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Nr. 70 PAPIER-ZEITUNG 3067 Zerstörung der Leimfestigkeit von Papier durch Bedrucken Von Professor W. Herzberg In den »Mitteilungen« 1906 S. 217 (s. Nr. 97 der Papier- Zeitung von 1906) wurde über die Zerstörung der Leim festigkeit eines Briefumschlages durch den im Innern zur Verhinderung des Durchscheinens angebrachten blauen Farbenaufdruck berichtet. Durch diesen Farbenaufdruck, vermutlich durch den Firnis der Farbe, wurden die ge troffenen Stellen des Papiers in ihrer Leimung so ge schwächt, daß Tinte durchschlug. Ein ähnlicher Fall ist jetzt bei Prüfung eines Bücher papiers beobachtet worden. Das Papier erwies sich in der Fabrik bei wiederholt ausgeführter Prüfung als leimfest. Nach dem Bedrucken mit Kopfdruck und roten, blauen und schwarzen Linien wurde es wegen mangelhafter Leimung beanstandet. Der Die Zukunft unserer Druckwerke Von Prof. W. Herzberg, Vorsteher der Abt. 3 (papier- und textiltechnische Prüfungen) des Königl. Material-Prüfungsamts in Groß-Lichterfelde-West. Bereits vor 20 Jahren hat Martens in den »Mitteilungen« (A. Martens. Druckpapiere der Gegenwart. »Mitteilungen«. 1887, Ergänzungsheft IV und 1888 Seite 126) auf die Gefahr hingewiesen, in der ein großer Teil der geistigen Erzeug nisse unserer Zeit dadurch schwebt, daß zu seiner Her stellung Papiere verwendet werden, die lange Ausdauer fähigkeit nicht erwarten lassen, da sie weder in der Stoff zusammensetzung noch in der Festigkeit die hierfür er forderlichen Eigenschaften besitzen. Damals wurden die von der Versuchsanstalt gelesenen technischen Zeitschriften untersucht, sowie Papiere von Druckwerken, die die Königliche Bibliothek und die Bibliothekverwaltung des Ministeriums der öffentlichen Arbeiten zu Berlin in bereit- Ausdauerfähigkeit unserer Rückseite Vorderseite aus- her ¬ gestellt, aber meist von so ge ringer Festigkeit, daß ihnen bei nur einigermaßen häufigem Ge brauch baldiger Zerfall in Aus sicht gestellt werden konnte. Da es sich bei der Frage der die übrigen waren aus dauerfähigerem Material willigster Weise zur Verfügung stellten. Das Ergebnis der Prüfung lieferte einen betrübenden Aus blick auf den Zustand, in den die Schätze unserer Bibliotheken schon nach wenigen Jahrzehnten kommen werden. Von rund 100 untersuchten Zeitschriften von dauerndem Wert waren nur sechs auf Papier gedruckt, das eine einigermaßen sichere Ge währ für langjährige Ausdauer erwarten ließ. Ein großer Teil der Papiere enthielt Holzschliff oder andere verholzte Fasern, also Roh stoffe, die für Dauerpapiere gänzlich auszuschließen sind; Druckpapiere um eine Kultur frage von großer Bedeutung handelt, so wurden am Schluß der eingangs erwähnten Arbeit die öffentlichen Bibliotheken gebeten, der Frage dauernd ihre Aufmerksamkeit zuzu wenden und das Bestreben, an der Besserung der Zustände mitzuarbeiten, durch Ueber- weisung geeigneten Versuchs materials zu unterstützen. Die vor Jahren aus gesprochenen Befürchtungen über den vorzeitigen Verfall von Druckwerken scheinen sich stellenweise schon zu verwirklichen. Die Königliche Universitätsbibliothek hat sich mit einer Eingabe an das Materialprüfungsamt gewandt, in der sie darauf hinweist, daß es für die Wissenschaft und die öffentlichen Bibliotheken, zu deren Aufgaben es gehört, die gedruckte Literatur für die Zwecke der wissenschaftlichen Forschung zu sammeln und aufzubewahren, von größtem Interesse sei, daß diese Druck schriften in einem Zustande erworben werden, der Gewähr dafür bietet, daß sie nicht nur von den Zeitgenossen, sondern auch noch von den kommenden Geschlechtern wissenschaftlich ausgenutzt werden können. Die Frage der Haltbarkeit des zu wissenschaftlichen Druckschriften verwendeten Papiers hätte, so wird aus geführt, immer größere Bedeutung gewonnen, seitdem mehrfache chemische und mikroskopische Untersuchungen die Vermutung nahe legten, daß zu dieser Literatur wahr scheinlich in weiter Ausdehnung Papier verwendet werde, das nach Stoffzusammensetzung und Festigkeit keine lange Dauer erwarten läßt. Diese Vermutung habe in der auf die Erfindung des Holzschliffpapiers vor 60 Jahren folgen- Empfänger hatte zur Prüfung der Leimfestigkeit eine Anzahl sich kreuzender Striche mit Tinte gezogen, und an einigen Kreuzungsstellen war die Tinte stark durch das Papier ge- drungen. Da diese Stellen aber zusammenfielen mit Stellen, an denen das Papier mit Wiederholungszeichen „ bedruckt War, so lag die Vermutung nahe, daß der Druck die emung, d es p a pi ers ungünstig beeinflußt hatte. Die weitere Prüfung des Materials bestätigte diese Annahme. Das Papier war an den Stellen, an denen es nicht be rückt war, leimfest, an den bedruckten Stellen indessen, und zwar namentlich an den mit Schwarzdruck versehenen, schlug die Tinte durch. Auch in diesem Falle ist die Beeinträchtigung derLeimung oh nur auf die Wirkung des Firnisses zurückzuführen. Vorstehende Abbildungen, Vorderseite und Rückseite ,n es Abschnittes des Papiers, veranschaulichen das Ge- 728 e - Die sieben mit Tinte gezogenen Querstriche sind D ra ’ Wo sie die dreifache schwarze Längslinie des dieges kreuzen, ausgelaufen und durchgeschlagen, ebenso an d rke, mit Tinte gezogene Längslinie an denjenigen Stellen, ja denen sie über die Wiederholungszeichen gegangen ist. sd 3'Heft d. »Mitteil. a. d. Kgl. Materialprüfungsamt, 1907«)