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)APIER=VERARBEITUNG i Buchgew erbe ^3 Berliner Typographische Gesellschaft Vereinslokal: Berliner Buchgewerbesaal, Dessauer Straße 2, III. Vorsitzender: G. Köniteer, W 57, Dennewitzstraße 19 Kassierer: C. Rinck, Schöneberg, Bahnstraße 43, link. Aufgang III. Schriftführer: E. Baumeister, Gneisenaustraße 16 Zu der am Dienstag, 12. Februar, abends 9 Uhr, im Buchgewerbesaale, Dessauerstraße 2 III, stattfindenden Sitzung werden die geehrten Mitglieder ergebenst eingeladen. Tages-Ordnung 1. Eingänge. — Geschäftliches. 2. Aufnahme neuer Mitglieder. 3. Steigert die zeichnerische Tätigkeit unser Interesse am BeruJ? An selbstgefertigten Beispielen dargelegt von Herrn Karl Schmiedchen. 4. Vortrag des Herrn Georg Erler über ^Rechtschreibung von Fremdwörtern in technischen und wissenschaftlichen Werken.* 5. Technische Fragen. Der Sitzungstag ist zugleich der Schlußtermin für die Einreichung der Entwürfe zum dem Diplom-Wettbewerb der Gesellschaft. Die eingegangenen Arbeiten werden aus gestellt. Um zahlreichen Besuch bittet Der Vorstand Das Buchgewerbe und die Kultur (Vergl. Nr. 7 S. 276) Als zweiter Redner in dieser vom Deutschen Buch gewerbe-Verein veranstalteten Vortragsreihe sprach am 1. Februar in Leipzig Professor Dr. Rudolf Kautzsch von der Technischen Hochschule in Darmstadt, früher jahrelang verdienstvoller Leiter des Deutschen Buchgewerbemuseums, über Das Buchgewerbe und die Kunst. Redner gedachte einleitend der Bewegung, die seit un gefähr zehn Jahren eingesetzt und zum Ziele habe, mehr Kunst in das Buchgewerbe zu bringen. Dann gab er einen Rückblick auf die Kultur zur Zeit Karls des Großen. Wie dessen großem Reiche jede Einheitlichkeit gefehlt habe, so sei auch die Kultur jener Zeit weder einheitlich noch selb ständig gewesen. Aus dem Orient, Italien, Griechenland, Spanien seien auf verschiedenen Wegen Kunstelemente ein gedrungen. Gerade neuerdings zeige sich, daß wir erst im Beginn der tieferen Erforschung all dieser Einströmungen von außen auf die Karolingische Kultur stehen. Diese Wirkungen zeigen sich auch in der Figurenkunst und Dekoration der Bücher. Das Figurenwerk, die Feder zeichnungen, zeigen Nachahmungen der orientalischen, römischen und altgriechischen Kunst. Die Schrift jener Zeit hingegen sei nicht nur Nachahmung, die karolingische Minuskel sei vielmehr eine Schöpfung von außerordentlich eigenartigem Gepräge. Ihre Züge seien groß und prächtig gerundet. Die Buchseite zeigt ein gleichmäßiges Bild, Höhe und Breite stehen in gutem Verhältnis. Allmählich vollzieht sich ein Umschwung, der auf den ersten Bund der Kirche mit dem Laienelement zurückzu führen ist, auf das Rittertum, das sich in den Dienst der Kirche stellte. Es bildet sich ein Standesbewußtsein her aus, und die Kunst des jugendlichen Laienelements wirkt verjüngend. Die Kunst drängt zu einer Umbildung des Figurenwesens; es sind nicht mehr Abbilder der alten Kunst, sondern mit einem Schlage bewegliche Körper. Eine neue Figurenwelt entsteht, alles ist jugendlich, zierlich und frisch empfunden. Das Rittertum, das eine große Vor stellung von Kunst und Schönheit mitbrachte, hat diese Umwandlung bewirkt. Auch die Landschaft wird mehr der Wirklichkeit der Natur nachgebildet. Das Buchgewerbe, Illustration und Schrift folgen der großen Kunst, die Um wandlung verrät deutlich den Zusammenhang mit der Plastik und Malerei. Die Schrift wird schlanker, spitzer, feiner, gliedriger; es entsteht die gotische Schrift. Eine weitere Umwandlung in der großen Kunst wie auch in der Illustration und Schrift vollzieht sich alsdann mit dem Emporblühen des Bürgertums, also nach dem Ver fall des Rittertums. Die Bücher des 14. Jahrhunderts zeigen neben dem feinen Rankenwesen von Epheu usw. an der Seite ganz neue naturalistische Formen, diese werden unregelmäßiger und mehr der Natur nachgebildet. Anstelle der stilisierten Kunst tritt die Kunst des Augenscheins sowohl in der Architektur wie in der Buchdekoration und Schrift. Die Kunst nimmt sich Haus und Hof des Bürgers, der Freude an der behaglichen Ausgestaltung seines Heims findet, so wie die nächste Umgebung einer Stadt zum Gegenstand. In der Schrift tritt an die Stelle der einfachen die bewegte, viel verschlungene Linie, die Schnörkelschrift, und es ent steht die Fraktur. Die italienische Renaissance, auch die Kunst Dürers, die auf Architektur, Plastik und Malerei einwirkt, findet man im Buchgewerbe wieder, und die deutsche Mystik der damaligen Zeit trägt dazu bei, den bunten Reichtum noch malerischer zu gestalten. Es ist die Kunst des 16. und 17. Jahrhunderts. Die neue Machtfülle der Fürsten, die in Deutschland ebenso machtvollen Ausdruck in gewaltigen Bauten sucht, ferner der Pomp der Kirche, die sich nach Italien wendet, führt zu einem neuen Kunststil, zum Barokstil, dem auch wiederum das Buchgewerbe folgt. Auf den Titelbildern findet man schwerfällige Gestalten, zumeist einem gelehrten Stoffkreise entnommen. Der massive Formenstil der Rubenszeit tritt uns entgegen. Auch die Schrift hat die Umständlichkeit im Wesen übernommen. Diese Zeit war nicht reich an schöpferischer Tätigkeit. Es war die Zeit des dreißigjährigen Krieges, der bei uns die Entwicklung eines selbständigen Stiles unterband. Dem Barok folgte im 18. Jahrhundert der Rokokostil, der einheitlichste und geschlossenste aller Stilarten, der die Eleganz der damaligen Gesellschaft widerspiegelt. Im 19. Jahrhundert erfolgte ein vollkommener Bruch mit der bisherigen künstlerischen Kultur. Alle Versuche zur Hebung der Kunst, die seit dieser Zeit gemacht wurden, hatten geringen Erfolg. Es fehlte ihnen, was uns die Ver gangenheit bis zum 18. Jahrhundert predigte, die Einheit lichkeit. Wohl entstand viel Vortreffliches in den letzten 20 Jahren, aber sobald ein Versuch zur Verallgemeinerung gemacht wurde, trat stets Abfall ein. Wenn wir das wieder haben wollen, was die Vergangenheit besaß, müssen wir anders einsetzen. Charakteristisch für unsere Zeit sei nur die technische Vortrefflichkeit, die man mit der Maschine erreicht habe. Bei Schaffung eines neuen Stiles müsse die sachliche Auf gabe den Anfang bilden. Einfachheit und Sachlichkeit ohne von außen herbeigeholten Schmuck müssen in der Buchgewerbekunst zum Ausdruck kommen, die Schönheit werde sich dann von selbst finden, pk. Unfall. Die in Frankenthaler Schnellpressenfabrik be schäftigten Arbeiter Baumann und Reitz, die eine Pfanne glühen den Gusses trugen, stolperten, wodurch sich der Inhalt über beide ergoß und ihnen schwere Brandwunden an den Beinen und Füßen zufügte. Man zweifelt an ihrem Aufkommen. CI. (Kl. Pr.)