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APIER-VERARBEITUNG Bu CH GEWERBE E3S Das Buchgewerbe und die Kultur Der Deutsche Buchgewerbeverein, der die allgemein fachliche Fortbildung aller Angehörigen des deutschen Buchgewerbes insbesondere in technischer und künst lerischer Hinsicht erstrebt, veranstaltet in den Monaten Januar, Februar und März 1907 in der Gutenberghalle des Deutschen Buchgewerbehauses in Leipzig, Dolzstr. 1, eine Vortragsreihe über: Das »Buchgewerbe und die Kultur«, die im besonderen eingeteilt ist: »Das Buchgewerbe und die Wissenschaft«, Herr Professor Dr. R. Focke, Direktor der Kaiser Wilhelm-Bibliothek in Posen. »Das Buchgewerbe und die Literatur« (einschließlich Theater), Herr Professor Dr. Georg Witkowski aus Leipzig. »Das Buchgewerbe und die Kunst«, Herr Prof. Dr. Rudolf Kautzsch aus Darmstadt. »Das Buchgewerbe und die Religion« (Kirche), Herr Privat dozent Lic. Dr. Heinrich Hermelink aus Leipzig. »Das Buchgewerbe und der Staat«, Herr Prof. Dr. R. Wuttke aus Dresden. »Das Buchgewerbe und die Volkswirtschaft«, Herr Prof. Dr. Waentig aus Halle a. S. Wie schon die Namen der Redner zeigen, handelt es sich bei den diesjährigen Vorträgen des Deutschen Buch gewerbevereins um eine Art Hochschul-Vorträge für An gehörige des Buchgewerbes, wobei von höherer Warte und aus weiteren Gesichtspunkten die Verhältnisse des Buch gewerbes beleuchtet werden, und zwar jeweilig sowohl historisch als auch modern praktisch unter Hinweis auf die Aufgaben der Gegenwart. Zugleich sollen die Vorträge den Zuhörern, Prinzipalen wie Gehilfen, vor Augen führen, wie eng das Buchgewerbe mit sämtlichen wichtigen Zweigen der deutschen Kultur verknüpft ist. Wir werden über diese Vorträge berichten. Einführung des neuen Buchdrucker-Tarifs Mit dem 1. Januar trat der neue Buchdruckertarif in Kraft. Soweit sich bis jetzt übersehen läßt, ist seine Einführung im ganzen Reich ohne erhebliche Schwierigkeiten vonstatten gegangen. Nur wenige kleine Firmen haben die Anerkennung des Tarifs abgelehnt, was vielleicht in der Eigenart ihres Betriebes seinen Grund hat. In Berlin ist mit Ausnahme einer kleinen Firma, welche drei Gehilfen beschäftigt, überall der Tarif anerkannt. Bei dieser Firma sind die Gehilfen in den Ausstand getreten. Auch die höher entlohnten Gehilfen haben fast durchweg Zulagen erhalten. Vielfach sind die Prinzipale noch über die vom Verein Berliner Buchdruckereibesitzer ausgearbeitete Skala, welche in Nr. 99 der »Papier-Zeitung« veröffentlicht wurde, hinausgegangen und haben auch den mit über 39 M. entlohnten Gehilfen Zulagen gewährt. Ein Teil der Firmen hat allen Gehilfen je 3 M. Zulage gewährt. Ist auch die Lage noch nicht überall vollständig geklärt, da hier und da Meinungsverschiedenheiten in der Auslegung einiger Tarifstellen entstanden sind, so dürfte es doch zu keinem ernsten Konflikt kommen, da die Parteien das Schiedsgericht oder Tarif amt anrufen und sich dessen Schiedspruch fügen. X. Tarif Leipziger Druckerei-Hilfsarbeiter Vergl. Nr. 3 S. in In dem neuen Tarif für die in Leipziger Buch- und Stein druckereien beschäftigten Hilfsarbeiter sind folgende Mindest sätze festgelegt: Hilfsarbeiterinnen vom 16. Jahre an 7 M. 50 Pf., vom 17. Jahre an 8 M. 50 Pf., vom 18. Jahre an 9 M. 50 Pf. Bronziererinnen wöchentlich 2 M. 70 Pf. mehr. Sonstige zum Bronzieren herangezogene Personen stündlich 5 Pf. Zuschlag. Notendruck-Anlegerinnen: Lehrlohn 8 M. 50 Pf., nach einem halben Jahre an kleinen Maschinen 9 M. 50 Pf., an mittleren und großen Maschinen 10 M., an Rotationsmaschinen 12 M. Lichtdruck - Anlegerinnen 9 M. 50 Pf., nach einem halben Jahre 10 M. 50 Pf. Buchdruck-Anlegerinnen 8 M. 50 Pf. Lehrlohn, steigend im ersten Jahre zum Mindestlohn von 11 M. 50 Pf., links 12 M., Zweitourenmaschinen 12 M. 50 Pf. Punktiererinnen 13 M., links 13 M. 50 Pf. Steindruck-Anlegerinnen nach ijähriger Lehrzeit 11 M. Hilfsarbeiter aller Gruppen mit 16 Jahren 10 M., mit 17 Jahren 12 M., mit 18 Jahren 15 M., mit 20 Jahren 18 M., mit 21 Jahren 20 M. Geübte Hilfsarbeiter über 21 Jahre nach 2jähriger Arbeit im Fach 22 M. Erstklassige Steinschleifer 24 M. Wo diese Mindestsätze bei Einführung des Tarifs erreicht sind, soll sprozentige Aufbesserung erfolgen, pk. Tarif für Deutschlands Chemigraphen und Kupferdrucker Der Tarif-Ausschuß für Deutschlands Chemigraphen und Kupferdrucker faßte in seiner letzten Sitzung folgende Beschlüsse: 1. Vom 1. Januar 1907 ab wird die Lehrlingsskala dahin ab geändert, daß statt auf 2 Photographen erst auf 3 1 Lehrling kommen soll, und daß erst im letzten Lehrjahre (bisher in den letzten beiden) des einen Lehrlings ein zweiter Lehrling zur Ein stellung kommen darf. 2. An der Aetzmaschine dürfen nur gelernte Chemigraphen beschäftigt werden. 3. Die Herstellung von Hochdruckplatten wird der Chemi graphie zugeteilt, diejenige von Flachdruckplatten der Lithographie. 4. Photographen, die in reinen photographischen Anstalten beschäftigt sind, unterliegen nicht der tariflichen Bestimmung, daß sie nur bei Bundesmitgliedern arbeiten dürfen. 5. Als tariftreue Gehilfen sind anzuerkennen: a) Personen, die eines der vier Fächer in der Chemigraphie ordnungsmäßig erlernt haben; b) von den Druckern die Personen, die als Stein oder Buchdrucker eine ordnungsgemäße Lehrzeit durchgemacht haben. Zum Schluß wurden noch einige Firmen, die sich gegen die abgeschlossene Preiskonvention vergehen, bekannt gegeben. Der Ausschuß erkannte an, daß gegen solche Firmen nicht nur die tariftreuen Prinzipale, sondern — wie der Tarif verlangt — auch die tariftreuen Gehilfen vorzugehen haben, pk. Ausstand der Graveure in Leipzig beendet. Die seit 4. De zember 1906 im Ausstand befindlichen Graveure hielten am 12. Januar eine Versammlung ab. Nach dem Bericht über den Stand der Bewegung lehnten die Arbeitgeber weitere Verhand lungen mit den Gehilfen ab, daher empfahl der Verbandsvorstand den Abbruch des Ausstands. Es sei keine Aussicht vorhanden, die Arbeitgeber zu weiteren Zugeständnissen zu bewegen, denn in folge ihrer guten Organisation können die Prinzipale die not wendigen Arbeiten auswärts herstellen lassen, ohne daß die Gehilfen-Organisation dagegen wirksam einschreiten könnte. Auch wurde darauf hingewiesen, daß am 1. Januar 1907 eine Reihe Gehilfenforderungen gleichmäßig zur Einführung gelangten. Nachstehende Resolution wurde angenommen: »Die am 12. Januar im Volkshause tagende Versammlung der streikenden Graveure der Relief-Golddruck- und gemischten Branchen Leipzigs sind durch die Ausführungen ihres Verbandsvorsitzenden davon über zeugt worden, daß zurzeit die Weiterführung des Ausstandes nicht zweckentsprechend ist, und die Streikenden erklären sich bereit, das geringfügige Anerbieten der Prinzipale zu akzeptieren und den Ausstand mit dem heutigen Tage für beendigt zu er klären.« Lohnbewegung der Buchdrucker in Norwegen Die norwegischen Buchdrucker haben den Tarif gekündigt und neue Forderungen aufgestellt. Sie verlangen Lohnerhöhung um 10 v. H., ferner Erhöhung des Tausendpreises von 40 auf 44 Oere und des Minimums von 24 auf 26 Kronen für Setzer und Setzerinnen. Im Zeitungssatz sollen für das 1000 2 Oere mehr bezahlt werden. Für Zeitungen soll das Minimum auf 27 Kronen, für Nachtarbeit auf 35 Kronen erhöht werden. Schwierige Arbeiten, die im Stundenlohn hergestellt werden,