Volltext Seite (XML)
2388 PAPIER-ZEITUNG Nr. 53 Papierblätter mit gezacktem Rand 8475. Frage: Auf welche Art und Weise ist der gezackte Rand bei anliegendem Etikett hergestellt? Antwort: Die 4 Ränder des 9X11 cm großen Papier blattes sind unregelmäßig gezackt. Das Blatt soll jeden falls ausseben, als wäre es von Hand geschöpft und weise noch .die Büttenränder auf. Dieser Eindruck wird jedoch nur sehr unvollkommen erreicht. Unseres Erachtens läßt sich solch ein zackiger Rand durch Verwendung ent sprechend gezackter, rechteckiger Hohlmesser (Stanzformen) erzielen. Rechnungs-Vordruck 8476. Frage: Von einem Kunden werden mir 2000 Fakturen, welche ich laut einliegendem Vordruck lieferte, zur Verfügung gestellt, weil sie schief sein sollen. Wenn auch hier und da mal ein schiefes Formular dabei sein sollte, so ist dies doch sicher nicht bei allen der Fall, und mir scheint, als wenn ge rade die beiden einliegenden eigens herausgesucht worden seien. Ist eine Verfügungstellung gerechtfertigt? Antwort: Wir finden den Druck nicht schief und die Annahmeweigerung unberechtigt. Wasserlinien im Papier 8477. Frage: In welcher Weise ist die Liniatur der anbei folgenden Blätter aus einem Schreibheft hergestellt? Antwort: Die Linien sind sogenannte Wasserlinien. Sie werden auf ähnliche Art erzeugt wie die sogenannten künst lichen Wasserzeichen, vergl. Nr. 17 von 1906 S. 734 und Hofmanns Handbuch der Papierfabrikation S. 1003. Kam ein Vertrag zustande? 8478. Frage: Mit Brief vom 30. Januar fragte F nach Muster und Preisen von Musterbeuteln an. Da die Anfrage hinsichtlich der Menge etwas ungenau war, hielten wir am 31. Januar nochmals Rückfrage. Ohne die Antwort abzuwarten, schickten wir am 3. Februar unser Angebot mit Mustern ab. Am 5. Februar ging uns eine Karte beifolgenden Inhalts zu, die am Rand mit Blei stift geschrieben den Vermerk trägt: »Erst Preis mitteilen!« Die Karte ist nicht unterschrieben, vielmehr die ganze Firma als Unterschrift gedruckt. Da unser Angebot am 4. Februar bei F eingegangen sein mußte, hielten wir uns auf Grund seiner Karte vom 4. Februar berechtigt, den Auftrag als fest erteilt in Angriff zu nehmen. Am 19. März erteilten wir F Rechnung, die er aber, da die Preise zu hoch, nicht anerkannte, sondern die Sendung dem Spediteur übergab. F verlangt billigere Preise, da er erst Preise eingefordert habe. Nachlaß haben wir ihm noch nicht zugestanden, da wir solche Forderung für ungerechtfertigt halten und unser Angebot auch zeitig genug einging. Einigung konnten wir nicht erzielen und bitten um Ihren geschätzten Rat. Würde Klage Erfolg haben? Antwort: Die Karte vom 4-/2. kann nicht als Bestellung gelten, denn durch den Nachsatz »erst Preis mitteilen« wird die vorher erteilte Bestellung, in welcher es heißt: »Ich rechne natürlich auf billigste Preisstellung«, rückgängig gemacht. Der Umstand, daß der Nachsatz mit Bleistift ge schrieben und die Karte keine eigenhändige Unterschrift aufweist, ändert hieran nichts. F kann also die Annahme der unbestellten Ware verweigern, und wir empfehlen, ihn durch Nachlaß zur Uebernahme zu bewegen. Fleckiger Holzschliff 8479. Frage: Von der Formatwalze der Pappenmaschine scheinen sich von dem oxydierten schwarzbraunen Spiegel kleine Teilchen losgelöst zu haben, wodurch ein scheinbar unreiner Stoff entsteht, wie Sie auch aus beiliegendem Muster ersehen können. Wie kann ich diesem Uebelstande abhelfen? Antwort: Die uns übersandten Holzschliffmuster zeigen graue Flecke, und wenn man an diesen Stellen die Fasern auseinanderzupft, so findet man mitunter einen kleinen dunklen Punkt, von welchem die graue Färbung ausgeht. Ob Eisen- oder Rostsplitterchen an dieser Erscheinung schuld sind, was sehr wahrscheinlich ist, oder ob das Holz Sporen von Pilzen enthalten hat, welche in den Stoff ge langt sind und sich dort vermehrt haben, ließe sich nur durch chemisch-mikroskopische Untersuchung ermitteln. Wenn die Formatwalze an der Verunreinigung schuld ist, läßt sich das Uebel beseitigen, indem man die For matwalze abdrehen läßt oder abschleift und durch Trocknen und Einfetten während der Stillstände dafür sorgt, daß sie nicht wieder rostet. Sind die Flecke die Folge von Pilz wucherungen, so hilft nur Verwendung gesunden Holzes zum Schleifen und häufiges Reinigen aller Stoffbehälter und Leitungen von den angesetzten schleimigen Massen. Fracht für zurückgenommenes Papier 8480. Frage: Die Firma A in B bestellt bei der Firma X in B ein Papier und bemustert es uns, da wir Klischees und Auflagedrucke für die Firma A anzufertigen haben. Auf der Handpresse, also in der chemigraphischen Anstalt, fallen die Drucke von den Klischees auf dem bemusterten Papier be friedigend aus; in der Druckerei, die mit der Klischee-Anstalt verbunden ist, stellt sich beim Druck auf der Schnellpresse her aus, daß das Papier nicht das gute Ergebnis liefert, wie an genommen werden konnte. Die Klischees sind in Ordnung, da auf anderem vorrätigem Papier die Drucke tadellos ausfallen. Nach mehrfacher Korrespondenz sieht dies die Firma A in B ein und bestellt die Auflage auf dem bei uns vorhandenen Papier. Das Auflagepapier der Firma A war nun vollständig von der Firma X hier eingetroffen, und obige Erfahrung konnte auch nur dadurch, daß das Papier hier war, gewonnen werden. Das Papier ging zurück, und die Firma A verlangt von uns die Frachtkosten hin und her ersetzt. Wir weigern uns, diese Kosten zu tragen, da die Firma A das Risiko zu tragen hat, welches sie durch direkte Besorgung des Papiers einging. Das Papier wurde von der Firma X zurückgenommen. In Anbetracht des Umstandes, daß wir einen Klischee- Auftrag von der Firma A hatten, probierten wir gerne das Papier aus, das kommt in vielen Klischee-Anstalten häufig vor. Es hat sich jedoch öfters erwiesen, daß man auf der Handpresse ein einzelnes Klischee gut auf einem Papier ausdrucken kann, und daß in größeren Formen auf der Maschine nachher von dem gleichen Papier nicht entfernt so gutes Ergebnis zu erreichen ist. Wir gaben der Firma A unser Urteil über das Papier, es lautete nicht ungünstig, aber wir haben doch erwähnt, daß anderes, richtiges Kunstdruckpapier bewährter Art von uns vor gezogen würde. Die Firma A hat erst dann nach Empfang unseres Urteils das Papier bestellt und unserer Druckerei zugehen lassen. Es erwies sich nachher, daß das Papier wohl druckfähig sei, aber das Ergebnis stand hinter dem zurück, welches sich mit üblichem ! Kunstdruckpapier viel müheloser erzielen läßt. Infolgedessen wurde dann unser Papier genommen, nicht etwa, weil das B’er Papier gänzlich unbrauchbar gewesen wäre. Antwort: Da Fragesteller es übernommen haben, ein Papier für einen Geschäftsfreund auf Druckfähigkeit zu prüfen, ohne durch Vertrag hierzu verpflichtet zu sein, so treffen auf vorliegenden Fall die Bestimmungen des Bürger lichen Gesetzbuches über den »Auftrag« zu. (§§ 662—676) Nach § 676 ist derjenige, welcher einem anderen einen Rat erteilt, zum Ersatz des aus der Befolgung des Rates ent stehenden Schadens nicht verpflichtet. Somit liegt eine rechtliche Verpflichtung zur Tragung der Frachtkosten für Fragesteller nicht vor. Aus Billigkeitsrücksichten könnten sie jedoch einen Teil der Frachtkosten übernehmen, denn die Prüfung in der Handpresse genügte nicht, um die Eignung des Papiers für den Auflagedruck zu beurteilen Vielmehr hätten Fragesteller das Papier in ihrer Schnell presse prüfen sollen. Erwiderung der Jragestellenden Firma: Die Antwort entspricht unseren Erwartungen nicht, und SR werden selbst zu einem anderen Entschluß kommen, wenn wir Ihnen noch folgende Ergänzung mitteilen. Sie sagen, Fragesteller hätte das Papier in der Schnellpresse prüfen sollen. Das Papier wurde aber eben auf der Schnellpresse geprüft, da die Klischees fertig waren. Es handelt sich beim Drucke lediglich um Klischees ohne Schrift in gedrängter Form, es waren ausschließlich Re produktionen alter Meister. Prüfung des Papiers war in anderer Weise nicht möglich, weil solch eigenartige Formen noch nicht da waren. Im ganzen handelte es sich um 3 große Formen, und als soviel Klischees beieinander waren, um die erste Form zusammenstellen zu können, erfolgte die Prüfung mit dem Ihnen bekannten Ergebnis und den daraus erfolgten Weiterungen. Antwort: Fragesteller hätten mit ihrem Urteil über da 5 Papier zurückhalten sollen, bis sie es zuverlässig prüfen konnten. • Fabrik-Buchführung 8481. Frage: Welche Buchführung ist die einfachste, klarste und übersichtlichste für einen Fachmann (Nicht-Kaufmann) mit kleinem Fabrikations-Geschäft? I Antwort: Den Bedürfnissen des Fragestellers dürfte die in unserem Blatte wiederholt beschriebene amerikanische Buchführung am besten entsprechen, vergl. Nrn. 72 von 1904, 2, 18 und 51 von 1905. Es gibt Fabriken, welche Ge schäftsbücher für diese Buchhaltungsweise herstellen, und in besseren Papierhandlungen sind solche Bücher vor rätig. Auch sind die leistungsfähigeren Geschäftsbücher Fabriken bereit, für die Einteilung der Bücher zu be sonderen Zwecken Rat zu erteilen. Als Hilfsbücher Iu I viele Zwecke eignen sich die in neuerer Zeit sehr be liebten Karten-Register. Verantwortlicher Schriftleiter i. V. Paul E. Krause, Rixdorf. Zuschrijten nur an Papier-Zeitung, Berlin SIV 11 erbeten. Druck von ▲. W. Hayn’» Erben, Berlin SW, Zimmerstraße ag.