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785 PAPIER-ZEITUNG Nr. 18 Fabrikation von Maschinen-Tüten und -Beuteln Von Heinrich Thümmes, Betriebsleiter Vergl. auch Bilder 4 und 5 in Nr. 75 von 1906 Fortsetzung zu Nr. 12 Bedrucken der Spitztüten Der Druck-Apparat Bilder 29 und 30 ist am hinteren Teile der Maschine zwischen den Zugwalzen d und dem Kleister- Kasten angeordnet, sodaß er fast ganz unter dem Maschinen tisch steht. Zugänglich ist er durch Aufheben des in Schar nieren beweglichen Drucktiegels K, ebenso läßt sich die hinter ihm liegende Platte des Maschinentisches leicht in die Höhe heben. Die Verbindung des Druck-Apparates mit der Maschine erfolgt durch Aufschieben der Zugstange Tauf den Walzen führungsarm H und den Bolzen T 2 am großen Zahn rad q. Einfärbe-Vorrichtung. Der Walzen-Arm H wird durch Zugstange T mit dem Bolzen T 1 am großen Zahnrad q ver bunden; die in dem Walzenrahmen H1 gelagerten 4 Farbe- walzen G, G’, G 2 und G 3 erhalten dadurch ihre Hin- und Herbewegung und nehmen auf diesem Wege von dem im Farbekasten E liegenden Farbezylinder die Farbe ab, ver reiben sie auf dem hinteren Farbeteller F und färben dann die Druckplatte zum ersten Male ein. Nach diesem Ein färben schieben sie sich noch weiter nach vorn auf die Farbeplatte F', auf welcher die ihnen noch anhaftende Farbe nochmals verteilt wird, und gehen dann zur zweiten Einfärbung wieder über die Druckplatte zurück, worauf der Abdruck erfolgt. Eie Farbe-Abgabe muß mäßig sein und der Druckplatten- Größe entsprechen. Durch die ober- und unterhalb des Farbekastens E befindlichen Stellschrauben ist genaueste Einstellung des Farbemessers zum Farbezylinder möglich. Bei etwaiger Mehr- oder Wenigerstellung der Farbe-Abgabe während des Laufens der Maschine dürfen diese Stell schrauben stets nur wenig gelöst werden, da die Einfärbung sich nicht plötzlich ändert, sondern die Wirkung der Aenderung sich nur allmählich zeigt. Sind die Farbwalzen eingelegt und die Farbe-Abgabe geregelt, so drehe man die Maschine erst von Hand durch, um das richtige Arbeiten aller Teile genau zu prüfen. Nach Richtigbefund läßt man die Farbe einlaufen, und hierbei darf nicht zuviel Farbe verrieben werden, weil Spitztüten mit wenig Farbe, nament lich bei glatten Papieren, gedruckt werden müssen, um Verschmieren zu verhindern. Ferner muß geprüft werden, ob auch alle Walzen gleichmäßig auf dem Farbeteller aufliegen und die Farbe verreiben, da besonders ältere Walzen schwinden und dünner werden. Ist letzteres der Fall, so lege man zwischen die Lagerung des Farbetellers eine dünne Blechscheibe, damit er etwas höher steht. Dieses Unterlegen darf jedoch nicht zuviel werden, da sonst die Walzen durch den hohen Stand des Farbtellers zuviel Druck nach oben gegen ihre Lagerdeckel erhalten und vorzeitig an ihren Zapfen ver schleißen, auch nimmt in diesem Falle die erste Walze keine Farbe vom Farbezylinder ab. Druck der Tüte. Der Druckstock J ist quer in der Maschine gelagert und bewegt sich in zwei genuteten Führungsschienen ' an den beiden inneren Seiten des Maschinengestelles auf und ab. Die auf der Welle J* sitzen den Druck-Exzenter J' und J 2 drücken in ihrem Rundgange gegen die unteren Rollen des Druckstockes und schieben diesen mit dem Plattenträger J 3 nach oben gegen den Drucktiegel K } hiermit den Druck erzeugend. Nach er folgtem Druck gleitet der Druckstock J wieder nach unten und läßt somit die Papierbahn frei zum Vorschieben bis zu ihrem nächsten Stillstand, währenddessen dann der folgende Druck geschieht. Auf dem Druckstock J ist der Plattenträger J 3 seitlich verstellbar im rechten Winkel auf gesetzt. Er ist kastenförmig und dient zur Aufnahme des Unterleg-Klotzes der Stereotyp-Platte, welcher durch Seiten schrauben befestigt wird. Bei Einstellung des Druckes ist in folgender Weise zu verfahren. Nachdem die Farbe genügend eingelaufen, wird die Maschine angehalten und dann mit der Hand soweit gedreht, bis der Druckstock J mit Plattenträger J 3 auf dem höchsten Punkte steht. Hierauf wird die Stereotyp-Platte aufgenagelt und dann durch einmaliges Durchdrehen der Maschine eingefärbt. Jetzt überzeugt man sich, daß die Stereotyp-Platte genügend Farbe erhalten hat; etwaige un gefärbte Stellen sind durch Unterlegen mit Kartonblättchen unter die Platte höher zu bringen. Die Farbewalzen dürfen nur so tief einfärben, daß die Schrift überall gedeckt ist, aber ohne daß die Bunzen der Platte Farbe erhalten; ist letzeres doch der Fall, so steht die Platte zu hoch, und ihre Unterlage muß entsprechend niedriger gemacht werden, sonst zerstoßen sich die Walzen; ebenso wird die Färbung schlecht, weil die Walzen infolge der Steigung gegen die Plattenkante stoßen und namentlich beim schnellen Lauf über die Druck platte hinwegspringen, wodurch ungefärbte Stellen ent stehen; letztere werden auch noch hervorgerufen durch abgeschlissene Walzenzapfen, wie auch durch schlechtes Schmieren einseitig abgelaufene Walzenrollen. Nach Erledigung der beschriebenen Vorarbeiten wird das Papier eingezogen und genau in seiner Laufrichtung über die Druckplatte hinweggeführt. Dann stellt man die Druckplatte nach dem Papier, indem man die seitlichen Halteschrauben des Plattenträgers J3 an dem Druckstock ./ löst und diesen soweit auf seinem Standort verschiebt, daß die äußerste Druckplattenspitze von der Kleisterkante des Papiers etwa 2 cm absteht, und dann wieder befestigt. Dieser Abstand ist notwendig, weil der Kleisterstreifen auf der Papierbahn vom Druck freigehen muß, um Ver schmieren zu verhüten. Hierauf werden 6—7 Bogen Druckpapier auf den mit Gummi oder Filz bezogenen Drucktiegel K zwischen dessen beiden Rähmchen fest und straff aufgespannt und dann der Druckapparat geschlossen. Dann muß der Tiegelstand und die Druckstärke geregelt werden. Der Drucktiegel K ruht auf 4 nach oben verstellbaren Druckschrauben L, L', L 2 und L 3 und seine Stellung soll derartig geregelt werden, daß er von diesen Druckschrauben gleichmäßig getragen wird; er darf nicht, wenn eine oder die andere tiefersteht, durch die Flügelmuttern nach dieser Seite hin gewaltsam hinuntergeschraubt werden. Dadurch entsteht Spannung im Guß des Drucktiegels K, welche bei dem fortgesetzten Stoßen der Druckplatte von unten leicht zum Bruch führen kann. Kleine Unterschiede üben keine nachteilige Wirkung aus. Der Druck darf nur so stark sein, daß man die Maschine mit einer Hand, ohne außergewöhnliche Kraft anstrengung auf den Druckpunkt, durchdrehen kann. Ist der Drucktiegel K gleichmäßig ausgerichtet, so ziehe man das Papier zwischen ihm und der nach unten gedrehten Druckplatte durch und mache dann durch Drehen der Maschine von Hand einen Abdruck. Hierauf wird das bedruckte Papierende wieder von hinten unter dem Druck tiegel herausgezogen und der Druck geprüft, ob er von allen Seiten gleichmäßig ist und leichte Schattierung zeigt. Ungleichheiten im Druck sind dann zu verbessern. Sollte trotz genauen Tiegelstandes der Druck ungleich erscheinen, so ist entweder die Druckplatte ungleich dick gegossen, oder es sind Ungleichheiten auf dem Aufzug. Nach einmaliger Richtigstellung des Tiegels soll dieser möglichst unverändert bleiben, und Ungleichheiten müssen durch Unterlegen der Druckplatte oder Zu richten an dem Aufzug ausgeglichen werden. Die vorerwähnte leichte Schattierung ist vorteilhaft zur Verhütung des Abschmierens der Farbe beim Falzen der Tüte, weil der Druck dann mehr in dem Papier liegt. Es ist daher ratsam, schon beim Satz darauf Rücksicht zu nehmen und nicht zu fette Schriften und Klischees zum Tütendruck zu verwenden. Dann ist auch kein besonders starker Druck erforderlich, und trotz genügender Einfärbung dem Verschmieren zwischen den Falzwalzen wie auch übermäßiger Anstrengung der Maschine beim Druck vor gebeugt. Die Zurichtung des Druckes auf dem Aufzug geschieht durch Ausschneiden der starkdruckenden und Ueberkleben der schwachdruckenden Teile mit Druckpapier. Nach Fertigstellung wird über die Zurichtung zur Schonung noch ein ganzes Blatt Papier geklebt. Nachdem einige Tüten mit Druck durchgelaufen, über zeuge man sich, ob der Druck richtig in der Mitte der Tüte steht; steht er mehr nach einer Seite, so ist die vor der Kleisterwalze h verschiebbar gelagerte Leitwalze g nach der Seite hin zu verschieben, nach welcher der Druck aus der Mitte steht. Dies geschieht durch Lösen der Flügel mutter und Drehen des an einer Zahnschiene sitzenden