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14 PAPIER-ZEITUNG Nr. x Reichsgericht und Senefelder-Bund Gegen den Vorstand des Deutschen Senefelder-Bundes schwebte eine Klage wegen Verschmelzung des Bundes mit dem Verband der Lithographen, Steindrucker und verwandten Berufe. Die Vorinstanzen, das Königl. Land- und Oberlandes- Gericht, sprachen schon die Ungiltigkeit der Statuten des Sene felder-Bundes aus, soweit es sich um den Zwang der früheren Bundesmitglieder zum Beitritt in die Gewerkschaftskasse handelt. Die Gewerkschaftskasse hat neben einigen Unter stützungszweigen im wesentlichen zur Aufgabe: »Erringung günstiger Lohn- und Arbeitsbedingungen nach Maßgabe des § 152 der Gewerbe-Ordnung«, während der frühere Senefelder- Bund reiner Unterstützungsverband war. Durch den Zwang zum Beitritt in die Gewerkschaftskasse sollten nun die Mitglieder zu einer gänzlich veränderten Tendenz gezwungen werden, gegen welche 31 Frankfurter Mitglieder im Namen einiger hundert Mitglieder Klage erhoben und ein obsiegendes Urteil durch alle Instanzen erzielten. Anläßlich der großen Aus sperrung der Lithographen und Steindrucker wurde auf Antrag dieser Kläger die Sperrung der Gewerkschaftskasse des Bundes ausgesprochen, sodaß keine Streik Unterstützung aus der Ge werkschaftskasse gezahlt werden sollte. Diese Sperrung der Gewerkschaftskasse wurde später durch die Kläger wieder frei gegeben. Diese Klagesache unterlag nun am 22. Dezember dem Urteil des Reichsgerichts, welches das Urteil der Vorinstanzen be stätigte und die Kosten des Rechtsstreits dem Senefelder-Bund auferlegte. Wohl sind die der Gewerkschaftskasse zugehörenden Unterstützungen, wie Reise-, Arbeitslosenunterstützung usw., und damit ein höherer Beitrag als zulässig angesehen, aber nicht der Zwang zum Beitritt zu einer Vereinigung, welche Er ringung günstiger Lohn- und Arbeitsbedingungen erstrebt. Dieser Prozeß hat insofern besondere Bedeutung, als auch in anderen Gewerkschaften die Verschmelzung mit Unter stützungskassen erstrebt wird. x. Die Buchkunst der alten Meister. Im Lichthof des Kunst gewerbe-Museums zu Berlin übt die Ausstellung der Sammlung des verstorbenen Architekten Hans Grisebach auf die Fachkreise große Anziehungskraft aus. Zeigt doch die Ausstellung von etwa 1000 Bänden die historische Entwicklung der Buchkunst vom 15.—18. Jahrhundert. Einzelne dickleibige und umfang reiche Meßbücher sowie zierliche Gebetbücher veranschaulichen sogar die Vorstufe der Buchdruckkunst, das geschriebene Wort in exakter Gotisch und übersichtlicher Gliederung. Blau und rot ausgemalte Anfangsbuchstaben, Randleisten und Bilder leuchten dazwischen in hellem Gold. Die ersten gedruckten Schriften, darunter die ausgestellte Bibel von Peter Schöffer, in der ehrwürdigen Gotisch mit religiösem Zierat, waren aus schließlich Nachahmungen der Handschrift. Auch finden wir die Missalschrift, Rundgotisch, Kanzlei schon in den damals meist religiösen Druckbänden vielfach angewandt. Die bunten Ausmalungen führten zum Holzschnitt, der sich vervielfältigen ließ. Ganz respektable Leistungen der Drucktechnik aus 1480 weisen Bücher der berühmtesten Werkstätten von Augsburg, Ulm und Basel auf. Der Holzschnitt, welcher indessen durch Hinzu fügen von Schattenstrichen und Schraffierungen verfeinert wurde, wurde im 16. Jahrhundert zu ausgiebiger Dekoration des Buches verwendet. Seinen Höhepunkt erreichte er in der Renaissancezeit der deutschen Buchkunst durch Albrecht Dürer. Ein Widmungsblatt für Kaiser Maximilian von seiner Hand fesselt durch Dekoration, Titel, Rahmen und Initialen, und wir bewundern gleichzeitig eine ausgeprägte Abart der Kanzlei schrift, die das Vorbild unserer heutigen Fraktur ist. Die heute so korrekt und steif hergestellten Rechtsbücher und Verord nungen erscheinen im 16. Jahrhundert als buntverzierte Druck werke; rote oder blaue Initialen in klarer Fraktur wechseln mit bunten Leisten ab. Neben diesen Erzeugnissen der Straßburger Druckereien sehen wir solche der Augsburger Gruppe. Hier bildet das glänzendste Buch der Renaissance, der Theuerdank, vom Drucker Schönberger 1517 ausgeführt, den Mittelpunkt des Interesses. Basel ist mit dem Alten Testament vertreten. Sein Vorzug besteht in der Illustrierung durch Hans Holbein, darunter ist der Totentanz, Schrift und Schnitt lassen jedoch an Klarheit zu wünschen übrig. Als Repräsentanten der zweiten Epoche der deutschen Renaissance (1550) dienen Verlagswerke von Feyerabend in Frankfurt a M. Sie umfassen u. a. Stamm bücher, Trachtenwerke, Lehr- und Hausbücher. Der Rundgang führt weiterhin zu der Buchkunst Italiens. Mächtige Meßbücher und liturgische Werke mit eckigen Buch staben, den altertümlichen Noten und dem lebhaften Rotdruck wirken ehrfurchtgebietend auf den Beschauer. Die Bedeutung des Holzschnitts sank seit dem Jahre 1550 unter dem Vor dringen des Kupferstichs. Die Buchkunst Spaniens ist im Schmuck kräftig. Eine Sammlung von Historien, Chroniken, geistlichen und weltlichen Klassikern zeigt uns die Buchkunst Frankreichs. Allen gemeinsam ist prachtvolle Technik, sauber geschnittene Schriften, zierliche Leisten und Bilder von vollendeter Formen schönheit. Die Druckwerke der Niederländer veranschaulichen den Uebergang der Renaissance in den Barockstil (1550). Ausgehängte Titelblätter illustrieren die Vorherrschaft des Kupferstichs und der Radierkunst. Glänzende Ausgaben der schönen Literatur illustrieren den Buchstil der Gotik und italienischen Renaissance im Zeitalter Ludwigs XIV., XV. und XVI. sowie im Anfang des 19. Jahrhunderts. Einige Proben des französischen Rokoko- und des deutschen Zopfstils schließen den Rundgang würdig ab. A. H. Lohntarif der Chemigraphen. Infolge der im Chemigraphen- tarif vorgesehenen Nachprüfung nach dreijährigem Bestehen unterlag die Zahl der zu haltenden Photographenlehrlinge in einer am 20. Dezember abgehaltenen Sitzung des Tarifausschusses einer Nachprüfung. Festgestellt wurde, daß die Zahl der arbeits losen Photographengehilfen ziemlich stark ist (im Durchschnitt 8—9 v. H.). Die Zahl der zu haltenden Photographenlehrlinge wurde dahin eingeschränkt, daß statt bei zwei Gehilfen ein Lehrling, auf drei Gehilfen ein Lehrling zu halten ist; ebenso daß statt im dritten, erst im vierten Lehrjahr bei einem Lehrling ein weiterer Lehrling eingestellt werden kann. Der Tarifausschuß bestimmte im weiteren, daß an Aetz- maschinen nur gelernte Chemigraphen zu halten seien; ebenso fällt das Gerstenlauersche Verfahren bei Herstellung von Klischees unter die Chemigraphentarifgemeinschaft. In den Kupfer druckereien soll mehr als bisher für Anerkennung des Tarifes gewirkt werden, x. Aus den Typographischen Gesellschaften Leipzig. Typographische Gesellschajt Mit dem Kalenderjahre schließt auch das Geschäftsjahr der Gesellschaft, und am 12. De zember fand die letzte Sitzung statt. Bei Gelegenheit des 2.Ver- tretertags des Verbandes der Deutschen Typographischen Ge sellschaften hatte die Berliner Schwestergesellschaft einen Ent wurf zu Bestimmungen für typographische Wettbewerbe verteilt. Dieser Entwurf sollte gemeinsam durchberaten und ergänzt werden. Die übrigen vorliegenden Punkte waren aber so um fangreich und zeitraubend, daß zur Beratung des Entwurfs nicht die erforderliche Zeit gefunden werden konnte. Man einigte sich schließlich dahin, die Besprechung den einzelnen Vereinen zu übertragen. Nachdem diese ihre Ansichten geäußert haben, sollten bis Ende dieses Jahres die korrigierten Exemplare wieder in die Hände des Vorstandes gelangen. Die Leipziger Gesell schaft verteilte demzufolge die Bestimmungen an eine sieben- gliedrige Kommission, die getrennt von einander die Bearbeitung vornahm. Dadurch wurden verschiedene Ansichten zutage ge fördert. Die weitgehendste Korrektur wurde zum Gegenstand der Besprechung erhoben. Nach dieser müssen die Bestim mungen in 4 große Abteilungen zerlegt werden. Während jetzt die einzelnen Paragraphen ziemlich zerstreut sind, sollen sie in Zukunft in 4 Hauptgruppen geordnet werden: a) Herstellung von Entwürfen, b) Wettbewerbs-Bestimmungen, c) Bewertung, d) Verschiedenes. Durch diese Gruppierung werden die einzelnen Bestimmungen leichter gefunden. Die Rückgabe nicht prämiierter Arbeiten soll nur innerhalb Jahres frist auf besonderes Verlangen des Herstellers geschehen. Den Preisrichtern wird anheimgestellt, geeignete Entwürfe zum Ankauf zu empfehlen. Auch zu veranstaltende Ausstellungen wurden in Rechnung gezogen. Zum Schluß beauftragte die Versammlung ihren Vorstand, die Bearbeitung nochmals durch zusehen und die nötigen Korrekturen vorzunehmen, damit die Leipziger Vorschläge rechtzeitig in Berlin eintreffen. Am 16. Dezember wurde die Besichtigung des Betriebes der Firma Karl Krause ausgeführt. Der durch einen großen Brand nötige Neubau ist jetzt in vollem Umfang beendet und der ganze Betrieb wieder im Gange. In liebenswürdiger Weise hatte die Geschäftsleitung eine Anzahl Beamte zur Verfügung gestellt, unter deren Leitung die reichlich 40 Teilnehmer in einzelnen Gruppen den Rundgang durch die großen Anlagen antraten. Leider mußte die Besichtigung an einem Sonntag geschehen, aber der ganze Betrieb machte trotz Stillstandes der verschie denen Hilismaschinen einen überwältigenden Eindruck. Die reichlich 2 Stunden dauernde Besichtigung gewährte den Teil nehmern einen ungefähren Einblick in den Großbetrieb, der etwa 1300 Angestellten Beschäftigung gibt. O. S. Offenbach a. M. Graphische Vereinigung. Am Mittwoch, 19. September, veranstaltete unsere Vereinigung eine Ausstellung, betitelt: »Ein zeitgemäßer typographischer Zeichenkursus«, 160 Tafeln; Kursusleiter Herr Buchdruckereibesitzer Ernst Poeschel, Leipzig. Durchweg waren die Entwürfe exakt und sauber ausgeführt, und man sieht hieraus, daß besonders im Schriftzeichnen tüchtig gelernt wurde. In der Generalversamm lung am 14. November wurden folgende Herren in den Vorstand gewählt: J. Reiße, 1. Vorsitzender; Hch. Stein, 2. Vorsitzender; Franz Bein, Kassierer; Hch. Pipper, Schriftführer; Fritz Lechner, Sammlungs-Verwalter; Gustav Kühler, Herm. Fischer, C. Neu-