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DAPIER-VERARBEITUNG Ö Büchs e werbe Berliner Buchgewerbesaal Wegen anderweiter Benutzung bleibt der Buchgewerbe saal am Sonntag, 17. März, geschlossen. An die Papptellerfabrikanten Deutschlands! Durch die im letzten Jahre eingetretene Preissteigerung aller Rohstoffe sowie die stetig steigenden Löhne ist die ge schäftliche Lage aller, die unsere Ware herstellen, sehr schwierig geworden, zumal die Preise im Verkauf nicht steigen, sondern sogar noch fortdauernd sinken. Wir ersuchen daher unsere Berufsgenossen um Aussprache, ob und wie diesem Einhalt zu tun ist. Mehrere Papptellerjabrikanten In dem Begleitbrief zu diesem Aufruf ersuchten uns die Unterzeichner, ihren Fachgenossen Gelegenheit zur Aus sprache zu geben und einen Raum im Papierhaus für eine Zusammenkunft zur Verfügung zu stellen. Wir bitten da her um Aussprache in unserem Blatte und um Mitteilung seitens der Papptellerfabrikanten, ob sie an einer Ver sammlung im Papierhaus zu Berlin am Sonntag, 31. März, teilnehmen wollen. Lehrlingserziehung Nicht nur um den Lehrling selbst handelt es sich — aus diesem wird ein Gehilfe und für diesen ist es ungemein wichtig, welche Eindrücke er in der Lehrzeit empfangen hat. Wie so mancher blickt mit trüben Empfindungen auf jene vier Jahre zurück, die zu den schönsten eines jungen strebsamen Menschen lebens zählen sollten — wohl reich an Ringen und reich an Arbeit, aber doch erfüllt von Freude auf das Gelernte und voll Sehnsucht auf die glänzend erscheinende Zukunft. So sollte es sein — — und wie ist es? Da oft jede Richtschnur für die Lehrlingserziehung fehlt, und vielfach Lehrlinge nur eingestellt werden, weil wieder für die niedrigsten Handleistungen und Wegebesorgen jemand nötig ist —, so wird die Lernbegierde in dem jungen Menschen oft gar grausam unterdrückt. Er fühlt bald, daß er nicht zum Lernen in die Lehre kam, sondern zum Arbeiten Was darunter alles zu verstehen ist, davon können diejenigen ein Liedchen singen, die das Unglück oder der Zufall in »Buden« führte, wo ein Lehrling »ein Mädchen für alles« sein muß. Manchmal findet er ja unter den Gehilfen eine mitleidige Seele, die sich seiner annimmt, und mit Dankbarkeit gedenkt er später dieser Beihilfe. Meist aber haben die Gehilfen keine Zeit, dem Geschäftsführer oder dem Faktor fehlt sie oft auch und die Lust obendrein. Da sind die Lehrlinge in den großen Geschäften, wo Handarbeiter und Laufburschen angestellt sind, bedeutend besser dran. Mit Recht wird über den »guten Ton« in den großen Setzer und Druckersälen in Nr. 86 der »Buchdrucker-Woche« geklagt, aber die kleinen Buden machen da keine Ausnahme, da ist es manchmal sogar viel schlimmer. Der erzieherische Einfluß der Gehilfen ist hier oft gleich Null, und der Prinzipal weiß es nicht oder bekümmert sich nicht darum, wie der Lehrling durch schlechte Beispiele, die einige Gehilfen ungescheut geben, ver dorben wird Die leicht sich einstellende Vertrautheit zwischen Gehilfen und Lehrling in so kleinen Buden ist manchem recht verhängnisvoll geworden. Es gibt Gehilfen, die sich gar nicht der Tragweite dessen bewußt sind, womit sie den jungen un erfahrenen, für jeden Eindruck empfänglichen Lehrling bekannt machen. Manches Lebensglück ist dadurch schon zerstört worden. Eine Kontrolle ist hier nicht möglich; viele habens durchgemacht und schweigen. Gewiß, die Zustände haben sich in dieser Hinsicht gegen früher bedeutend gebessert; es ist mehr Licht und Luft nicht blos in die Arbeitssäle gekommen, sondern das Licht der Aufklärung hat auch genug Altes und Schlechtes wegräumen helfen; doch zu einer richtigen und ver nünftigen Lehrlingserziehung und -Ausbildung fehlt noch recht viel. Auf den Kongressen der Organisationen müßte auch dieses Thema offen und frei behandelt werden. Den Gehilfen müßte es eine Gewissenssache sein, einen bildenden und veredelnden Einfluß auf die Lehrlinge auszuüben! Die Gehilfen müßten auf gründliche technische Ausbildung der Lehrlinge dringen, wo dies nicht geschieht. So gut man die Zahl der Lehrlinge im Verhältnis zu der der Gehilfen festzulegen sich bestrebt, ebenso sollte man auch Wege finden, die richtige Lehrlingsausbildung zu gewährleisten, auf daß nicht der Lehrling auf die Güte der Gehilfen angewiesen ist, wenn er etwas lernen will. Natürlich müßten auch die Prinzipalsvereinigungen der graphischen Berufe in dieser so wichtigen Sache das Ihrige tun. Was in einzelnen Firmen heute schon mit Anerkennung zu verzeichnen ist, das sollte verallgemeinert werden. Viele verfehlte Existenzen und viel Unglück würden vermieden, wenn die Lehrzeit in jeder Beziehung das für den Menschen wäre, was sie sein sollte. Dazu gehört wohl auch die Hygiene des Berufes. Der Lehrling schon muß unterrichtet werden über schädliche Ein flüsse des Berufes auf die Gesundheit und Entwicklung des Körpers. So kann bei vielen schon frühzeitig vorgebeugt werden, wo oft später die Berufskrankheiten gern einsetzen. Heute wird noch viel selbst gegen diese Forderung gesündigt. Auf manchen »Buden« wird viel und elendes Zeug geraucht, wo doch gerade das Auge so sehr der Pflege und Schonung in den graphischen Berufen bedarf! Und da sind sogar Gehilfen manchmal so ein sichtslos und glauben sich in ihrer persönlichen Freiheit be schränkt, wenn das Rauchen verboten wird. Wo viel geraucht wird, ist meist das viele Speien nicht fremd, und nicht immer in die Näpfe, deren Reinigung oft sehr im Argen liegt. Von dem Genießen von Bier in einzelnen Werk stätten während der Arbeitszeit würde ich schweigen, da hier die Ansichten zu sehr aufeinander platzen, wenn nur der Lehr ling nicht auch sein Fläschchen dabei trinken lernte. Leider gibt es aber auch Buden, wo der Alkoholmißbrauch noch andere Genüsse zeitigt. Jedenfalls wäre die Forderung rauch- und bier freier Arbeitsstätten berechtigt und durchführbar. Aber beim Lehrling fängt alles an; was dieser gelernt und sich angewöhnt und durch die traditionelle mündliche Ueberlieferung von Gehilfen seite für richtig und gut hält, das ist später schwer zu beseitigen. Was ließe sich nicht bei einer sorgfältigen verständnisvollen Lehrlingserziehung, wo Prinzipal und Gehilfe vereint mitwirken, aus dem jungen frischen Menschenmaterial, das da jedes Jahr den graphischen Berufen zuströmt, alles machen! Quidam. Verein der Plakatfreunde (Sitz Berlin) Vorsitzender Dr. Hans Sachs, Berlin W, Kurfürstendamm 247 In der Sitzung vom 5. März wurde auf Vorschlag des Vorsitzenden beschlossen, den Altmeister des künstlerischen Plakats, Herrn Jules Cheret in Paris, welcher vor wenigen Monaten seinen 70. Geburtstag feierte, zum Ehrenmitglied zu ernennen. Den Vortrag des Abends hielt Herr Gustav Ascher über das Thema: »Das Gegenstandsplakat und die Idee« Aus diesem Anlaß waren eine größere Anzahl, dem Vortrag angepaßte Plakate ausgestellt, und zwar einerseits solche, auf denen der Künstler eine Idee zum Ausdruck gebracht hat, ander seits die genügsamen, ideearmen Gegenstands- oder Sachplakate, sowie reine Schriftplakate, welche in letzter Zeit Mode ge worden sind. Die Ideenplakate bezeichnete Vortragender als ein Feuer werk, welches durch Krachen, Knallen, Zischen und den flimmernden Flammenzauber die Menge fesselt und in ununter brochener Spannung hält, während das reine Sachplakat, auf welchem der anzupreisende Gegenstand dargestellt ist, einem Feuerwerk ohne Knall und Bewegung gleicht, welches trotz der schönsten Farbeneffekte mit der Zeit doch langweilig sein würde und keine nachhaltige Wirkung mehr auszulösen vermag. Bekanntlich waren es die Theoretiker, welche der jungen, kaum flüggen Plakatkunst die Wege und Ziele vorschrieben und unter andern Forderungen auch die aufstellten, daß in dem hastigen Getriebe der Großstadt das Plakat nur aus wenigen Farbenflecken zu bestehen brauche, die das Auge auf sich ziehen. So beherzigenswert diese Forderung ursprünglich schien, mußte sie doch der jungen Kunst gefährlich werden. Es lag daher nahe, den Gegenstand für gleichgiltig und die Idee für gefährlich zu erklären. Mit der Idee muß man sich be schäftigen, sie erfordert Gedankenarbeit, und zum Rätsellösen hat auf der Straße niemand Zeit. Allerdings, Rätsel soll der Plakatmaler mit seiner Idee dem Publikum nicht aufgeben, aber ein kurzer, klarer Gedanke bleibt ganz anders und nachhaltiger