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Nr. 9 PAPIER-ZEITUNG 359 sind bereits im Jahre 1885 von Dr. Härlin im Auftrage des Vereins Deutscher Papierfabrikanten untersucht worden. (Vergl. Papier-Zeitung 1885 S. 1069). Hierbei wurde u. A. festgestellt, daß die Arbeiterinnen beim Lumpensortieren etwa i,5 mal soviel an Atmungskrankheiten leiden wie bei den übrigen Arbeiten. Erwähnenswert sind auch Untersuchungen von Schuler und Burckhardt in der Schweiz (Untersuchungen über die Gesundheitsverhältnisse der Fabrikbevölkerung in der Schweiz. Von Dr. F. Schuler und Dr. A. Burckhardt. Aarau 1889, Verlag von H. R. Sauerländer), nach welchen auf 100 Papierfabrikarbeiter folgende Zahl von Krankheits ¬ fällen kamen: im Lumpensaal 47,9 im Holländerraum bei der Holzstoffbereitung . . 21,9 Mittel im Papiersaal 37,7 29,6 bei Handlangern 39,4. Auf die mit der Verarbeitung der Lumpen beschäftigten Personen kamen daher etwa 1,6 mal soviel Krankheitsfälle wie auf die übrigen Arbeiter. Hinsichtlich der Atmungskrankheiten ergaben sich für je 100 Arbeiter jährlich auf dem Lumpenboden 9,7 Krankheitsfälle in den übrigen Betriebsabteilungen 6,8 „ Somit erkrankten Lumpenarbeiterinnen etwa 1,4 mal so häufig an Atmungskrankhetten wie die übrigen Arbeiter. Neuere Untersuchungen in Düren hat Verfasser in erster Linie auf Krankheitstage bezogen. Als Grundlage dienten die Erkrankungen in 7 Feinpapierfabriken während 4 Jahren (1900—1903). Die Arbeiter (1775 Personen durchschnittlich) wurden je nach ihrer Beschäftigungsweise in folgenden Abteilungen gezählt: I. Lumpenboden II. Dampfmaschine, Papiermaschine, Holländer III. Walze, Kleberei usw. IV. Stube (Fertigmacherei), Papiersortiererei usw. V. Hofarbeiter, Handwerker. Aus den Feststellungen des Verfassers, die in der »Con cordia« (Heft 23 und 24) ausführlich angegeben sind, sei hier folgendes erwähnt: 1. Atmungskrankheiten Die Arbeiterinnen auf dem Lumpenboden leiden am meisten an Atmungskrankheiten: Durchschnittlich erkrankt jährlich ein Arbeiter an At- an An- an Erkäl- an der Betriebs- mungs- steckgs.- tungs- sonstig. der krank- krank- krank- Krank- Krankheits- Abteilung heiten heiten heiten heiten Tage Tage Tage Tage Tage Lumpenboden 3,5 0,27 2,5 5,5 n,77 Maschine 1,0 0,03 i,9 1,8 4,73 Walze 1,3 0,06 i,3 2,4 5,o6 Stube 2,5 0,17 i,7 4,5 8,87 Hofarbeiter 1,8 0,08 i,4 2,1 5,38 2. Ansteckende Krankheiten Abgesehen von den Atmungskrankheiten verdienen die ansteckenden Krankheiten (Rose, Diphteritis, Scharlach, Typhus) besonderes Interesse. Jedoch ist die Zahl der in Frage kommenden Fälle zu gering, um Anlaß zu ver gleichenden Untersuchungen zu geben. Bemerkenswert ist, daß in der genannten Zählperiode Pockenfälle nicht vor gekommen sind, während in der Zählperiode 1890/94 (5 Jahre) in denselben 7 Fabriken, — die während dieser Zeit durchschnittlich 346 Arbeiterinnen auf dem Lumpen boden beschäftigten — 3 Pockenerkrankungen mit 180 Krankheitstagen sich zugetragen haben. Zum Vergleich der Untersuchungen von Härlin sowie von Schuler und Burckhardt mit denjenigen des Verfassers wurde ferner noch die Zahl der Krankheitsfälle bestimmt. Aus einer Zusammenstellung dieser Fälle geht folgendes hervor: An Atmungskrankheiten litten während der Jahre 1900/03 auf dem Lumpenboden von 363 beschäftigten Per sonen 124, d. s. 34,2 v. H., in den übrigen Betriebsabteilungen von 1412 be schäftigten Personen 385, d. s. 27,3 v. H. Die Zahl der Atmungskrankheiten bei den mit trocknen Hadern beschäftigten Arbeitern ist daher 1,3 mal so groß wie bei den übrigen Arbeitern. Dieses Ergebnis entspricht im wesentlichen den Unter suchungen der oben genannten Autoren, die feststellten, daß die Zahl der Atmungskrankheiten der Hadernarbeiter 1^ bezw. i } 4 mal so groß ist wie diejenige der übrigen Arbeiter. Es ist daher wiederholt erwiesen, daß auch bei Ver wendung vorsortierter und gedroschener Lumpen die Lumpensortiererinnen in erhöhtem Maße Erkrankungen aus gesetzt sind, die im wesentlichen auj den beim Sortieren entstehenden Staub sich zurückführen lassen. (Atmungs krankheiten). 3. Schutzmaßnahmen Zur Einschränkung der oben erwiesenen Gefährdung der Arbeiter bei der trockenen Verarbeitung von Hadern ist es erforderlich, die Staubentwicklung nach Möglichkeit einzuschränken, insbesondere durch mechanische Absauge vorrichtungen zu verhüten, daß staubige Luft eingeatmet wird. (Vergl. auch Hofmann, Papierfabrikation, Bd. I, S. 26.) In Preußen sind eine Reihe von Grundsätzen für die Einrichtung und den Betrieb von Lumpensortieranstalten aufgestellt worden (Erlaß vom 22. Dezember 1895) die zwar nicht den Charakter bindender Vorschriften haben, aber nach Möglichkeit unter Berücksichtigung der jeweiligen Verhältnisse zur Durchführung gebracht werden sollen. Aus diesen Grundsätzen sei folgendes angeführt: »In den größeren und leistungsfähigeren Anlagen, die über motorische Kraft verfügen oder solche beschaffen können, sind die unsortierten Lumpen, ehe sie in Arbeit genommen werden, durch Klopfwölfe oder Haderndrescher mechanisch zu reinigen.« Diese Apparate, die insbesondere von J. M. Voith, Heidenheim a. Brenz und G. D. Bracker Söhne, Hanau Bild 1: Haderndrescher von Jos. Meder jun. in Köln am Rhein hergestellt werden, sind in Hofmanns Handbuch der Papier fabrikation sowie in der Papier Zeitung beschrieben. Er wähnt sei ein neuer Haderndrescher von Jos. Meder jun, Köln a. Rh., der im wesentlichen aus einer sich drehenden Trommel ohne Schläger besteht, und der innerhalb 3 / 4 Stunden bis iT v. H. Abgang aus den Lumpen liefert. Die Lumpen werden in einem Gehäuse aus Holzlatten (Bild 1) herum gedreht, während der Staub abgesaugt wird Die Lumpen werden ballenweise eingegeben und völlig zerteilt heraus befördert. So wirksam ein Fladerndrescher auch sein mag, so wird er doch nie völlige Entstaubung der Lumpen ermöglichen; namentlich wird sich auch nach dem kräftigsten Dreschen eine Staubentwicklung beim Sortieren der Lumpen (Reißen oder Schneiden) nicht vermeiden lassen. In den vor erwähnten Grundsätzen ist daher folgendes hinsichtlich der gedroschenen Lumpen ausgeführt: »Da die auf diese Weise bearbeiteten Lumpen dadurch von dem äußerlich ihnen anhaftenden Staube befreit werden, der im Innern des Gewebes und in den Nähten haftende Staub