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ii4o PAPIER-ZEITUNG == 2 Nr. 26 Abwasser. Das geklärte Wasser wird auf der Maschine wieder verwendet. Herr Latimer von der Pusey & Jones Co. führte hier mit Erfolg den Versuch durch, 8 Stunden lang zu arbeiten, ohne den Holländern anderes Wasser zuzu führen, als was in den Stoffängern gereinigt wurde. Bei einer andern Gelegenheit erzielte Herr Lindsay, Leiter der Fabrik, gute Trocknung des Papiers, obwohl in den Trockenzylindern nicht wie üblich Ueberdruck, sondern geringerer als der äußere Luftdruck herrschte. Dies ist vielleicht ein Fingerzeig, wie man beim Trocknen von Papieren, die gegen hohe Temperaturen empfindlich sind, vorgehen sollte. Philadelphia Paper Manufacturing Co. in Manayunk, Pa. Hier werden in 24 Stunden 100 000 kg Schachtelpappe aus alten Zeitungen hergestellt. Die Zeitungen werden un sortiert, wie sie sind, in die Holländer eingetragen und der so gewonnene, durch die Druckfarbe graublau gefärbte Stoff erst Jordanmühlen und dann großen endlosen Pappen maschinen zugeführt. Zur Verfügung stehen eine 3,05 m breite 5 Zylinder- und eine 3,2 m breite 4 Zylinder-Maschine, die erstere mit über 40 Trockenzylindern. Die Papiermühlen bei Ravensburg Von Friedr, von Hössle I. Selbst neuere Werke enthalten die irrtümliche Meldung, daß die Ravensburger Papiermühlen 1407, auch 1410 ge gründet wurden. Deshalb sei das urkundliche Material darüber nachstehend aneinander gefügt. Die Forscher Briquet und Zonghi berichten ausführlich über die Herstellung von Papier in Italien vor dem Jahre 1300. Da der Verkehr von Mittel- und Süddeutschland mit Italien schon in frühester Zeit über Ravensburg und Lindau ging, ferner Ravensburg mit Venedig in reger Handels verbindung stand, so ist es selbstverständlich, daß sowohl Papier selbst, wie auch die Kunst, es zu machen, von Italien nach Ravensburg eingeführt wurden. Nach Seb. Münsters alter Kosmographie (Basel) »laufft durch die Statt Rauenspurg ein lustiger Bach, so oberhalb sechs Papeir Mülen treibt vnd wird sehr schön Papeir da selbst gemacht so hin vnd wider verführt wird«. Ravensburg war schon Mitte des 12. Jahrhunderts die bedeutendste Stadt Oberschwabens; für die Papiergeschichte bietet besonderes Interesse sein Wappen: ein Tor zwischen zwei zinnenbekrönten Türmen. Noch heute wird oft die Ulman Stromersche Papier mühle zu Nürnberg vom Jahre 1390 als älteste deutsche bezeichnet. Hassler hat jedoch schon 1844 nachgewiesen, daß bereits 1324 zu Ravenspurg Papier gemacht wurde, und 1887 brachte T. Hafner in seiner Geschichte von Ravensburg wertvolle Belege dafür. Es ist merkwürdig, an welch kleinen Bächlein die alten Papierer ihre Werke errichteten; ein solch lustiger Bach, welcher aus den Vororten Oelschwang und Schornreuthe nach Ravensburg hereinfließt, ist der Flattbach. An seinen Ufern entwickelte sich seit Jahrhunderten eine ausgedehnte ewerbliche Tätigkeit; hier lagen Mahl- und Schleifmühlen, lammer- (Waffen-) schmieden, Papiermühlen, die Stadtsäge und Spitalmühle. Oelschwang ist bereits 1350 als Vorstadt erwähnt. Auf diesem Gebiet wurde zu Ravensburg das erste Papier ge macht; Hafner berichtet im Oberschwäb. Anzeiger 1898 Nr. 233: »Es ist feststehende Tatsache, daß die Holbain die ältesten und ersten Linnenpapiermacher Ravensburgs ge wesen sind.« Während schon 1286 Friedericus minister de Rauenspurch gen. Holbain und 1288 Hainricus Holbain minister civitatis in Ravensburg genannt worden, bringt das Denkbuch von Ravensburg S. in die Meldung: »1324 — die Brüder Fritz und Hans Holbain gründen auf 3 Werken in der Vorstadt Elswang am Flattbach im sogenannten Hammer Linnenpapiermühlen.« (Dieses Denk buch wurde anno 1519 von dem damaligen Stadtschreiber auf Befehl des Rats angelegt und gilt als obrigkeitliches Dokument.) Wahrscheinlich handelte es sich hierbei, wie Dr. Holbein in seinem Buch über »Die Holbeiner« zutreffend bemerkt, nicht um Neugründungen sondern Erweiterung bestehender Anlagen. (Vergl. Nr. 17 d. Bl. S. 731/32.) 1336 geraten diese Holbain mit der Stadt in Streit, weil sie die Quellen im wilden Hammer für ihr Gewerk be nutzen wollen. 1410 und 1413 ist Anna Holbain als Beständerin der Mühlen im Elswang — Stampfmühlen — genannt. (Vergl. das Buch »Die Holbeiner«, beschrieben in Nr. 17 d. Bl. (S. 731/32. Professor Hassler brachte 1844 in den Verhdlg. d. Ver. f. Kunst u. Altertum in Ulm und Oberschwaben« eine Ge schichte der Fabrikation des Leinenpapiers mit einer Tafel alter Wasserzeichen; er schreibt: »Unter den Dokumenten des Ravensburger Ar chivs zog vor allem das älteste Bürgeraufnahme buch der Stadt meine Aufmerksamkeit auf sich; es erstreckt sich von 1324—1436 und ist durch aus auf Leinenpapier ge schrieben. Das Format ist etwa 321/2X4812 cm plano, das Papier selbst stark, jedoch etwas rauh, teilweise noch Spuren des unvollkommenen Zu standes der Fabrikation an sich tragend. Der größte Teil der Bogen, aus welchen das Buch besteht, ist ohne Wasser zeichen, eine ziemliche Anzahl jedoch zeigt die auf Tafel I abgebildete Klapper. Die unglücklichen Bewohner des Ravens burger Leprosen - (Aus sätzigen-) Hauses sollen in früheren Zeiten die Verpflichtung gehabt haben, beim Ausgehen aus der Anstalt auf der Straße eine Art Klapper zu führen, welche ganz die Gestalt dieses Wasserzeichens hatte, und durch deren Bewegung und Töne sie die ihnen begegnenden Personen vor der Berührung mit ihnen zu warnen hatten; auch soll dasselbe Zeichen vor noch wenigen Jahren (also gegen 1840) an dem Leprosen- oder Siechenhause gemalt zu sehen gewesen und erst vor kurzer Zeit durch Uebertünchung verschwunden sein. 1321 Das älteste Ochsenkopf-Wasserzeichen aus der Sammlung von Briquet in Genf. Ent halten im Papier einer italienischen Hand schrift und in wahrer Größe wiedergegeben Hierin hätten wir einen ziemlich sichern Hinweis auf den Ravensburger Ursprung des Pa piers im Ravensburger Bürgerbuch. Jeder Zweifel aber an dem Vor handensein einer Papiermühle zu Ravens burg in so früher Zeit wird beseitigt durch den Umstand, daß sich auf einer Anzahl von Blättern des er wähnten Buches auch das treue Bild des Ravensburger Stadtwappens als Wasserzeichen findet (Tafel 1 oben links). Sonach bestand bereits im Jahre 1324 (und wohl schon früher) in Ravensburg eine Papiermühle, welche, nach den beiden Zeichen zu urteilen, höchst wahrscheinlich auf öffentliche Rechnung betrieben wurde. Auch die Chroniken anderer Städte bestätigen, daß die an Leprose Er krankten eine Klapper mit sich führten. Nach 1400 tauchten neue Papiermacher zu Ravensburg auf und bauten ein »papir-huß« zu Schornreute; in nach folgender Urkunde sind Cunrat Peter jedenfalls als zwei Personen zu betrachten, da früher Geschlechtsnamen noch nicht allgemein in Gebrauch waren. Ein Aussätziger oder Sondersiech mit Klapper. (Nach einem alten Holz schnitt.) 1407. Aus Serapeum: Snadenbrief von löblichem Sotteshaus Weiszenau gegen der Reich- Stabt Ravenspurg: bie hiestge Papirer Schornreuthi in bie Pfarrn Sant Christina pfarrig seyn sollen.