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742 PAPIER-ZEITUNG Nr. 17 besitzer den Preis für seine Arbeit bestimmt, sondern dieser wird ihm vom Kunden vorgeschrieben. Kann oder will der Drucker zu dem unannehmbaren Preise nicht liefern, so sagt ihm der Kunde, er sei nicht leistungsfähig, er solle es bleiben lassen, man erhielte die Arbeit bei einer anderen Firma gern zum angebotenen Preise geliefert.] Dies ist leider wahr. Wenn 12 Druckfirmen eine Arbeit ab weisen, weil nichts mehr daran zu verdienen ist, so findet sich ganz gewiß eine dreizehnte, die noch etwas herauszuholen denkt, und wenn es nichts anderes ist, so doch das Vergnügen, umsonst gearbeitet oder gar Geld zugelegt zu haben. Daß es leider solche Leute in unserm Gewerbe gibt, kann man wieder aus einer Anzeige in einem Anzeigenblatt für Druckereien ersehen. Diese lautet: Braunschweiger Brief Mitte Februar Die Geschäftslage Preisschleuderei im Steindruck gewerbe Es wird fort während geklagt, daß die Steindruckerei immer unlohnender wird, und sich die großen Kapitalien, die darin festliegen, nicht mehr so verzinsen, wie es wünschens wert wäre. Diese Klagen haben volle Berechtigung. Alles, was zur Ausübung des Steindruck - Ge werbes nötig ist, Menschen- und Ma schinenkräfte sowie Roh- und Hilfsstoffe sind fortwährend be deutend teurer ge- worden, die Preise für die fertige Arbeit werden aber von Tag zu Tag geringer. Es ist soweit gekommen, daß nicht mehr der Steindruckerei- im graphischen Ge ¬ werbe ist nach wie vor gut. Konditionslose waren während der letzten Monate nicht vorhanden, aber an weiblichem Hilfs personal herrscht großer Mangel, und dies wird noch un angenehmer empfunden werden, sobald die Konservenindustrie wieder ihre Tätigkeit beginnt. Voll beschäftigt sind ferner die hiesigen Papierwarenfabriken, sie arbeiten teilweise mit Ueberstunden. Ob aber allenthalben der Verdienst mit dieser vermehrten Beschäftigung Hand in Hand geht, ist billig zu be zweifeln. Entsprechend den allgemeinen Preissteigerungen führten die „Neuesten Nachrichten“ die Preisberechnung ihrer Anzeigen statt bisher bei sechs Spalten und Petit vom 1. Februar 1907 ab bei siebenspaltiger Seite auf Kolonel ein, bei gleichem Zeilenpreis und Rabattsätzen. Aus diesem vernünftigen Vor gehen suchte nun die Konkurrenz (Allgemeiner Anzeiger, früher Stadtanzeiger) Kapital zu schlagen. In einem nach Tausenden verbreiteten Rundschreiben machte die Zeitung bekannt, daß sie im Gegensatz zu einer anderen hiesigen Zeitung, trotz des neuen Buchdrucker-Tarifs, ihre Anzeigen-Preise nicht erhöht hätte. Im Gegenteil, ihre Preise seien noch immer so und soviel v. H. billiger als die der Konkurrenz, daher sei ihr Blatt das beste usw. usw. Solche Konkurrenzstücke verdienen niedriger gehängt zu werden. Der Verein der Buch- und Steindruckerei-Besitzer, Bezirks- Verein Braunschweig-Hildesheim des D. B. V. Kreis I (Nord nicht das erreicht ist, was zu verlangen wir im Interesse dieser Volkskunst im wahrsten Sinne berechtigt sind, wenn auch ganze Industrien, wie Brauereien, Zigaretten- und Schokoladen-Fabriken in einer unbegreiflichen Ver kennung des Segens künstlerischer Plakate beharren, so können wir zum Tröste feststellen, daß wir uns in auf steigender Linie bewegen, während z. B. Frankreich und England im Begriff sind, von ihrem Platz herabzugleiten. Man kommt dort mehr und mehr auf den bei uns anfangs der achtziger Jahre bevorzugten süßlichen Bilderstil, dem hierzulande täglich mehr Gegner entstehen. Selbst die Königl. Eisenbahndirektionen, Stadtverwaltungen, städt. Kurdirektionen bekennen sich als Anhänger der neuen Richtung, Behörden also, die früher zur Hebung des Verkehrs ihre weichlichen Chromos in Ansichtskarten form zusammenstellten und von diesen Machwerken dann eine Wirkung erwarteten. Aber auch die Industrie lernt allmählich einsehen, daß die Wirkung beim Plakat die Hauptsache ist, daß sie den Stil desselben bestimmt. Effekt wird aber nur durch das Gegenüberstellen weniger aber gut kontrastierender Farben erzielt, während viel Farben eine saft- und kraftlose Mache hervorbringen, die unnütz teuer ist, ohne eine Ge genleistung dafür zu bieten, und deren handwerksmäßige Technik unange nehm berührt. Wir haben un seren Ausführungen einige Beispiele guter Plakate bei gefügt, denen leider der größte Reiz, nämlich die Farbe mangelt, die aber selbst in der schwarz gedruckten Verkleinerung eine so deutlicheSprache reden, daß sie wohl nicht mit Kinder buch -Illustrationen verwechselt werden können. Es gilt nämlich nochimmer der alte Satz »Ein Bild ist kein Plakat und ein Plakat kein Bild!« Verkleinerung eines 8-farbigen Plakates. Orig. Größe 90X120 cm Entwurf V. Prof. C. Langhein, Karlsruhe (1906). Druck: Kunstdruckerei Künstlerbund, Karlsruhe) west), hielt seine ordentliche Generalversammlung am Sonntag, 24. Januar, im Gildehaus zu Braunschweig ab. Aus der umfang reichen Tagesordnung ist besonders die Aussprache über die Durchführung der Anerkennung des neuen Tarifs und der all gemeinen Erhöhung der Druckpreise erwähnenswert. In bezug auf letztere hatte der Verein durch öffentliche Anzeigen und Versendung von Rundschreiben an Behörden und Private ent sprechend vorgearbeitet. Außerdem fanden sämtliche Neuwahlen zu den Ehrenämtern des Vereins statt. Während die Braunschweiger Witwenkasse im Jahre 1905 noch einen Ueberschuß von 204 M. 33 Pf. hatte, schließt das Geschäftsjahr 1906 mit einem Verlust von 534 M. 44 Pf. ab. Die Mitgliederzahl sank von 223 auf 192, und die Zahl der zu unterstützenden Witwen betrug 43, welche jährlich je 90 M. Pension erhalten. Das in Wertpapieren angelegte Vermögen beträgt etwa 18000 M. — Die Unterstützungskasse für invalide Buchdrucker zahlt an die alten Invaliden wöchentlich 5 M. oder 4 M. und an die neu in die Invalidität tretenden nur noch 3 M. Unterstützung. Dem vorjährigen Ueberschuß von 70 M. stellt sich in diesem Jahr ein Verlust von 50 M. gegenüber, auch die Mitgliederzahl fiel von 128 auf 121. Zu unterstützen sind 19 In validen, während das Vermögen etwa 26000 M. beträgt. — Auch die Buchdrucker-Frauensterbekasse arbeitete 1906 mit Verlust, und die Mitgliederzahl ging ebenfalls von 244 auf 239 zurück. Diese Kasse zahlt bei jedem Sterbefall 150 M., und das in Wertpapieren an gelegte Vermögen beträgt 10900 M. H. Die angebotene Arbeit kostet bei jedem, selbst nur auf ganz mäßigen Nutzen rechnenden Steindruckereibesitzer über das Dreifache. Ist nun der anzeigende Fachgenosse ein Schlau berger, der allen andern über ist und herausbekommen hat, wie man eine Arbeit um zwei Drittel billiger liefern kann als Lohndruck bis Format 82x110 cm Mk. 9,— pr. Farbe und 1000 Bogen, inklusive Umdruck. Gefl. Offerten unter ...usw.