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Nr. 17 PAPIER-ZEITUNG 741 Abnehmen begriffen, aber noch wenige Verleger be dienen sich eines künstlerischen Plakats zur Bekanntgabe neuer Werke, obgleich sich da die reizvollsten und dank barsten Aufgaben für Plakatmaler finden ließen. Rühm liche Ausnahmen wie Grote-Berlin, Fischer-Berlin, Engel- horn-Stultgart, Langen-München u. a. wollen bei der Un masse Verleger nichts sagen. Logischerweise müßte man Verkleinerung eines 5-farbigen Plakates. Orig.-Größe755X89 cm. Entwurf von C. Schnebel, Berlin (1903)1 (Druck: Hollerbaum & Schmidt, Berlin) gerade beim Buchhandel in ästhetischen und künstlerischen Fragen ein gewisses Verständnis voraussetzen, aber leider ist es auch hier wie beim Schuster, der die schlechtesten Stiefel trägt. Um München als Plakatstadt im Verhältnis zu Berlin würdigen zu können, dürfen wir nicht vergessen, daß es durch seine vielen jungen, Beschäftigung suchenden Künstler sehr im Vorteil ist. Die haben gar schnell mal für billiges Verkleinerung eines eigenartigen Brauerei-Plakates. Orig.-Größe 47X71 cm. Entwurf von K. Klimsch, Berlin (1906) (Lithogr. und Druck: Hollerbaum & Schmidt, Berlin) Kinderhilfstag 1906. Verkleinerung eines 4farbigen Plakates. Orig.-Grße 91X125 cm Entwurf von H. Moser-München. (Druck: Vereinigte Druckereien vorm. Schön & Maison, München) Geld oder gar umsonst ein Original; herunter gehauen und es an den Mann'fgebracht. Bei dem einen aber bleibt es meist. Ein zweites oder drittes folgt selten, sodaß wir bei vielen nur ein Kokettieren mit der P1 akatkunst feststellen können. T Zwar sind auch eine Reihe„Künstler ständig im Plakatfach tätig, ich nenne nur Stuck, Bek-Gran, Witzel, Münzer, Reznicek und die anderen Simplizissimuskünstler, deren lustigen Einfällen wir mehrere vor zügliche Plakate zu verdanken haben. Neuer dings machen Hohlwein, Mauder, Veit und Weidenschlager viel von sich reden. Aber den Rekord, den Edel und Bernhard in Berlin aufstellen, hält kein Münchner nur im Entferntesten. Ferner kommt den Münchner Plakaten die große Halle des Zentralbahnhofs und die Anschlagtafeln sehr zustatten. Sie lassen jede Affiche zur Wirkung kommen, auch wenn sie, was sehr oft der Fall ist, eine wenig glücklich gewählte Schrift trägt, oder in der Kompo sition etwas zu überladen und in der Farbe zu diskret ist. Ein feinsinniger Humor zeichnet sie fast alle aus. Es liegt ein Hauch der Gemütlichkeit über ihnen, der sich aus den kleineren und geschlosseneren Verhältnissen Münchens, wo einer den andern besser kennt, hinlänglich erklärt. Wie in Berlin die Firma Hollerbaum & Schmidt, so sind es in München Schön & Maison, die mit richtigem Verständnis und feinem Geschmack das oft schwere Zu sammengehen des Bestellers mit dem Künstler erreicht haben.’ Wenn wir also rückblickend auf das Geleistete sagen müssen, daß noch lange