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220 PAPIER-ZEITUNG Nr. 6 Härzgehalt des Zellstoffs Anknüpfend an die Mitteilungen betreffs ungewöhnlich hohen Harzgehaltes in manchem Zellstoff möchte ich folgen des bemerken: Man kann sich wohl gegen einen derartigen Uebelstand dadurch schützen, daß man für die Verarbeitung harz reicherer Hölzer Lauge mit möglichst viel freier schwefliger Säure, also verhältnismäßig möglichst wenig Kalk ver wendet. Dann läßt sich auch aus Hölzern mit größerem Harzgehalt guter Zellstoff herstellen, besonders, wenn die Harzgänge, wie meistens üblich, vorher heraus geputzt oder sortiert werden. Aber was dann, wenn die Lauge aus irgend einem Grunde den vorstehenden Anforderungen im gegebenen Falle nicht entspricht? Mir passierte es z B. einmal, daß die Lauge infolge einer Betriebsstörung zu kalkreich aus fiel, obgleich der Kocher mit harzreichem Holz beschickt war. Da keine andere Lauge zur Verfügung stand, mußte die vorhandene benutzt werden, und ich sah mit schwerem Herzen dem Ausfall dieses Kochers entgegen. Das Ergebnis entsprach auch den Befürchtungen. Auf dem Sandtisch und in den Holländern ließ sich noch nichts Verdächtiges bemerken, aber kaum war der Stoff auf der Maschine, da weinte auch schon der Knotenfänger dicke Harztropfen, die sich zum Glück nicht alle loslösten, sonst wäre der Zellstoff noch fleckiger geworden, als er ohnehin schon war. Nun war guter Rat teuer! Was tun? Erst langes, ratloses Schweigen, dann meinte der Werkführer schüchtern: »Sollte man nicht vielleicht mal Salzsäure zugeben? — »Was soll uns bei Harz Salzsäure nützen?« »Ja, aber was soll geschehen?« — »Na — erst lassen Sie einmal die Maschine putzen und dann — ja — na — dann geben Sie mal etwas Salzsäure in die Holländer!« Der Erfolg war wunderbar, denn nicht allein Knoten fänger und Maschine blieben rein, sondern auch der Stoff war tadellos bis auf eine etwas rötliche, durch die Säure entstandene Färbung, welche aber in der darauf folgenden Bleiche verschwand, und selbst das aus diesem Stoff er zeugte Papier zeigte nichts Ungewöhnliches. Wie ist das nun zu erklären? Ich nehme folgendes an: Die Aus scheidung bestand nicht aus Harz, sondern äus der Kalk seife des Harzes, welche sich, unterstützt durch das Peitschen des Stoffes im Holländer und Knotenfänger, leicht zusammen ballt. Durch Zugabe von Salzsäure wurde dieser harzsaure Kalk im Holländer zersetzt, und das frei werdende Harz überzog im Zustande des Entstehens in feiner Verteilung die Stoffasern so gleichmäßig, daß keine Harzflecke ent stehen konnten. Der Zellstoff hatte also übermäßig hohen Harzgehalt, ohne daß dieser schädlich wirkte. Vielleicht regen diese Zeilen einen Fachgenossen an, in ähnlichem Falle der Sache nachzugehen. Stg. Papierfabrikation in Birma Man hatte vor einiger Zeit gehofft, in Birma eine Papier industrie großzuziehen. Von der Regierung war ein Sach verständiger damit betraut worden, die dafür in Betracht kommenden Hölzer zu studieren. Sein Bericht lautet nicht sehr ermutigend. Soweit in Birma weiches Holz vorkommt, liefert dieses nach dem Urteil des Sachverständigen allerdings eine für einige billige Papiersorten verwertbare Masse, aber diese würden nur einen örtlich sehr beschränkten Markt haben. So bald Holzstoff aus England damit in Wettbewerb trete, könne von Aussichten für birmesisches Weichholz keine Rede sein. Außerdem würden von den in Frage kommenden Holzarten niemals größere Mengen an einer Stelle zusammen vorgefunden. Man müßte die verschiedenen Arten infolgedessen mischen, ohne daß man dabei besondere Regelmäßigkeit wahren könnte. Hierdurch wird es schwierig, ein in Qualität und Farbe einheit liches Erzeugnis herzustellen. (Bericht des Kais. Generalkonsulats in Kalkutta) Verband Schweizer Papierfabriken. Die schweizerischen Papier- und Papierstoff-Fabrikanten haben einen Verband mit dem Sitze in Zürich gegründet. Der Verband bezweckt gemeinsames Vorgehen in Zoll- und Handelsvertrags- Angelegenheiten, Fragen der Fabrikgesetzgebung, Er ledigung von Differenzen von gemeinsamer Bedeutung, Er möglichung gemeinsamen An- und Verkaufes von Roh stoffen und Fabrikaten usw. M. Großbritanniens Papier-Außenhandel Die Y^\&x-Einfuhr Großbritanniens betrug im Jahre 1906 rund 115 Millionen M. und war um rund 9,5 Mill. M. größer als die Einfuhr des Vorjahres. Der größte Feil dieser Einfuhr entfiel auf unbedrucktes Papier im Wert von 80 Mill. M. Darunter waren für 24,5 Mill. M. Rollen- und für 55,5 Mill. M. Bogen-Papier. Rollenpapier kam aus nach benannten Ländern in folgendem Wert: Zu- oder Abnahme im Vergleich zu 1905 M. + 420000 M. „ + 1 760 000 » „ + 1 760 000 „ „ — 340000 „ 1 also aus Schweden, » 7,7 7.2 5>o 1906 Mill. » » Schweden Norwegen Vereinigte Staaten Deutschland, Belgien Niederlande 82 v. H. allen Rc und 1.7 1906 Vergleich zu 1905 Norwegen und den Vereinigten Staaten. Die Einfuhr von Bogenpapier verteilte sich wie folgt: Zu- oder Abnahme im Deutschland, Niederlande und Belgien 21,1 Mill. M. Schweden 12,5 „ „ Norwegen 11,6 „ „ Vereinigte Staaten 2,4 „ „ Die Mehreinfuhr von schwedischem + 860000 M. - 4060000 „ + 2 080 000 „ — 14 000 „ und norwegischem Papier in Rollen und Bogen betrug 5,3 Mill. M. Die Ein fuhr von deutschem Zeitungspapier hat offenbar abgenom men. Man muß hierbei auch die niederländischen und belgischen Zufuhren berücksichtigen, da das deutsche Er zeugnis vielfach über Häfen der genannten zwei Länder verladen wird, und die Waren nach dem Verladungshafen und nicht nach dem Ursprungsland in der Statistik auf geführt werden. Die Abnahme der deutschen Rollenpapier- Einfuhr wird aber weitaus aufgewogen durch die Zunahme der Einfuhr von Bogenpapier. Deutschland und Belgien waren wieder die hauptsäch lichsten Lieferanten von Tapeten, deren Wert 3,1 Mill. M. betrug (um 450 000 M. mehr als im Vorjahr), Buntpapieren, deren Wert 9 Mill. M. betrug (um 200000 M. mehr als im Vorjahre). Der Wert der eingeführten Strohpappe betrug 1,3 Mill. M. (Zun. 200 000 M.), während der Einfuhrwert von Pappen anderer Art 1 Mill. M. betrug (Abn. 60000 M.) Die gesamte Ausfuhr von britischem Papier belief sich in 1906 auf rund 40 Mill. M. Demnach bewertete sich der Ueberschuß der Einfuhr über die Ausfuhr auf rund 65 Mill. M. Papierfabrikation in Italien Die italienischen Papierfabriken leiden sehr unter der Stockung des dortigen Eisenbahn-Verkehrs. Diese ist hervorgerufen durch die Unfähigkeit der neuerdings meist in Staatsbetrieb stehenden Eisenbahnen, den stark an gewachsenen Handelsverkehr zu bewältigen. Hauptsächlich fehlt es an Eisenbahnwagen und Lokomotiven. Nach »In- dustria della Carta« kommen in großer Menge die für die italienischen Papierfabriken nötigen Rohstoffe, wie Holz schliff, Zellstoff und Kohle, wenn sie in den Hafen-Orten Genua und Venedig ausgeschifft sind, wochen- und monate lang nicht an die Fabrik, weil die Spediteure keine Eisen bahnwagen erhalten. Wenn sie 50 Wagen fordern, stellt man ihnen günstigenfalls zwei zur Verfügung. Bleiben die Waren infolgedessen über eine gewisse Zeit liegen, so fordert noch der Staat Lagergeld und folgt die Waren trotz aller Einsprüche erst nach Bezahlung dieses Lagergeldes aus. Außer diesen alle italienischen Fabriken berührenden Uebelständen leiden die Papierfabriken unter folgendem Vorgehen der Zollbehörden in Genua: Diese Behörde läßt alle Zellstoffballen auspacken, untersucht die einzelnen Blätter, ob sie genügend durchlocht sind, und verzollt Zellstoff mit 2 Lire die 100 kg, d. h. zum Satz von Pappe, sobald die Löcher nicht groß genug sind. Die Behörde antwortet auf Einsprüche der Papierfabrikanten, daß es möglich sei, die durchlochten Zellstofftafeln beiderseits mit Papier zu überziehen und als Pappe zu verwerten, falls der Stoff aus den Löchern nur auf die andere Seite gebogen und nicht ausgestanzt sei! Die Bezieher müssen den er höhten Zollsatz bezahlen, allerdings legen sie gegen die Verzollung Verwahrung ein.