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2772 PAPIER-ZEITUNG Nr 63 Kunstseide Die Societe pour la Fabrication de la Soie de Chardonnet in Besa-nfon, Frankreich, erzielte einen Betriebsgewinn von 500643 Frank gegen 1617967 Frank im Vorjahr. Die Dividende beträgt 30 Frank (60 Frank) und erfordert mit den Tantiemen 468581 Frank. Zurzeit steht die Fabrik infolge eines Aus stands still. Der Nichtigkeitsantrag der Firma J. P. Bemberg, A -G., Barmen-Rittershausen, der Hanauer Kunstseidefabrik und der Gesellschaft Sinkmeyer-Thiele, Brüssel, betreffs des im Besitz der Vereinigten Glanzstoffabriken in Elberfeld befindlichen Pauli’sehen Kupferoxyd-Ammoniakpatents ist vom Reichsgericht zurückgewiesen und das Patent in seinem vollen Umfang giltig erklärt worden. Das Kupferoxydverfahren bleibt somit noch 51/2 Jahre unbeschränktes und alleiniges Eigentum der Glanz stoffabriken. Durch das DRP 186766 haben] sich die Ver einigten Glanzstoffabriken Elberfeld das Monopol für künst liches Roßhaar (Fällen von Cuoxamzelluloselösungenj mit kon zentrierter Natronlauge) gesichert..: In London wird die Gründung einer Kunstseiden/abrik ge plant, die nach dem Dr. Thiele’schen Verfahren arbeiten wird. Die Gesellschaft La Soie Artijicielle in Paris, welche das Patent der Vereinigten Glanzstoffabriken in Elberfeld ausbeutet, erzielte einen Reingewinn von 277086 Frank (i. V. 309 15t Frank). Das geringere Erträgnis ist eine Folge des verminderten Absatzes und des Preisrückganges. Die Kunstseide hat jedoch neue Ver wendung gefunden, das künstliche Roßhaar einen sehr erheb lichen Geschäftszuwachs herbeigeführt; auch die künstliche Grege verspricht bedeutenden Absatz. Die Dividende beträgt 10123 Frank für die Aktien und 1767 Frank für die Gründer anteile. Mit der Societe de la Soie Artificielle d’Izieux wurde ein neues Abkommen getroffen, wonach diese gegen eine neue Barzahlung von 500000 Frank unbeschränktes Fabrikationsrecht erhält. Die' Ungarische Chardonnet-Seidenfabrik, A.-G. in Särvär, be absichtigt Herabsetzung des Aktienkapitals von 4 Mill. Kr. auf 3,20 Mill. Kr. Die Gesellschaft, ein Tochterunternehmen der Societe anonyme pour la Fabrication de la Soie de Chardonnet in Besancon, wurde 1904 errichtet und hat eine Leistungsfähig keit von täglich 600 kg. Sie hat bisher nur mit Verlust gearbeitet. Kleine Schecke als Zahlungsmittel Ein Fabrikant des Schreibwarenfaches bittet uns um Abdruck folgender Ausführungen, die er auch an die Kauf mannschaft seines Ortes und an die Aeltesten der Kaufmann schaft zu Berlin sandte: In einer Zeit, wo die Aeltesten der Kaufmannschaft von Berlin im Begriff stehen, für allgemeine Verbreitung des Scheck verkehrs Sorge zu tragen, sei es mir, dem Besitzer eines Fabrik geschäftes von mittlerem Umfang, gestattet, meine Ansichten zu unterbreiten. Bilden die kleinen Wechsel (unter 100 M.) schon eine Qual für den Geschäftsmann, so wird diese durch kleine Schecke (unter 100 M.) noch weiter erhöht. Ein Kunde in irgend einem Platze des Vaterlandes schuldet mir z. B. etwa 30 M. Bisher sandte er mir den Betrag — fast regelmäßig unter Abzug von 20 Pf. Porto — durch Post einzahlung. Somit war ich im Besitz meines Geldes. Bargeld wird in jedem Geschäft für Haushaltung, Löhne, Frachten und anderes täglich dringend gebraucht, und diesem Zwecke be sonders dienten diese kleinen Zahlungen, da große sowieso vielfach durch Wechsel usw. geleistet werden. Jetzt sendet mir der Mann einen Scheck über diesen Betrag und kürzt 30 Pf. Porto für Einschreibebrief. Man wird vielleicht einwenden, daß ich mir diesen Porto-Abzug nicht gefallen lassen müsse. Das würde ich auch nicht, wenn mich nicht die Konkurrenz durch ihre Willigkeit dazu nötigte, und ich kleine Differenzen vermeiden möchte, deren Bemängelung oder Einmahnung Schreiberei und Porto erfordern. Das Ergebnis: Mehr Porto und Verlust, umständlichere Buchung, weil ein Scheck wie ein Wechsel gebucht werden muß, und Papier anstatt Bargeld! Liegt nun der günstige Fall vor, daß der Scheck auch an meinem Wohnplatze eingelöst wird, so ist wohl das Vernünftigste, ihn sofort an seiner Zahlstelle einzureichen. Ich sende also einen Boten nach der Zahlstelle, erhalte aber nicht das Geld, sondern eine vorläufige Quittung und muß nach einigen Tagen abermals hinschicken, um endlich in den Besitz der 30 M. zu gelangen. Inzwischen war aber ein Briefwechsel zwischen der Zahl stelle und der den Scheck auszahlenden Bank notwendig, also abermals Porto. Mit einem Worte, wegen eines geringfügigen Betrages ein Meer von Arbeit und mehr Kosten als bisher! Man wird vielleicht erwidern: Ja, warum, geben Sie solche Schecke nicht weiter? Dagegen möchte ich die Frage auf werfen: Wird damit die Arbeit des Inkassos aus der Welt ge- schafft und nicht lediglich meinem Hintermann aufgehalst und ferner die Arbeit der umständlichen Buchung nicht vervielfacht? Abgesehen davon, daß ich schon auf Gläubiger stieß, welche mir Schecke als Zahlungsmittel zurückwiesen und Bargeld-Zahlung zur Bedingung machten. Soll also der Scheck als Zahlungsmittel zum Segen und nicht zur Qual werden, so müßte nach meiner Ansicht folgendes eingeführt werden: 1. Es dürften nur Schecke ausgegeben werden, welche von der bezogenen Bank durch Stempel oder durch Unterschrift an gewiesen sind, damit die Arbeit und Zeit raubende Anfrage erspart wird. Die bezogene Bank hat es in der Hand, nur soviel Schecke dem Betrage nach anzuweisen, als Guthaben vor handen ist. 2. Die Umlaufszeit des Schecks muß begrenzt werden. 3. Die Reichsbank soll Scheckbuch-Ausgaben sanktionieren und gehalten sein, jeden Scheck ohne Abzug in Zahlung zu nehmen. Spezial-Lehrkurs für Papier-Industrie am K. k. Technologischen Gewerbe-Museum in Wien. Vom 1. Oktober 1906 bis 31. März 1907 wurde am k. k. Technologischen Gewerbe-Museum der 17. Spezial-Lehrkurs für Papier-Industrie programmgemäß abge halten. Dieser Kurs wurde von 13 ordentlichen Hörern und 3 Hospitanten besucht. Alle Schüler legten am Schlüsse des Kurses die Abgangsprüfungen mit gutem Erfolge ab, 7 Schüler erhielten ein Zeugnis 1. Klasse mit Vorzug und 6 Schüler ein Zeugnis 1. Klasse. Die Hospitanten erhielten Frequentations zeugnisse. Auch diesmal lagen die Kursteilnehmer mit sehr großem Fleiß und bestem Erfolg ihren Studien ob. Der theoretische Unterricht, die Uebungen im chemischen Laboratorium, wie auch die Uebungen in der Versuchsanstalt für Papierprüfung wurden sehr fleißig besucht. Die Kursteilnehmer hatten zufolge des wiederholt bewiesenen Entgegenkommens mehrerer Mitglieder des Vereins österr.-ungar. Papierfabrikanten auch heuer Gelegenheit, Fabriken zu besich tigen, was anregenden und günstigen Einfluß auf die Erweiterung der Kenntnisse der Besucher ausübte. Diese Besichtigungen fanden unter Führung von Regierungs rat Lauboeck und Professor Schulte statt. Für die am 1. Oktober 1907 bevorstehende Eröffnung des 18. Spezial-Lehrkurses für Papier-Industrie erfolgten bereits mehrere Vormerkungen. Ausländer in rumänischen Fabriken. Vor einiger Zeit hat der rumänische Handelsminister an alle Industrie-Gesellschaften und -Anlagen, die sich der Begünstigungen des Gesetzes zur Förderung der Nationalindustrie erfreuen, ein Zirkular erlassen, durch das gefordert wurde, daß nicht nur von den Arbeitern, sondern auch vom Verwaltungspersonal zwei Drittel Rumänen sein sollen. Gegen diesen Befehl wurde von beteiligter Seite eingewandt, daß in jenem Gesetz nur von den Arbeitern die Rede sei. Die Regierung hat daher, um die im Dienste der rumänischen In dustrie stehenden zahlreichen Fremden verdrängen zu können, eine entsprechende Gesetzesänderung beschlossen, wonach die erwähnte Bestimmung auf die Gesamtheit des technischen Ver waltungs- und Arbeitspersonals erstreckt wird. Um sich diesen Bestimmungen anzupassen, wird den Fabriken, welche künftig die Begünstigungen des Industriegesetzes erlangen werden, eine fünfjährige Frist gewährt, den Industriellen, die sich bereits dieser Begünstigungen erfreuen, eine einjährige. Zehn Gebote für Heizer und Maschinisten Im Werkzeugschrank eines Kesselhauses in der Schweiz fanden sich im Nachlaß des früheren Heizers nachstehende zehn Gebote für Heizer und Maschinisten. Der Heizer war ein Anti alkoholiker und hat sein Amt sehr gewissenhaft verwaltet. Das Innere des Kessel- und Maschinenhauses gab das beste Zeugnis dafür. 1. Wer nichts im Kesselhaus verloren, Der lass’ den Heizer ungeschoren. 2. Ein Führer trinke nie zu viel, Maschinenführen ist kein Spiel; Betrunk'ner Führer ist ein Schuft, Sprengt sich und and’re in die Luft. 3. Des Führers Stolz sei alle Zeit Fleiß und Gewissenhaftigkeit. 4. Dein erster Blick sei zugewandt Dem Dampfdruck und dem Wasserstand. 5. Probiere stets, ob alles geht, Und jedes Hähnchen leicht sich dreht. 6. Den kleinsten Teil halt' gut im Stand, So schaffst Du stets mit leichter Hand. 7. Niemals vergesse Fett und Oel, Sonst wird das Führen Dir zur Höll’. 8. Wo ein Maschinenführer schwitzt, Ein Fehler in der Hand ihm sitzt; Weiß er sein Feuer recht zu schüren, Braucht er sich halb so rasch zu rühren. 9. Halt' dünn bedeckt den ganzen Rost, Weil er Dich sonst viel Kohlen kost’t. 10. Maschinenhaus soll hell und rein, Und blank soll die Maschine sein! — . (Zeitschrift des Bayer. Revisions-Vereins.;