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PAPIER-ZEITUNG Nr. 71 3114 Londoner Papiermarkt London, 31. August 1907 Die Lebhaftigkeit des Juli-Geschäfts hat auch im August angehalten: Die August-Ferien sind gekommen und gegangen, ohne daß die geschäftliche Tätigkeit Einbuße erlitten hat. In folge der diesem Jahr eigenen Zustände im Welt-Papierhandel blieb der Hochsommer diesmal von der sonst herrschenden Stille verschont. Es klingt ungewöhnlich, von Welt-Papiergeschäft zu sprechen, aber will man den in diesen Sommermonaten andauernden Auf schwung des Londoner Papierhandels verstehen, so ist man ge nötigt, Verhältnisse und Umstände zu berücksichtigen, die sich im Handel und in der Industrie anderer Länder vollzogen haben. Dazu gehört der ungehemmte Fortschritt auf technischem Gebiet und die überraschende Hebung von Handel und Gewerbe, die in den letzten Jahren hauptsächlich in Deutschland Platz griffen und den einheimischen Papierverbrauch derart erhöhten, daß die Erzeugungsmengen großer Fabriken ausschließlich der Befriedigung des inländischen Bedarfs dienen. Die Verteurung der Herstellungskosten, d. h. die stufenweise Erhöhung der Papierpreise, hat dazu beigetragen, die Käufer zum schnellen Handeln anzuspornen und die Fabriken durch große Abschlüsse auf ungewöhnlich lange Zeit hinaus voll beschäftigt zu halten. Amerika hat seine große Kaufkraft auf dem europäischen Markt fühlbar gemacht und die Erzeugung mehrerer Fabriken zum großen Teil mit Beschlag belegt. Das Ausfuhrgeschäft nach den Kolonien hat an Ausdehnung zugenommen. Japan ist als ein Kulturstaat ersten Ranges in die Reihe der wichtigen Absatz gebiete getreten und hat — »gelbe Gefahr« oder nicht — willige Lieferanten auf allen Ausfuhrplätzen Europas gefunden. Zu alledem haben langandauernde Ausstände der Arbeiterschaften in den nordischen Fabriken erhebliche Stockung der Zufuhren verursacht. Diese Ereignisse haben auf den englischen Papiermarkt ein gewirkt. Ferner ist die Hebung des englischen Innen- und Außenhandels dem Papiergeschäft zugute gekommen. Der immer nur teilweise befriedigte Bedarf hat stets von neuem gedrängt, und die Zurückhaltung im Angebot hat die Kauflust geschürt und angefacht. All dies führte zu regem Leben und Treiben im hiesigen Papierhandel. Die starke Papiereinfuhr liefert den Beweis hierfür; wie aus der Aussage einer Hamburger Spe ditionsfirma hervorgeht, wurden seit längerer Zeit nicht derart große Posten von Papier nach England verschifft wie innerhalb der letzten vier Monate. Außerdem spricht man offen aus, daß das Geschäft in erfreulicher Weise nutzbringend ist. Für die Lagervorräte werden infolge der für Anfertigungen eingetretenen Aufschläge über Erwarten gute Preise erzielt, und da vielfach Abschlüsse noch zu alten Preisen in Kraft sind, steht guter Nutzen auch für die kommenden Monate in Aussicht. Die Preise, die gegenwärtig für Anfertigungen von ordinär Druckpapier weiß oder farbig, satiniert und unsatiniert, gefordert werden, sind etwas wild zu nennen. Man merkt an den Preis stellungen, daß die Händler selber im Dunkeln sind und speku lative Preise stellen in der Voraussetzung, daß sie selbst für neue Aufträge weitere Erhöhungen werden bewilligen müssen. Da nun aber die Fabriken Norwegens und Schwedens den Be trieb wieder aufgenommen haben und sicherlich mit Anspannung aller Kräfte daran arbeiten werden, das Versäumte so gut wie möglich einzuholen, so wird sich wahrscheinlich im Laufe des nächsten Monats die Preislage wenigstens teilweise klären. Von der oben erwähnten Hebung des englischen Innen- und Außenhandels gibt die offizielle Aufstellung der Handels kammer ein sprechendes Bild. Die Statistik gibt gleichzeitig den Umfang des Handels anderer Länder zum Vergleich an. Es handelt sich um die Ein- und Ausfuhren während der ersten sechs Monate dieses Jahres mit der sich ergebenden Zunahme gegenüber dem gleichen Zeitabschnitt im Vorjahr, und das Er gebnis ist wie folgt: Einfuhr Januar—Juni (in Lstr.) 1907 1906 Zunahme Ver. Königreich .... 276816000 256131000 20685000 Deutschland 213256000 201648000 I16c8000 Ver. Staaten von Amerika 156538000 132783000 23755000 Frankreich 123765000 113949000 9816000 Belgien 68 593 000 64 087 000 4 506 000 Ausfuhr Januar—Juni (in Lstr.) 1907 1906 Ver. Königreich .... 206317000 180594000 Deutschland 165550000 142859000 Ver. Staaten von Amerika 193015000 175957000 Frankreich 110424000 100957000 Belgien 49070000 47373000 Zunahme 25 723 000 22 691 000 17 058 000 9 467 000 1 697 000 Die Einfuhren beziehen sich mit Ausnahme von Amerika sämtlich auf Waren für eigenen Verbrauch, ebenso sind in den Ausfuhrzahlen in allen Fällen nur Waren einheimischen Ur sprungs enthalten. Die für Belgien gegebenen Werte gelten nur für die hauptsächlichsten Waren. A Verwertung des Papiermaschinen-Abwassers Wir beschrieben in Nr. 69 S. 3055 das Herrn Kommerzien rat Max Erfurt in Straupitz durch DRP 187 198 geschützte Verfahren zur direkten und selbsttätigen Nutzbarmachung der Abwässer der Papiermaschinen. Wir erhalten vom Er finder Mitteilungen über die neue Einrichtung, denen wir folgendes entnehmen: Das vorliegende Verfahren gestattet selbsttätige unmittelbare Wiederverwendung der gesamten von der Papiermaschine ab gehenden Sinkstoffe, während bei den bisher üblichen Vorrichtungen zum Klären der Abwässer der Papiermaschinen die Wiederverwendung der Fangstoffe meist nicht unmittelbar erfolgt, sondern diese in Absatzbehältern oder durch maschinelle Vorrichtungen aufgefangen und den Holländern in Pappen oder Schabeform oft erst nach Tagen oder Wochen wieder zugeteilt werden. Dies verursacht besonders im Sommer oft Schmierigwerden und Verderben des Fangstoffes. Bei dem vorliegenden Verfahren wird der an Saugern und besonders an der Gautsche zeitweilig in großen Mengen ab gehende Fangstoff durch eine Pumpe nach dem Trichter F ge- pumpt, welcher mit seinem Wasserspiegel oberhalb der Holländer liegen muß. Dort setzen sich bei verhältnismäßig schnellem Durchlauf 50—60 v. H. der schwereren Sinkstoffe ab und werden zeitweise beim Leeren der Holländer, sowie dauernd zum Verdünnen des Papierstoffes beim Schöpfen von der ersten Bütte nach der Arbeitsbütte verwandt. Von diesem ersten Trichter läuft oben das verminderte und teils geklärte Abwasser nach einem zweiten (oder auch dritten) größeren, etwas tiefer, am besten über oder neben der Bütt liegenden Trichter G (oder auch H) ab und hat dort Zeit, aur die leichteren Sinkstoffe zu Boden fallen zu lassen. Aus de unteren Spitze dieses Trichters wird der sich sammelnde Fangt Stoff unmittelbar der Papiermaschine zugeführt. Es dürfte mels. überflüssig sein, das von diesem zweiten Trichter (G) über' laufende Wasser einem dritten, noch größeren Trichter a zuzuführen, da das Abwasser vollständig geklärt dem Flußaun oder vorhandenen Schuricht’schen Behältern zugeteilt werde kann. Jahrelange Versuche haben bewiesen, daß selbst be längerem Herunterlaufen des Stoffes an der Gautsche und un regelmäßiger stoßweiser Zuführung großer Mengen von Fang' Stoff in den ersten Trichter Gewichtsdifferenzen in der Papier, bahn nicht bemerkbar werden. Dabei werden der Papie. maschine durchschnittlich je nach der Papierstärke 3—5 g Fang' Stoff auf das Quadratmeter zugeführt. Selbst bei schwacher Leimung und so geringem Alaun verbrauch, daß das Abwasser Lackmuspapier erst nach 10 Minuter schwach rötet, enthält das Ueberlaufswasser aus dem 2. nur 0,02 bis 0,04 g schwebende Stoffe auf den Liter. Nach de neuen württembergischen Wassergesetz dürfen aber Abwäss bis zu 0,2 g Schwebestoffe enthalten. Proben H Gearbeitet wurde einseitig glattes Packpapier aus rd. 50 v- • Zellstoff, 50 v. H. Holzschliff, 10 v. H. Erde, 53 g/qm schw > mit 50 m Geschwindigkeit bei 2 m Arbeitsbreite. bis 1. Das Sauger-, Gautsch- und Spritzrohrwasser (etwa 200 220 1 in der Minute) enthielt beim Einlauf in den 1. Trichter: Schwebestoffe 0,575 g im 1 davon organische Stoffe . . 0,520 „ anorganische „ 0,055 „