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DDAPIER-VERARBEITUNG 1B Bu ch g e werbeeeB Schutzverband für die Postkarten-Industrie E. V. Sitz Berlin Wie bei jeder Messe, findet auch gelegentlich der dies jährigen Leipziger Frühjahrsmesse eine Versammlung des Schutzverbandes statt, und zwar am Dienstage 5. März abends 9 Uhr im Hotel Sachsenhof in Leipzig, Johannis platz 1/2 mit folgender Tagesordnung: i. Bericht über die Tätigkeit des Verbandes. 2. Die Lage des Postkartenmarktes, a) Sind Preiskartelle notwendig? b) Sollen die Fabrikanten die Detailpreise fest setzen? c) Gratismuster und Musterrabatte? d) Welche Konditionen sind anzustreben? 3. Verschiedenes. Vor der Tagesordnung pünktlich um 8 Uhr im gleichen Lokal gemeinsames Abendessen (mit Pilsener und Münchner Bier, trockenes Kuvert 2 M. 50 Pf.) Der Vorstand bittet alle zur Messe anwesenden Mit glieder daran teilzunehmen Anmeldungen zum Abend essen nehmen vorher die Geschäftsstelle in Berlin SW 13 oder in Leipzig bis 5. März früh 10 Uhr die zur Messe an wesenden Vorstandsmitglieder entgegen. Zum gemeinsamen Abendessen und zu der Versammlung sind Gäste sehr willkommen. Einzel-Einband und Verleger-Einband Irreführende Verleger-Propaganda Der Verlag von Julius Zeitler in Leipzig macht in seinem »Bücherverzeichnis um die Wende von 1906 auf 1907« einige un richtige Angaben. Dies ist umso bedauerlicher, weil dieser Verlag zwar jung, aber bereits zu den führenden Verlags häusern Deutschlands zählt und nur vornehme, literarisch wert volle und in jeder Hinsicht künstlerisch ausgestattete Druck erzeugnisse auf den Markt bringt. Eine der unrichtigen Angaben kommt in einer Abhandlung über »Ausstattung und Luxusdrucke« auf Seite XVII des er wähnten Verzeichnisses vor und lautet: »Es ist hervorzuheben, daß charaktervolle Werke heute wieder mehr auf Bünde gebunden werden (Soll heißen: auf Bindfaden geheftet werden D. Verf.), und zwar in der ganzen Auflage, was eine erhebliche Verbesserung des Verleger-Einbandes bedeutet, was hiermit zu fördern versucht wurde Solcherlei Einbände sind mit Privat- Einbänden vollkommen gleichwertig« Die im letzten Satz enthaltene Angabe ist irrig, sie führt das Publikum irre und benachteiligt den guten, einzelnen Ganz lederband. Wenn auch das Buch auf Bünde (Bindfaden) ge heftet, aber dann in die vorher fertig gemachte Lederdecke ein gehängt wird, wie es bei den Lederbänden dieses Verlages der Fall ist, so ist doch solcher Band nicht zu vergleichen mit dem guten einzeln gefertigten Ganzlederband, der auf tiefem Falz an gesetzt und ins Leder gemacht ist. Ein so gearbeiteter Band erst ist ein wirklich gebundener, dauerhafter Einband, den ein Ver leger, in dieser richtigen soliden Art gearbeitet, der Kosten halber gar nicht in der ganzen Auflagshöhe auf den Markt bringen kann. Ein Bücherfreund oder Bucheinbandkenner wird solche Verlegereinbände niemals haben wollen, er läßt sich seine guten und wertvollen Bücher von einem guten Einzelbuchbinder in der einzig guten und wirklich soliden Einbandart binden. Welter schreibt der Verlag: »Auf der andern Seite sind die Buchbinderwerkstätten noch nicht dazu übergegangen, sich moderne Stempel zu schaffen (als einzige Ausnahme arbeitet die Wiener Werk stätte mit solchen), obwohl der Uebergang vom Präge klischee, das sich der Verleger besorgt und mit dem er die Buchbindereien künstlerisch befruchtet, zu eigenen Hausstempeln und selbständigen künstlerischen Entwürfen ein naturgemäßer sein sollte.« Das schreibt der Verleger Ende 1906! Gerade 11 Jahre ist es her, daß Leipziger Buchbindereien (als erste H. Sperling, Hübel & Denck und Fritzsche) mit modernen Platten und Pressungen vor die Verleger traten, aber nicht etwa auf deren Drängen oder Verlangen, sondern aus eigenem Antrieb, mit dem Zeitgeist gehend, um in erster Linie dem Verleger etwas Neues, Modernes zu bieten, der damals ungern etwas anderes als die bis dahin gewohnten Stilarten für die Einbände seiner Verlagswerke aufnahm. Dann, 1898, erschien zuerst bei der ehemaligen, von Fritz Dornemann geleiteten Koch’schen Gravieranstalt in Magdeburg eine Serie moderner Buchbinderstempel, der fast alljährlich neue, im modernen Stil gehaltene Prägeplatten folgten. Die Schriftgießereien, Gravieranstalten und Groß-Buchbindereien traten damals zuerst mit modernen Stempeln und Prägeplatten auf den Markt und betrauten modern schaffende Künstler mit Aufträgen, weniger die Verleger, die mit wenigen Ausnahmen, ich nenne hier F. Volkmar, Velhagen & Kiasing, Oldenbourg- München, A. Koch-Darmstadt, Bruckmann-München, Grote-Berlin, erst viel später daran dachten. Und wenn es heute anders geworden ist, und die Verleger den Anstoß zu neuen, modernen Einband-Entwürfen geben, so gebührt das Verdienst hierfür ohne Zweifel unseren, sich für das deutsche Buchgewerbe und für die künstlerische Hebung desselben besonders einsetzenden Kunstgelehrten, insbesondere den Herren P. Jessen, Loubier, Seeliger, Kautzsch, die wieder und immer wieder in Wort und Tat die Verleger dazu drängten und aufmunterten, ihre Verlagswerke einheitlich und künstleri scher als bisher auszustatten, d. h. zu Druck-, Vorsatz- und Einbandausstattung nur Stets einen Künstler heranzuziehen, um ein vollgiltiges, wirklich künstlerisches Werk zustande zu bringen. Daß der Verleger die Buchbinderei »künstlerisch befruchtet«, wie es in dem Prospekt heißt, darüber werden sich am meisten unsere Großbuchbindereien wundern, die, wie gesagt, viel eher als die Verleger daran gedacht haben, sich mit Künstlern wegen Schaffung moderner und künstlerischer Einbandentwürfe in Ver bindung zu setzen. Man frage nur einmal die Herren Hübel, Sperling, Fritzsche, Lüderitz & Bauer,Wübben, wieviel Tausende von Mark sie jährlich aus eigenem Antrieb, um den Verlegern immer und immer wieder Neues und Schönes zu bieten, für Aufträge an Künstler zahlen. Hat doch vor einigen Jahren eine Leipziger Großbuchbinderei, als es sich um den Einband eines einzigen, sehr großen und umfangreichen Verlagswerkes handelte, Tausende ausgegeben, um von den bedeutendsten deutschen und ausländischen Künst lern Entwürfe für den Einband dieses Werkes zu erlangen, um den passendsten dann der Wahl des Verlegers zu überlassen. »Jedem das Seinem Königlicher Besuch im Buchgewerbehause. Am 19. Februar besuchte König Friedrich August von Sachsen gelegentlich eines mehrtägigen Aufenthaltes in Leipzig das Deutsche Buchgewerbe haus. In der Gutenberghalle begrüßte ihn der 1. Vorsteher des deutschen Buchgewerbevereins, Herr Dr. Volkmann und gab einen kurzen Ueberblick über das deutsche Buchgewerbe, das in Leipzig fest eingewurzelte und fest organisierte geistigste aller Gewerbe. Der deutsche Buchgewerbeverein erstrebe die technische und künstlerische Hebung des gesamten Standes der Buchgewerbler sowie die Verknüpfung von Technik und Kunst, wie solches in der z. Zt. veranstalteten ersten graphischen Aus stellung zum Ausdruck komme. Der König dankte für die Be grüßung und sicherte zu, daß die Regierung dem Buchhandel und Druckgewerbe auch weiterhin Förderung angedeihen lassen werde. Hieran schloß sich ein Rundgang durch das Buch gewerbehaus und Besichtigung der verschiedenen Ausstellungen. M. K. Unfälle. In einer großen Berliner Druckerei erlitt der Ar beitsbursche Willi Hoffmeister eine Quetschung des rechten Fußes, als er beim Bogenfangen an einer Schnellpresse mit Eisenbahnbewegung die Beine übereinanderschlug. Veranlassung zu dem Unfall war der Umstand, daß das Schutzbrett unter dem Auslegetisch nicht an seinem Platze war. Der Unfall zeigt, daß solche Schutzbretter nicht lose befestigt sein dürfen, sondern fest oder in Scharnieren beweglich mit dem Auslegetisch ver bunden sein müssen, damit sie nicht so leicht entfernt werden können. Nicht weniger als 3 Unfälle ereigneten sich in der letzten Woche allein in Berlin an Tiegeldruckpressen. In allen diesen Fällen war die vorgeschriebene Fingerschutz-Vorrichtung vorhanden, und die Verletzten hatten sich ihre Verletzungen an den Händen zugezogen, indem sie über die Schutzvorrichtung hinweg oder von der Seite zwischen Tiegel und Schriftform hineingriffen. —m—