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Nr. 20 PAPIER-ZEITUNG 871 4. Bei Aufträgen von weniger als einer vollen Packung wird 10 v. H. Preisaufschlag berechnet. 5. Kein Papier wird mit anderm als dem wirklichen Gewicht bezeichnet. 6. Das Durchschnittsgewicht der Riese samt Ries- Umhüllung darf um höchstens 21/2 V. H. vom Bestellgewicht abweichen. Berechnet wird das Papier zum Bestellgewicht. Die Berechnung erfolgt für jede angefertigte Größe und Schwere innerhalb jeder Ladung gesondert. 7. Keine Beanstandung wird anerkannt, nachdem das Papier geschnitten, liniiert oder bedruckt ist. 8. Papier mit privaten Wasserzeichen oder auf besondere Bestellung hergestellter Musterung wird für Musterzwecke nicht ausgegeben. Für das Ankündigen solcher Wasser zeichen oder Muster wird kein Nachlaß gewährt. 9. Alle Waren werden berechnet, sobald sie fertig sind, oder zu der für die Absendung vereinbarten Zeit. Die Rechnungen werden in der üblichen Zeit beglichen, gleich- giltig, ob Versendung der Waren verlangt wurde oder nicht. 10. Ein Ueberpreis von mindestens 11/2 Cent das Pfund wird berechnet für das Falten des Papiers in Riesbündel und von mindestens 2 Cent das Pfund für Viertelriese und Pfundpackungen. 1/2 Cent das Pfund wird berechnet für das Liniieren mit Wasserlinien und mindestens 1 Cent für abgebrochene Liniatur. 11. Großhändler oder Fabrikanten, welche für ihre Kunden besondere Wasserzeichen wünschen, müssen die Kosten der Siebwalzen bezahlen, ohne Rücksicht auf die Größe der in Aussicht gestellten Aufträge. Geschichte eines Verkaufs von fein Bücher- Druckpapier Erlebnisse eines Amerikaners nach The Paper Mill Im Jahre 1900 hatte ich das Unglück, Teilhaber einer modernen Papierfabrik zu werden. Vorher war ich ge wöhnlicher Papierverkäuler und hielt meinen Beruf für wenig beneidenswert. Seit icb aber Fabrikant bin, gedenke ich mit Wehmut der schönen Tage, wo ich nur mit Papier handelte, da ich damals die von den Käufern empfangenen Schmeichelreden an die Fabrikanten weitergeben konnte. Jetzt bleiben dieselben auf mir sitzen, und es ist meine Aufgabe, den Zorn der Käufer, denen mein Papier nicht gefällt, zu beschwichtigen. Es ist erstaunlich, wie oft neue Erzeugungsquellen vorzüglicher Papiere auftauchen und mir vorgehalten werden. Obwohl das Papier, welches ich jetzt fabriziere, viel besser ist als das, welches ich früher verkaufen mußte, erhalte ich weniger Geld dafür und muß viel mehr Klagen darüber anhören. Ich bezahle täglich mehr für die Rohstoffe, und doch erzählen mir die Käufer von anderen Fabrikanten, welche besseres Papier um einen Pfennig billiger liefern. Als Beispiel will ich einen Vorfall erzählen, nach dem ich mich zwei Wochen lang erholen mußte, um überhaupt wieder geschäftlich tätig sein zu können. Der Markt war flau, und unsere Verkäufer sandten keine Aufträge, sodaß ich mich entschloß, selbst auf Reisen zu gehen. Ich hatte eine Einladung zu einer vornehmen Abendgesellschaft in New York, an welcher auch ein junger erfolgreicher Verleger teilnehmen sollte, der ganz besonders feine Bücher herausgab. Mein Freund stellte mich diesem Verleger Herrn A vor, als alle Gäste in bester Stimmung waren. Ich fand ihn außerordentlich angenehm und unter haltend, und es war ein besonderes Vergnügen, ihn über Geschäfte sprechen zu hören. Er habe selten Anlaß, über geliefertes Papier zu klagen, bekümmere sich auch nicht viel darum, da er es meist sofort an den Drucker weiter gebe. Ich hielt ihn für einen verkleideten Engel und war sehr erfreut, daß er mir am folgenden Morgen in seinem Bureau einen Auftrag erteilen wollte. Obwohl ich sehr spät zu Bett gegangen war, machte ich es möglich, mich am folgenden Morgen 91/2 Uhr pünktlich bei dem Verleger einzufinden, mußte aber noch eine halbe Stunde auf ihn warten, und er schien mich kaum zu er kennen, als er bei mir vorüberging. Jedenfalls schien ihm meine Gegenwart keine Freude zu verursachen. Ich mußte alle meine Beredsamkeit aufbieten, um ihn zu erinnern, daß er mir den Abend vorher einen Auftrag versprochen hatte. Diese Mahnung brachte die Bombe zur Explosion. Er er klärte, es mit den Papiermachern nicht mehr aushalten zu können, sie seien zudringlich und legten auf das gegebene Wort nicht mehr Wert als er auf eine Zigarre. Er sei es müde und hielte es nicht länger aus und würde nötigen falls selbst eine Fabrik bauen. Er erzählte Beispiele, wie er beim Papierkauf hineingelegt worden sei, und ich weiß nicht, was noch gekommen wäre, wenn ich ihn nicht wieder zurück auf den versprochenen Auftrag gebracht hätte. Ich sagte, es wäre mir einerlei was andere Papierfabrikanten getan hätten, aber im allgemeinen seien sie viel ehrlicher als ihre Kunden, wie ich beweisen könne. Glücklicher weise wurden wir in diesem Augenblick von einem Ver käufer unterbrochen, auf den der Verleger nun die ganze Schale seines Zornes ausgoß, die er im Innern mir zu gedacht haben mochte. Danach wurde er wieder menschlich und bestellte eine Tonne hochfeines Bücherdruckpapier nach einem kleinen Muster und bemerkte dazu, daß er großen Wert auf Glätte und Festigkeit lege; wenn dieser Probeauftrag gut ausfalle, könnten wir auf größere Be stellungen rechnen. Als ich ihn verließ, hatte ich eine ganz andere Meinung von ihm als am Abend vorher, und fand ihn wie andere aufgeregte Leute, deren Geschäftsweise schwer zu er tragen ist. Ich gab meinem Werkführer die Bestellproben und überlegte mit ihm, wie wir das Papier am besten machen können, kauften besonders schöne Lumpen dafür, machten eine vorzügliche Mischung im Holländer und erzielten ein Papier, welches an Festigkeit und Weiße kaum überboten werden konnte. Allerdings konnten wir bei der Kleinheit der Bestellung und dem langsamen Gang der Papiermaschine kaum auf einen Nutzen dabei rechnen. Nachdem der Ver leger das Papier erhalten hatte, erbat er meinen Besuch. Ich ging nach New York und drückte, nachdem die Be grüßung vorüber war, die Ueberzeugung aus, daß er sich gewiß sehr über das Papier gefreut habe. Er erwiderte, von Freude konnte keine Rede sein, er habe bei Papier lieferungen schon manches Sonderbare erlebt, aber dieses Mal das St hlimmste. Ich war unangenehm überrascht und erklärte, das Papier sei so gut als er es je für den Preis gesehen habe. Das Papier ist ganz gut, meinte er, hat aber den Fehler, daß es durchschlägt wie Löschpapier und gar- nicht geleimt ist, während die Probe volle Leimung hatte. Mein Werktührer und ich hatten dies olfenbar übersehen, wir mußten das Papier zurücknehmen und es neu an fertigen. Als es diesmal über die Maschine lief, zeigten sich darin plötzlich eine große Menge schwarzer Schmutzflecke, und nach längerem Suchen wurde gefunden, daß die Ur sache in der Stoftbütte zu suchen war. Als diese entleert war, fand sich darin ein dreieckiges scharfes Eisen, welches aus dem hölzernen Boden der Bütte Stücke gerissen und damit die Verunreinigung in das Papier gebracht hatte. Ein Tagelöhner Joseph Pulasky, ein Pole, hatte es nach dem Reinigen darin gelassen. Das Papier hatte nach der Bestellung am gleichen Tage schon abgehen sollen, konnte aber nun erst zwei Tage später geliefert werden, war dann allerdings tadellos und mußte den Besteller befriedigen. Dieser bestätigte den Empfang und erklärte unser Meister stück für einen guten Durchschnitt, nur die Farbe sei nicht genau getroffen, und es sei nicht griffig genug; vielleicht würde er demnächst eine neue Probe bestellen. Nach all der besonderen Mühe, die wir uns mit dem Papier gemacht hatten, war ich wütend über diesen Brief. Ich schrieb ihm, daß ich ihn für den verächtlichsten Menschen halte, für welchen ich je das Unglück hatte, ar beiten zu müssen; daß ich aber um keinen Preis mehr einen Auftrag von ihm annehmen würde. Der Verleger wußte so gut wie ich, daß das Papier mustergetreu und vorzüglich war, aber es entsprach seinen Geschäftsgrundsätzen, daß er es für knapp annehmbar erklärte. Ich machte allen meinen Freunden unter den Fabrikanten Mitteilung von meiner Erfahrung, und er wird wohl die Wirkung später gefühlt haben. Ich habe es seitdem zur Regel gemacht, mehr Wert auf die Geschäftsweise der Kunden als auf die Größe der Auf träge zu legen. Es gibt Leute, für die man mit Vergnügen arbeitet, man hört nur selten Beschwerden von ihnen, und wenn sie solche vorbringen, sind sie meist berechtigt, und es ist Ehrensache sowohl wie richtige Taktik, ihnen möglichst entgegenzukommen. Käufern, die grundsätzlich nörgeln, geht man am besten aus dem Wege!