Volltext Seite (XML)
182 PAPIER-ZEITUNG Nr. 20 der Kleisterleiste m° sitzt. Die letztere hat zwei durch einen Zwischenraum getrennte Kleisterflächen und ist der artig einzustellen, daß dieser Zwischenraum von den Messern durchschnitten wird, sodaß die eine Kleisterfläche auf die abgeschnittene Tüte fällt, während die andere auf der Papierbahn bleibt. Die Kleisterleiste m°, welche je nach der zu arbeitenden Tüten-Größe und Rollenbreite ausgewechselt werden muß, sitzt ebenfalls auf der Kleisterrollen welle m" zwischen den Kleisterrollen m’’ und m8; sie wird durch den Hebelarm m'", welcher sich unter sie legt, während des Laufes so lange festgehalten, bis der Ansatz m17 der auf der Seiten welle V sitzenden Exzenter-Scheibe m15 den Hebelarm m16 auslöst und die Kleisterleiste m° freigibt. Diese wird durch eine innere Feder von der Kleisterrollenwelle m1 mit herumgeführt und gibt in diesem Durchgänge den Kleister an die Außenpapierbahn ab. Durch Versetzen der Exzenter- Scheibe m15 auf der Seitenwelle V ist die genaue Ein stellung der Kleisterleiste zu bewerkstelligen. Zu beachten ist dabei, daß die Messer nicht durch den Kleisterstreifen schneiden dürfen, weil sie dann verschmieren würden, und schlechter Schnitt entsteht. Es tritt nun öfters der Fall auf, daß die Kleisterleiste im Lauf nicht immer genau auf dieselbe Stelle aufsetzt, dann ist entweder der Kordel riemen m' 2 der Kleisterrollenwelle m" nicht straff genug, oder die innerhalb der Kleisterleiste liegende Feder hat nicht mehr genug Spannung, um im Moment des Los lassens die Kleisterleiste mit herumzuführen. Ferner kommt auch noch die gleichmäßige Spannung des hinteren Brems bleches der Außenpapierbahn hierbei mit in Betracht. Der weitere Arbeitsvorgang auf dieser Maschine ist ebenso wie bei Modell 1898 beschrieben, und das Bedrucken der Tüten vollzieht sich in derselben Weise. Auch ein fache Tüten lassen sich auf dieser Maschine arbeiten; es ist hierzu nur erforderlich, die Doppelklebe-Vorrichtung auszuschalten und statt dieser Kleister - Einrichtung den Kleisterkasten für einfache Klebung einzusetzen und dann in der beschriebenen Weise zu arbeiten. Fortsetzung folgt Stuttgarter Brief Ende Februar In diesem Winter entfällt von den verschiedenen Aus stellungen im Landesgewerbemuseum ein großer Teil auf das Buchgewerbe. Nach der Ex-libris-Ausstellung des Herrn Fritz Hoffmeister, welche auch vom König besichtigt wurde, haben in der König Karl-Halle zu gleicher Zeit zwei Ausstellungen am 24. Februar auf mehrere Wochen ihren Einzug gehalten. Die erste umfaßt großartige Proben von künstlerischen Schrijten- und Bilderanordnungen der Leipziger Akademie Jür Buch gewerbe, hergestellt in Buchdruck, Lithographie, Aetzung, Holz schnitt, Lichtdruck und Dreifarbendruck, sowie Vorsatzpapiere und Proben mustergiltiger Handvergoldung. Die zweite besteht aus prächtigen Arbeiten des Inselverlags. Beide Ausstellungen werden nicht nur das große Publikum anziehen, sondern nament lich auch die im Buchgewerbe tätigen Fachleute. Der Graphische Klub stattete am 3. März beiden prächtigen Ausstellungen einen gemeinsamen Besuch ab. Dem Veranstalter der Ex-Libris-Ausstellung, Herrn Hoff meister, wurde vom König die Goldene Medaille jür Kunst und Wissenschaft verliehen. Zu erwähnen ist noch eine Ausstellung über Alkoholismus, enthaltend eine große Zahl von statistischen und bildlichen Dar stellungen über den Zusammenhang zwischen Alkoholismus und Krankheiten, Sterblichkeit, Betriebsunfällen usw. Sie ist aus der Charlottenburger Ausstellung für Arbeiterwohlfahrt hervor gegangen. Im Staatshaushalt für Gewerbe-Ausstellungen wurde zur Erweiterung von Meister- und Gesellenkursen, zur Veran staltung von Wettbewerben für Entwürfe zu einfach bürger lichen kunstgewerblichen Gegenständen usw. ein Mehrbedarf von 114 360 M. im ersten und 124 160 M. im zweiten Jahre ein gestellt. An Beiträgen an Gemeinden und gewerbliche Ver bände zu gewerblichen Fortbildungsschulen wurden von der Regierung 47 800 M. und 67 800 M. mehr gefordert und auch mehr Aufwand für die Akademie der bildenden Künste sowie für die Herausgabe eines schwäbischen Wörterbuches vorgesehen. Weniger erfreulich für die Geschäftswelt ist die von der Regierung vom Landtag geforderte und als unvermeidlich be zeichnete Erhöhung der württ. Tarife für Briefe, Postkarten, Drucksachen usw. im Orts- und Nachbarschaftsverkehr auf die Sätze der Reichspost. Im Aufsichtsrat der Deutschen Verlagsanstalt haben die in der letzten Generalversammlung gewählten Aufsichtsratsmitglieder ihre Aemter bis auf einen niedergelegt, und am 26. Februar fand die dadurch notwendig gewordene außerordentliche General- Versammlung statt, welche 9 Stunden dauerte; es waren dort 4448 Aktien vertreten. Der Eröffner der Versammlung, Direktor Löwenstein, wies auf die unliebsamen Erörterungen in der Presse hin, welche dem Unternehmen nur Schaden bringen könnten. Von Wichtigkeit für die Aktionäre ist der zum Be schluß erhobene Antrag zum § 25 der Statuten, wonach die Mit glieder des Aufsichtsrats nur die im § 36 festgesetzten Tantiemen beziehen. Bei der Neuwahl des Aufsichtsrats wurden die Herren Dr. jur. Dörtenbach, Max Schreiber, Verlagsbuchhändler, Kommerzienrat Rüstige, Fabrikant M. Lepmann, Fabrikant Schlenker, Kommerzienrat Bareiß und Bankinspektor Bittel gewählt. Welchen schweren Stand Parteiblätter den sogenannten parteilosen Zeitungen gegenüber haben, geht aus einer Bekannt machung der »Schwäbischen Tagwacht« hervor, welche außer einer beabsichtigten Vergrößerung ihres Umfanges auf 8 Seiten und zwei Beilagen jetzt auch noch unentgeltliche Auskunft in allen juristischen Fragen für ihre Bezieher erteilt. Auch die Stuttgarter Stadtverwaltung will nicht Zurück bleiben und ebenfalls eine Städtische Rechtsauskunjtsstelle er richten für alle in Stuttgart wohnenden oder beschäftigten Per sonen. S. Hamburger Brief Ende Februar 1907 Der Geschäftsgang im graphischen Gewerbe ist zur Zeit sehr gut und dürfte sich auch während der nächsten Wochen in auf steigender Linie bewegen; zeitweilig waren keine Setzer zu haben, sodaß der paritätische Arbeitsnachweis Mühe hatte, die gewünschten Arbeitskräfte im Augenblick herbeizuschaffen. Auffallenderweise bleibt die Zahl der stellungsuchenden Drucker anhaltend hoch. Seit 8. Februar erscheint ein neues Blatt, die »Dienst-Personal- Zeitung«, Zentralorgan für Haus- und Geschäfts-Personal, zu gleich Wegweiser für Haushaltungs- und Geschäftsvorstände in allen Personalfragen, sowie Zentral-Stellenanzeiger. Das Blatt kommt wöchentlich einmal heraus und kostet 1 M. 50 Pf. viertel jährlich bei freier Zustellung. Als verantwortlich für Redaktion und Verlag zeichnet L. Schulz in Hamburg, Beim Strohhause 33b. In der letzten Versammlung der Buchbinderinnung wurde das Ableben des Herrn Engerling bekannt gegeben. Nach dem Geschäftsbericht ist die Zahl der Mitglieder im verflossenen Geschäftsjahr zurückgegangen. Einer Einnahme von 1050 M. 20 Pf. steht eine Ausgabe von 1143 M. 73 Pf. gegenüber. Die Schulden von 93 M. 44 Pf. sind hauptsächlich durch unvorher gesehene Ausgaben entstanden. Der Haushaltsplan für 1907 mit einer voraussichtlichen Einnahme von 1157 M. und einer Aus gabe von 1167 M. wurde genehmigt. Obermeister Jebsen legte darauf sein Amt nieder, und an seine Stelle wurde Otto Rauschenbach zum Vorsitzenden gewählt. Obermeister Jebsen wurde zum Ehrenobermeister ernannt. Die Hamburger Stadtbibliothek fristete in den letzten Jahren ein recht bescheidenes, geruhiges Dasein. Das ist seit Ueber- nahme der Leitung durch Prof. Dr. Münzel besser geworden, was sich schon durch die Ausstellungen zeigte, die anläßlich der Schulmänner- und Philologenversammlung, sowie zu Schillers Todestag veranstaltet wurden. Auch ist die Benutzung der Bibliothek, wie der neue Jahresbericht hervorhebt, gestiegen. Seit einiger Zeit sind auch die »Mitteilungen der Stadtbibliothek«, deren Drucklegung seit 1894 unterblieb, wieder aufgenommen worden. Dr. Brockelmann-Königsberg, dem die Katalogisierung der türkischen, persischen, syrischen und arabischen Manuskripte übertragen wurde, hat seine Arbeit beendet, während Dr. Schwalm die Bearbeitung der historischen Codices vornimmt. Die Be schreibung der Hamburgensia, der Campeschen Autographen sammlung und der germanistischen Manuskripte wurde von dem damit beauftragten Beamten fleißig gefördert. Auch hat die Sammlung Hamburgischer Zeitungen und Zeitschriften wesent liche Bereicherung erfahren. Die Typographische Gesellschaft in Hamburg veranstaltet zur Zeit unter Leitung des Herrn E. Brandt einen gutbesuchten Kolorierunterricht, der die Teilnehmer befähigen soll, farbige Skizzen schnell und gut anzufertigen. Daß hier ein offenbares Bedürfnis vorliegt, lehrt die Tatsache, daß sich unter den Teilnehmern mehrere ältere, im Beruf bereits ergraute Leute befinden. Am 27. Februar begann ein Uebungskursus im Schneiden von Blei- und Linoleumplatten, der sich ebenfalls guten Zuspruchs erfreut. Als Lehrer wurde Herr W. Ortmann, eine geschätzte Kraft auf diesem Gebiete, gewonnen. Anfang März spricht Herr Carl Griese über die Geschichte der Litho graphie, womit eine interessante Ausstellung verbunden sein wird. Wilh. Rathol