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3^74 PAPIER-ZEITUNG Nr.74 Handelskammer-Berichte 1906 Bochum. Druckerei und Zeitungsverlag. Die Schriftenpreise wurden erhöht, was auf die gestiegenen Preise für Metalle (Blei, Zink, Antimon) zurückzuführen ist. Da vom- i. Januar 1937 ab auf Grund des mit den Setzern usw. abgeschlossenen Tarif vertrags eine Lohnerhöhung von 12 v. H. eingetreten ist, sind die Aussichten wenig günstig. Um die Erhöhung der Selbst kosten einigermaßen auszugleichen, werden bei der Ausführung privater Bestellungen seit 1. Januar höhere Preise berechnet. Kartonnagen. Die großen finnischen Pappenfabriken, die ihre Erzeugnisse auf dem Wasserwege bis Düsseldorf liefern, be stimmen die Verkaufspreise für Pappdeckel. Die Einträglichkeit der Fabrikation wird dadurch bedeutend herabgemindert, zumal die Löhne um etwa 10 v. H. erhöht werden mußten. Trotzdem herrschte fortgesetzt Arbeitermangel. Mannheim. Zellstoff. Die Nachfrage nach Zellstoff blieb leb haft. Neue Zellstoffabriken sind im Entstehen begriffen. Lumpen. Der Umsatz nahm etwas zu, die Einträglichkeit dagegen nicht. Der Preis hob sich für Juteemballagen aller Art ganz bedeutend. Besonders Emballagen von Baumwoll ballen, von denen in Deutschland etwa 8030 t erzeugt werden, erreichten gewaltige Preishöhe. In Amerika enstanden be deutende Werke, welche alle Arten gebrauchte Emballagen auf reißen, um in Anbetracht der teuren Jutefaser diese alte Jute faser wieder zu verspinnen. Damit ist auch die Preissteigerung zu erklären. Im übrigen waren Lumpen zur Papierfabrikation gesucht und leicht abzusetzen. Eine Ausnahme bildeten neue Abschnitte, die im Preis wesentlich nachgeben mußten. Papierwaren. Bei lebhaftem Geschäftsgang mußten ab und zu längere Lieferfristen ausbedungen werden. Eine den Mehr kosten entsprechende Preiserhöhung der fertigen Waren konnte nicht erzielt werden. Die Preise waren zwar auskömmlich, doch machte sich regere Nachfrage nach neuen Mustern geltend, deren Entwürfe und Herstellung sehr kostspielig sind. Infolge dessen drückten kleinere Fabriken und solche, welche die Kosten neuer Dessins scheuen, durch billigeren Verkauf alter Muster stark auf die Preise. Daher machte sich im letzten Vierteljahr Preisrückgang bemerkbar. Weiterer Preisdruck steht zu erwarten, da der zunehmende Verbrauch sich mehr nach dem Preise als nach der Güte richtet. Die Ausschaltung des Zwischenhandels machte weitere Fortschritte. Infolgedessen mußte der Handel vielfach Brodsorten mit einem Minimalnutzen vertreiben, um die Kundschaft für bessere Sorten zu halten. Für den wirklichen Großhandel war die starke Beschäftigung der Papierfabriken ungünstig, welche Untergebote gegenüber dem Marktpreise auch bei größten Bestellungen ablehnten, während sie bei minder starker Beschäftigung solche recht gern annehmen. Trotz der Zölle fand schwedisches Fabrikat in einzelnen Sorten stärker als früher auf dem süddeutschen Markt Abnehmer. Tapeten. Das Geschäft litt von April bis Juli unter dem hartnäckigen Malerstreik, der Umsatz stieg auch nicht wegen Mangels an geeigneten Bauplätzen. Der Reingewinn stellte sich ein wenig günstiger als im Vorjahre, da durch Verkauf besserer Tapeten usw. höhere Preise erzielt wurden. Der sogenannte Tapetenfabrikantenverband hat die Preise für billigere Sorten erhöht, doch ließ sich diese Erhöhung nicht entsprechend im Handel verwerten, da die nicht dem Ring angehörigen Fabri kanten weiter schleudern. Pack- und Umschlagpapiere. Infolge reger Nachfrage war es wieder schwer, den Anforderungen der Kundschaft gerecht zu werden. Der Umsatz steigerte sich etwas. Der Reingewinn konnte wegen Erhöhung aller Rohstoffpreise durch Preis erhöhungen für die fertige Ware nicht wett gemacht werden und wurde etwas geringer. Kartonnagen. Bei anhaltenden Preiserhöhungen für alle Rohstoffe konnten die Verkaufspreise wenig oder garnicht er höht werden. Der Umsatz hielt sich auf der Höhe des Vor jahres; der Reingewinn litt unter dem Mißverhältnis zwischen Herstellungs- und Verkaufspreisen. Lichtempfindliche Papiere. Im Inland blieb das Geschäft ziem lich unverändert. Die Nachfrage vom Auslande war lebhafter, blieb aber hinter den gehegten Erwartungen zurück, weil dem Ausland von den Rohpapierfabrikanten billigere Preise gestellt werden. Auf Grund von § 6 der Veredlungsordnung zur Ver arbeitung zu photographischen Papieren dürfen bestimmte Papiere zum Zwecke des sog. Barytstreichens im Wege des Veredlungs verkehrs nach Belgien aus- und zollfrei wieder eingeführt werden, und der Ausländer kann mit deutschem Rohfabrikat dem deutschen Handel im Ausland Wettbewerb machen. Der Umsatz war etwa 10 v. H. größer als im Vorjahr, der Verdienst blieb infolge gedrückter Preise und höherer Unkosten un verändert. Buchdruckerei. Der Geschäftsgang befriedigte. Infolge reich licher Aufträge mußte in den sonst stillen Sommermonaten mit Ueberstunden gearbeitet werden. Die meisten Druckereien werden Steigerung des Umsatzes zu verzeichnen haben. Ob auch entsprechende Erhöhung des Reingewinns erzielt worden ist, ist fraglich. Günstig waren die Verhältnisse in den Zeitungs druckereien, denen zunehmende Insertionsfreudigkeit zu statten kam. In der Lithographie herrschte flotter Geschäftsgang, wozu die für die Ausstellung 1907 notwendigen Arbeiten wesentlich mit beitrugen. Die Aussichten für die graphischen Gewerbe sind günstig. Auch das Uerlagsgeschäft war gut beschäftigt, nur war zweimal mit ernsten Arbeitsschwierigkeiten za kämpfen, von denen die letzte im August zu einem Streik des Buchdruckerei- Personals führte, das die Aussperrung nicht organisierter Gehilfen auf diese Weise zu erzwingen suchte, was jedoch nicht gelang Die Umsätze stiegen, ob die Steigerung der Arbeitslöhne wie der Rohstoffpreise erhebliche Beeinträchtigung des Nutzens herbeigeführt hat, läßt sich noch nicht genau übersehen. Dachpappen. Bei gleichem Umsatz wie im Vorjahr machte 5 sich der Wettbewerb amerikanischer Ruberoid-Dachpappe, die auch bei Staatsbauten schon verwendet wurde, weiter geltend. Infolge Zusammenschlusses der Dachpappenfabriken wurden die Preise einheitlich festgelegt und gegen das Vorjahr weiter um 83 v. H. erhöht. Die Erhöhung ist hauptsächlich darauf zurück zuführen, daß Amerika den Zoll auf Wllamoen aufgehoben hat und infolgedessen große Mengen dorthin gehen, sodaß in Deutschland fast keine Lumpen zu haben sind. Ausrüstung für Druckereien. Im Handel in Holzschriften und anderen aus Holz hergestellten Ausrüstungsgegenständen für Druckereien sowie Klischees wird über schwere Benachteiligung durch den neuen Zolltarif geklagt. Dieser hat den Eingangszoll auf Schriftkasten und Regale von 10 M. auf 3 M. erniedrigt, da gegen den Eingangszoll auf das wichtigste Rohmaterial (Leim- bretter) von 3 M. auf 10 M. erhöht, sodaß das Ausland billiger die fertige Ware als der deutsche Fabrikant das Rohmaterial einführen kann. Hauptsächlich hat die einschlägige deutsche Industrie gegen den so begünstigten Wettbewerb der Ver einigten Staaten von Amerika und der Schweiz zu kämpfen. Magdeburg. Papier. Die Papierfabriken waren voll be schäftigt, trotzdem vielfach Vergrößerungen und Erweiterungen stattfanden. Der Nutzen litt dagegen unter den erheblichen Er höhungen aller Rohstoffe, sodaß angebahnte Preiserhöhungen gerechtfertigt erscheinen. Die merkliche Zurückhaltung von Bestellungen verschiedener Sorten ist dem hohen Bankdiskont zuzuschreiben, dagegen machte sich in Drackpapieran durch die Wahlagitation größerer Bedarf geltend Ob die flotte Be schäftigung anhält, hängt lediglich mit von dem Nachlassen der , Geldspannung und von der Wirkung der neuen Zölle auf die Ausfuhr der Papierwarenfabrikation, deren Bedarf eine erheb liche Rolle spielt, ab. Die Buntpapierlabriken waren zu nutz bringenden Preisen für In- und Ausland gut beschäftigt. Auch die Pappenfabriken hatten reichlich zu tun, doch wird vielfach über unlohnende Preise geklagt. Die Fabriken zur Herstellung von Papieren für technische Zwecke fanden gute Beschäftigung, besonders für die Ausfuhr. Der Papiergroßhandel hat trotz reichlicher Arbeit für seinen Bestand zu kämpfen: Kartelle der Fabriken in Hauptbedarfssorten, Reiseagenten mit allen mög; liehen Fabrikantenmustern, verlustbringende Preisabgaben bei den großen Bedarfsausschreibungen der Behörden — die eine Beteiligung seit Jahren für den rechnenden Fachmann un möglich machen, Einkaufsstellen z. B. der Zeitungsverleger, die sogar reisen lassen, legen die fleißige Arbeit des Papiergroß händlers lahm. Der Geldeingang litt unter dem hohen Bank diskont. Die Verluste waren etwas geringer als in den letzten Jahren. Papierwaren. Infolge großen Inlandsbedarfs herrschte gute Beschäftigung. ■ffZuckerpapier. Der Geschäftsgang war besser als im Vorjahr. Die zu verarbeitenden Rohstoffe sind bedeutend, teilweise bis 100 v. H. gegen das Vorjahr gestiegen, scheinen sich jedoch in letzter Zeit etwas abzuschwächen. Der Absatz war besser als im Vorjahr. Die Preise erhöhten sich etwas. Die Löhne wurden weiter erhöht, doch sind augenblicklich genügend Arbeitskräfte vorhanden. Das Geschäftsergebnis war nur un bedeutend besser, da die gestiegenen Rohstoffpreise, höhere Löhne u. a. m. die besseren Preise zum großen Teil wieder aus geglichen haben. , 4 Buch-, Stein- und Lichtdruckereien. Für die Buchdruckerenn war das Geschäftsjahr sehr zufriedenstellend. Die Betriebe waren meist reichlich mit lohnenden Arbeiten versehen. 10 den Steindruckereien setzte das verflossene Jahr mit guten 86 schäftlichen Aussichten ein. Während der Zeit des Lohn kampfes konnten die Steindruckereien nur die nötigste 0 Arbeiten mit schwachen Kräften zur Ausführung bringen. Aber auch nach Beendigung des Lohnkampfes dauerte es geraume Zeit, bis seine Folgen allmählich überwunden wurden. Somit war das verflossene Geschäftsjahr für die Steindruckereien nich. günstig. Den Lichtdruckereien drohte durch die in Aussicht g e ' nommene Besteuerung der Ansichtspostkarten eine nicht z unterschätzende Gefahr. Glücklicherweise trat dieselbe bal wieder zurück, sodaß der Betrieb ungestört weitergeführ . wurde. . Kunst- (Katalog- und Aksidens-) druck. Die Kunst im Bu. druck findet in Magdeburg wenig Boden, weil keine en '