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774 PAPIER-ZEITUNG Nr. 18 Ist der erste oder sind die ersten Zylinder zu stark geheizt, so kommt es besonders bei holzschliffhaltigen Papieren vor, daß das Papier zweiseitig, d h. die eine Seite an Färbung und Oberfläche von der andern ver schieden wird. Dies findet seine Erklärung in der teil weisen Entfärbung der einen Seite durch die hohe Zylinder temperatur auf chemischem und mechanischem Wege, welche durch die darauffolgende Trocknung der andern Seite auf dem folgenden Zylinder nicht mehr ausgeglichen wird, da hier das Papier nicht mehr denselben Feuchtigkeits gehalt hat. Wichtig für die Leimung ist es auch, daß das Papier gut »geschlossen« auf die Trockenzylinder kommt. Bei zu wenig Wasser auf dem Sieb »verdrückt« sich das Papier, es zeigen sich kleine Wolken zum Unterschied von den großen, welche durch zu viel Wasser entstehen. Voraus setzung für gute Geschlossenheit ist richtige Schüttlung des Siebes. Zu starke Schüttlung erzeugt auch wieder Wolken, und es geht zu viel Leim mit dem Siebabwasser verloren. Deshalb soll bei holzfreien Papieren, von denen tadellose Leimfestigkeit verlangt wird, die Schüttlung langsam und lang sein. Bei Holzschliffpapieren soll sie rasch und kurz, d. h. der Exzenter kurz eingestellt sein. Ein weiterer Umstand ist die richtige Bewegung der Registerwalzen, sie tragen zur innigen Verfilzung der Fasern bei, während beim Stocken derselben der ruhige Abfluß des Wassers verhindert und den Saugern die Arbeit auf gebürdet wird. Die Sauger ziehen in diesem Falle viel Leim mit. Man sieht, es gibt außer dem Leim noch eine Reihe von mechanischen Nebenumständen, welche die Leimung des Papiers beeinflussen. Die harzsaure Tonerde, welche sich bei der Harz leimung mit schwefelsaurer Tonerde bildet, wird durch Wärme in Harzsäure und basisch schwefelsaure Tonerde zerlegt. Die Harzsäure (das Harz) schmilzt und füllt die Faserräume wie eingangs erwähnt aus. Hamburgs 21. Februar 1907 Fritz Arledter Lösungsmittel für Harzleim In welchen Lösungsmitteln ist Harzleim oder anderer Leim, welcher zum Leimen des Druckpapieres dient, recht leicht lös lich? Gibt es ein Buch, welches darüber Auskunft geben könnte? Es ist für uns von Wichtigkeit, zu wissen, wie das Verhalten verschiedener Druckfarben, mit deren Fabrikation wir uns befassen, zum fertigen Papier ist. Da spielt neben der Farbe auch der Firnis oder sonstige Träger der Farbe eine besondere Rolle, und die chemische Behandlung dieses Gebietes ist noch nicht gepflegt, auch nicht ganz leicht. Chemische Fabrik Aussprache erbeten. Vielleicht nimmt sich der Fach ausschuß des Vereins der Zellstoff- und Papier-Chemiker dieser Frage an. Prüfung von Streichpapier Aus Oesterreich Wir bestellten bei einem österreichischen Werke mehrere Waggon Papier genau wie Muster, bezeichnet M. 16/1. Die Lieferung erfolgte nun, wie Muster M. 16/142 zeigt. Dieses Papier genügt unserem überseeischen Kunden, der es zu Streich zwecken verwendete, nicht, und er stellt es uns zur Verfügung. Besteht ein Unterschied zwischen den beiden Sorten, und worauf erstreckt er sich? Ist eines der Papiere poröser, minder geschlossen und leimschwächer? Wurden beide Papiere nach einer Seite oder nach verschiedenen gearbeitet? Auf den Mustern ist angegeben, welche Seite des Bogens schmal und welche lang ist. Großhandlung X Antwort eines Fachmannes: Die mir am 21. Dezember freundlich übertragene ver gleichende Prüfung zweier Streichpapiermuster, von denen das eine, bezeichnet M. 16/1, Bestellmuster, das andere, be zeichnet M. 16/142, Lieferungsmuster darstellt, ergab hin sichtlich der Porosität, Geschlossenheit und Leimfestigkeit folgende Unterschiede. Schon der Augenschein ergibt, wenn man beide Papiere gegen intensives Licht hält, daß 16/142 zahlreiche nadel stichartige Löchelchen enthält, die Lücken im Faserfilz dar stellen, was bei 16/1 nicht der Fall ist. Noch deutlicher kommt die geringere Geschlossenheit und geringere Gleich mäßigkeit des Gefüges von 16/142 im Vergleich zu 16/1 zum Ausdruck, wenn man photographische Bilder der Durch sicht beider Papiere aufnimmt. (Die von Dr. Klemm angefertigten photographischen Bilder der Durchsicht beider Papiere lassen sich leider nicht mit genügender Deutlichkeit im Buchdruck wieder geben. Das Bild des Bestellmusters erscheint ziemlich gleichmäßig grau, die Unterschiede sind gering, und erst bei längerer Prüfung erkennt man leichte und matte Wolken. Das Bild des Liefermusters ist dagegen von dunkleren wolkigen Stellen ganz durchsetzt, ebenso zeigen sich darin Stellen, die heller sind als der Durchschnitt. Schriflleitun^} Auf Verschiedenheit der Leimfestigkeit wurde in einer Weise geprüft, die ich besonders dann anwende, wenn es sich darum handelt, auch über die Gleichmäßigkeit der Widerstandsfähigkeit eines Papiers gegen das Eindringen von Flüssigkeiten und die Aufspeicherung von Farbstoffen ein Urteil zu gewinnen. Ich lege auf die in einem flachen Gefäße ausgegossenen Farblösungen (Tinte, Lösungen von Teerfarbstoffen usw.) Stücke des zu prüfenden Papiers und lasse sie während ver schieden abgestufter Zeitabschnitte (wenige Minuten bis zu mehreren Stunden) auf den Farbflüssigkeiten schwimmen. Die zu gleicher Zeit aufgelegten Papierstücke nehme ich nach den vorher bestimmten Einwirkungszeiten heraus, lege sie mit der benetzten Seite auf Löschpapier und lösche durch Ab pressen die anhaftende Farblösung ab. Bei dieser Prüfung ergab sich, daß beide Papiere sehr widerstandsfähig gegen das Eindringen von Flüssigkeiten sind, und daß die Widerstandsfähigkeit des Lieferungs musters 16/142 der des Bestellmusters im allgemeinen sogar etwas überlegen ist, da in der gleichen Zeit der Ein wirkung der Farblösung die Allgemeintönung, die von dem Papier angenommen wird, bei 16/1 auf der mit der Farb lösung in Berührung befindlichen, wie auch auf der Rück seite etwas stärker ist als bei 16/142. Während aber die Farblösung bei 16/1 gleichmäßig in das Papier eindringt, geschieht das Eindringen bei 16/142 ungleichmäßig. Diese Ungleichmäßigkeiten machen sich schon nach kurzer Zeit der Einwirkung geltend und steigern sich in der durch die Belege 2 erkennbaren Weise, bis schließlich nach einstündiger Einwirkung das Bild der Ungleichmäßigkeit an dem letzten Stücke mit völlig fleckiger Rückseite zustande kommt. (Bei Betrachtung der Proben von so behandelten Papieren zeigt der Abschnitt vom Bestellmuster 16/1, nach dem er eine Stunde lang auf einer Fläche von Eisen gallustinte Normalklasse 1 schwamm, von der Rück seite betrachtet, eine wenig wechselnde, fast gleichmäßige mattblaue Färbung. Bei dem gleichbehandelten Liefermuster 16/142 ist die allgemeine Färbung von ungefähr gleichem Ton, dazu kommen aber eine ganze Reihe unregelmäßiger, dunkler gefärbter Stellen, die sich von ihrer Umgebung deutlich abheben. Man erkennt angesichts dieser Proben leicht, daß die dunkleren Stellen dem Eindringen der Tinte in den Faserfilz des Papiers weit geringeren Widerstand entgegensetzten als die umgebenden Flächen. Schriftleitung) Sehr deutlich kommen die Unterschiede in der Ge schlossenheit und Gleichmäßigkeit des Gefüges, sowie die in der Bunt- und Streichpapierfabrikation zu erwartenden Wirkungen zum Ausdruck, wenn man Farbflüssigkeiten mit feinst verteilten schwimmenden Farbkörnchen, wie z. B. Tusche, aufstreicht und eintrocknen läßt, wie die Stücke erkennen lassen. (Bei diesen beiden Abschnitten ist die Rückseite des Liefermusters 16/142 mit größeren und kleineren schwarz grauen Flecken durchsetzt, die sich an einzelnen Stellen bis zu dunklerer Färbung verdichten, wogegen das Bestell muster 16/1 auf der Rückseite fast gleichmäßig graue Fläche ohne Fleckenbildung aufweist. Schriftleitung) Wenn ein Papier mit so ungleichmäßigem Gefüge, wie es 16/142 besitzt, zu Bunt- und Streichpapieren benutzt wird, so werden sich die Ungleichmäßigkeiten namentlich auch beim Glätten geltend machen: die dünneren Stellen geben matte Inseln, weil Druck und Friktion an diesen geringer sind. Die Beantwortung der Frage nach der Laufrichtung der beiden Streichpapiere 16/1 und 16/142 lautet: