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604 PAPIER-ZEITUNG Nr. 14 1V— 9 Stunden die Woche statt; für Lithographen gilt die acht stündige Arbeitszeit (vorübergehend teilweise noch 81/stündige) für Steindrucker die 9 stündige Arbeitszeit. 120 Lithographen und 80 Steindrucker erhielten Feiertags zahlung im Lohn und Akkord zugebilligt, ebenso 298 Litho graphen und 405 Steindrucker 25 v. H. Zuschlag für Ueber- stunden an Wochentagen und 50 v. H. an Sonntagen. Bei den übrigen bestand bereits Feiertagsbezahlung und Ueberstunden- Zuschlag. 238 Lithographen und 927 Steindrucker erhielten Lohn zulagen von 1/2 bis 5 M., zusammen 1676 M. die Woche. Als Mindestlohn im 1. Gehilfenjahr wurden in 23 Städten je 18 M., in 2 Städten 181/2 M., in 9 Städten je 19 M. und in je 1 Stadt 191/2 und 21 M. bestimmt, x. dem Bucheigner und dem Ex-libris Ausdruck. Aus der Fülle der Namen seien erwähnt die Ex libris von Sattler, Stassen, Heroux, Wenig, Orlik, Geiger, Hirzel, Schmidhammer, Döpler ir., Dasio, F. v. Schenis, Lilien, Kolb, Eckmann u. Kleuckens aus der ehemaligen Steglitzer Werkstatt. — Ueber reo Originalstein zeichnungen, darunter solche in großer Zahl von Liebermann, Geyer und Nikutowski zeigen uns künstlerisch bedeutende Arbeiten: Landschaften der Mark Brandenburg, Hollands und der Schweiz, die vier Jahreszeiten und die Kunstblätter zu den bekanntesten Volksliedern. Die in kleinem Rahmen gehaltene Ausstellung bietet Ex-libris-Sammlern und Bücherfreunden viel Sehenswertes; sie ist täglich geöffnet von 10—3 Uhr mit Aus nahme des Sonntags. A. H. Eine neue Tarifgemeinschaft im luxemburgischen Buchdruck gewerbe ist am 1. Januar 1907 in Kraft getreten. Das bis 1910 unkündbare Uebereinkommen setzt 9 stündige Arbeitszeit und einen Mindestlohn von 27 Fr. fest. Nur organisierte Prinzipale und Gehilfen dürfen miteinander arbeiten. Für Ueberstunden bis Mitternacht gibt es 25 v. H. Zuschlag, darüber hinaus 100 v. H. Die gegenwärtig bestehenden Tagelöhne werden um 25 v. H., von 1908 ab um weitere 25 v. H. erhöht, entsprechend den Sätzen für die berechnenden Setzer. Maschinensetzer erhalten 25 v. H. mehr als Handsetzer. Ein Tarifamt aus 5 Mitgliedern überwacht die Tarifhandhabung, ein Schieds gericht ist zur Schlichtung der Arbeitsstreitigkeiten eingesetzt. Allerdings ist die Gemeinschaft erst in der Hauptstadt wirklich durchgeführt. In der Provinz sind die Prinzipale unzuverlässig. Das Lehrlingswesen ist noch überall ungeregelt. K. (Soz. Praxis) Zusammenklebende Ansichtskarten Unter diesem Stichwort wird in Nr. 10 der Papier-Zeitung zu einem Verfahren geraten, durch welches vermieden werden soll, daß Ansichtskarten während des Beschneidens aneinander kleben. Vor dem angeratenen Mittel warne ich auf das dringendste, es treibt den Teufel durch Beelzebub aus. Der in Nr. 10 empfohlene Handwerksgriff wird von geschickten Buchbindern namentlich in Druckereien öfters angewendet: einen durchzuschneidenden Stoß bedruckten Papiers oder Kartons nicht dem Preßdruck der ganzen Breite des Scbneidmaschinenbalkens auszusetzen, sondern statt dessen eine schmale, 1—2 cm hohe Pappleiste unter den Preßbalken zu kleben und so den Preßdruck auf einen nur schmalen Streifen des zu durchschneidenden Papiers auszuüben. Ein solches Verfahren da anzuwenden, wo be druckte Fläche dem Preßdruck ausgesetzt wird, wäre gerade zu Unfug, denn je kleiner die getroffene Fläche ist, desto stärkerer Druck muß ausgeübt werden, der doch nur den Zweck hat, das zu zerschneidende Papier in seiner Lage während der Schnittdauer festzuhalten. Da der Druck sich in demselben Maße erhöht, wie man die Druckfläche ver kleinert, würde also gerade das Gegenteil dessen, was be absichtigt wird, erreicht. Durch den verstärkten Druck wird der in Farbe und Firnis noch genügend frische Kleb stoff von der Bildseite der einen auf die Adressenseite der andern Karte übertragen. Mit Nutzen kann das empfohlene Verfahren da an gewendet werden, wo der Preßdruck auf neben dem Druck bilde stehenden weißen Papierrand trifft. Bei Postkarten, überhaupt Karton, es anzuwenden, ist nach Möglichkeit schon deswegen zu vermeiden, weil dies sprödere Material durch den Messerzug beim Schneiden sehr leicht aus seiner Lage gezogen wird. Da die Klebegefahr hauptsächlich durch mehrere über einander liegende Farben der Bilder sich ergibt, so sind es in der Mehrzahl der Fälle Karten guter und bester Qualität, die ihr ausgesetzt sind. Hier bleibt nun, wenn keine Zeit zum Warten ist, nichts übrig, als die Karten bogen durch die Rollschere laufen zu lassen, um sie nicht zu verderben. Das verteuert die Herstellung wohl ein wenig, wird jedoch bei ganz guten Karten auch ohne Klebegefahr angewendet. Im schlimmsten Fall muß die Arbeit sogar auf der Pappschere gemacht werden. K. Ex-libris-Ausstellung bei Fischer & Franke in Berlin, Eich hornstr. 5. Der deutsche Ex-libris-Verein und der deutsche Buchgewerbeverein haben dort über 5c0 Kunstblätter mit Ex libris zu einem übersichtlichen Ganzen vereinigt. Die anmutigen Arbeiten namhafter Künstler geben den Beziehungen zwischen Ausstellung schriftkünstlerischer Arbeiten. Im zweiten Aus stellungsräume des Kunstgewerbe-Museums zu Berlin ist eine Auswahl schriftkünstlerischer Arbeiten ausgestellt, die in dem Schriftkursus von Lehrern preußischer Kunstgewerbe-Schulen im Sommer 1906 an der Kunstgewerbe-Schule in Düsseldorf hergestellt wurden. Unter Leitung des Direktors dieser Schule, Prof. Peter Behrens, haben die in England ausgebildete Schrift künstlerin Fräulein Anna Simons und der Fachlehrer Hellmuth Ehmcke die verschiedenen Gebiete der Schrift von der ein fachen Handschrift durch die Buchschrift, Plakatschrift bis zur Monumentalschrift in einer Fülle anregender Zusammenstellungen ausbilden und ausüben lassen, sodaß die Ausstellung nicht nur für Lehrzwecke, sondern auch für alle Kreise, die an der künstlerischen Verbesserung unseres Schriftwesens beteiligt sind, lehrreiche Anschauung bietet. Eingänge Moderne Stempel und Bucheinbände von Dornemann G Co. in Magdeburg. Im Jahre 1898 erschienen zum ersten Mal Handvergoldestempel von der Hand Paul Kerstens auf dem Markt und brachten dem Vergolder die Möglichkeit, seine Arbeiten dem modernen Empfinden und den neu auftauchen den Zierformen anzupassen. Seitdem ist die gesamte dekorative Kunst weiter fortgeschritten; sie gebietet über einen erstaunlichen Formenreichtum, sodaß auch der Ver golder sehnsüchtig nach weiteren Zierformen Ausschau hielt, um nicht eintönig zu werden. Diese neuen Verzierungen ebenfalls nach Zeichnungen von Paul Kersten in etwa 80 verschiedenen Stücken enthalten fast durchgängig Bilder, die keinen Anschluß an die benachbarten Stücke brauchen. Die Formen beginnen mit einfachen geo metrischen Figuren und gehen dann zu Pflanzenformen über. Aber auch diese bleiben überall so einfach, daß man sie, wenn nötig, reihenweise anwenden kann. Sehr ge fällig und glücklich gewählt sind die stilisierten Formen von rein ornamentalem Charakter. Sie entsprechen dem modernen Geschmack, ohne jedoch in dieser Beziehung zu übertreiben. Durch eine lange Reihe von Beispielen werden dem Beschauer Anordnung und Gebrauch der Stempel veranschaulicht. Die Ausstattung des Heftchens ist eigenartig und wirkungsvoll. Büchertisch Die hier besprochenen Werke werden in die Bücherei des Papierhauses, Dessauer-Str. 2, eingereiht, welche wie der Lesesaal wochentäglich von io bis i und 3 bis 6 zur Benutzung frei steht. Die Kunst. Monatshefte für freie und angewandte Kunst. Verlag Bruckmann, München, vierteljährlich 6 M. Das Februarheft macht uns in einer Reihe prächtig illustrierter Aufsätze zunächst mit 2 Künstlern bekannt, die sich bei uns leider nur der Beachtung verhältnismäßig kleiner Kreise erfreuen: mit Whistler, einer der hervortretendsten Erschei nungen der westeuropäischen Kunst, von wenigen nur an male rischer Kultur übertroffen, und Zügel, dem unerreichten Meister der Tiermalerei, ebenso groß als Künstler wie verdienstvoll als Lehrer. Durch diese beiden, in ausgezeichneter Weise illu strierten Monographien, wohl die ersten deutschen größeren Ar beiten über die genannten Künstler, hat sich die Kunst, die nur Gutes, Bleibendes geben will, ein Verdienst erworben. Von gleichem Wert ist der zweite, der angewandten Kunst gewid mete Teil : Muthesius, Die Bedeutung des Kunstgewerbes (die Eröffnungsrede zu seinen Vorlesungen über modernes Kunst gewerbe an der Handelsschule zu Berlin); Kunstverglasungen im Rathaus zu Remscheid mit Abbildungen der feinen Arbeiten von Engels und Salzmann ; Die neuen Münchener Brücken von Ph. M. Halm.