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2892 PAPIER-ZEITUNG Nr. 65 Zellstoff-Packpapier 8545. Frage: Einer meiner Kunden machte einen Abschluß auf 1000 kg Packpapier, wie er dieses bereits im Vorjahre von mir erhalten hat, und unter den im Brief vom 16. April 1907 enthaltenen Bedingungen. Ich gab die Bestellung meinem Fabrikanten unter gleichen Bedingungen weiter. Mein Kunde stellt mir das Papier jedoch zur Verfügung, weil die zweite Lieferung nicht so ausgefallen sei wie die erste. In seinem Schreiben führt er an, daß die zweite Lieferung härter, weniger zäh und vor allen Dingen löchrig und brüchig sei. Ich sende Ihnen beide Schreiben, Muster der beiden Lieferungen, ferner ein Schreiben meines Fabrikanten, der die Reklamation als un berechtigt ansieht, zur Begutachtung. Mein Kunde möchte Ihr unparteiisches Urteil hören. Antwort: Wir finden die zweite Lieferung mindestens ebenso zähe wie die erste und nicht brüchiger, sondern eher fester. Die mit der größeren Festigkeit zusammen hängende größere Härte ist kein Nachteil. Kleine helle Stellen, die der Kunde als Löcher bezeichnet, kommen in der zweiten Lieferung zahlreicher vor, sind aber nur in der Durchsicht bemerkbar und beeinträchtigen den Wert des Papiers kaum. Die Beanstandung erscheint uns daher unbegründet. Papiersäcke 8546. Frage: In B. wollen mehrere Kaufleute eine Papier säckefabrik einrichten. Einige wollen Hand-, andere Maschinen fabrikation. Welche Meinung haben Sie hierüber? Arbeits kräfte sind billig, und die meisten hiesigen Erzeuger haben Handfabrikation. Wir wollen drei Maschinen aufstellen; zwei für kleinere Säcke und eine für größere. Absatz ist gesichert Es handelt sich nur darum, welche Arbeitsweise vorteilhafter wäre. Ich möchte wissen, wieviel Prozent für Löhne auf 100 kg fertige Ware bei Maschinenfabrikation kämen. Welche Maschinen wären am vorteilhaftesten, und welche Firma liefert diese? Ich bemerke noch, daß Patentpack, geschnitten auf ge wünschte Formate, 20 bis 25 Kr. und fertige Beutel mindestens 29 Kr. kosten. Wäre diese Arbeit lohnend, eventuell bitte ich um Ihre Kalkulation. > Antwort eines Fachmannes: Die Frage, ob Maschinen- " oder Handarbeit zur Herstellung von Papiersäcken vorteil hafter ist, läßt sich nicht ohne weiteres für oder wider be antworten. Man muß in erster Linie wissen, ob Spitztüten, Flach , Seitenfalz- oder Kreuzbodenbeutel gefertigt und welche Papiere verwendet werden. In Deutschland werden einfache und mittlere Sorten bei Massen-Erzeugung fast nur noch mit Maschinen her gestellt, ausgenommen diejenigen Unternehmen, welche mit Strafanstalten arbeiten. Feine Packungen mit eleganter Druckausführung werden noch von Hand geklebt und von bedeutenden Fabriken als Spezialartikel gepflegt. Außer dem bestehen fast in jeder Fabrik Handarbeits-Abteilungen zur Herstellung von Kaffee-, Tee-, Kakao-, Drogenbeuteln usw., welche bessere Druckausführung verlangen, und deren abweichende Aufmachung, sowie Größen und Auflagen nicht in den Rahmen der maschinellen Herstellung passen. Bei Massen-Erzeugung marktgängiger Ware ist maschi nelle Herstellung vorzuziehen, da Handarbeit selbst bei billigen Arbeitskräften unlohnender und umständlicher ist. Die Leistungsfähigkeit der neuesten Tüten- und Beutel- mäschinen steht auf solcher Höhe, daß die darauf her gestellten Waren in bezug auf Güte und Menge durch Handarbeit nicht erreicht werden. Auch in Holland hat die Maschine in den letzten 6 bis 8 Jahren die dort vorherrschende Handarbeit für Massen- Erzeugung verdrängt. In Oesterreich, der Schweiz, Eng land, Frankreich und allen übrigen europäischen Ländern ist gleiches Vordringen der Maschinenfabrikation zu beob achten. In Amerika wurden bedeutend früher als bei uns riesige Papiersäckefabriken mit zahlreichen Maschinen er richtet. Vor Einrichtung einer Fabrik mit Maschinenbetrieb ist erst in Betracht zu ziehen, welche Tütenarten gefertigt werden sollen, und danach hat die Anschaffung der ge eignetsten Spezialmaschinen zu erfolgen. In den ver schiedenen Landesteilen sind fast stets besondere Tüten arten eingeführt, welchen sich die Fabrikation anzupassen hat, vergl. meinen Aufsatz in Nr. 95 der Papier-Zeitung von 1906, in welchem alle gebräuchlichen Tüten- und Beutelsorten nebst Verwendungszweck aufgeführt sind. Heinrich 1 hümmes Die Papier-Zeitung umsonst 8547. Frage: Wir lesen gern und mit Interesse die in Ihrem Verlage erscheinende Papier-Zeitung. Da wir von allen Fach blättern, die uns interessieren, bisher Freiexemplare erhielten, und wir Ihre Zeitung nicht missen möchten, fragen wir an, ob Sie unsere Redaktion nicht auch mit einem Freiexemplar be denken wollen Tageszeitung Antwort: Die Anerkennung der Redaktion des ge schätzten rheinischen Blattes ehrt uns sehr, wir ziehen aber daraus den Schluß, daß sie das lesenswerte Blatt be stellen sollte. Unser Bezugspreis ist so niedrig (1 M. das Vierteljahr für 26 Nummern), daß sich niemand am Preis stoßen kann. Fragestellerin dächte gewiß so wie wir, wenn jemand kostenfreie Zusendung des von ihr herausgegebenen Blattes verlangte mit der Begründung, daß es ihn interessiert. Die Papier-Zeitung wird nur an zahlende Bezieher regel mäßig versandt. Ortskrankenkasse der Buchbinder zu Berlin 8548. Frage: In beifolgendem Jahresbericht für 1906 der Ortskrankenkasse der Buchbinder zu Berlin wird ausdrücklich erklärt, daß Personen, welche in keinem persönlichen Ab hängigkeitsverhältnis vom Arbeitgeber stehen, d. h. E 1. keine Kündigung haben, 2. nicht an bestimmt vorgeschriebene Arbeitszeit gebunden sind, 2. 3. daraufhin auch nicht vom Arbeitgeber kontrolliert werden t können, 12 4. sich von anderen Personen helfen lassen können, ■ ’ 5. für andere Arbeitgeber Arbeit verrichten können, laut Entscheidung des Reichsversicherungsamts nicht als Heim arbeiter und demgemäß auch nicht als Pflichtmitglieder der Kasse zu betrachten sind. Trotzdem verlangt die Buchbinder kasse die Anmeldung der oben näher bezeichneten Personen, sobald diese ihre Arbeitsstätte in Berlin haben, während sie die Anmeldung der außerhalb (z. B. in Charlottenburg) wohnenden nicht fordert. Wir sind der Ansicht, daß die Kasse auch an die in Berlin wohnenden Personen keinen Anspruch hat und bitten um Ihre Meinung. Antwort: Fragesteller befinden sich im Irrtum. Statut gemäß gehören seit dem 21. April 1902 der Ortskranken kasse der Buchbinder zu Berlin auch diejenigen selb ständigen Hausgewerbetreibenden — soweit sie im Ge meindebezirk Berlin ihre Betriebsstätten haben — und zwar for die bei der Kasse zuständigen Betriebe, an, welche narb dem Statut der Stadt Berlin betr. die Krankenversicherung der selbständigen Hausgewerbetreibenden vom 7./14. 0k tober 1901 dem Versicherungszwange unterworfen sind Zu diesen gehören die von Fragestellern außerhalb des Bf' triebes beschäftigten Personen, aber nur dann, wenn S16 im Stadtbezirk Berlin wohnen bezw. ihre Gewerbetätigkel ausüben. Darum wurden von der Kasse auch nur den. jenigen Heimarbeitern die Beiträge zurückerstattet, welche außerhalb Berlins ihre Arbeitsstätte hatten. Glackarton 8549. Frage: Die Firma Y & Co. bestellte bei mir 2000 Kartone mit weiß Glacpapier beklebt (Muster I). Da diese Farbe von den Fabriken nicht zu erlangen war, lieferte ich die Kartonk mit einer kleinen Abweichung (Muster II). Die Firma weiget sich, diese Kartone abzunehmen, und ich ersuche um Mitteilung ob ich die Kartone zurücknehmen muß, oder ob die Firma.. & Co. verpflichtet ist, die Kartone gegen Gewährung von Nach laß zu übernehmen. Antwort: Beanstandet wird lediglich die Farbe des Ueberzugpapiers. Die Kartonnagenfabrik hatte sich ver pflichtet, Papier von gleicher Farbe wie Vorlage zu liefern- Als sie solches nicht erhielt, hätte sie den Besteller be fragen sollen, ob er mit dem erhaltenen Papier von ähn licher Farbe zufrieden ist. Wir finden die Farbabweichung gering, das Vorlagepapier hat etwas bläulichen, das zum Ueberzug verwendete rein weißen Ton. Obwohl das ver wendete Glanzpapier dem vorgeschriebenen an Güte nicht nachsteht, war die Kartonnagenfabrik nicht berechtigt, eS zu verwenden, anderseits ist der Unterschied nicht so groß, daß der Besteller die Ware zurückweisen durfte, er muß sie unseres Erachtens mit mäßigem Nachlaß übernehmen. Kaffeebeutel 8550. Frage: Welcher Unterschied besteht in Qualität und Färbung der beifolgenden Kaffeebeutel? . Antwort: Beutel I haben hellere gelbe Farbe als Beutel I jedoch liegt der Unterschied innerhalb der zulässige® Grenzen. An Stoffzusammensetzung sind beide Beutel gleich, nur ist Muster I etwas griffiger. Das Quadratmeter gewicht beträgt bei Muster I 68 g, bei II 72 g. Verantwortlicher Schriftleiter Siegmund Ferencti, Friedenau. Zuschriften nur an Papier-Zeitung, Berlin SW II erbeten. Druck vn A. W. Hayn’s Erben, Berlin SW, Zimmerstraße 29.