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PAPIER-ZEITUNG 2994 Nr. 68 Deutscher Verein für den Schutz des gewerb lichen Eigentums Vom 3. bis 8. September findet in Düsseldorj ein Kongreß dieses Vereins statt zwecks Beratung von Vorschlägen zur Re form des gewerblichen Rechtsschutzes. Zugleich mit dem Kon greß wird in Düsseldorf die diesjährige Tagung der Inter nationalen Vereinigung für gewerblichen Rechtsschutz abge halten. —t. Der 6. Verbandstag des Verbandes bayer. Buchbindermeister fand am 12. August in Landshut statt. Der Verbandsvorsitzende Krell aus Würzburg bemerkte zum Jahresbericht, daß der Verband öfters im Kampfe mit der Regierung und den Ministerien sich befinde, schon weil die Staatsregierung selbst heften und bro schieren zu müssen glaube, was sehr schädigend für viele Meister wirke. Hier sollten andere Bestimmungen getroffen werden. Bezüglich einheitlicher Bestimmungen über Schultafel- liniatur und solche in Schulheften sei Befriedigendes erreicht worden. Laut Rechenschaftsbericht durch den Kassierer Roth aus Würzburg ergab das verflossene Geschäftsjahr einen Zuwachs von 54 Mitgliedern, sodaß der Verband als jüngster, aber stärkster im deutschen Verbände 515 Meister zählt. Zum Bericht der Kreisobmänner bringt die Buchbinder-Zwangsinnung Augsburg einen Antrag ein, laut dessen die Gehilfen, die an einem aus gebrochenen Streik beteiligt sind, weder unterstützt noch in Arbeit genommen werden sollen. Der neugegründete Deutsche Arbeitgeberschutzverband für das Buchbindergewerbe beantragt, daß kein Arbeitgeber einen Gehilfen einstelle, der unberechtigt in einen Streik getreten oder der berechtigt ausgesperrt worden ist. Klaus aus Augsburg spricht für die Selbsthilfe gegenüber den Gehilfen; hierauf werden die Anträge angenommen. Freyberg aus München spricht von der Schmutzkonkurrenz, die namentlich von den Staatsbehörden unterstützt werde; sie komme in ganz Bayern vor, nicht zuletzt durch die Lehrlingszüchterei. In Zu kunft sollen Firmen, die Hausierhandel treiben, an den Pranger gestellt werden. Herr Kallmann aus Würzburg berichtet über den 28. Verbandstag des Bundes deutscher Buchbinder-Innungen; Bayern zählt 1100 Buchbindermeister. Aigner aus München wünscht den Zusammenschluß in einem großen deutschen Ver bände. Der Anschluß an den Deutschen Papier- und Schreib warenhändler-Verband wird beschlossen. Als Versammlungsort für 1907/08 wird Landsberg a. L. gewählt. Die Neuwahlen ergaben als 1. Vorstand Herrn Palestrini sen., als Sekretär Herrn Palestrini jr., als Kassierer Herrn Schatten hofer, sämtlich in Regensburg. Die Wahl der Kreisobmänner ergab für Oberbayern: Frey berg in München; Niederbayern: Wehr in Landshut; Oberpfalz: Cscharepel in Vilseck; Oberfranken: Wetzel in Selb; Mittel franken: Weißmann in Erlangen; Unterfranken: Vierheilig in Würzburg; Schwaben: Kraus in Augsburg; Pfalz: Claffey in Kaiserslautern. Dem alten Ausschuß wurde Entlastung erteilt, K. Ständige Ausstellung für Handwerk und Kleingewerbe. Eine solche wird von der »Gewerbebeförderungs-Anstalt für die Rheinprovinz« veranstaltet. Diese Anstalt, die erste größere ihrer Art, ist auf Anregung der Sfaatsregierung von der Stadt Köln zu dem Zwecke errichtet worden, Handwerk und Klein gewerbe der Provinz in ihrer Entwicklung und Leistungsfähig keit zu fördern; sie wird aus Mitteln des Staates, der Provinz, der Stadt und mehrerer rheinischer Handwerkskammern unter halten. Unter dem Vorsitz des Oberpräsidenten der Rhein provinz und des Oberbürgermeisters der Stadt Köln wird sie von einem Kuratorium verwaltet, dem als Mitglieder neben De legierten der Kommune und der beteiligten Korporationen her vorragende Vertreter des rheinischen Gewerbestandes angehören. Die »Ständige Ausstellung« soll Handwerkern und Kleingewerbe treibenden die für sie in Frage kommenden Kleinkraftmaschinen, Arbeitsmaschinen, Werkzeuge, Apparate, Instrumente, technische Bedarfsartikel, Zubehörteile, Materialien, Rohstoffe, Ganz- und Halbfabrikate vorführen und sie mit deren Bezugsquellen und Preisen bekannt machen. Hierbei sind für die verschiedenen, hauptsächlich in Frage kommenden Gewerbe getrennte, voll kommen betriebsfähige Abteilungen vorgesehen. Daneben sollen Sonderausstellungen hervorragende Werkstattsarbeiten zur Dar stellung bringen, ebenso technische Neuheiten, soweit sie für den Handwerkerstand von Interesse sind. Eine Lehrmittel- Ausstellung guter Modelle und Apparate für den Fachunterricht wird sich anschließen, desgl. Ausstellungen von Lehrlings- Prüfungsarbeiten. Wie die »Ständige Ausstellungskommission für die Deutsche Industrie« mitteilt, sind die Anmeldungen für die Ständige Ausstellung so zahlreich eingelaufen, daß die Eröffnung bereits am 5. Oktober unter Teilnahme weiter Kreise des Handwerker- und Gewerbestandes sowie unter Mitwirkung der Korporationen und Behörden stattfinden wird. Buchbinderei-Ausstellung 1908. Eine Fachausstellung der Papier- und Lederwaren-Industrie, Buchbinderei und verwandten Berufe, verbunden mit einer Maschinen- und Material-Ausstellung, wird von der Berliner Buchbinder-Innung In Berlin in den Ge samträumen der Philharmonie vom 2. bis einschließlich 17. Mai 1908 veranstaltet. Alle Zuschriften sind an das Ständige Bureau, Philharmonie, Berlin, Bernburgerstraße, zu richten. Prämien für die Ausbildung taubstummer Lehrlinge. Der preußische Minister für Handel und Gewerbe macht von neuem darauf aufmerksam, daß die Regierung für die Ausbildung taubstummer Lehrlinge Geldprämien gewährt. Diese betragen bei einer mindestens 3jährigen Lehrzeit 200 M., bei einer min destens 2jährigen Lehrzeit 160 M., und bei einer Lehrzeit von 1—2 Jahren 120 M. Diese Prämien werden aber nicht gewährt, wenn der Lehrherr Lehrgeld beansprucht. Ferner muß der Lehrherr den Lehrling zu sich nehmen und für seinen Unterhalt sorgen. Gestatten dies die Verhältnisse des Lehrherrn oder des Lehrlings nicht, so werden, je nach Umständen, die festgesetzten Prämien in Höhe von 1/4— */ 3 des Betrages bewilligt. Wenn ein Lehrling die Lehre wechselt, so wird die Prämie grundsätzlich nur an denjenigen Lehrherrn gezahlt, welcher die Lehre beendet, t. Eingänge Phantasiekartone und andere Neuheiten von Hochstein 6 IVeinberg, Kartonpapierfabrik in Berlin S. 42, Wasserthor- Straße 50. Genannte Firma hat zur Leipziger Herbstmesse eine Anzahl Muster ihrer neuen Erzeugnisse in geschmack voller, handlicher und zweckmäßiger Ausstattung zusammen gestellt und uns vorgelegt. Ein Buch im Querformat von etwa 31 : 24 cm enthält auf schwarzen Karton geklebt die Muster von neuen Postkarten-Phantasiekartonen. Auf dem Leinen-Einband ist die herstellende Firma in Weißprägung angebracht. Die saubere Prägung ist mittels des an dieser Stelle wiederholt beschriebenen Prägepapiers der Firma hergestellt. Den Mustern gehen einige Proben solcher Prägungen voraus, auch ist ein schwarzes Kartonblatt mit weißem patentiertem Ijnterdruckpapier versehen, welches einen vorzüglichen Druck- und Prägegrund bildet. Die Post karten-Phantasiekartone werden in Postkartengrößc vor geführt, deren je 4 auf ein Kartonblatt geklebt sind. Wir sehen hier reizende Muster, die mit einer Anzahl zu ein ander passender Farben in verlaufenden Schattierungen versehen sind. Besonders eigenartig und neu sind die jenigen Mnster, welche aussehen, als wären sie hochgeprägt Diese Täuschung wird dadurch erzeugt, daß die Zeichnung 611 des Musters aussehen wie Erhabenheiten, welche von der einen Seite scharf beleuchtet sind und auf der andern kräftigen Schlagschatten aufweisen. Diese Muster sind in Wirklichkeit ganz glatt und werden durch Zusammenwirken von Spritz- und Prägearbeit hergestellt. Besonders farben prächtig und ansprechend sind diese Papiere, wenn si durch Goldflecke von unregelmäßigen Formen gesprenkelt erscheinen. Diese scheinbaren Prägungen stellen u. a. auch lederartige Narbungen dar und sehen infolge der erwähnten Licht- und Schattenwirkung so naturgetreu aus wie wirk liches Leder usw. oder wie rauhe und hochgeprägte Papier während sie infolge des eigenartigen Verfahrens glatt sind und gute Druckfläche darbieten. Unter den weiteren Mustern finden wir Nachahmungen verschiedenartiger Ge webe und Geflechte. Eine Neuheit sind die in verschiedenen prächtigen Farben verhandenen Kreppapier- Kartone, d. h solche, welche mit dicht gekrepptem Seidenpapier über zogen sind. Diese Kartone gestatten, wie zahlreiche Muster beweisen, die Herstellung eigenartiger, wirksamer und mannigfaltiger Prägungen. Andere Kartonmuster sind m1 dünnen Holzlournier bedeckt, welches gleichfalls schön 85 prägte Muster liefert. IVollstaub-Kartone sowie Kartone m1 mattem Chromostrich in verschiedenen satten Farben werden ebenfalls geprägt und ungeprägt vorgeführt, ferner Kartone welche Musterung nach Art der jetzt beliebten künstlerischen Kleistermarmorpapiere aufweisen. Ebenso werden m farbiger Bronzefläche versehene Kartone mit und ohne Prägung gezeigt. In einem besonderen Heftchen wird das Farbensortiment der von uns bereits besprochenen Prägt' papiere vorgeführt, und in einem mit geprägten Holzfournie überzogenen Umschlag sind kleinere Abschnitte der ver schiedenen Muster der Firma in 8 Blöcken zusammen gestellt.