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der besten bucbgewerblichen Zeitschriften, und zeichnet sich durch praktisches Wissen, durch genaues Erforschen der Fachgeschichte und durch leicht faßlichen Stil aus, was ihn auch befähigt, auf jüngere Fachgenossen erziehe risch zu wirken. Es gibt wohl keinen Zweig der Buch binderei, den Kersten nicht bearbeitet hätte, und er hat nicht nur anleitend und belehrend, sondern auch ver tiefend zu wirken verstanden. Besonders seit dem Ein setzen der modernen Bewegung hat Kersten seine Fach genossen durch manchen Aufsatz aufgerüttelt. Auch in Tages-Zeitungen hat er oft schon das Wort genommen, wenn es ihm zweckmäßig erschien, das große Publikum auf buchgewerbliche Kunst aufmerksam zu machen. Frankfurter Brief Frankjurt a. M., 18. März 1907 Mit dem Geschäftsgang in den Druckereien kann man wohl zufrieden sein. Die Zahl der stellensuchenden Setzer, die zu Anfang des Jahres noch etwa 30 betrug, ist rasch zurück gegangen, seit Ende Januar sind auf dem tariflichen Arbeits nachweis nur dann und wann 1 oder 2 angemeldet. An stellen suchenden Maschinenmeistern ist dagegen kein Mangel. Zu den sonst im Frühjahr fälligen größeren Arbeiten sind diesmal noch besonders umfangreiche der Königlichen Eisenbahn-Direktion deutschen Buchdrucker anzugehören oder beizutreten.« Die Eingabe ist eingehend begründet. In der letzten Stadtverordneten-Versammlung wurde ein Antrag begründet und angenommen, der sich erneut gegen die Ausdehnung der städtischen Buchbinderei ausspricht. Eine beachtenswerte typographische Ausstellung hat vom 14. März bis 7. April die Offenbacher Schriftgießerei Gebrüder Klingspor im hiesigen Kunstgewerbe - Museum veranstaltet, worauf sie in einem in den Druckereien aufgehängten Plakat aufmerksam macht. Dank ihrem engen Zusammenarbeiten mit namhaften Künstlern vermag die Firma ein umfangreiches mo dernes Material an Originalzeichnungen, Druckarbeiten und Ver vielfältigungen darzubieten. Eckmann, Hupp, Behrens, Vogeler, Engels, Cissarz u. A. haben ihr Entwürfe für Schriften, Buch ornamente, Vignetten und Schmuckbilder gezeichnet. Außer den Zeichnungen hat die Gießerei auch zahlreiche Beispiele für die mannigfachsten Anwendungen dieser Entwürfe ausgestellt. In der Typographischen Gesellschaft hielt am n. März das Mitglied Herr G. Mori einen erschöpfenden Vortrag über die Egenolff-Luthersche Schriftgießerei und die Entwicklung des Gießerei-Gewerbes in Frankfurt a. M. Am Sonntag, 17. März, besichtigten die Mitglieder der Fach vereinigungen von Mainz und Wiesbaden die Schriftgießerei D. Stempel hierselbst. Die für die Druckereien so wichtige und bis jetzt so wenig ergründete Frage des Oxydierens der Schriften will die Ver einigung der Schriftgießerei-Besitzer Deutschlands durch ein Preisausschreiben zu lösen suchen. Bilder 2—4. Entwürfe zu Einbänden von Paul Kersten gekommen, wie die am 1. Mai in Kraft tretenden neuen Preis tafeln für den Personen- und Gepäckverkehr. Da die hier aus schließlich mit Eisenbahnarbeiten beschäftigte Druckerei die außergewöhnlichen Aufträge nicht zu bewältigen vermochte, mußte sie noch einige andere Firmen in Anspruch nehmen. Der erhöhte Buchdrucker-Tarif, der hier ohne Schwierig keiten Eingang gefunden hat, hat keine Erhöhung des Bezugs preises der hiesigen Tagesblätter im Gefolge gehabt, da gegen sind die Anzeigen- und Reklamepreise zum Teil erhöht worden. Die sozialdemokratische Union-Druckerei (»Volksstimme«) nimmt eine Erweiterung ihres Betriebes vor. Sie hat das Grundstück Großer Hirschgraben 17 für 420 000 M. käuflich er worben. Ein größerer Umbau wird die Aufstellung einer dritten Rotationsmaschine zum Zeitungsdruck und einiger Schnell pressen für die Akzidenzdruckerei, sowie sonstige zeitgemäße Neueinrichtungen ermöglichen. Die hiesige Ortsgruppe des Verbands der deutschen Buch drucker hat an Magistrat und Stadtverordneten-Versammlung eine Eingabe gerichtet, in der darum gebeten wird, bei der Firma J. G. Holzwarts Nachfolger (S. Minjon), bei der das Amts blatt und das Anzeigeblatt der städtischen Behörden hergestellt und verlegt werden, dahin zu wirken, daß sie den deutschen Buchdrucker-Tarif schriftlich als für sie bindend anerkennt. Außerdem wird erwartet, »daß der Magistrat die Aufhebung eines bestehenden Reverses anordnet, wonach sich der bei ge nannter Firma in Arbeit tretende Gehilfe bei einer Konventional strafe von 500 M. verpflichten muß, nicht dem Verband der Die über 70 Jahre hier bestandene Buchdrucker-Invaliden- kasse hat sich vor kurzem aufgelöst. Sie hatte zwar noch ein Kapital von rund 50000 M, zählte aber nur 70 Mitglieder. Die vorhandenen 15 Invaliden, die eine Unterstützung von wöchent lich 3 M. bezogen, wurden mit 800 bezw. 1200 M. abgefunden, der Rest wurde unter die Mitglieder nach der Zahl ihrer Steuer jahre verteilt. In der Druckerei der hiesigen Blindenanstalt sind laut Jahresbericht im letzten Jahre sämtliche Sonaten von Mozart und Beethoven in Blindenpunktschrift hergestellt worden. In dem Rußlager der Farbenfabrik von Gebrüder Schmidt in Bockenheim entstand, vermutlich durch Selbstentzündung, ein Brand, der erheblichen Schaden anrichtete. Der Betrieb er leidet indes keine Störung. Die modernen Schriften werden sogar zu den letzten Ehren bezeugungen in Anspruch genommen. Eine hiesige Kunst blumenfabrik empfiehlt »Kranzschleifen in jedem Druck in den mod. Schriften«. Am Sonntag, 17. März, tagte hier der Delegiertentag des Ver bandes deutscher Kunstgewerbe-Vereine. Etwa 40 Vereine waren vertreten. In den achtstündigen Verhandlungen wurden eine größere Anzahl Beschlüsse gefaßt, die der Weiterentwicklung des Kunstgewerbes förderlich zu werden versprechen. Claudius