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APIER-VERARBEITUNG a BlJ CH G EWERBE F^I Druck von Kopierfarben Eine der unangenehmsten Arbeiten für den Drucker ist der Kopierdruck. Trotzdem Walzen und Farbe in Ordnung gehalten werden, steht häufig nach einigen Tausend Druck die Maschine, weil die Walzen sich fest gelaufen haben, und dann beginnt die Reinigung von neuem. Saubere Ausführung des Kopierdrucks erfordert außer der Tüchtigkeit des Druckers Vorbedingungen, die nicht in jeder Druckerei gegeben sind. In größeren Druck städten gibt es daher Druckereien, die vorzugsweise Kopier druck herstellen und dadurch gleichmäßige und saubere Arbeit gewährleisten können. Zu sauberem Kopierdruck sind saubere Walzen, leicht flüssige Farbe und ein kühler Druckraum erforderlich. Die Walzen müssen ohne Risse und mittelhart gegossen sein; sie dürfen nicht tiefer als auf genaue Schrifthöhe einge stellt werden, da sie sonst die leichte Farbe in die Form hineinschmieren, und die Drucke dadurch einen sog. Bart bekommen, während im übrigen der Druck blaß aussieht. Die Farbe wird von den Fabriken in richtiger Konsistenz geliefert und muß kühl aufbewahrt werden; sie darf niemals direktem Sonnenlicht ausgesetzt werden, da sonst die wasserlöslichen Fette aufgesaugt würden; dadurch wird die Farbe fest und auf den Walzen trocken, sodaß schließlich die Maschine stillsteht. Die geringe Fett-Feuchtigkeit, die die Farbe noch hat, wird durch die schnelle Drehung der Walzen in die Luft geschleudert. Man kann sich davon überführen, wenn man einen Bogen weißes Papier auf den Farbdeckel legt und nach einer Stunde mit der Hand darüberfährt. Solche zu zähen Farben müssen mit Glyzerin ganz geschmeidig gemacht werden. Sind die Walzen neu, so werden sie mit einem in lauwarmes Wasser getauchten Pappen sauber gewaschen und abgetrocknet. Walzen, die für den Druck anderer Farben gebraucht waren, wäscht man mit Terpentin, noch besser mit Kampfer vor, mit Spiritus nach und feuchtet sie mit einem Glyzerinlappen an, der für dauernden Gebrauch aufzuheben ist. Sind die Walzen eingesetzt, so tupft man auf die äußersten Kanten des Farbzylinders einige Tropfen Leinöl. Im Notfall kann auch Maschinenöl genommen werden, da dies aber nicht immer säurefrei ist, muß man vorsichtig damit sein. Dadurch erreicht man, daß sich die Kopier- farbe nicht bis an die äußersten Kanten verreiben kann und infolgedessen nicht trocken läuft. Alle Farben laufen nur dann trocken, wenn sie bis an die Zylinderkanten gelangt sind, und daß die Walzen immer an den äußersten Funkten zuerst bröckeln, ist ein Beweis für meine Be hauptung. Das Bespritzen des Fußbodens mit Wasser hilft nur kurze Zeit, ebenso die Aufstellung eines Dampfgefäßes; letzteres ist wirksamer als das Bespritzen des Bodens, aber umständlicher und kostspieliger. Mein Vorschlag hat da- gegen den großen Vorzug der Einfachheit, und viele Proben haben gezeigt, daß dadurch ununterbrochener Druck er reicht wird. Die Kopierfarbe läuft nicht über die Oelkante, höchstens färbt sie diese etwas; hat die Maschine eine Zeit- lang gearbeitet, so gibt man wieder einen Tropfen Oel auf die Kanten usw. Kopierfarben verdrucken sich dünnflüssig am besten, ganz gleich, welche Nuance gebraucht wird, die Kopie wird besser als von strengen Farben, da sich die Farbe durch das angefeuchtete Seidenblatt sofort löst. Bei zu trocken gedruckten Kopierfarben liegt die Farbe zu fest auf dem Papier und löst sich erst nach geraumer Zeit, manchmal auch dann nur sehr unvollkommen. In den Handel kommen schwarze, schwarzblaue, blaue, violette, grüne und rote Kopierfarben, von denen sich die ersten vier am besten ^erdrücken. Rote Kopierfarbe muß sehr vorsichtig be handelt werden, da sonst die Kopien nicht Bestand haben. Mit Kopierfarbenwalzen dürfen später nur dunkle Fett farben gedruckt werden, keinesfalls helle oder Tonfarben, da das Anilin alle Farben zerstört. Man kann mit Kopier walzen, mit denen helle Kopierfarbe gedruckt wurde, auch dunkle Kopierfarben drucken, aber nie umgekehrt; hin gegen kann mit roten Kopierwalzen rote Farbe und grünen Kopierwalzen grüne Farbe gedruckt werden. Anilinfarbe tönt alle Farben, die heller sind, hat dagegen auf dunkle keinen Einfluß. Das Anilin durchdringt die Walzenmasse bis auf die Spindel, und Umguß hat nur dann Zweck, wenn man die umgegossenen Walzen zu dunkler Fettfarbe ver wenden will, andernfalls muß die Masse fortgeworfen werden. Man kann sich leicht davon überzeugen, daß die Kopier walzen schon nach kurzer Zeit infolge des aufgesogenen Anilins und der Feuchtigkeit in dieser Farbe zu quellen beginnen. Deshalb müssen die Walzen alle acht Tage neu abgerichtet werden, was bei Fettfarbe nicht nötig ist. Die Zurichtung geschieht in der üblichen Weise; schwieriger wird sie erst, wenn Aetzungen etwa außerdem noch auf rauhes Papier gedruckt werden müssen. Der dünnen Farbe wegen darf man den Druck nicht zu scharf nehmen, da die Farbe leicht fortgequetscht würde. Hier wird die Zurichtung am praktischsten unter der Platte be festigt, sodaß der Druckzylinder eine ebene Fläche bildet. Es wird mit reichlicher Farbe gedruckt und die Drucke durchschossen. Stark satiniertes Papier ist für Kopier farbe am besten geeignet, denn es läßt sich mit verhältnis mäßig wenig Farbe eine sehr satte Deckung erzielen, da glatte Papiere die Farbe gut annehmen. Bei rauhen und Schreibmaschinenpapieren muß aller dings mehr Druck und mehr Farbe genommen werden. Alte und abgequetschte Schriften benutze man nicht, da die Walzen genau auf Schrifthöhe gestellt sind, auf keinen Fall aber alte und neue Schrift zusammen. Die Trocken fähigkeit der Kopierfarbe ist sehr gut, weil sich die dünne Farbe schnell in das Papier einsaugt, fette und Drucksachen mit Bildern muß man allerdings, wenn nicht mit Makulatur durchschießen, so doch auf Hürdenbrettern auslegen. Hat Kopierfarbe längere Zeit in der Büchse gestanden, ohne daß ständig davon verbraucht wurde, so rühre man mit einem sauberen Hölzchen die ganze Farbe um, da sich Wasserfarbe leicht setzt. Eingedickte Farbe vermische man gut mit Glyzerin, nie mit Wasser, denn Glyzerin ist wasser lösliches Fett, und reine Anilinfarbe zieht aus der Luft immer Feuchtigkeit an. F. B. Versicherung der Zeitungsbezieher Reichsgerichts-Entscheidung. Nachdruck verboten Wegen Vergehens gegen das Gesetz über die privaten Ver sicherungs-Unternehmungen wurde am 18. Dezember 1906 vom Landgericht Leipzig der Verlagsbuchhändler Bernhard Meyer zu einer Geldstrafe von 800 M. verurteilt. Er ist Drucker und Verleger der Zeitschrift »Nach Feierabend«, die er für 150000 M. erworben hat. Die Bezieher waren auf 500 M. bei einer Ver sicherungsgesellschaft versichert. Der Angeklagte erhöhte die Summe auf 1000 M. und wechselte die Versicherungsgesellschaft. Er baute seine Versicherung aus und versprach aus eigenen Mitteln 30—300 M. für dauernde teilweise Invalidität zu zahlen. Eine Nürnberger Gesellschaft übernahm dann diese Versicherung mit höheren Summen. Die Bezieher hatten sich wegen ihrer Ansprüche direkt an die Bank zu wenden Im Herbst 1906 hatte das Blatt eine halbe Million Bezieher. Da es aber nach Ansicht der Bezieher sehr minderwertig war, machte der Angeklagte bekannt, daß er es vergrößern und vervollkommnen werde. Bis März 1906 ist die Verstärkung des Blattes um 4 bis 8 Seiten nicht vorgekommen. Im März 1906 kündigte der Angeklagte für den 1. April 1906 eine freiwillige Sterbegeldversicherung an. Nach einjährigem Bezug sollten 20 M., nach dreijährigem 100 M. Sterbegeld von ihm selbst ausgezahlt werden. Zugleich wurde der Bezugspreis von 15 auf 20 Pf erhöht. Das Blatt hatte dann später 540000 Bezieher. Die Sterbegeldgewährung, so heißt es im Urteile, ist ein Lebensversicherungsunternehmen. Der An-