seinen Betrieb aufrecht und begnügt sich mit einem Unternehmergewinn, der in gar keinem Verhältnis zu Kapital, Risiko und Sorgen steht? Warum stürzen sich Barsortimente und Grossogeschäfte in finanzielle Lasten, um Scheingewinne zu erzielen, von Monat zu Monat aber an Vermögenssubstanz, d. h. an Lagerwerten einzubützen? Alles nur, weil die Arbeitgeber im Buchhandel in ihrer Gesamtheit zu einsichtslos sind, um ihre Preise ganz friedlich statt auf das Fünfzehn- bis Zwanzigfache auf das Sechzigfache zu erhöhen und sich wie in anderen Bran chen den Weltmarktpreisen mit Riesenschritten zu nähern? Nein, meine Herren Arbeitnehmer, ganz so einfach liegt im Buchhandel das Preisproblem denn doch nicht. Wenn die Arbeitgeber im Buchhandel durch ihre Preispolitik Opfer bringen, unter denen zwar auch ihre Mitarbeiter nicht wenig, ihre Betriebe aber durch Einbuße der Vermögenssubstanz noch mehr leiden, so liegen hier für ethische und volkswirtschaftliche Gründe vor. Dabei kann man ruhig zugeben, daß der Buchhandel diesen Gründen bisher zu sehr Rechnung getragen hat, indem er sich nicht rechtzeitig auf iveitere im Herbst 1921 und im Sommer 1922 erneute kata strophale Markentwertungen eingestellt hat. Es kann also zuge geben werden, daß im Hinblick auf diese neuerlichen, unerwarte ten Wirtschaftserscheinungen der Buchhandel mit seinen Preisen wieder einen gewaltigen Sprung vorwärts tun muß, aber wiederum mit dem Resultat, daß er der allgemeinen Geldent wertung dennoch nur in gewaltigem Abstande folgt. Das ethische Moment dieser Preispolitik im Buchhandel braucht nicht beson ders herborgehoben zu -werden. Jeder Bücherkäufer, auch der Arbeiter, spürt die Wohltat am eigenen Leibe, wenn er für seine geistige Nahrung oder für die feiner Kinder nicht die schwindeln den Preise zu zahlen hat, die er für seinen sonstigen Lebcnsuntcr-