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2644 PAPIER-ZEITUNG Nr. 60 Herstellung von wasser- und fettdichtem Papier Waldo Spaulding in East Pepperell, Staat Massachusetts, erhielt das amerikanische Patent 837 005 für ein Verfahren, Papier undurchdringlich für Wasser, Fett, Säuren usw. zu machen. Der wesentlichste Bestandteil der Tränkungs flüssigkeit ist eine Kasein-Emulsion, welche aus etwa 10 Gewichtsteilen Kasein, 80 Gewichtsteilen Wasser und 6,4 Gewichtsteilen Borax besteht. Man erhält die Emulsion, indem man zunächst Kasein 12 Stunden lang in der halben Menge Wasser aufweicht, dann den Rest des Wassers hin zufügt und die Masse unter beständigem Umrühren auf etwa 100 0 erwärmt. Den Borax setzt man in der Zwischen zeit hinzu. Die Behandlung des Papiers mit dieser Emulsion kann geschehen, wenn das Papier das Sieb der Papier maschine verlassen hat und sieb noch in feuchtem Zu stande befindet, oder das Papier kann in fertigem Zustande behandelt werden. Man leitet zweckmäßig die feuchte oder trockene Papierbahn durch einen die erwärmte Kasein- Emulsion enthaltenden Behälter und entfernt das über schüssige Kasein beim Austritt der Papierbahn aus dem BehältermittelsPreßwalzenoder durch andere bekannte Mittel. Es ist zweckmäßig, die Kasein-Emulsion je nach der Papier sorte mit Wasser zu verdünnen. Am geeignetsten für sehr viele Fälle hat sich das Verhältnis von 1 Gewichtsteil der Emulsion auf 2 Gewichtsteile Wasser erwiesen. Nachdem das Papier das Kaseinbad verlassen hat und das über schüssige Kasein entfernt worden ist, leitet man das Papier durch eine Mischung von Formaldehyd und Wasser, und zwar verwendet man zweckmäßig zu dieser Mischung 1 Ge wichtsteil einer 35 prozentigen Formaldehydlösung und 5 Ge wichtsteile Wasser. Dieses Bad muß kalt sein, um die günstigste Einwirkung auszuüben. Das Kasein wird durch die Einwirkung des Formaldehyds unlöslich gemacht und auf der Papierfaser niedergeschlagen. Nach Entfernung des Ueberschusses des Formaldehydbades wird das Papier in üblicher Weise getrocknet. Um das so erhaltene Papier weich und biegsam zu machen, führt man es durch heißes Wasser oder gesättigten Wasserdampf, wodurch die Fasern und das Kasein anschwellen und alle Zwischenräume an gefüllt werden. Dem heißen Wasser kann 1/2 v. H. Glyzerin zugesetzt werden, um die Wirkung zu steigern. Nachdem darauf das Papier wieder getrocknet wurde, ist es markt fähig. Etwaige Spuren von Säuren oder üblen Gerüchen kann man dadurch entfernen, daß man das Papier durch ein Bad leitet, welches Ammoniak enthält. Amerikanischer Humor The P. T. Journ. bringt Beispiele aus Scraggs Wörterbuch, von denen wir folgende aus dem Buchstaben C wiedergeben: Cash d. i. Bargeld. Eine von Papiermachern sehr begehrte Ware, von der jeder so viel zu bekommen und so wenig her zugeben sucht, als er kann. Wenn sie fehlt leidet alles Not. Chemists d. i. Chemiker. Die Schöpfer der Papierchemie werden vielfach als Papiermacher in Lackstiefeln bezeichnet, sie versuchen selten, in der Fabrik Papier zu machen, erzielen aber wundervolle Ergebnisse im Laboratorium. Die meisten Fabrikanten kennen die in den Fabriken benutzten Chemikalien und verstehen sie mit Erfolg zu verwenden. Wohl ihnen, wenn sie sich damit begnügen und es anderen überlassen, die wunder baren Entdeckungen der Chemiker auszuprobieren. Aber nur wenige sind so zurückhaltend, sie dürsten nach Ruhm und Ge winn und lassen sich häufig zu unweisen Maßnahmen ver führen. Hiermit sollen jedoch nicht die chemisch gebildeten, praktischen Papiermacher gemeint sein, sondern nur die Theo retiker, die vom Papiermachen nicht mehr verstehen als ein Schneider, aber den Praktikern dennoch mit neuerfundenen Leimverfahren, Kunstdruck-Streichfarben usw. den Kopf ver drehen. Zuerst kommen in der Fabrik Chemikalien mit darauf gedruckten Namen an, die nur ein Chemiker aussprechen kann. Dann erscheint der nach neuester Mode gekleidete Erfinder selbst, bindet eine Schürze um und gibt Anordnungen in Aus drücken, die den meisten Angestellten spanisch vorkommen. Mit dem Fortschreiten des Versuchs wird der Erfinder unruhig und scheint den verschiedenen Wandlungen, welche die Roh stoffe erfahren, nicht mit Sachverständnis folgen zu können. Er hatte nur im Laboratorium Erfolg erzielt, der im Großen versagt und alle Beteiligten, vom Besitzer bis zum geringsten Arbeiter mißmutig macht. Seine Erklärungen befriedigen nie mand, und er drückt sich so gut er kann. Die scherzhafte Darstellung läßt erkennen, daß es jen seits des Ozeans Unwissenden oder Schwindlern häufig gelingt, die Praktiker zu Versuchen zu bewegen, die sie bei besserer chemischer Ausbildung ablehnen würden. Gefährlichkeit elektrischer Betriebseinrichtungen? Die an den maßgebenden Stellen gegenwärtig herrschende Auffassung hat zur Vorlage und Durchberatung eines Gesetz entwurfes im preußischen Abgeordnetenhause geführt, nach dessen Inhalt elektrische Anlagen zu denjenigen gehören sollen, welche polizeilicher Prüfung und Ueberwachung zu unterstellen sind. Demgegenüber verdient eine Aeußerung Beachtung, die zur Frage der Gefährlichkeit elektrischer Einrichtung im Fabrikbetriebe in der kürzlich in Nürnberg abgehaltenen 13. Hauptversammlung des Vereins deutscher Revisions- Ingenieure gemacht wurde. An einen Vortrag des Ober- Ingenieurs Schuberth über »Die elektrischen Betriebe, ihre Gefahren, Sicherheits- und Unfallverhütungs-Vorschriften« knüpfte Herr Major a. D. Reinold unter anderm folgende Bemerkungen: Unter elektrischen Betrieben mit Gefahren denke ich zunächst an Elektrizität erzeugende, also an die der Berufsgenossenschaft der Feinmechanik zugehörenden Betriebe. Zu der Frage, in welchen anderen Betrieben die Elektrizität als Gefahrbringer eine nennenswerte Rolle spielt, möchte ich folgendes bemerken: Bekanntlich sind es die sogenannten schmierigen Betriebe, in denen der elektrische Strom nur allzuleicht Gelegenheit findet, die ihm vorgeschriebenen Wege teilweise zu verlassen und auf Ab- wegenSchaden zu stiften, oder wenigstens sich unangenehm fühlbar zu machen. Das gilt vornehmlich von Fleischerei-Betrieben, daneben von Zuckerraffinerien, chemischen Betrieben und Brauereien. Säuren und salzigen Flüssigkeiten wendet sich der elektrische Strom mit so lebhafter Neigung zu, daß die Aufrecht erhaltung der Isolierung von Leitungsdrähten und von elektrischen Apparaten in’ Räumen, die z. B. der Aufbewahrung und Ver arbeitung von Fleisch dienen, sehr schwierig ist. Ganz gelingt sie überhaupt kaum, und die in Kellerräumen der Berliner Fleischerei-Betriebe Beschäftigten müssen meist mit mehr oder weniger Elektrizität im Leibe ihre Hantierungen vornehmen. Das ist aber nicht allzu schlimm. Mit Maß genossen, bis zu etwa20 Milliampere, zählt derelektrische Strom ja sogarbekanntlich zu den wohltätigen Heilmitteln, und Unglücksfälle gehören selbst in den eben genannten, der Gefahr am meisten ausgesetzten Betrieben zu den großen Seltenheiten. Ein vorstehender Stellschrauben kopf an der rechten Stelle ist in der Eigenschaft als Gefahr bringer der größten elektrischen Einrichtung über. Ich glaube, das kommt daher: Es gibt keine zweite Einrichtung in unseren Betrieben, bezüglich deren so genaue klare und ein wandfreie Festsetzungen über dasjenige bestehen, was sein muß, damit alles gut sei. Der Auftraggeber, welcher die Sicherheits vorschriften des Verbandes deutscher Elektrotechniker dem Vertrage anheftet, kann ruhig sein. Dafür aber, daß er diese Vorsicht übt, sorgt die Feuerversicherungsgesellschaft. Auch würde keine namhafte Elektrizitätsfirma Neigung verspüren, sich der Beachtung dieser Vorschriften zu entziehen, die, auch von der Regierung anerkannt, schon seit Jahren zwingend gewirkt haben, wie ein Gesetz. So weiß denn jede Firma, die einen Auftrag übernimmt, daß sie jenen Vorschriften in Hinsicht der Verwendung einwandfreien Materials und sachverständiger Aus führung unbedingt unterworfen ist, wie es der Konkurrent auch sein würde. Anderseits ist die technische, d. h. konstruktive Sicherheitsvorsorge für eine elektrische Einrichtung recht ein- facher Natur. Aber nicht genug damit. Auch die Polizei hilft, nachdem sie, von einer schlecht unterrichteten Volksmeinung gedrängt, in der Elektrizität ein Sorgenkind gefunden hat, dem in nächster Zeit ein strenger Vormund bestellt werden wird, durch das im preußischen Abgeordnetenhause durchberatene Elektrizitäts- Polizeigesetz. Auf unserem Arbeitsfelde hilft auch das Reichs-Versicherungs amt. Wo die bessernde Hand an Unfallverhütungsvorschriften angelegt werden soll, da verspürt man neuerdings eine starke elektrische Strömung. Gerade auf dem Gebiet, auf welchem wir zu wirken haben, ist die Elektrizität viel besser als ihr Ruf. Gewiß bringt sie den Arbeitern in unseren Betrieben nicht nur Wohltaten, von denen ich hier nur den Wegfall von Transmissionen nennen will, sondern auch eine neue Gefahr. Wer mit einer Leitung auch nur wenig hochgespannten Wechselstromes ungeschützt unter ungünstigen Nebenumständen in Berührung kommt, kann das Leben einbüßen — in weniger qualvoller Weise, als durch eine alte Transmission. Aber dagegen, daß eine solche Berührung stattfindet, läßt sich um vieles leichter vorsorgen und wird gründlicher und zielbewußter schon seit längerem vorgesorgt, als gegen zahlreiche, recht alte Betriebsgefahren. Auch auf die Gefahren elektrischer Einrichtungen müssen wir unsere Aufmerksamkeit richten. Aber ich möchte in unserem Kreise anregen, daß es unbeeinflußt von einer unsachverständigen, jetzt herrschenden Modemeinung geschieht. Die Elektrizität tritt in unsern Betrieben stark hervor als Wohltäterin der im Betriebe Beschäftigten; nur selten wird sie Gefahrbringer sein.