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teilchen zu entfernen. Wir nehmen nun den Eiweißpinsel und tragen das Eiweiß recht satt auf den Schnitt, vorerst nur so weit oder vielmehr ein wenig mehr als das Gold Platz einnimmt. Hierauf halten wir das Gold in geringer Entfernung über den Schnitt, blasen auf das Blatt, und es wird glatt und schön aufgetragen sein, wenn man alles richtig gemacht hat. In derselben Art fahren wir fort bis zum Ende des Schnittes. Sind alle Blätter aufgetragen, so lassen wir durch Hin- und Herwiegen der Presse das Ei weiß unter dem Golde hin- und herlaufen, damit es sich überall gut und dicht ohne Luftblasen anlegt. Sollte zu wenig Eiweiß auf dem Schnitte sein, so kann man dem nachhelfen, indem man den Eiweißpinsel vorsichtig auf der Spalte neben dem Golde ansetzt; das Eiweiß wird alsdann nicht auf, sondern unter das Blatt laufen. Zum Schlüsse stellen wir die Presse auf eine Ecke, um alles überflüssige Eiweiß ablaufen zu lassen. Uebung macht natürlich auch hier den Meister, aber man darf nicht aufgeregt sein oder sogar zittern. Ruhe ist unbedingt erforderlich. Jetzt lassen wir den Schnitt zum Trocknen stehen; nach einiger Zeit, etwa 1/ Stunde oder 20 Minuten, sehen wir einmal nach, ob das Eiweiß auch gleichmäßig ab gelaufen ist, sollten die Spalten durch das Schaben rauh geworden sein, so streichen wir vorsichtig mit dem Finger das zwischen den Holzfasern haftende Eiweiß heraus, um gleichmäßiges Trocknen zu erzielen, ohne jedoch den Rand des Schnittes selbst zu berühren, denn dadurch würden Flecke entstehen, welche nicht oder nur sehr schwer zu entfernen sind. Bei den später aufzutragenden Ober- und Unterschnitten muß man nun Obacht geben, daß nicht etwa Eiweiß an dem schon fertigen Vorderschnitt herunter läuft. Zu dem Zwecke legt man die Presse so, daß sie sich nach dem Rücken zu neigt. Ist aufgetragen, so kommt die Hauptarbeit, die dem Schnitt »Feuer« geben soll; das ist, den geeigneten Augen blick zum Abglätten wahrzunehmen. Es herrscht zwar hier und da die Ansicht, daß man nach dem Anglätten den Schnitt unbegrenzte Zeit stehen lassen könne, ohne ihn fertig zu glätten, man erreiche trotzdem hohen Glanz. Meine Erfahrung hat mich jedoch gelehrt, daß dies nicht der Fall ist, sondern der Schnitt wird viel schöner und er hält schöneres Feuer, wenn der geeignete Augenblick zum Glätten wahrgenommen wird, und der Schnitt noch einen ganz geringen Grad von Feuchtigkeit hat. Durch kein anderes Mittel kann man einen so hohen Glanz erzielen. Der Schnitt darf nur noch einen Hauch Feuchtigkeit haben, der kaum zu erkennen ist, denn würde man ihn fühlen, so wäre der Schnitt noch zu naß. Erfahrung muß hier unter stützen. Die zum Glätten nötigen Werkzeuge sind Glättzähne, gebogene und gerade, ein weicher Leinenlappen, gutes, reines, festes, weißes oder gelbes Wachs, welches gut trocken sein muß, ein Stück festes, weißes Papier. Glauben wir nun, daß der Schnitt genügend trocken ist, was je nach der Jahreszeit und der Luftfeuchtigkeit ver schiedene Zeit erfordert, so versehen wir das Papier mit Wachs, indem wir einige Male mit dem Wachs darüber streichen, legen nun das Papier auf den Schnitt und fahren mittels des breiten Glättzahnes zuerst unter mäßigem Druck darüber hin und her, aber Strich an Strich und bis dicht an die Bretter und nicht gerade, sondern etwas schräg, jedes sprungweise Vorgehen muß vermieden werden, damit jede Stelle getroffen wird. Einen Hohlschnitt glättet man an, indem man die Presse auf den Tisch legt und stark nach vorn neigt, dadurch wird das Glätten bequemer, und man kommt besser über die Mitte hinüber. Man muß näm lich stets etwas über die Mitte hinausfahren, um später keine ungleich geglätteten Stellen zu haben; hat man eine Seite geglättet, so dreht man die Presse um, um mit der anderen Seite ebenso zu verfahren. Haben wir den Schnitt angeglättet, so geben wir auf den Leinenlappen gleichfalls Wachs und reiben den Schnitt damit ab; wir sehen nun nach, ob nicht etwa Löcher im Golde sind und ob es über all deckt, um etwa vorhandene Fehler auszubessern, ehe wir den Schnitt fertig glätten. Sind solche Stellen vor handen, so leistet ein Fläschchen mit Schwefeläther und .reinem Alkohol gute Dienste. Zuerst schneiden wir das nötige Gold ab, dann nehmen wir ein feines Kielpinselchen und bestreichen die auszubcssernde Stelle mit Schwefel äther, um das Wachs zu neutralisieren, hierauf nehmen wir das nötige Gold mit dem Daumen der linken Hand auf, mit der rechten nehmen wir an einem kleinen Pinselchen etwas Alkohol, betupfen die betreffende Stelle damit, legen gleich hinterher das Gold auf die Stelle und glätten es sogleich an. Dieses Verfahren ist dem Daraufhauchen entschieden vorzuziehen, da das Ergebnis sicherer ist, und man auch niemals sogenanntes Doppelgold hat, was am fertigen Schnitt sehr schlecht aussieht. Ist alles in Ord nung, so lassen wir den Schnitt stehen. Das Auf-Glanz-Glätten gleicht ja wohl in allen Punkten dem Anglätten. Wir legen die Presse vor uns mit den Spindeln auf den Tisch, stellen den Preßknecht darunter und reiben den Schnitt nochmals mit dem Wachslappen ab. Mit dem Wachs soll man sehr sparsam sein und nicht mehr geben als nötig; nichts ist unschöner als Wachslinien am fertigen Schnitt. Wir fassen den Glättzahn mit beiden Händen unten an, der obere Knopf muß in die Schulter höhle gestemmt werden, und nun fahren wir gleichmäßig, Strich an Strich und stets schräg über den Schnitt und stets von einer Spalte zur andern. Namentlich muß der Anfänger von vornherein sich angewöhnen, schräg über den Schnitt zu fahren, denn fährt er in gerader Richtung darüber, so bleibt er leicht zwischen den Blättern des Buches hängen, auch verdrückt man den Schnitt viel leichter, und der Schnitt hat nach dem Auspressen eine Wulst. Wenn wir zuerst nur schwach gedrückt haben, so verstärken wir allmählich den Druck, von Zeit zu Zeit etwas Wachs gebend, bis wir den höchst möglichen Glanz erzielt haben. Dann lösen wir die Spindeln um eine halbe Umdrehung, glätten nochmals darüber, um die Blätter des Buches von einander zu trennen, schließen die Presse wieder fest und geben nun den letzten Glanz. Zum Schlüsse nehmen wir ein leeres Goldbüchelchen und reiben den Schnitt hiermit leicht ab, was das Buch wie aus einem Blocke erscheinen läßt. Das Schnittmachen hat nichts, was nicht jedermann mit gesundem Verstand und Lust und Liebe dazu erlernen könnte. Aber ein tüchtiger Schnittmacher wird man nur durch Ausdauer, Uebung und Hingabe an seine Arbeit. Internationale Ausstellung von Fachblättern und Zeitschriften sowie von graphischen Erzeugnissen und Reklamekunst in den Ausstellungsräumen des Industrievereins in Kopenhagen, Mai- Juni 1907. Präsident: Der Minister für das Innere Sigurd Berg. Vom Verein dänischer Fachblätter und Zeitschriften veranstaltet. Bureau der Ausstellung: Colbjornsensgade 14, Kopenhagen B, Dänemark. Es wird beabsichtigt, in Verbindung mit der Ausstellung einen Kongreß skandinavischer Redakteure und Herausgeber von Fachblättern und Zeitschriften abzuhalten. In den Klassen A und B, Fachblätter und Zeitschriften, kann jedes inländische oder ausländische Fachblatt und Zeitschrift von allgemeinem Ansehen an der Ausstellung teilnehmen. Die Beteiligung findet unter folgender Gruppierung statt: Die Fachblätter sind in 15 und die Zeitschriften in 13 Gruppen geordnet. Klasse C: Geschichtliche Abteilung. Klasse D: Abteilung für Maschinen. Klasse E: Graphische Künste und Erzeugnisse. Klasse F: Reklamekunst. Klasse G: Technische Hilfsmittel. Hierunter: Papier, Bureaus für Schreibmaschinenarbeit nach Uebersetzungen, Stenographie, Schreibmaschinen, Kopiermaschinen und Bureaumaterial moderner Art usw. Die Dauer der Ausstellung ist vorläufig auf 14 Tage fest gesetzt, kann aber bis zu einem Monat verlängert werden. Die Anmeldungsfrist zur Beteiligung läuft für Skandinavien am 1. Februar ab; am 1. März für den übrigen Teil Europas, und am 1. April für Asien, Afrika, Amerika und Australien. Diese Zeitpunkte gelten jedoch nur für die Abteilung für Fach blätter und Zeitschriften. Für die übrigen Abteilungen läuft die Anmeldungsfrist am 1. Februar für alle Länder ab. Jedes angemeldete Fachblatt oder jede Zeitschrift muß wenigstens ein geheftetes oder gebundenes Quartal nebst einigen losen Nummern ausstellen. Für jedes angemeldete Fachblatt oder jede Zeitschrift ist eine Gebühr von rund 10 Kronen oder 10 M. zu bezahlen.