Volltext Seite (XML)
602 PAPIER-ZEITUNG Nr. 14 Stellung solle zeigen, daß diese Bestrebungen Erfolg gehabt haben. Er wünsche der Ausstellung guten Erfolg und gab der Hoffnung Ausdruck, daß die Graphik durch die Ausstellung die ihr zukommende Würdigung finden möge. Hierauf folgte ein Rundgang durch die 800 Nummern umfassende Ausstellung, die einen Ueberblick über die besten Leistungen deutscher Graphik gewährt, pk. Geschäftsführung in Vereinen der Druckerei- Besitzer In der am 30. Januar stattgehabten Jahresversammlung des Vereins der Buch- und Steindruckereibesitzer von Hannover (Bezirksverein des D. B.-V.) empfahl Herr Otto Edler die Errichtung eines Vereinsbureaus und führte u. a. etwa folgendes aus: Das verflossene Jahr hat uns infolge Anwachsens unsrer Mitgliederzahl und auch wohl verursacht durch das umfang reiche Material, welches wir zu erledigen hatten — ich erinnere an die Fachschulangelegenheit, den Steindruckerstreik, die Lohn- und Preiserhöhung, die Ehren- und Schiedsgerichtssachen — so recht gezeigt, daß wir mit den vorhandenen Arbeitskräften nicht ausreichen. Die Vorstandsmitglieder sind zumeist durch ihren eigenen Beruf außerordentlich stark in Anspruch ge nommen, und unser Sekretär Herr K. ist durch seine berufs genossenschaftlichen Arbeiten so beschäftigt, daß nicht alle Ar beiten sorgfältig und schnell genug erledigt wurden. Auch könnte unser Sekretär, Herr K., durch Krankheit für längere Zeit arbeitsunfähig werden, und wir hätten dann einen Stillstand in unsern Arbeiten. Des weiteren hat sich für uns alle, ins besondere aber für den Vorstand, der nie recht wußte, wo er seine Sitzungen abhalten sollte, der Mangel eines eigenen Raums fühlbar gemacht. Es ist nötig, daß wir ein Zimmer haben, wo wir zur Arbeit zusammenkommen und in dem die uns ge hörigen Schriften, welche jetzt bei den verschiedenen Vorstands mitgliedern zerstreut liegen, aufbewahrt werden. Es lag deshalb in unsrer Absicht, beim Vorstande des Deutschen Buchdrucker- Vereins und der Berufsgenossenschaft dahin vorstellig zu werden, daß man uns für diesen Zweck eine entsprechende Summe zur Verfügung stellt, und es ist anzunehmen, daß unsre Bitte nicht auf Schwierigkeiten stoßen wird. Die jetzt zur Durchführung kommende Preiserhöhung und der noch in Ausarbeitung begriffene Minimal-Druckpreise-Tarif wird uns für das laufende Jahr und auch noch für länger ein gut Teil technischer Arbeit auferlegen. Es wird daher sehr wünschenswert werden, daß ein Fachmann zur Stelle ist, den ein jeder von uns an neutraler Stelle um Rat fragen kann, und der gleichzeitig auch als Kontrolleur über Innehaltung der Minimalpreise dient. Dieser Fachmann dürfte bis heute in Hannover weder bekannt noch verschwägert sein, sondern er müßte jedem von uns gleich fremd gegenüberstehen. Er müßte eidlich verpflichtet werden, über alle Fragen, die er zu beant worten hätte, vollkommenes Stillschweigen zu bewahren, sodaß jeder von uns vertrauliche Anfragen bezüglich Kalkulationen usw. an ihn richten kann, ohne zu befürchten, daß der böse Kon kurrent davon erfährt. Die wenigen Tage, die wir jetzt unter der Preiserhöhung stehen, und auch die Klagen, die im Laufe des verflossenen Jahres an das Ehren- und Schiedsgericht ge kommen sind, haben gezeigt, daß es mit der Kalkulation noch bei vielen unter uns im argen liegt. Wenn jetzt der neue Minimal-Druckpreise-Tarif dazu kommt, dürfte es noch schlimmer werden, und da wird ein Fachmann, den jeder von uns mit seinem Vertrauen beehren kann, eine sehr zweckdienliche Persönlichkeit sein. Für einen derartigen Posten kann natürlich nur ein Fachmann in Frage kommen, der nicht etwa aufs Alten teil gesetzt, sondern mit den modernen Einrichtungen im graphischen Gewerbe vollkommen vertraut ist und gute Er fahrung in der Kalkulation besitzt. Eine solche Persönlichkeit ist nur gegen entsprechende Entlohnung zu haben, und wir müßten, wenn uns der Deutsche Buchdrucker-Verein und die Berufsgenossenschaft für Bureau-Miete usw. eine Summe zur Verfügung stellte, aus eigener Tasche noch einige tausend Mark aufbringen. Die Kosten ließen sich etwa wie folgt verteilen: Es gibt über 60 Druckereien in Hannover. Ueber die genaue Zahl der Schnellpressen konnten wir uns bis heute kein abschließendes Urteil verschaffen. Wir glauben aber, daß wir auskämen, wenn wir für jede Tiegeldruckpresse . . 5 M. » kleine Schnellpresse . 6 „ „ mittlere „ . 8 „ „ größere „ . 10 „ „ Rotationsmaschine . . 15 „ Steuer auferlegten. Die großen Firmen würden dann die eigentliehen Kosten dieses Beamten zusammensteuern. Ich möchte durch Aussprache über diesen Punkt feststellen, ob Sie glauben, daß uns durch Anstellung einer fachlich gebildeten Persönlichkeit, welche später auch als Lehrer an der Fachschule und als Redakteur der »Mit teilungen« wirken könnte, und die, wenn sie sich eingearbeitet hätte, der berufene Nachfolger unsers Sekretärs, Herrn K., wäre, so gedient sei, daß wir uns eine Steuer in Höhe, wie ich sie andeutete, auferlegen könnten. Ich selbst würde viele Angebote, welche wir zu machen haben, durch diesen Fachmann nach prüfen lassen, um die Sicherheit zu haben, daß wir in Zukunft die neuen Leipziger Normen überall zur Durchführung bringen. An diesen Vortrag knüpfte sich lebhafte Besprechung. Herr Dr. Jänecke weist auf die großen finanziellen Opfer hin, die zu bringen seien, wenn ein eigenes Bureau ein gerichtet werden solle; die Einziehung der jetzigen Beiträge verursache schon große Schwierigkeiten. Die Herren Diers, Edler, Eberlein, Fettback, Schrader und Hahn stehen der Sache dagegen sehr sympathisch gegenüber; es möge indes zunächst festgestellt werden, ob man geneigt sei, die Mittel für ein Bureau aufzubringen. Abstimmung ergab die Zu stimmung sämtlicher Anwesenden. (Aus den »Mitteilungen« gen. Vereins) Verein der Plakatfreunde Sitz Berlin Vorsitzender: Dr. Hans Sachs, Berlin W, Kurfürstendamm247 Zu Beginn der gut besuchten Sitzung im »Papierhause« am 5. Februar machte der Vorsitzende nach Bekanntgabe einer größeren Zahl Neuaufnahmen auf mehrere Aufsätze über Künstlerplakate aufmerksam, welche in letzter Zeit in verschiedenen Zeitschriften und in der Tagespresse er schienen sind; er knüpfte daran die Mitteilung, daß die Papier-Zeitung bisher in dankenswerter Weise sehr ein gehend über die Sitzungen berichtet habe. Den Vortrag des Abends hielt der Maler Herr Julius Klinger über »Lustige Plakate« Der Behandlung des eigentlichen Themas schickte der Vor tragende eine kurze Schilderung der Berliner Plakatbewegung voraus; er verglich die Plakatsäulen mit Damen, die durch ihre Kleidung die Blicke der Vorübergehenden auf sich zu lenken suchen. Die Plakatzeichner sind die Modisten, Schneider und Schuster für diese Dame. Bis vor wenigen Jahren deckte die Säule ihren Bedarf an Garderobe zu billigen, herabgesetzten Preisen; heute ist dies besser geworden, und man kann sagen, daß sie zuweilen ganz anständig angezogen ist. Nur etwas fehlt ihr, wie folgende Beobachtung lehrt: Ein hübsches junges Weib begegnet uns auf der Straße; sie trägt ein modisches Kleid, gutes Pelzwerk, anständige Schuhe, sie ist also eine feine Erscheinung. Was aber unsere Blicke sofort in ihren Bann zieht, ist ihr Hütchen. Dieses Hütchen ist eine Laune, ein Witz, eine Frechheit, es gibt der Trägerin erst die bestimmende Linie und unterscheidet sie erst von anderen, die auch gut ge kleidet sind. Dieses Hütchen, dieser Witz, diese Laune, diese Frechheit fehlt unserer Plakatsäule. Heute haben wir in Berlin bereits etwas wie eine Plakat kultur und danken diese zum größten Teil Lucian Bernhard, der es verstand, für alle Plakate, die nicht eigentlich Witz und Humor beanspruchen, eine vornehme Lösung zu finden. Er stellt Nutzgegenstände in künstlerischer Weise dar und ver schönt das Ganze durch vorzügliche Schrift. Bernhard's Kunst ist nicht persönlich, man kann sie eher allgemein nennen. Bern hard war notwendig für das Plakat. Die ersten Künstlerplakate hingen in zu schlechter Gesellschaft. Nachdem diese jetzt durch Bernhard’s Verdienst verbessert ist, wäre es an der Zeit, das individuelle Künstlerplakat, welches in Berlin bereits zu Anfang der Plakatbewegung eine kurze Blütezeit hatte, wieder in seine Rechte einzusetzen. Auf diesem Gebiete ist Edmund Edel der bedeutendste Ver treter in Deutschland; kein anderer Künstler hat sich so ganz dem Plakat gewidmet und keiner hat eine so glänzende Reihe von Plakaten geschaffen. Wohl haben Münchner, Dresdner und Wiener Künstler zuweilen bessere Plakate herausgebracht als Edel, aber keiner ist so bei der Stange geblieben wie er; sie waren trotz ihrer vereinzelten guten Leistungen nur nebenbei Plakatkünstler. Die Wiege der Plakatkunst stand auf dem Montmartre in Paris. In kümmerlichen Lebensverhältnissen lebte dort vor einigen Jahrzehnten der erste Plakatmaler Chret. Er war gewiß kein ganz Großer, aber ihm folgte ein Riese, Toulouse- Lautrec. Toulouse-Lautrec war Impressionist, seine Vor bilder waren: Manet, Monet, Pissaro, Cezanne und der Größte, Degas. Diesem hat Toulouse-Lautrec alles zu verdanken, er war sein großer Vorläufer, und was dieser für die Malerei, bedeutet jener für die Griffelkunst. Degas war der erste, der aus den banalsten Vorgängen des Tages Anregung schöpfte, um aus diesen die besten Kunstwerke zu schaffen. Toulouse-Lautrec hat mit seiner Kunst Pariser Leben ein gefangen und es auf die Pariser Plakatwand geworfen.