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Winterkarten Die Ansichtskarten folgen dem Wechsel der Jahres zeiten. Das zarte Grün des Vorfrühlings, die lichte Blüten pracht des Mai weichen den satten Farben des Sommers, der Herbst malt seine rotgoldenen Tinten, jetzt sehen wir Stadt und Land unter der weißen Schneedecke. »Heimatgrüße«, »Winterstudien« bezeichnen Nenke & Ostermeier in Dresden ihre Winterkarten, die nach eignen Original-Natur-Aufnahmen in Photochromie hergestellt sind. Die beiden ersten Folgen enthalten Motive aus der Nähe von Dresden und den sächsischen Gebirgen. Es sind malerische Stimmungsbilder aus Stadt und Land unter dem Einfluß des Sonnenlichts, das bald Wolken und Schnee decke leicht streift, bald sich in blendender Helle über die Landschaft ergießt. Fein beobachtet ist die Abendstimmung an der Elbe, wo das Schilf sich leise im Winde schaukelt oder wo die Weide ihre besenartige Baumkrone zum gelben Abend himmel hinauf streckt. Ein wunderbares Farbenspiel zeigt der Abendhimmel am Winterberg, während die Tannen am Waldrand schon im Nebel stehen. Lebhaft wirken die Dorfbilder. Die Mittagssonne taut den Schnee von den Dächern und mischt einen kräftigen roten Ton in das Graublau der Winterstimmung. Der Himmel, der sich einer besonders sorgfältigen Darstellung erfreut, ist bald heiter, bald einförmig grau oder durch helle Streifen und bunte Lichter belebt. Der stürmische Wolkenzug ist auf dem Bilde »Abendstimmung bei Lohmen« gut dargestellt. Fein abgetönt ist das Bild »Nach dem Schneesturm am Großen Winterberg«. Prächtig sind auch die Bilder der Serie »Der Winter im Hochgebirge«. Zu dem Weiß der Schneedecke, dem Schwarzgrün der Tannen treten die Farben und Formen des Hochgebirges, lieber den beschneiten Tannen am Fuße und dem dunkeln Waldstreifen darüber ragen die rotgelben Zacken des Karwendel. Die einförmige Schneedecke wird durch die blaugrünen Wasser der Hochgebirgsseen belebt. Drei reizvolle Bilder schildern uns die winterliche Schön heit des Walchensees. Die Photochromie triumphiert weiter in der Folge »Winter im Riesengebirge«. Die Bilder sind von Max Leipelt in Warmbrunn verlegt und werden von der »Novi- tas« in Berlin vertrieben. Es gibt wieder viel Schnee, noch mehr Schnee. Die Höhen des Riesengebirges sind kahl. Wo Bäume erscheinen, haben sie oft ihr schwarz grünes Gefieder verloren und gleichen riesigen Schnee puppen. Der Himmel ist fast immer heiter, weißblau, nach dem Horizont ins Gelbliche spielend. Die leuchtende Schneedecke wird von graublauen Schatten gemustert, die bald in großen Zügen die Bäume und Zacken des Gebirges umspielen, bald den Schneeboden furchenartig durchziehen, daß er einer bewegten Wasserfläche gleicht. Die Bilder sind vorwiegend heiter und frisch, sie laden zu fröhlicher Wanderung, zu vergnüglichem Sport. Und der Sport er füllt noch einen andern, einen künstlerischen Zweck. Die kraftvollen Gestalten, die fröhlichen Gesichter, die dunkeln Anzüge verhelfen der oft einförmig graublauen Landschaft zu kräftigerem Ausdruck. Da steht ein Skiläufer versunken in den Anblick der wunderlichen Figuren, die der Schnee aus Baumstümpfen, Gestrüpp und Strauchwerk gebildet hat. Zwei Sportgenossen halten rastend zwischen den Schnee puppen einer Tannenallee. Zwei Schlitten, mit den Schecken der Wiesenbaude bespannt, ziehen über die »weiße Wiese«, eine leicht gewellte Schneefläche. Und die weiße Wiese zeigt sich uns bei Abendbeleuchtung. Hier ist menschliche Nähe nicht nötig, um Farbe und Leben zu geben. Der Himmel bietet ein lebensvolles Farbenspiel, die Häuser scheinen auf gekräuselter Wasserfläche zu schwimmen, der Berg im Hintergrund gleicht einem schwimmenden Eiskoloß. »Die- Wiesenbaude im Winter« gehört zu den schönsten Darstellungen der Sammlung. Wir sehen die menschliche Wohnung in der großartigen Oede und Einsamkeit des Gebirgswinters. Schnee und Frost schaffen wunderliche Gebilde. Die Giebelwand der preußi schen Koppenbaude gleicht einer schneebedeckten Pyra mide, in welche der Frost eine Hieroglyphenschrift ge prägt hat. Die Ausdrucksfähigkeit der Formen und die Kraft und Harmonie der Farben erfährt noch eine Steigerung in den Photochromie-Karten der Züricher Firma »Photoglob«. Hier hat die Natur ihr Feierkleid angelegt. Feststimmung, bald feierlich, bald fröhlich aufjauchzend, klingt durch diese Darstellungen. Himmelsblau und Sonnenlicht, blaugrün leuchtende Schneefelder und die schwarzen Felsen des Piz Bernina geben ein Bild einsamer, hehrer Pracht. Einsam, aber nicht öde; nicht nur das Licht, auch die Schatten wirken lebendig in ihrer durchsichtigen Klarheit. Das mattere Farbenspiel der Natur wirkt auch hier oft belebt durch menschliche Gestalten, welche die Freude am Sport hinauftreibt bis zu den grünen Wellenkämmen des Eismeeres am Fuße des Schreckhorns. Von freundlicher Wirkung sind die deutlich sichtbaren Fußspuren, die im Bogen über den Schnee zum Felsgipfel führen. Die kühne Sorglosigkeit der Freunde des Bergsports steht in wirkungsvollem Gegensatz zu der wilden Großartigkeit der Hochgebirgsnatur, auf dem Bilde »Rutschpartie« genannt. Aber die Kühnheit des Unternehmens wird noch übertroffen durch den »Ski sprung«. Hier wird im Gegensatz zu dem vorigen Bilde die Wildheit des menschlichen Wagemutes gemildert durch die freundliche Harmonie der Landschaft. Wie scharfe Lanzen durchschneiden die Leisten der Schneeschuhe den Luftraum, als wollten sie sich in die Felswand gegenüber bohren. Darüber, in den tiefblauen Himmelsraum hinein, die ragende Gestalt des Springenden, der den bewundernd zu ihm Aufschauenden auf die Köpfe zu fallen droht. Buntere Farben in der Kleidung, die sorgfältig zu ein ander und zu den Farben der Umgebung abgestimmt sind, fröhliche Gesichter, welche zur Teilnahme an der Fahrt einladen, charakterisieren die zahmeren Freuden des Schlittensports. Auch der Eislauf kommt zu seinem Recht und gibt die Anregung zu einem wirkungsvollen Bilde. Die lichtgrüne Eisfläche wird durch die kräftigen Formen des Häuserkranzes von dem Schneemantel geschieden, den die schroffen Bergformen angelegt haben. Das Schwarz der eislaufenden Gestalten findet sich wieder in dem dunklen Waldstreifen und dem feinen Gefieder einzelner Tannen, die sich vom Schnee abheben. Ein köstliches Bild »Rauhreif auf Parkbäumen« zeigt uns, was künst lerischer Geschmack und die Kunst des Verfahrens aus einem so einfachen Motiv zu schaffen vermögen. Noch weniger Mittel verwendet der Steindruck auf einem Munk’schen Winterbilde. Und doch welche Kraft und Wahrheit in der Darstellung! Wir wissen sofort, wo wir uns befinden: In der Vorstadt eines Küstenortes. Die feuchtkalte Atmosphäre, der scharfe Seewind, welcher den Schnee ins Gesicht treibt, die Nässe auf der Straße lassen keine fröhliche Winterstimmung aufkommen. Selbst der Schnee auf den Dächern hat feuchtes Aussehen. A. L. Preiserhöhung für Schreibwaren. Die in allen In dustriezweigen eingetretenen Erhöhungen der Preise für Rohstoffe und Arbeitslöhne, die letzthin noch die Ver einigung Berliner Buchbindereibesitzer des Geschäftsbücher fachs, die Druckereien, sowie eine Anzahl Papierfabriken zu einem Aufschlag ihrer Preise bis zu 15 v. H. nötigten, zwangen nun auch die Schreibwaren-Industrie zu einem Teurungszuschlag. So zeigt die Schreibwaren - Fabrik F. Soennecken in Bonn einen Zuschlag von 5 v. H. auf Netto- oder Ladenpreise ihrer Waren an, mit dem Be merken, daß dieser Zuschlag wieder fallen wird, sobald es die Verhältnisse gestatten. Achtuhr-Ladenschluß in Barmen. Nach einer Bekanntmachung des Regierungs-Präsidenten ist der Achtuhr-Ladenschluß, mit Ausnahme der Sonnabende, für Barmen verfügt worden. —t.