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Nr.70 PAPIER-ZEITUNG 3078 Städte- und Reiseführer von Monatszeitschriften heraus- der Mittelpunkt des Verlages von 65 Millionen Exemplare gegeben. New York ist Monatszeitschriften. umfang der Zeitungen in 1890 betrug 5,7 Seiten, in 1900 6,6 und in 1905 8,5 Seiten. Von 1880 bis 1905 verdoppelte sich beinahe die Zahl der in den Vereinigten Staaten erschienenen Zeitungs- und Zeitschriftenexemplare. Die Zunahme ist in der Hauptsache den letzten Jahren zu danken. Im ganzen wurden im Jahr 1905 10325 Millionen Zeitungs- und Zeitschriftenexem plare herausgegeben. Der größte Teil dieser Ziffer entfällt auf Tageszeitungen, ungefähr 7/10 des ganzen. Die Zunahme entfällt jedoch in der Hauptsache auf die Monatsschriften. Auf jeden Einwohner der Vereinigten Staaten entfielen in 1905 88 Nummern von Tageszeitungen, 24 Wochenzeitungen und 9 Monatszeitungen. Sehr hervorragend ist die Zu nahme der Monatszeitschriften. In 1905 wurden über (Von Albert Sanguinet, Barmen) Die Reiselust wird von Jahr zu Jahr stärker. Manches Fleckchen Erde, das früher von dem Strom der Reisenden selten berührt wurde, hat heute zur Sommerzeit seinen Stamm Sommerfrischler und durchreisende Fremde. Dieser Wandel ist nicht allein auf die größere Reiselust zurückzu führen, hier haben hauptsächlich die Verkehrsvereine und Badeverwaltungen bahnbrechend gewirkt. Besonders die Verkehrsvereine, die im letzten Jahrzehnt wie Pilze aus der Erde gewachsen sind, haben den Fremdenverkehr durch Herausgabe und Massenverbreitung von Reklamebroschüren ungemein gefördert. Für die Papier- und Druckindustrie ist diese Tätigkeit von unschätzbarer Bedeutung. Aus den früher von den Badeverwaltungen oft ziemlich dürftigen herausgegebenen Badeprospekten sind mit der Zeit regelrechte Städte- und Reiseführer entstanden, wie solche sonst nur im Buchhandel zu haben waren. Diese Führer werden dem reisenden Publikum meist kostenlos zur Verfügung gestellt. Dadurch ist der Absatz in Reiseführern zum Segen der Papier- und Druckindustrie sehr gewachsen. Bei der Ausstattung dieser Broschüren fällt der Um schlag zuerst ins Auge. Hier zeigt sich, daß keine Kosten gescheut sind, um ihre Reklameschriften geschmackvoll ein gekleidet in die Welt zu schicken. Der Beschauer findet auf den Umschlägen nach der Natur aufgenommene Städte- und Landschaftsbilder; interessante Bauwerke in Schwarz- und Buntdruck, geprägte Stadt- und Landeswappen in Gold- und Buntdruck, von Künstlerhand entworfene, allegorische Bildnisse aller Art; sogar das »Ewig Weibliche« in schmucker und kleidsamer Landestracht ist vielfach als Umschlags zierde vertreten. Der Text dieser Führer gibt dem Reisenden über alles Wissenswerte erschöpfende Auskunft. Er findet hier An gaben über Lage, Reisewege, Klima und gesundheitliche Verhältnisse seines Reisezieles; Mitteilung etwaiger Kur mittel, Wohnungsverhältnisse, Unterhaltungen, Sehenswürdig keiten, Spaziergänge usw. Als Textschmuck dienen den Führern in der Regel eine Anzahl Abbildungen, durch welche der Reisende auf die schönsten Ausflüge und die Sehenswürdigkeiten auf merksam gemacht wird. Die Bilder kommen bei Verwendung von Kunstdruckpapier stets am besten zur Wiedergabe. Auch an Stadtplänen und anderen Karten herrscht kein Mangel. Freilich sind nicht alle Reiseführer so reichhaltig aus gestattet. Zwischen den vornehm und künstlerisch aus gestatteten Heften tauchen auch solche auf, die in Aus stattung und Bearbeitung einen bescheidenen, sogar arm seligen Eindruck machen. Man sieht es diesen kleinen, unscheinbaren Broschüren an, daß ihre Herausgeber auf diesem Gebiete noch Anfänger sind, oder daß ihnen die nötigen Mittel fehlen, um ihre Reklameschriften wirksamer zu gestalten. Aber auch diese Anfänge sind anerkennens wert. Ein gutes Beispiel, in knappster Form ungemein viel zu geben, bietet ein vom »Verein zur Förderung Dresdens« herausgegebenes »Verkehrsbuch für Sachsen«. Die 120 Seiten umfassende Broschüre, welche mit etwa 75 bildlichen Dar stellungen aller Art ausgeschmückt ist, bildet einen Führer durch ganz Sachsen. Wer bei 120 Seiten Umfang einen Führer für ein ganzes Königreich abfassen und auch noch Raum für 75 Abbildungen übrig behalten will, muß natürlich mit dem Raum sparsam zu Werke gehen. Es werden daher viele Abkürzungen im fortlaufenden Text verwandt, die natürlich einer besonderen Erklärung bedürfen. In dem »Verkehrsbuch für Sachsen« findet der Reisende diese Abkürzungen in sehr übersicht licher, leicht faßlicher Weise erklärt. Dabei sind stets solche Abkürzungen zu wählen, die mit wenig Aus nahmen aus einfachen Buchstaben bestehen und deshalb besondere Anschaffungen außergewöhnlicher Typen nicht erfordern. Auch der »Rheinische Verkehrsverein« zu Koblenz hat einen ähnlichen Führer für sämtliche Rheinstädte heraus gegeben, welcher zur Zeit in drei Sprachen, deutsch, eng lisch und französisch, verbreitet wird. Die Abkürzungen in diesem Verkehrsbuch sind außerordentlich praktisch, weil sie meist aus Schriftbildern bestehen, bei denen es kaum einer besonderen Erklärung bedarf. Die Anschaffung solcher Zeichen ist aber immerhin mit hohen Kosten für di Druckerei verknüpft. Bei Herausgabe von Führern fir einzelne Orte, überhaupt kleinere Bezirke, kommen Ab kürzungen solcher Art seltener in Betracht, es sei denl! daß man aus Sparsamkeit den Umfang eines Führers au das geringste Maß zu beschränken sucht. Der Text mag gekürzt oder ausführlich gehalten sein, er wird imme seinen Zweck erfüllen, wenn er klar und übersichtlich 85 ordnet ist. Ein genaues Inhaltsverzeichnis, das unmittelba hinter dem Titelblatt untergebracht ist, erhöht die Ueber sichtlicbkeit des Textes. In verschiedenen Reiseführer findet man das Inhaltsverzeichnis am Schluß des Buche, diesem folgen dann häufig noch 10 bis 20 Blatt Anzeig5o Seiten. An dieser Stelle wird ein Inhaltsverzeichnis in.d Regel nur durch Zufall entdeckt und es verfehlt desba meist seinen Zweck. Viele gut ausgestattete Führer nehmes Anzeigen überhaupt nicht an, während andere wiedertd Guten zuviel darin tun. So hat z. B. ein Führer für Wi bad nicht weniger als 75 Anzeigenseiten aufzuweisen. “ einen Reisenden ist es unbequem, derartigen Ballast mien führen. Viele Reisende wissen sich jedoch in sol Fällen zu helfen, indem sie Anzeigenanhänge solcher" einfach aus ihren Reisebüchern entfernen. Gegen ein Anzeigenanhang mäßigen Umfanges am Schluß des BL dürfte kaum etwas einzuwenden sein, zumal hierdurch „ ein Teil der Herstellungskosten aufgebracht werden "sje Störend aber wirken Anzeigen in Reiseführern, wennt’s auf jeder Textseite zu finden sind, und der ganze Buchef mit Anzeigen durchschossen ist. In solchen Führern Udes wuchert die Reklame aller möglichen Geschäftsleute die Herausgebers. . t Während sich in der Zusammenstellung und Uebersen lichkeit der Führertexte Geschicklichkeit und Intelligit der Verkehrsvereine und Badeverwaltungen wiederspiegs kommt in der typographischen Ausstattung die Leistu fähigkeit des Druckers zum Ausdruck. „aise Viele Druckereien bedenken bei Herstellung von R e führern oft nicht, daß ihnen hier die beste Gelegenheitsb boten ist, durch saubere und gediegene Arbeit für 5 neue Kunden zu werben. ipe Gegenwärtig macht sich in der Verkehrsreklame e neue Strömung bemerkbar. So hat der »Rheinische st kehrsverein« zu Koblenz, der wohl einer der rührigstelder beschlossen, im Frühjahr 1908 eine Sondernummer »Illustrierten Zeitung« herauszugeben, welche lediglieb der Interessen des Rheinverkehrs dienen soll. Der Verlag reit genannten Zeitung, J. J. Weber, Leipzig, hat sich ched erklärt, bei Herausgabe dieser Rheinnummer, seinen üblcben Etat mit 5000 M. zu überschreiten. Die übrigen Kosten Q4eser diejenigen Rheinstädte aufzubringen, welche in dsicb Sondernummer durch Wort und Bild Reklame fürgly, machen wollen. Die Stadt Barmen hat z. B. bereits rdes zu diesem Zwecke bewilligt, und andere Städte W6sol diesem Beispiel bald folgen. Diese Rheinnummer nted 24 Seiten umfassen, von welchen 8—10 Seiten mit Duende Abbildungen gefüllt werden sollen. Nur hervorrag hat Künstler und Schriftsteller sollen zur Mitarbeiters 1 herangezogen werden.