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Schreibwaren-Großhändler, Schreibwaren- Kleinhändler und Warenhaus Der Großhändler X in Nr. 19 scheint nicht zu wissen, daß die Warenhäuser lediglich für den Großkapitalisten arbeiten, durch marktschreierische Reklamen das leichtgläubige Publi kum an sich heranziehen und meistenteils zu höheren Preisen verkaufen als die Spezialgeschäfte. Sind die kolossalen Un kosten, die Warenhaussteuer und die Kapitalzinsen, letztere aber nicht zu knapp, herausgewirtschaftet, dann ist Schluß, die Groß kapitalisten stecken das Geld ein, während die Städte, in denen sich diese »vornehmen Verkaufshäuser« befinden, das Nachsehen haben. Die Spezialgeschäfte gehen in ihrer Steuerkraft und ihrer Lebenshaltung zurück, und die leichtgläubige Menge hat neben den gezahlten höheren Preisen auch noch den Steuer ausfall zu decken. Anders die Spezialgeschäfte! Die Unkosten werden auf das geringste beschränkt und die guten Waren zu angemessenen Preisen verkauft. Die Inhaber sind stets selbst im Geschäft tätig und haben das größte Interesse daran, ihre Kunden durch aufmerksame, gute Bedienung zu erhalten und neue zu erwerben. Jedem Käufer steht der fachmännische Rat des Spezialisten zur Verfügung, und da müßte es doch merkwürdig zugehen, wenn der Einkauf in einem Spezialgeschäft nicht mit Vorteil für den Käufer verbunden wäre. Ueber die gewiegten Kaufleute im Warenhaus ist es besser zu schweigen. Jeder Spezialist kennt die gewiegten Machen schaften mancher Warenhauskaufleute, jedoch sträubt sich sein Gewissen sowie die ihm innewohnende gute Sitte dagegen, gleich gewiegte kaufmännische Gepflogenheiten in seinem Ge schäft einzuführen, nicht weil er als früherer Buchbinder oder Drucker zu dumm dazu wäre, nein, weil er zu anständig ist, und sein Geschäft auf redlicher Grundlage führen, für sich und seine Familie auch für die Zukunft sorgen und dem Kaiser geben will, was des Kaisers ist! Gerade diejenigen Leute, die von der Pike an gedient haben, sind meistens die tüchtigsten in ihrem Fache und in ihrer Denkungsart die edelsten. Daß das Warenhaus jedes Angebot, welches ihm gemacht wird, mit Aufmerksamkeit prüft, liegt in der Natur der Sache. Ein großer Teil, wohl der allergrößte Teil, erster Firmen aller Zweige machen den Warenhäusern überhaupt kein Angebot, und da muß das Warenhaus schon dazu übergehen, jedes An gebot zu berücksichtigen. Der Herr Großhändler weiß ja selbst ein Lied davon zu singen, und die Verbindung mit den Waren häusern scheint ihm nicht sehr angenehm zu sein. Er komme doch zu uns, trete tatkräftig für unsere gute Sache ein, und es wird sein Schade nicht sein. Ein Schreibwaren-Kleinhändler Beleidigende Ansichtskarten Aus der Zeit der Affäre des Hauptmanns von Köpenick stammt eine Anklage wegen Beleidigung des dortigen Bürger meisters Dr. Langerbans, die vor einigen Tagen das Berliner Schöffengericht beschäftigte. Unter den vielen »ulkigen« Tages erscheinungen, die seinerzeit die Tat des Schuhmachers Voigt in Wort und Bild behandelten, befand sich auch eine illustrierte Postkarte, die ein weißes Unterbeinkleid vor Augen führte. Das Kleidungsstück zeigte einige charakteristische Flecke, und es waren auf der Karte als einzige Erläuterung die Worte hinzu gesetzt: »Die Hosen des Herrn Bürgermeisters«. Durch diese Ansichtspostkarte fühlte sich Bürgermeister Dr. Langerhans be leidigt. Er stellte Strafantrag gegen einen Händler, der 1000 Stück dieser Postkarten von auswärts bezogen hatte, und zwei Kleinhändler, die »dieses Kunstwerk« zum Vertrieb von jenem übernommen hatten. Die drei Angeklagten bestritten zu nächst, daß das Bild auf der Postkarte unbedingt auf den Bürger meister von Köpenick bezogen werden müsse, da die Unter schrift doch allgemein gehalten sei, und keinerlei Andeutung enthalte, welcher Bürgermeister Besitzer des Unterbeinkleides sein sollte. Sie hatten damit aber kein Glück, denn da die Postkarte zur Zeit, als der Hauptmann von Köpenick das öffent liche Interesse erregte, erschien, war es dem Schöffengericht nicht zweifelhaft, auf wen das Spottbild gemünzt war. Das Ge richt erkannte auf Geldstrafen in Höhe von 75 M. und 15 M., auf Unbrauchbarmachung der Karten und der zu ihrer Her stellung benutzten Platten. (Berl. Tagebl.) 8 Uhr-Ladenschluß. In Heidelberg trat am 1. März der Acht uhrladenschluß in Kraft, nachdem der gegen die Einführung ein gelegte Rekurs vom Ministerium verworfen wurde. CI. Frühjahrsmesse in Leipzig Schluß zu Nr. 21 Verfeinerung und Fortschritt zeigt sich in Erfindung und Ausgestaltung der Schreibwaren. Die Firma Ernst Kunz 6 Co., Berlin, hat ihr Musterlager durch Neuheiten fast verdoppelt, auch ihre Fabrik wird dieses Jahr auf doppelten Umfang gebracht. Heintze 6• Blanckertz in Berlin und E. dr. Leo Nach/. in Leipzig waren mit Stahlfedern und Federhaltern ver treten. Die Firma Edmund Moster & Co. in Agram, Kroatien, brachte Füllbleistifte »Penkala« auf den Markt, deren Minen aus kleinen gespitzten Stücken bestehen, die durch Feder druck an der Mündung festgeklemmt werden. Gummiwaren waren verhältnismäßig wenig, meist von Großhändlern ausgestellt, dagegen haben die Gummiwerke Fulda, G. m. b. H. in Fulda, ihre Schreib- und Zeichen gummi-Erzeugnisse in wirkungsvoller Aufmachung vor geführt. Als Neuheit bezeichneten sie einen Zeichengummi »Kakao«, der wenig abgenutzt wird und sich für seinen Verwendungszweck besonders eignen soll. Zu den Schreibwaren gehören Briefordner, Ablege mappen, und hier hat die Firma Emil Mehle in Göttingen den billigen Lord-Ordner als Neuheit auf den Markt ge bracht, der demnächst in der Papier-Zeitung besprochen wird. Dieses Gebiet wird auf der Messe erfolgreich von der Firma Hermann Herdegen in Stuttgart beackert, deren Marken »Era«, »Merkur«, »Helios«, »Welt« guten Ruf ge nießen. Auch in Schnellheftern ist die Firma leistungs fähig. Während des Besuchs der vielen hundert Stände sammelt man einen Berg von Prospekten und Mustern, deren Unterbringung äußerst schwierig ist. Hier war eine Neu heit Herdegens, die »Norma-Mappe«, äußerst willkommen, die ohne Lochung sehr einfach alle Formate sicher auf nimmt und auf dem Gebiet der Brief- und Rechnungs- Sammlung, namentlich zur Verteilung der Briefe, Be stellungen, Arbeitsanweisungen usw. in großen Betrieben nützlich sein wird. Die Mappe hat keinerlei Metall, besteht nur aus kräftigem Karton mit Einschlägen, schmalen Zungen und Schlitzen. Eingehende Besprechung und bildliche Dar stellung wird noch erfolgen. Aberle 6 Birk in Berlin, Alte Jacobstr. 9, waren mit ihren Ordnern und Lochern vertreten. Reichhaltig war die Ausstellung von Präzisions-Reiß zeugen »Rundsystem« der Firma Bruno Appelt in Berlin S 42, die von Kennern stets verlangt werden, auch Joseph Schardt in Nürnberg war mit Reißzeugen vertreten, sein Haupterzeugnis ist der Schul-Zirkelkasten. Vervielfältigungsapparate fanden auf der Leipziger Messe immer einen guten Markt, waren aber diesmal nur spärlich vertreten. Eine erste Firma auf diesem Gebiet sind Roth schild, Behrens & Co. in Hamburg, die verschiedene Arten von Gestetners Cyclostyle Vervielfältigungsapparaten vor führte. Der neueste Apparat erhielt eine automatische Vorschubeinrichtung mit Zähler, man hat hierbei nur die Briefbogen vor dem Apparat aufzuschichten und die Kurbel zu drehen, worauf der Apparat selbständig die Bogen ein führt, bedruckt und ablegt, und dabei auch noch zählt, wie viel Kopien gemacht wurden. Dieser Apparat dürfte, so weit bekannt, der vollkommenste und zweckmäßigste seiner Art sein. Schreibmaschinen fehlten diesmal, und doch wäre hier bei dem Zusammenfluß so vieler Einkäufer aus allen Ge bieten der Welt die beste Gelegenheit zum Angebot. Das selbe gilt von den Rechenmaschinen, von denen nur eine Neuheit, »Summus«, der Firma Cramer & Henneberg in Leipzig-Eutritzsch gezeigt wurde. Es ist eine scheiben förmige Additionsmascbine, die bis 199999999 addiert. Maschinen für Buchbinderei und Papierverarbeitung hatten C. Lasch 6 Co. in Leipzig-R. und Dietz & Listing in Leipzig-R. ausgestellt, während Ferd. Emil Jagenberg in Düsseldorf mit verschiedenen Beklebemaschinen vertreten