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506 PAPIER-ZEITUNG Nr. 12 f Friedrich Westermann Den deutschen Verlagsbuchhandel hat ein neuer schwerer Verlust betroffen. Friedrich lVestermann } der Inhaber der weltbekannten Buchhandlung, Verlag und Druckerei in Braunschweigs ist dort nach längerem Leiden plötzlich am 3. Februar aus dem Leben geschieden. Mit ihm verliert auch das deutsche Buchgewerbe einen seiner eifrigsten Förderer. Er hat weder Kosten noch Mühe gescheut, stets das Vollendetste auf diesem Gebiete zu gewinnen. Sämtliche Verlagswerke der Firma Westermann zeichnen sich durch Gediegenheit in Material, Herstellung und Inhalt aus und haben Verbreitung in allen Kulturländern gefunden. Das gilt nicht blos von den wissenschaftlichen Werken, be sonders denen über Geographie mit ihrem ausgezeichneten Kartenmaterial, den unersetzbaren Wörterbüchern, sondern auch von den im Verlag erschienenen Prachtwerken, den Erscheinungen der schönen Literatur und den Zeitschriften. Unter letzteren nehmen »Westermanns Monatshefte« die erste Stelle ein, jene beliebte, viel gelesene deutsche Familienzeitschrift, die im Oktober vorigen Jahres ihren 100. Halbjahrsband mit der Genugtuung beschließen konnte, die weitverbreitetste und auf die größte Auflage blickende illustrierte Monatsschrift im deutschen Sprachgebiet ge worden zu sein. Friedrich Westermanns Verdienst ist es, diese in literarischer, künstlerischer wie wissenschaftlicher Beziehung soviel bietende Monatsschrift zu dem gemacht zu haben, was sie uns heute ist. Die hier geübte Pflege der Illustration hat diese Monatshefte zu Vorbildern in illustra tiver und graphischer Hinsicht gemacht. Im Holzschnitt, der Autotypie, * Duplexautotypie und im Drei- und Vier farbendruck sowie im Farbendruck überhaupt, z. B. Illustrationsdruck mit Tonplatten, Mehrfarbendruck im Satz usw. war man hier stets auf das eifrigste bemüht, künstlerisch Hervorragendes zu schaffen. Immer neue Ver suche wurden gemacht, um das schon Erzielte zu vervoll kommnen, wozu in der eigenen Druckerei des Verlages ie besten Kräfte gewonnen waren. F. Westermann suchte einen besonderen Ehrgeiz darin, daß seine Monatshefte den verwöhntesten Ansprüchen der gebildeten Welt gerecht wurden. Und wie er die literarische Leitung der Zeitschrift seit dem Tode seines Vaters George Westermann, dem Be gründer der Firma und der Monatshefte, seit September 1879 mit feinem Verständnis führte, ebenso liebevoll widmete er sich dem illustrativen Teile und der Ausstattung, die be kanntesten Künstler hier zur Mitwirkung heranziehend. Friedrich Westermann wurde 1840 geboren. Seine buchhändlerischen Studien begann er im väterlichen Ge schäft, setzte sie in Aachen, Leipzig und München fort und beschloß sie, gleich seinem Vater, durch einen mehrjährigen Aufenthalt in England und Amerika. Zurückgekehrt, trat er in den Verlag seines Vaters wieder ein und übernahm nach dem Tode des Begründers im September 1879 die Weiterführung des Unternehmens, dem Fried. Westermann eine kartographische Abteilung zur Herstellung von Land karten angliederte. Hier wurden die neuesten Verfahren für kartographischen Druck erprobt und für die im Verlag erscheinenden Atlanten verwendet. Dieses kartographische Institut war erst als gesonderte Abteilung in Leipzig unter gebracht, wurde aber in den letzten Jahren nach Braun schweig verlegt und mit dem Stammhause vereinigt. Als Mensch genoß Friedrich Westermann die Hoch achtung und Verehrung aller, die ihn kannten. Sein Wohl wollen, seine Güte betätigten sich bei seinen Angestellten in allen Lebenslagen. Er verlangte vollste Pflichterfüllung, legte sich selbst aber auch stets Pflichten auf, die er ernst und gewissenhaft erfüllte. Sein großes Geschäft betrachtete er nicht bloß als eine Quelle zur Einnahme, sondern er wollte als Verleger hebend und bildend wirken, und dieser ideale Standpunkt war ihm die Richtschnur bei allen Unter nehmungen. Deshalb ist sein Hinscheiden auch ein Verlust für Buchhandel und Buchgewerbe, da in unserer immer mehr auf materielle Ziele zustrebenden Zeit solche Männer seltener werden. Thilo In Karlsruhe wurde vor einigen Tagen ein -»Ortsiierein Karls- uhe des Deutschen Buchdruckervereins^- gegründet. M. Arbeitsbedingungen des Hilfspersonals in Buch druckereien [Vergl. Nr. 5 S. 183 Zwischen dem Deutschen Buchdrucker-Verein und dem Verband der Buch- und Steindruckerei-Hilfsarbeiter und -Arbeiterinen Deutschlands haben Verhandlungen stattgefunden, und in diesen wurden eine Gruppeneinteilung des Hilfs personals in Buchdruckereien, eine Geschäftsordnung für die Schiedsgerichte und eine Geschäftsordnung für die Arbeitsnach weise vereinbart und beschlossen. Das Abkommen umfaßt nunmehr die Allgemeinen Be stimmungen über Obliegenheiten, Arbeitszeit und Entlohnung und oben erwähnte Ergänzungen. Es wird in Heftform in Druck gelegt und kann von der Geschäftsstelle des Deutschen Buchdrucker-Vereins in Leipzig, Deutsches Buchgewerbehaus, Dolzstraße 1, und von der Geschäftsstelle des Verbandes der Buch- und Steindruckerei-Hilfsarbeiter und -Arbeiterinnen Deutschlands in Berlin NO 18, Eibingerstraße 19 II, bezogen werden. Fabrikation von Maschinen-Tüten und -Beuteln Von Heinrich Thümmes, Betriebsleiter Vergl. auch Bilder 4 und 5 in Nr. 75 von 1906 Fortsetzung zu Nr. 96 von 1906 Beim Falzen kommen oft verschiedene Fehler vor, deren Ursache und Abhülfe nachstehend angegeben sind. 1. Die Tüten sind schief gefalzt! Dies kann folgende Ursachen haben: Die Falzwalzen stehen ungleich weit auseinander; das Falzmesser sticht zu tief oder nicht genau in der Mitte; die Schlittenzange verzieht beim Zurückgange das Papier; der Papierhalter schließt nicht gleichmäßig; die Schlittenzange öffnet sich zu früh, und der Klebstreifen verzieht sich infolgedessen; die beiden Messer sind stumpf oder stehen nicht genau zu einander und verziehen beim Abschnitt das Papier. Das vordere Bremsblech hält das Papier nicht genügend straff. Es sitzt eine Kleisterkruste auf den Falzwalzen x und x'. Der Falztisch steht mit den Falzwalzen nicht genau im rechten Winkel{zu dem Unter messer. 2. Falten in den Tüten! Die Falz walzen stehen zu nahe aneinander; das Falzmesser sticht zu tief. Es sind Kleister krusten auf den Falzwalzen. 3. Die Tüten fallen schlecht aus den Falzwalzen! Die Falzwalzen x und x1 stehen zu weit auseinander; oder sic laufen nicht schnell genug, dann ist entweder der Kordel riemen nicht straff genug, oder die Antriebscheibe Q der Falzwalzen hat sich in ihrer Befestigung gelockert, oder das vordere Lager x2 steht schief, sodaß die Falzwalzen sich klemmen. Das Falzmesser sticht zu tief und hemmt den Lauf der Tüte beim Falzen; die obere Spitze ist nicht ganz abgeschnitten und wird erst von dem Falzmesser w abgerissen; in diesem Falle muß das Papier weiter in die Maschine geschoben werden. Der Kleisterstreifen ist zu dick, und dann werden Falzmesser w und Falzwalzen x und x' verschmiert. 4. Die Spitzen der Tüten legen sich oben nach innen oder nach außen um! Das Obermesser s steht zu tief; das Falz messer what das Papier schon zum Falzen erfaßt, ehe das Obermesser s wieder hochgegangen ist und das Papier frei gegeben hat; das Letztere muß also früher kommen. Das Papier steht zu weit heraus,- infolgedessen stößt sich die Spitze in dem Durchgangsschlitz zwischen den vorderen Falzwalzenlagern x2; die Papierbahn muß dann weiter in die Maschine geschoben werden. 5. Die geklebte Tütenspitze wird ungleich breit! Der Kleb streifen wird von der Umschlagklappe k ungleich umgelegt, oder er verschiebt sich zwischen der Zange beim Vorschub, oder die Papierrolle b ist ungleich breit. 6. Die eingefalzte Spitze des Klebstreifens steht unten heraus! Das Falzmesser w steht hinten zu hoch, muß tiefer gesetzt werden. Das Auslegen und Sammeln der fertigen Tüten Hat die Tüte die Falzwalzen x und x' passiert, so fällt sie zwischen den Fallblechen A (Bild 4) und der Schaufel B hindurch auf den Auslegetisch C. Die Schaufel B bewegt sich im gleichen Augenblick nach vorn und schiebt die fertige Tüte aus der Maschine heraus vor den Sammel klotz X (siehe Bild 26). Sie besteht aus einem auf einem