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Nr. 24 PAPIER-ZEITUNG »öS Papierfabrikation in England Nach »Mitteilungen im »Paper-Maker« vom i. März sind sämtliche Papierfabriken in England sehr stark be schäftigt, obwohl eine große Zahl neuer, leistungsfähiger Papiermaschinen in Betrieb gekommen ist. Die Erzeugung findet leicht Absatz, aber die Preise lassen zu wünschen übrig. Allgemein herrscht unter den Papiermachern die Meinung, daß die heutigen niedrigen Preise angesichts der teuren Rohstoffe sich nicht lange halten können. Ein Papiermacher äußert sich in genanntem Blatte wie folgt: Etwas muß getan werden. Außer Wasser ist alles, was wir zur Erzeugung von Papier brauchen, teurer geworden, und manche Rohstoffe haben noch immer steigende Preisrichtung. Fast allen Rohstofflieferanten der Papierfabriken ist es trotz des unter ihnen herrschenden starken Wettbewerbes gelungen, für ihre Waren höhere Preise zu bekommen, nur wir Papiermacher können nicht um den Bruchteil eines Pfennigs den Preis er höhen, müssen vielmehr unsere Preise noch ermäßigen. Es scheint, daß wir Papiermacher nur darum unsere Fabriken in Betrieb halten, um die höheren Rohstoffpreise zu bezahlen, während wir unser eigenes Erzeugnis verschenken. Wir sind alle zusammen dumme Esel und denken zuviel daran, was unsere Mitbewerber wahrscheinlich tun werden. Die Zeit ist da, wo wir Papiermacher bessere Preise haben müssen. Es ist uns voll kommen unmöglich, die höheren Preise für Rohstoffe, Maschinen usw. zu bezahlen, während Papier immer weiter herabgeht. Papierfabrikation in Skandinavien Musterlager schwedischer Papiere im Ausland. In der nächsten Versammlung des Vereins der schwedischen Papierfabrikanten wird auch ein Antrag betreffend die Errichtung eines Papier musterlagers in Hamburg zur Verhandlung kommen. Ferner hat der schwedische Vizekonsul in Glasgow, S. Th. von Gos, dem Verein mitgeteilt, daß er bereit ist, Proben von schwedi schen Industrie-Erzeugnissen, Kataloge, Preislisten usw., ent gegen zu nehmen und so auszustellen, daß Händler und Ver braucher durch Bekanntmachungen in den Zeitungen des Ortes zur Besichtigung eingeladen werden können, fi. Schwedische Papierfach - Ausdrücke. Generalkonsul E. C. Gjestvang hat als Herausgeber von »Svensk Pappers Tidning* auch in diesem Jahre 500 Kronen zur Verfügung des Vereins schwedischer Papierfabrikanten gestellt und dabei den Wunsch geäußert, daß dieses Geld für die Herausgabe eines schwedisch- deutsch-französisch-englischen Lexikons für die Fachausdrücke innerhalb der Papier- und Zellstoff-Industrie verwendet werden möchte, wodurch ein anerkanntes Bedürfnis erfülllt würde, fi. Wasserstandsverhältnisse in Norwegen. Nach Berichten des norwegischen Kanaldirektors vom 15. März über die Verhält nisse in den Gewässern Südnorwegens ist die Annahme be rechtigt, daß alle Holzschleifereien, Zellstoff- und Papierfabriken bis zur Frühjahrsschneeschmelze volles Betriebswasser haben werden, fi. * * * Nach einem uns zugehenden Bericht aus Südschweden vom 18. März sind dort wärmere Tage mit Regen ein getreten, und der Schnee hat in so ergiebiger Weise zu schmelzen begonnen, daß Hochwasser erwartet wird. Da bei dem vor kurzem wieder frostigen Wetter der Wasser stand bedeutend zurückgegangen war, begrüßt man in Fabrikantenkreisen die Schneeschmelze mit Freude, da man nun durch Vollbetrieb die seit langem angesammelten rückständigen Papierstoff- und Papierlieferungen nach und nach erledigen kann. Wasserstand in Finnland. »Svensk Pappers Tidning« erhielt aus Finnland folgende Mitteilungen: Wassermangel hat sich während des Herbstes und Winters fühlbar ge macht. Die größeren Flüsse beginnen jetzt mehr Wasser zu führen, die kleineren Wasserläufe noch nicht. So mußte z. B. die Holzschleiferei Tuokslahti ihren Betrieb vor kurzem einstellen, während die Holzschleiferei Hämekoski nur noch 1/a Erzeugung hat. Schwefelmarkt. Der Vertrieb des sizilischen Schwefels ist seit einiger Zeit von der in Liquidation getretenen Anglo-Sicilian Sulphur Co. in London auf die »Consorzio« genannte Gesellschaft der Grubenbesitzer übergegangen, welche unter der Aufsicht der italienischen Regierung steht. Die Geschäfte der Consorzio sollen nach amerikanischen Mitteilungen schlecht gehen, da der amerikanische Markt, sonst der beste Kunde sizilischen Schwefels, jetzt fast aus schließlich mit Schwefel aus den amerikanischen Südstaaten Florida und Texas versorgt wird. Die sizilischen Schwefel vorräte haben sich infolgedessen auf rund 500000 Tonnen erhöht, und die italienische Regierung hat sich bisher ge sträubt, die Vorräte durch ausgiebige Einschränkung des Grubenbetriebes zu vermindern, da ein großer Teil der sizilischen Bevölkerung von der Grubenarbeit lebt. Die großen Vorräte drücken jedoch auf den Marktpreis, und damit dieser nicht erheblich sinkt, schlägt die italienische Regierung jetzt den Grubenbesitzern vor, die Erzeugung soweit einzuschränken, daß sie genau dem heutigen europäischen Bedarf entspricht. Die Vorräte würden dann in dem Maße abnehmen, wie der Bedarf steigt, und die Regierung hofft, daß sie bei Annahme ihres Vorschlages in etwa 12 Jahren verbraucht sein werden. Lösungsmittel für Harzleim Angeregt durch die Frage in Nr. 18 S. 774 macht uns ein be freundeter Papiermacher auf die Erzeugnisse Dichlorbeneol und Monochlorbenzol der chemischen Fabrik Griesheim-Elektron in Frankfurt a. M. aufmerksam. Er habe für Sonderzwecke in der Fabrikation diese Fabrikate versucht und könne solche als Lösungsmittel für Harze bestens empfehlen. Die genannte chemische Fabrik schreibt über diese neuen Lösungsmittel für Harze u. a.: Dichlorbenzol und Monochlorbenzol dienen als Lösungs mittel für Harze, oder anstelle von Terpentinöl als Verdünnungs mittel für Lacke und Oelfarben. Beide Produkte sind wasser helle, leicht bewegliche Flüssigkeiten, etwas schwerer als Wasser, mit eigentümlichem Geruch, mischbar in allen Ver hältnissen mit trocknenden Oelen, Oelfirnissen, Terpentinöl, Kienöl, Spiritus usw. und von verhältnismäßig geringer Brenn barkeit. Dichlorbenzol ist ein Gemisch zweier isomerer Körper, siedet bei 173° C., und da die Verdunstungsgeschwindigkeit mit dem Siedepunkt steigt, verdunstet es weit langsamer als das bei niedrigerer Temperatur siedende Terpentinöl. Kolophonium ist darin vollkommen löslich. Der Siedepunkt des Monochlorbenzols liegt bei 132® C., es verdunstet geschwinder als Terpentinöl und löst Kolophonium. Schneiden am Gewicht Was ist ein Kaufmann? Mir gab hierüber bei Beginn meiner kaufmännischen Lehrzeit ein Verwandter, ein alter biederer Handwerksmeister folgende Aufklärung: Im ersten Jahre lernst Du lügen, im zweiten falsch wiegen und im dritten betrügen. Der alte Herr mochte trübe Erfahrungen hinter sich haben und deshalb zu einem so harten Urteil über unsern doch im allge meinen ehrbaren Stand gekommen sein. Ich jedenfalls hatte während meiner Lehrzeit keine Gelegenheit,' ein solcher Aus bund von Untugenden zu werden, wie mir prophezeit worden war. Auch seither hatte ich keine Veranlassung gehabt, mich in jenen drei verwerflichen Tätigkeiten auszubilden. Dagegen erfuhr ich in letzter Zeit öfter, daß man nicht allenthalben so auf den Pfaden der Tugend wandelt, wie in den Geschäften, in denen ich bisher tätig war. Es ist ein offenes Geheimnis, daß Firmen des Berliner Papiergroßhandels lediglich durch Schneiden am Gewicht in bestimmten Waren fast konkurrenzlos sind, es’ sei denn, daß sich auch der Mitbewerber des gleichen verwerflichen Mittels bedient. Farbiger Karton, der hauptsäch lich zur Anfertigung von Billetten Verwendung findet, wird von jenen Firmen beim Papierfabrikanten im Gewicht von 56 kg die 1000 Bg. bestellt und dem Abnehmer als 60 kg schwere Ware geliefert. Postpapiere, die als 20, 22 und 24 kg die 1000 Bogen schwer verkauft werden, wiegen nur 19, 21 und 23 kg, im günstigsten Falle vielleicht 191/2, 211/2 und 231/2 kg. Wie bei Postpapier wirds auch bei Schreib- und Druckpapier und bei anderen Sorten getrieben. Bei allen Sorten wird fleißig »ge schnitten«. Dies erklärt, daß mancher Großhändler zuweilen Preise stellen kann, zu denen ein anderer selbst beim bescheidensten Nutzen nicht zu liefern vermag. Man scheint sich in den an dem Un- fuge beteiligten Kreisen über das Unmoralische und auch Straf bare dieser »Gewichtsschneiderei« nicht klar zu sein, denn die — gelinde gesagt — Uebervorteilung der Kunden, wird, soviel mir schon bekannt wurde, von einzelnen Firmen ganz ungeniert getrieben. Sämtliche Angestellten sind Mitwisser dieser »Ge heimnisse des Erfolges« und können bei Aufgabe ihrer Stellung ihre frühere Firma in Verruf bringen. Es kann nicht als Ent schuldigung angeführt werden, bei Herabsetzung des Tausend- Bogengewichts werde damit gerechnet, daß die Fabrik Ueber- gewicht liefert. Das kommt gerade bei den Post- und Schreib papieren sehr selten vor, denn der Fabrikant ist schon infolge der allgemein gedrückten Preise darauf angewiesen, die größte Sorgfalt walten zu lassen, um nicht durch zu schweren Ausfall des Papiers seines Nutzens verlustig zu gehen. Dagegen kann