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Nr. i PAPIER-ZEITUNG Bereifte Kartonnagen Nachdruck verboten Die Idee, Papierwaren mit Schnee- und Eisflimmer ganz oder nur zum Teil zu bekleben, ist der Neujahrs- und Glückwunschkarten-Industrie entlehnt. Der an sich geschmackvolle und anmutige Schmuck wurde durch eine Verfügung der Postbehörde unterbunden; derartige mit Glimmer oder Flimmer beklebte Karten dürfen nicht mehr offen verschickt werden, aber für Papparbeiten eignet sich diese Schnee- und Eisnachahmung namentlich zur Verwertung bei Geschenken in der Winterszeit. Man kann zumal für die Bonbonnieren- und Zucker warenfabrikation einfache, gefällig geformte Schachteln mit auf den Unterteilboden herabfallendem Deckelring in Herz-, Kleeblatt-, Stern-, Hufeisen-, Zungen- oder Rundform ent werfen. Als Ueberzug wird neben zarten gewebten Stoffen Mattglace-, ferner Eis- und Metallpapier verwandt. Be sonders dürfte sich Patent-Algamynpapier P u. Ft, das von Wickels Metallpapierwerken Berlin-Fürth auf der Nürn berger Ausstellung ausgestellt wurde, vorzüglich eignen, zumal wenn man die lebhaft schillernden Farben noch mit einer frischen Schablonenmalerei in Aquarellfarben ver sieht. Für ganz weiße Papparbeiten würde ein weiterer Schmuck in Frage kommen, der lebhaft an den Wald er innert. Man hätte entweder eine Prägung oder eine künst liche Nachahmung von Tannen- oder Mistelzweigen, Myrthe, Preißelbeerlaub, blühenden Eriken usw., das eine oder das andere mit roten Beeren untermischt, auf dem fertigen Arbeitsstück zu befestigen. Auch entsprechend behandelte Kirschlorbeer- oder Eichenlaubblätter mit versilberten Eicheln können herangezogen werden, und wenn es sich um Reise andenken handelt, so ist auf dem gewölbten Deckel oder unter Glas eine kleine Winterlandschaft in vielleicht halber Postkartengröße zu empfehlen. Daß sich derartiger Schmuck auch zu Christbaum-, Juwelier- und anderen kostbaren Papparbeiten eignet, ist selbstverständlich, nur hätte man hier andere Formen motive zu wählen, z. B. religiöse Bilder, ein Futterhäuschen für Vögel, ein Glockenhäuschen oder auch eine Glocke, einen Apfel usw. Besonders gut eignet sich diese Dekorationsweise für einfache Körbchen, die mit halb- oder ganzrunden Stäbchen, Schilfrohr oder ähnlichen Stoffen beklebt sind, und welche einen Beutel von dünnster Seide in frischen Farben tragen. Man kann die Form der Körbchen so halten, daß oben ein paar Querstäbe möglichst frei befestigt werden, auf welchen ein Vögelchen, ein Schmetterling, ein Käfer oder dergl. Platz finden; eine flotte Bandschleife mit lang herabfallen den Enden wird den Henkel verschönen. Derartige Muster können zur Aufnahme von frischen Blumen dienen, ebenso wie man geschmackvolle Photo graphie- und Ansichtspostkartenrahmen in dieser Manier herzustellen vermag. Hauptsache ist, die Nachahmung möglichst ähnlich zu machen, die Papparbeiten flott und leicht, nicht schwer fällig und kompakt zu arbeiten; sie müssen dem über Nacht bereiften Baumzweig in seiner Zierlichkeit und ästhetischen Wirkung gleichen. Das Aufkleben des Glimmers geschieht am besten mit einem farblosen Kaltleim, etwa mit Kollodin BL oder T, das nicht allzudick aufgetragen werden darf. Das Auf kleben des Glimmers, die Schnee- oder Eisnachahmung, soll die letzte Arbeit an der Kartonnage sein, damit die Kanten und Uebergänge, zumal von Stoff zu Papier, gut, d. h. in diesem Falle unregelmäßig, bereift werden können. Auch geschmackvolle Nadelkissen in solcher Aus führung wären zu empfehlen, denn erstens läßt sich diese Ware bei gutem Aussehen ziemlich wohlfeil herstellen, und zweitens wird sie immer gern gekauft, denn Nadelkissen können jede erdenkliche Form haben. Derartige Nadelkissen werden am einfachsten wie folgt gefertigt: Man schneidet aus 40er grauer oder Lederpappe eine Form, etwa Herzform, sodaß ringsum ein etwa 2 cm breiter Rand bleibt. Dieser Rand wird mit schmalen Papp streifen oder auch Holzleisten in 21/2 bis 31/2 cm Höhe be klebt, und zwar so, daß die aufgesetzten Streifen nicht in die Form hineinragen. Dann zieht man ein Stück stärkeren, 13 gut dehnbaren gewebten Stoffs mehrere Male übereck und klebt ihn auf die ausgeschnittene Form derart, daß eine Vertiefung entsteht, die durch vorsichtiges Auswölben mit einem Spitzstecherheft regelmäßig tief gestaltet wird. Den Stoff, aus welchem das Kissen gebildet werden soll, legt man in diese Form, nimmt feingemahlene Säge späne und drückt sie ziemlich fest in die Form, legt einen in der Form des Nadelkissens ausgestanzten Pappboden darauf und bürstet alle überflüssigen Späne ringsum weg. Dann nimmt man einen anderen auf einer Seite an dem Rande mit warmem dickem Leim versehenen Fassonpapp boden zur Hand und zieht, nachdem derselbe aufgelegt, mittels Spitzstecher den Stoff straff auf den Boden. Das Anklopfen des umgelegten Stoffes mit einem kleinen Hammer hat den Vorteil, daß das Kissen fest und straff gefüllt ist und sich leicht aufkleben läßt. Besonders empfindliche Ueberzugstoffe erfordern vorheriges Anfertigen des Kissens von billiger Leinewand oder einem anderen Futterstoff. Diese Kissen erhalten dann eine beliebig geformte Unterlage (Sockel), wozu auch eine Schachtel oder andere als Nadelbehälter geeignete Kartonnagen genommen werden können. Zwei verschieden geformte Kissen können auch übereinander geklebt werden. Außer dem Bereifen kann man das Kissen mit Blättern, Zweigen usw. ausstatten. Man kann hierzu auch aus Pappe geprägte Eicheln oder Lorbeerblätter verwenden, die man vergolden, versilbern oder bemalen kann. Inmitten des Kissens kann man einen Fingerhut versenken, auch eine Zink- oder Porzellanfigur oder eine künstliche Frucht als weitere Zierde anbringen. Rich. Schreiter Kunstdruck-Ausstellung in Koblenz. Nachdem der Kunst-, Kunstgewerbe- und Altertumsverein zu Koblenz kürzlich eine Ausstellung von französischen farbigen Radierungen veranstaltet hatte, ist jetzt gleichfalls im Schöffenhaus eine zweite ähnliche Sammlung von Kunstdruckblättern ausgehängt. Es sind Volks szenen, Landschaften, Stimmungsbilder, Städteansichten usw., meistens vorzüglich gezeichnet und in vollendeter Technik bunt gedruckt. Den Originalradierungen reihen sich einige große schwarz-weiße Blätter nach Bildern von Rembrandt an. Der Verein will sofort nach Schluß dieser Ausstellung eine eng lische und zuletzt eine deutsche Ausstellung von graphischen Kunstblättern anschließen, und so eine Uebersicht über den Stand der gegenwärtigen Kunstdruck-Technik bieten, kr. Sachverständigenkommission für die Reichsdruckerei. Für die nächsten drei Jahre sind zu Mitgliedern der künstlerischen Sach verständigenkommission für die Reichsdruckerei ernannt: das Mitglied des Senats der kgl. Akademie der Künste, Professor Woldemar Friedrich, der kgl. Regierungs- und Baurat Max Hasak, der Bildhauer und Lehrer am kgl. Kunstgewerbemuseum, Professor Wilhelm Haverkamp, der Direktor der Bibliothek des kgl. Kunstgewerbemuseums, Dr. Peter Jessen, das Mitglied des Senats der kgl. Akademie der Künste, Kupferstecher, Professor Karl Köpping, der Direktor des kgl Kupferstichkabinetts, Geheimer Regierungsrat Dr. Max Lehrs, der Hofkunsthändler und Sach verständige für graphische Kunsterzeugnisse, Louis Gerhard Meder (in Firma Amsler & Ruthardt), das Mitglied der königlichen Akademie der Künste, Kupferstecher, Professor Hans Meyer, der Professor an der kgl. Technischen Hochschule, Geheimer Regierungsrat Dr. Adolf Miethe, der Maler und Lehrer am kgl. Kunstgewerbemuseum, Professor Emil Orlik, das Mitglied des Senats der kgl. Akademie der Künste, Professor Franz Skarbina und der Schriftsteller und Sachverständige auf dem Gebiet der Typographie Heinrich Wallau. Erhöhung der Druckpreise in Stuttgart. Die vereinigten Buch druckereibesitzer Stuttgarts haben in einem Zirkular ihrer Kundschaft mitgeteilt, daß sie infolge Einführung des neuen Buchdruckertarifs und der fortdauernd gestiegenen Unkosten gezwungen sind, ab 1. Januar 1907 die Druckpreise um 10 v. H. zu erhöhen. Von Erhöhung der Bezugspreise oder der An zeigengebühr der Stuttgarter Zeitungen verlautet noch nichts, im Gegenteil hat die »Schwäbische Tagwacht« den Bezugspreis in Stuttgart monatlich um 5 und auswärts um 10 Pf. herabgesetzt, »obgleich vom 1. Januar ab die Herstellungskosten bekanntlich eine weitere bedeutende Steigerung erfahren,« wie das Blatt selber sagt. —s— Ausstand der Graveure in Leipzig. Die streikenden Graveure beauftragten am 28. Dezember ihre Leitung, mit den Besitzern der lithographischen Anstalten Vergleichsverhandlungen an- zubahneh, um baldiges Ende des nunmehr vier Wochen währen den Ausstands herbeizuführen.