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PAPIER-ZEITUNG Nr. 17 73i Gasstrom wird auch in solche ständige, bewegung versetzt, dadurch, wie aus Skizze 6 ersichtlich, sich in einander flechtende Misch- daß die Temperaturerniedrigung des selben rasch und in der Bild 4 Bild 5 ganzen Weite des Zylinders gleichmäßig fortschreitet. Für einen Schwefel verbrauch von rund 1700 kg verwende ich einen Turm von 4 m Höhe und 1,3 m Durchmesser, welcher rund 30 qm Kühlfläche enthält. Er hat eine einfache Lage rung, ist leicht aufgestellt und hat sehr geringen Raumbedarf. Die SO,-Gase werden darin von etwa 300 0 auf 40 bis 50 0 C. herab gedrückt bei einem Kühl wasser-Verbrauch von 0,3 1 in der Sekunde. Etwa vorhandene Schwefelsäure sammelt sich am Boden des Zylinders und kann hier abgelassen werden. Die Reinigung des Turmes von Schwefel blüte und Flugstaub ge schieht in kürzester Zeit durch Ausspritzen. Ich be nutze dazu die Betriebs pausen, bei Turmbetrieb kann es jederzeit ohne Betriebsstörung geschehen. Man hat es in der Hand, je nach Bedarf soviel Kühl türme als notwendig neben- und hintereinander zu schalten. Diese Bauart bedeutet einen Fortschritt in der Laugen bereitung, welcher vielen gerade zurzeit angestrengten Be trieben bisher schmerzlich empfundenen Uebelständen gründlich abhilft. St, Andrückwalze und einseitige Glätte In Nr. 13, S. 545 versuchte ein Fachgenosse, unter obiger Ueberschrift die Wickel walzen in ein schlechtes Licht zu stellen, wogegen ich ganz entschieden Verwahrung einlegen möchte. — Ich kann wohl verstehen, daß Herr E. der Gummiwalze mit darüber laufendem Filz (Glaceur) die Stange hält, denn jeder hat wohl sein Steckenpferd gern. Wäre aber die Behauptung des Herrn E. wahr, daß von 10 Wickel walzen erst eine gut ist, und keine eine lange Lebensdauer hat, dann ständen wir schön da! In Wirklichkeit arbeiten von, sagen wir, hundert Papier fabriken, die einseitigglatte Papiere erzeugen, mindestens achtzig mit Wickelwalzen, was beweist, daß diese den Gummiwalzen mit Glaceur vorgezogen werden. Der Fachmann aus Nr. 10. Da hier Ansicht gegen Ansicht steht, schließen wir die Aussprache der beiden geehrten Mitarbeiter, geben jedoch von anderer Seite kommenden Aeußerungen gern Raum. Die Holbeiner in der Papiergeschichte Dr. jur. Hans Holbein, Rechtsanwalt in Apolda, ver öffentlichte 1905 im Verlage von E. A. Seemann, Leipzig, das Buch »Die Holbeiner, ein Ueberblick über eine 700 jährige Familiengeschichte mit Stammbäumen». Preis 3 M. Dieses Werk ist mustergiltig dafür, wie man durch fleißiges Nachschlagen in geschichtlichen und genealogischen Werken, sowie in Kirchenbüchern die Grundlagen für die Stammesgeschichte eines bürgerlichen Geschlechts sammeln kann. Für die Geschichte des Papiers ist dieses Buch da durch von Wert, daß es unsere Kenntnis über die Ravens burger Familie Holbein erweitert, welche die erste nach weisliche Papiermühle in Deutschland errichtet hat. Aber auch das Papiermacher-Wappen steht mit den Holbeinern in Beziehung: Das beistehend abgebil dete Familienwappen der Holbeiner wurde in der Holbeinschen Papiermühle als Wasserzeichen verwendet und später von andern Fabriken so allgemein ge braucht, daß sein Hauptbestandteil, der Ochsenkopf, zum Sinnbild der Papier macherei wurde. Es stammt vom Wappen des Schweizer Kantons Uri ab. Wir lassen mit Genehmigung des Verfassers und der Verlagsbuchhandlung einige für die Papiergeschichte wichtigen Angaben aus dem frisch und anziehend geschriebenen Buch folgen. Zum ersten Mal erscheint der Name Holbein in einer Urkunde vom 13. April 1248, worin der Abt von Weingarten bei Ravensburg dem Kuno Holbein und seinen Nachkommen gewisse Kirchengüter als Lehen verleiht. Die von Kuno H. und seinen Brüdern abstammenden Familien Holbein in Ravensburg führen das oben abgebildete Wappen (schwarzer Stierkopf mit rotem Nasenring auf goldenem Felde und einem sechseckigen, auf einer seiner Spitzen stehenden Stern) und da das Land Uri in der Schweiz fast dasselbe Wappen schon um dieselbe Zeit führte, und nach einer gleichzeitigen Urkunde der Meier von Bürglen bei Uri im Jahre 1248 verschwand, nimmt Verf. — allerdings etwas kühn — an, daß dieser Holbein geheißen habe, nach Ravens burg eingewandert sei und dort die in der Urkunde vom 13. April 1248 erwähnten Ländereien als Lehen erhalten habe. Verf. sucht diese Annahme durch eine Reihe scharf sinniger Mutmaßungen zu stützen. Um 1236 war der Verkehr von Italien über den Gott hard noch etwas neues und kurz vorher um 1190 war auch die angeblich erste Papierfabrik in Italien zu Bologna gegründet worden. Papier als neuer Handels artikel auf der Gotthardstraße konnte der Aufmerksamkeit der Meier von Uri nicht entgehen, insbesondere nicht demjenigen von Bürglen, wo das Schächental östlich nach dem Sitze der mächtigsten der Urier Herren: der Grafen von Rapperswyl am Züricher See, darüber hinaus nach Rorschach, dem alten Durchgangspunkte für Italien und nach Lindau bis zu den großen süddeutschen Handels städten abzweigte. In letzteren, Augsburg, Nürnberg und ebenso dem damals schon bedeutenden Ravensburg, be stand großes Bedürfnis nach Papier, und der Meier von Bürglen mochte dies erkannt haben, sowie, daß er damit mehr verdienen konnte, als in der Eigenschaft eines land wirtschaftlichen Unterbeamten des Frauenklosters zu Zürich. Die Papierfabrikation war damals noch ein Geheimnis. Sogar um 1300 noch betrieben sie die Holbeiner in Ravens burg ganz geheimnisvoll, nämlich zunächst außerhalb der Stadt im Walde, im sogenannten Wildhammer. Mit solchen geheimen Künsten konnte man damals noch sein Glück machen. Es lag also nahe, daß Kuno Holbein das durch irgend einen Zufall entdeckte Geheimnis zu verwerten trachtete, mit ihm sich der Handelsstraße anschloß und nach der nächsten Großhandelsstadt Ravensburg über siedelte, um dort sein Glück zu versuchen. Aus 1301 stammt das älteste bekannte Papier mit dem Ochsenkopfe als Wasserzeichen. Dieses Zeichen pflegten die Holbeiner in ihrem Papier anzubringen, welches sie in ihren nacherwähnten Papiermühlen bei und in Ravensburg herstellten. Dabei wurde der sechsstrahlige Stern zwischen den Hörnern durch Verlängerung seines unteren Strahles auf eine Art Stange gestellt und manchmal auch nur vier strahlig gezeichnet. In Oelschwang, der südöstlichen Vor