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Umgehung des Zwischenhandels mit Geschäfts büchern Aus dem Rheinland Anbei sende ich Ihnen ein Rundschreiben einer Geschäfts- bücher-Fabrik in Gera-Reuß, in welchem sich diese erbietet, Bücherrevisoren für die Vermittelung von Bücheraufträgen eine Provision von 20 v. H. zu vergüten. Dieses Angebot der Firma stammt aus dem Jahre 1904. Jetzt versendet die gleiche Firma einen umfangreichen Katalog über Geschäftsbücher, in welchem sich als erstes Blatt das Ihnen anbei zugehende Exemplar be findet. Auf diesem Blatte gibt die Firma den Bücherver brauchern bekannt, daß die meisten Geschäftsbücher-Fabriken nur durch Vertreter und Zwischenhändler liefern, und daß diese 20 bis 331/3 v. H. Rabatt auf die Bruttopreise genießen. Auf den ersten Blick erscheint es nun so, als ob die Vertreter und Zwischenhändler ein ungeheures Geld mit dem Geschäftsbücher handel verdienen müßten, während bei Licht betrachtet die Sache denn doch wesentlich anders aussieht. Der Durchschnitts rabattsatz für Wiederverkäufer dürfte mit 20 v. H. anzunehmen sein und ist den in der Regel in Betracht kommenden kleinen Bruttobeträgen durchaus angemessen, wenn man die mancherlei Umstände in Betracht zieht, die mit dem Verkauf von Büchern, besonders solchen, die nach besonderer Vorschrift anzufertigen sind, verknüpft sind. Es muß ja jeder Bücherfabrik unbenommen bleiben zu entscheiden, ob sie mit Wiederverkäufern oder direkt mit der Verbraucherkundschaft arbeiten will; verwerflich aber ist es, die inneren Angelegenheiten des Geschäftsbücherhandels so in die Oeffentlichkeit zu zerren, wie es im vorliegenden Falle seitens der Gera-Reußer Firma geschieht. Wenn die Firma mit den Bücherrevisoren kein Glück gehabt hat und sich nun an die Verbraucher wendet, so ist dagegen nichts einzuwenden, nur soll sie dann auf gewerbsübliche Preise halten und den Ver brauchern keinen Rabatt zubilligen, der ihnen nicht zusteht. Jede Bücherfabrik wird ja in einzelnen Fällen, und wenn es sich um große Aufträge handelt, von den üblichen Bruttopreisen mal abweichen, aber diese Art Geschäfte zu verallgemeinern und Jedem Krämer, der ein Geschäftsbuch nötig hat, 20 v. H. Rabatt zu geben, ist zu stark. Daß bei dem unmittelbaren Verkehr mit der Verbraucherkundschaft wesentlich höhere Spesen entstehen als beim Arbeiten mit Vertretern, und daß es auch kaufmännisch nicht richtig ist, den Zwischenhandel mit Gewalt ausschließen zu wollen, scheint der Firma noch nicht zum Bewußtsein ge kommen zu sein. Geschäjtsbücher-I' abrik Das uns übersandte 1. Blatt des Kataloges lautet: Wie kann man an Spesen sparen? ======= Jndem Sie drekt vom •fabrihanten häufen 1 Huf welchen Hriikel wird noch immer die höchte Provilion gegeben? Huf Gefchäftebücher! ■.. . Die meinen Gelchäffsbücher-Fabrihen liefern nur durch Vertreter und «wilchenhändler, welche 20 bis 25 v. R., ja fogar 331/3 v. R- Provilion erhalten. —=== «enn Sie Jbren Bedarf direkt bei uns decken, gewähren wir Jbnen auf die in unterer Pres- litte enthaltenen Prefe ========= für 20 v. R. Rabatt und für 5 v. R. Rabatt = Dass unter fabrihat erttklaffig itt, belieben Sie bitte aus beifolgender Referenzlifte zu ertehen. =======— Bei Bedari bitten uns mit in Ronhurrenz zu ziehen, (firma) Behördliche Farbenfabrik widmen, z,Die Großherzogl: Kunstschule in Weimar wird sich in Sonunft nicht nur der Ausbildung ihrer Schüler widiiel, eindern sich auch mit der Herstellung und dem Vertrieb Gper. neuen, vom Professor Haße im Laboratorium der obherzogl. Kunstschule erfundenen oder zusammengesetzten Farbe befassen. Wenn das neue Erzeugnis die ihm nach gerühmten Vorzüge und Eigenschaften besitzt, dürfte es in der Malwelt einen Umschwung hervorzaubern. Weimar-Farbe nennt sich die neue Zusammenstellung, und ihre Vorzüge werden vom Direktor der Großherzogl. Kunstschule in Weimar, Professor Olde, u. a. folgendermaßen geschildert: »Die neue Farbe hat, ohne Zusatz aus der Tube zum Malen verwendet, der Oelfarbe ähnliche Konsistenz, Trockenzeit und Behandlungsfähigkeit, nur einen mehr emailleartigen Fluß. Sie wird daher einem an die Oel- farbentechnik gewöhnten Maler keine Schwierigkeiten bereiten. Mit der Temperaemulsion von Haße verdünnt, erhält die Farbe wundervolle Schmiegsamkeit, eine Behandlungs fähigkeit, in der sie allen mir bekannten Malfarben über legen ist. Sie hat dann eine der guten Tempera nahe kommende Streichbarkeit, Deckkraft und Klarheit, gestattet aber im Gegensätze zu dieser beliebig starken Auftrag, trocknet langsam ohne Hautbildung, sodaß sie lange Zeit modellierfähig bleibt und verändert den Ton beim Auf trocknen nicht. Ferner kann die Farbe mit einer Harzlösung verdünnt werden und wird damit am vorteilhaftesten wohl zur schließlichen Uebermalung des durchgearbeiteten Bildes verwendet, um diesem einheitliche Stimmung zu geben, sei es in beliebig starkem Auftrag oder lasierend. Sie zeigt auch so größere Schmiegsamkeit, Klarheit und Tiefe als die Oelfarbe. Die Farbe erfordert Bindemittel, die größere Haltbarkeit versprechen als Oel, außerdem hat sie eine leichtere und mannigfaltigere Behandlungsfähigkeit als die bisherigen Oel-, Harz- und Temperafarben. Da die Farbe von Haße von innen heraus gleichmäßig erhärtet, ohne Hautbildung, kann die Arbeit mit dieser Farbe ununterbrochen fortgesetzt werden, in die weiche Farbe, auf die halbgetrocknete und auf ganz trockene Untermalung. Dabei verbinden sich die Schichten in einer Masse, die ein Reißen oder Schrumpeln der Farbe nicht befürchten läßt, und die vollste Klarheit des Tones bewahrt. Auch Professor Ludwig von Hofmann, Professor Thedy, Professor Sascha-Schneider, Professor Fleischer loben die neue Errungenschaft. Wohl ist es hoch anzuerkennen, wenn die Behörden sich an weiterer Ausbildung und Vervollkommnung der Farben technik beteiligen, ob es jedoch gut tun wird, wenn sie die Fabrikation selbst in die Hand nehmen und der Privat-Industrie Abbruch tun, erscheint fraglich. Schon die unvermeidlichen Gefängnis-Erzeugnisse haben bei den Beteiligten Bitterkeit hervor gerufen, noch schmerzlicher aber dürfte dieser Eingriff auf genommen werden, da er seine ganze Wirkung auf nur wenige Firmen ausübt. Hoffentlich versäumen diese nicht, sich recht zeitig mit Waffen zu versehen. Die Fabrikation soll jetzt in größerem Maße aufgenommen werden. Ein kleines Heft in sauberem, künstlerischem Druck, welches in mehreren tausend Exemplaren hergestellt wurde und voraussichtlich an die Künstlerschaft versandt wird, sorgt für weitere Reklame und Ausbreitung. Darin sind sämtliche Farbtöne, Größen der Tuben und Aufmachungen mit Preisen aufgeführt; die Lieferung nach auswärts erfolgt von 20 M. an franko! Schon der geschmackvolle Umschlag mit dem Aufdruck: »W (mit der Krone) D. R. Wz., Weimar-Farbe, hergestellt im Laboratorium der Großherzogl. s. Kunstschule zu Weimar« wird für genügende Beachtung des Schriftchens sorgen. Entlassung des Ladenfräuleins Am 1. Juli stellten wir ein Ladenfräulein in unserem Ge schäft in A bei voller Pension ein. Am ersten Sonntag fuhr das Fräulein (noch nicht 18 Jahre alt) nach ihrer Heimatstadt bei 11/ Stunden Bahnfahrt. Wir wußten von ihrer früheren Stellung in dieser Heimatstadt, daß sie sehr zu Herrenbekannt schaft neigte, und sagten ihr deshalb, daß sie mit dem um 10 Uhr 20 eintreffenden Zuge zurück sein müsse; sie kam aber erst am nächsten Morgen. Am nächsten Sonntag fuhr sie mit dem richtigen Zuge heimwärts, stieg aber eine Station vor A aus und ging den 3/4 Stunden weiten Weg zu Fuß in Begleitung eines Herrn, mit dem sie sich verabredet hatte. Sie hätte immerhin gegen 11 Uhr im Geschäft eintreffen können, langte