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978 PAPIER-ZEITUNG Nr. 22 war. Auch Karl Steller in Berlin SIV, Alte Jacobstr. 20/21, führte Beklebemaschinen der Firma Maschinenbaugesellschaft vorm. Kaiser & König in Ronsdorf vor. Wer sich sonst noch über alle Aussteller und die aus gestellten Gegenstände der offiziellen Papiermesse unter richten will, verlange vom Leipziger Meßpalast, Rudolf Fleischhauer, Leipzig, Petersstr. 44, einen Führer. Schaufenster von Kunst- und Papierhandlungen Erziehung durch Kunst ist ein Schlagwort unserer Zeit, aber es wird wohl noch eine geraume Weile dauern, ehe dieses Wort zu einer lebendigen Kraft wird, die ein besseres und glücklicheres Geschlecht heranbilden soll. Ein besseres und glücklicheres Geschlecht, welches das Gute und Schöne vereinigen soll. Schule und Haus sind die Bildungsstätten, denen die Aufgabe der künstlerischen Erziehung zufällt. Aber der Weg zur Schule ist weit und führt durch viele Straßen. Vermöge der Schärfe seiner noch unverbrauchten Sinne sieht das Kind alles, was sich auf der Straße zeigt. Seine Aufmerksamkeit wendet sich hauptsächlich den Auslagen der Spielwaren, Bilder- und Papierläden zu, nicht immer zur Bereicherung seines Wissens und seiner reinen Kindes welt. Es gibt noch nicht viele Auslagen, deren Aufbau be weist, daß man neben dem Geschäftsinteresse auch Ver ständnis für geschmackvolle und künstlerische Aus schmückung besitzt. Im Gegenteil, die Anhäufung von Gegenständen, die oft ohne Wahl nebeneinander gestellt sind, läßt erkennen, daß bei der Anordnung der rein äußer liche Grundsatz gewaltet hat, dem Publikum eine gedrängte Uebersicht aller Verkaufsgegenstände zu geben. In den Auslagen mancher Papier- und Bilderläden stört nicht die Ueberhäufung der ausgestellten Waren das künstlerische Empfinden, sondern die dargestellten Gegen stände verletzen das sittliche Empfinden. Hier ist Besserung dringend geboten, und sie hat auch schon begonnen. Er zieher und Künstler arbeiten in Bild und Wort an der Auf gabe, das Verständnis für die Kindeswelt zu öffnen und den Weg nach dem Ziele zu weisen. Künstlerhände sind auch an dem Aufbau mancher Auslagen tätig. Abseits von dem Lärm der Hauptstraße hat sich eine solche Erziehungsstätte aufgetan: Das Albrecht Dürer-Haus. Es trägt mit Recht den Namen des deutschen Meisters, dessen Bild- und Buchkunst nach vier Jahrhunderten noch seine lebendige, erzieherische Kraft bewährt. Wie zwei gastliche Räume öffnen sich die mächtigen Fenster, sie sind nur durch grüne Leisten von dem Niveau der Straße ge schieden. Die grün gerahmte Eingangspforte nimmt einen bescheidenen Mittelplatz ein. Links oben stehen die Worte Albrecht-Dürer-Haus, rechts die Namen der Doppelfirma auf schwarzem Grunde in weißen Buchstaben, deren klare, scharfe Ausprägung an die vorbildliche Druckkunst des Meisters erinnert. Die gelbgrau getönten Wände sind durch dunkelgrüne, hellgemaserte Leisten gegliedert und werden oben in halber Fensterhöhe durch eine Galerie ab geschlossen. Die Auslagen bilden ein geschlossenes Ganzes und verraten dennoch durch die Oeffnung nach oben ihre Zusammengehörigkeit mit den Innenräumen. Von den ruhigen, mittleren Tönen der Hinterwand heben sich die dargestellten Gegenstände kräftig ab. Der Hauptgegenstand, den man nach Bedarf erhöht, ist in die Mitte gerückt; weniger hohe Gegenstände füllen die Ecken, die Auf stellung verflacht sich nach dem Vordergründe zu, der meist mit Büchern belegt ist. Der Raum links ist der Kinderwelt geweiht, hier beginnt die Erziehung ihre Auf gabe, durch Form und Farbe auf den Werdenden zu wirken. Eine wohltätige Ruhe beherrscht das Ganze und ladet zu gemächlicher Betrachtung ein. Einem jeden Gegenstand ist Raum gegönnt, um sich in seiner Besonderheit zu zeigen, die durch Form, Farbe und Bestimmung bedingt ist. Einige Bücher sind aufgeschlagen, um die Güte des Papiers, den deutlichen Druck, die Bilder, meist Originallithographien, bewundern zu lassen. Die geschlossenen Bücher zeigen einfache und geschmackvolle Einbände. Die Auslagen wechseln nach den Bedürfnissen und Forderungen der Zeit, bald ist das Festliche, bald das Lehrhafte betont. Die Weihnachtszeit brachte eine Ausstellung von Spielzeug, Beschäftigungsspielen und Unterhaltungsbüchern: einer Be ratung über Lehrgegenstände galt eine Auswahl von Lehr mitteln, die sich an die zeichnerische Begabung der Kinder wendet. Auch hier bewundern wir die Geschicklichkeit der Anordnung, die malerische Gruppierung. Der Raum rechts wendet sich an Erwachsene, an denen die künstlerische Erziehung ihre Aufgabe vollendet hat. Kunst und Kunst gewerbe wirken hier zusammen. Skulpturen und Bilder, kunstvolle Geräte, schillernde Seidenstoffe, die durch ein farbige Plüsche gedämpft sind, vereinigen sich zu einer wundervollen Farbenharmonie. Wir suchen nach ähnlichen Pflegestätten der Kunst. Die Leipzigerstraße bietet uns mehrere solcher Ruhepunkte Die Kunsthandlung von Werckmeister zeigt uns ihre Bilder sammlung in demselben schlichten, dunkelgrünen Rahmen, der auch die farbenprächtigsten Darstellungen unauffällig zusammenschließt. Die Anordnung folgt hier nicht ganz denselben Gesetzen wie in den soeben besprochenen Aus lagen, wo die Mannigfaltigkeit der Formen der Gegen stände gefällige Gruppierung erleichterte. Hier ist die An- Schaukasten des Albrecht Dürer-Hauses Ordnung gebunden durch die immer gleiche Form des Vierecks der Kunstblätter und durch den einförmig wirken den weißen Rand. Eine Abwechslung bietet hin und wieder die langgestreckte Form eines Rechtecks, das mit ent schiedenen Strichen die Quadrate zu einer Gruppe zwingt. Die Gruppierung wird hauptsächlich bestimmt durch den Inhalt der Blätter, die man gern zu einem zusammen gehörigen Ganzen vereinigt. Das Hauptthema, wenn die Ausstellung ein solches bietet, nimmt die Mitte ein, dem sich die andern in wohltuendem Rhythmus einfügen. Es sind meist Wiedergaben von Meisterwerken, aber ein kundiges Auge und ein liebevolles Verständnis für die Eigenart des Künstlers weiß unter der Fülle der Verfahren die herauszufinden, welche am treuesten die Handschrift des Originals wiedergeben. Oft haben alle Bilder nur einen einzigen Farbenton, dunkelblau, grau, rötlich oder gelb. Außer dem Inhalt der Bilder wirkt dann noch die harmonische Zusammenstellung der Farbentöne bestimmend, düsteres Dunkelblau wird durch sonnig wirkendes Gelb aufgehellt. Sehr farbenprächtige Bilder werden durch Schwarzweiß- Darstellungen gemildert. Einige Bilder sind gerahmt. Dann erwächst die dritte Aufgabe, den Rahmen dem Bilde und der übrigen Umgebung anzupassen. Doch die schwierige Aufgabe wird glücklich gelöst und jede Woche mit dem selben Glück erneut. Die Handlung bevorzugt echte Hölzer in schlichter, vornehmer Ausführung. Der Stil der Ein-