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2868 PAPIER-ZEITUNG aber erst um 1/4 vor 2 Uhr an. Wir machten nun zum zweiten Male ernste Vorhaltungen. Zwischendurch in der Woche knüpfte sie allerhand Verbindungen an, an einigen Abenden ging sie mit drei Herren von 9 bis nach 10 Uhr herum. Da der Ort A klein ist, sprach man nach der kurzen Zeit schon allenthalben von dem liebebedürftigen Fräulein. Von mehreren Seiten wurde der Geschäftsleiter gefragt, was er sich denn dafür ein Fräulein angeschafft habe. Am Sonntag Mittag wurden ihr nochmals Vorhaltungen gemacht und dabei betont, daß unter solchen Um ständen bald keine anständige Dame mehr unser Geschäftslokal betreten würde, und wir, falls sie ihr Verhalten nicht änderte, sie nicht weiter gebrauchen könnten. Zu unserer Ueberraschung blieb das Fräulein zum dritten Mal aus, sie fuhr an dem Sonntag nach E und kam erst um 1/4 nach 1 Uhr nach Hause. Sie dürfen das Straßenleben in A nicht mit Berliner Verhältnissen ver gleichen, um 10, 1/211 sind die Straßen hier leer. Wir mußten annehmen, daß das Fräulein es absichtlich unternahm, unseren Wünschen nicht nachzukommen, auf unsere Vorhaltungen wußte sie kein Wort der Entschuldigung vorzubringen. Am Montag haben wir das Fräulein sofort unter Auszahlung des Gehalts für den Monat Juli entlassen, jetzt will es auf Aus zahlung des Gehalts nebst Pension bis Ende des Kalender vierteljahrs klagen; wir hatten vierteljährliche Kündigung aus bedungen. Wir mußten sie in der kurzen Zeit ihres Hierseins mehrmals zurechtsetzen, weil sie an der Tür stand, dort sich länger mit jungen Herren unterhielt oder auf diese wartete; auch brüstete sie sich in Gesellschaft junger Herren, wenn der Geschäftsführer nicht zugegen war, bediente sie nicht, dann ließ sie das Lehrmädchen bedienen. Sind wir zur Auszahlung des Gehalts verpflichtet?. X. Die Verfehlungen, die dem Fräulein zur Last gelegt werden, bestehen jedesmal darin, daß sie von ihrem Aus flüge am Sonntag Nachmittag, also in ihrer freien Zeit, nicht rechtzeitig oder in Herrenbegleitung nach Hause kam. Irgend eine unerlaubte Handlung ist ihr nicht nach gewiesen. Das späte Nachhausekommen steht wohl mit den kleinstädtischen Gewohnheiten nicht in Einklang, ist jedoch unseres Erachtens kein »wichtiger Grund« zur sofortigen Entlassung im Sinne des Handelsgesetzbuches. Wir meinen daher, daß Fragesteller dem Fräulein bis zur Beendigung der vertragsmäßigen Kündigungsfrist Gehalt und einen Gegenwert für die fortfallende Pension bezahlen muß. Probenschau Die hier beschriebenen Gegenstände können während der nächsten 14 Tage in der Bücherei des Papierhauses, Dessauer-Str. 2, besichtigt werden. Diese steht wochentäglich von io bis 1 und von 3 bis 6 zur Benutzung frei. Tuck’s Postkarten-Kollektionen »Moderne Meister« und andere Gemälde-Nachbildungen von Raphael Tuck 6 Sons, Lta., G. m. b. H. in Berlin und London. Wir erhielten io neue Serien zu je 6 Karten, durchweg Nachbildungen moderner Meister in Oilette-Manier. Wir finden hier Serien nach Gemälden hervorragender deutscher Meister, so Skarbina, Kallmorgen, Claus Meyer, v. Klever und Junghanns. Die Nachbildung der Vorlagen ist durchweg musterhaft. Man glaubt, ein verkleinertes Oelgemälde vor sich zu sehen, so gut sind die Farben und sogar der Pinselstrich wieder gegeben. Durch diese Nachbildungen, welche in Postkarten form in die weitesten Schichten der Bevölkerung dringen, werden die Arbeiten unserer hervorragenden Künstler volkstümlich, und dadurch wird der Geschmack des Volkes veredelt. Man muß dem Verlagshaus Anerkennung dafür zollen, daß es die besten Kunstkräfte zur Mitarbeit an diesen Postkarten-Serien gewonnen hat. Von französischen Malern haben Henry Tenr, E. de Rosen, Jules Girardet und Alonso Perez Serien beigesteuert. Der englische Maler Gilbert Wright hat die Vorbilder zu 6 Postkarten geliefert, Kutschierpferde darstellend, und Bagshawe malte die Vor lagen zu einer Serie Karten, welche uns die Arbeiter des Meeres im Kampf mit dem Element zeigen. Briefpapiere in Schachtelpackung von Ernst Karl von Linsingen, Papier-Ausstattungs-Fabrik in Hannover. Viele neue Arten von Briefpapieren und Packungen werden neuerdings von dieser Firma in verschiedenen Größen auf den Markt gebracht Das »Deutsche Leinenpapier« ist weißes kräftiges Papier mit Leinenprägung. Die Um schläge, deren spitze Verschlußklappen ziemlich weit über die Rückseite reichen, sind innen mit braunem Seiden papier gefüttert. Für den Gebrauch der Damen ist das Bütten- Briefpapier »Aus guter alter Zeit«, Bild i, bestimmt. Es hat helle grau grüne Tönung, und die Schachteln sind mit dem gleichen Papier überzogen. Ein Bildchen im Geschmack der Biedermeierzeit ist auf der Schachtel und am Kopf jeden Briefbogens aufgedruckt und koloriert. Etwas weiter zurück greift das »Papier Watteau«, dessen Schachteln mit einem regelmäßigen Tapetenmuster vonLaubgehängen in Gold auf Weiß bedruckt sind. Die Mitte des Deckels ziert eine Gravüre im Geschmack des achtzehnten Jahrhunderts. Das Briefpapier ist silbergrau, mit feiner schwach gemusterter Leinenprägung und schmalen Goldrändern an Briefbogen und Umschlägen. Das Papier »Du temps Marie Antoinette« hat Elfenbeinfarbe und geprägte Ränder, die durch farbigen Linienaufdruck einen Besatz vortäuschen. Weiße, mit Silber durchwirkte Seidenbänder halten die Päckchen innerhalb der Schachteln zusammen, auf denen ein Bildnis der Königin mit dem Lilienwappen der Bourbonen angebracht ist. Noch weiter geht das Papier »Aus der Kurfürstenzeit« zurück. Auf den Kassetten ist das Bild eines Herrn in Allongeperrücke und Spitzenjabot mit dem Kurhut darüber aufgedruckt. Die Briefbogen aus fein weißem Papier tragen einen schmalen braungedruckten Rand, ebenso wie die rechteckigen Verschlußklappen der Briefumschläge. Das Papier »Perls of Queen Elisabeth« ist hellblau mit Rändern von Silberperlen und abgerundeten Ecken an Briefbogen und Umschlägen. Das »Handicap Linen Paper«, ist auch in seiner Ausstattung mehr auf den Geschmack der Sportsleute be rechnet, deren Sinnbild, ein silbernes Hufeisen, auf der Kassette in Hochprägung angebracht ist. Das mit blau grauer Leinenmusterung bedruckte Papier sowie die Um schläge haben geprägte Steppränder und schmale rote Kanten. Eine andere Ausführung desselben Papiers zeigt gelbgraue Tönung und grüne Kanten. Durch farbigen Aufdruck in Form des Leinenmusters sind die Umschläge undurchsichtig. Für den Briefwechsel mit Uebersee sind die beiden in Bil dern 2und3abgebil- deten Briefpapier kassetten bestimmt. Das Papier »Ham burg-Amerika« ist hellblau und sehr dünn, sodaß auf jeden Umschlag zwei Briefbogen ge rechnet sind. Um das Durchscbeinen Bild 2 zu verhüten, sind die Umschläge mit rotem Papier ge füttert. Briefbogen und Umschläge ha ben feine Damast prägung. DasPapier der mit buntkarrier- tem Papier über zogenen Kassette ist noch dünner Bild 3 und leichter, denn auf jeden Umschlag werden sogar drei Briefbogen ge rechnet, ohne daß der Brief die Gewichtsgrenze über schreitet. Diese Umschläge sind mit dünnem, buntkarriertem Papier gefüttert.