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Verein der Papier- und Schreibwarenhändler Kölns Am io. Juli fand die erste Generalversammlung statt, welche gut besucht war. Der erste Vorsitzende gab eine Uebersicht über das vergangene Geschäftsjahr. Er legte dar, von welch großem Nutzen der Zusammenschluß aller Fachkollegen sei. Der Gründung des Vereins am 2. Juni 1906 folgten 11 ordentliche und eine außerordentliche Sitzung, welche fast alle recht zahl reichen Besuch zu verzeichnen hatten. Zur besseren Ver arbeitung der einlaufenden Klagen wurde eine besondere Be schwerdekommission eingesetzt, welche in Verbindung mit dem Vorstand das eingegangene Material auf seine Richtigkeit hin prüfte und das Weitere veranlaßte. Im Laufe des Vereinsjahres wurde Stellung genommen zum 8 Uhr-Ladenschluß, desgleichen gegenüber solchen Fabrikanten und Grossisten, welche in direktem oder indirektem Verkehr mit Warenhäusern stehen. Zur besseren Entwicklung ist der Verein dem Deutschen Papier- und Schreibwaren-Verband in Düsseldorf, welcher schon etwa 1200 Mitglieder zählt, angegliedert. Dadurch erhalten die Mit glieder die wöchentlich erscheinende Zeitschrift »Der Papier händler« umsonst. Mit einer Aufforderung an die Versammlung zur weiteren tätigen Mitarbeit schloß der Referent seinen Bericht. Dem folgenden Bericht der Beschwerdekommission entnehmen wir folgendes: Die Kommission bestand aus 9 Mitgliedern; die Zusammen setzung war so, daß fast alle Unterabteilungen des Papierfaches in derselben vertreten waren. Es wurden 14 Sitzungen ab gehalten, in welchen 17 Fälle zu erledigen waren. 14 von diesen wurden ganz erledigt, während 3 ins neue Vereinsjahr hinüber genommen werden müssen. In 7 Fällen ging die Kommission gegen Lehrer vor, welche trotz des hierüber bestehenden Ministerialerlasses Waren einkauften und an Kinder verkauften. In zwei Fällen wurde mit Fabrikanten verhandelt, deren Fabrikate durch ein Warenhaus unter dem festgesetzten Einheitspreis an geboten wurden. Des Weiteren wurde der Regierung unter breitet, daß die Schulbücher für Ostern dieses Jahres bis heute noch nicht fertiggestellt seien, in derselben Angelegenheit wurde mit der Verlagsfirma sowie mit dem Lehrer- und Lehrerinnen-Verein verhandelt, sowie in einem Sprechsaalartikel in den Tagesblättern der Oeffentlichkeit Kenntnis gegeben. So dann wurde mit dem Erzbischöfl. Gen.-Vikariat korrespondiert wegen Verkaufs der Kerzen und Gebetbücher durch die Küster anläßlich der Erstkommunion. Leider ist diese Angelegenheit immer noch nicht erledigt, da ein Einigungsvorschlag nicht angenommen wurde. Dem Herrn Oberpräsidenten der Rhein provinz wurde eine Eingabe unterbreitet, um das Blenden der Schaufenster an Sonntagen zu beseitigen. Die Schulbehörde wird, auf entsprechende Vorstellung hin, künftig zum Herbst eines jeden Jahres dem Verein die Neue rungen der Schulwaren zu Ostern des kommenden Jahres mit teilen, damit die Mitglieder Zeit gewinnen, sich dieselben recht zeitig zu beschaffen. Eine weitere Beschwerde betraf den Ver kauf der Schulartikel an der Kgl. Baugewerkschule in Köln; auch hierin hatte der Verein vollen Erfolg, da künftighin den Schülern nichts mehr verabfolgt wird. Der Kassenbericht schloß mit 388 M. in Einnahme und 332 M. 78 Pf. in Ausgabe und 55 M. 22 Pf. Bestand ab. Dem Kassierer wurde Entlastung erteilt. 'Die Statuten des Vereins waren einer Revision unterzogen worden und wurden dem Anträge des Vorstandes gemäß wie folgt geändert: Titel des Vereins: Verband Deutscher Papier- und Schreib warenhändler, e. V., Ortsgruppe Köln. Der Jahresbeitrag be trägt 8 M. Die Sitzungen finden an jedem zweiten Donnerstag im Monat statt. Diese Abänderungen wurden einstimmig an genommen. Die Erhöhung des Jahresbeitrages wurde haupt sächlich damit begründet, daß fürs kommende Vereinsjahr ein größerer Betrag für Propaganda zurückgestellt werden soll. Hierauf fand die Neuwahl des Vorstandes sowie der Beschwerde kommission statt. Ein Antrag, dem bewährten Verbandsvorsitzenden Herrn R. van den Bergh in Düsseldorf für sein loyales Verhalten auf der Generalversammlung des Deutschen Papier-Vereins in Ham burg ein Dankschreiben zu senden, fand einstimmige Annahme. Desgleichen ein Antrag, welcher das schriftliche Einreichen der Beschwerden betraf. Die Versammlung wurde nach 12 Uhr vom ersten Vorsitzenden geschlossen. Vorlagen für Renaissanceschrift Die Schrift muß federgemäß sein, sagen alle Schrift kundigen. Die Schrift soll keine Formen aufweisen, die die Schreibfeder nicht naturgemäß hergeben kann. Man ist sich klar darüber, daß unsere europäische Schrift in ihrem Charakter lediglich als Ergebnis der europäischen Schreibfeder aufzufassen ist. Viele Köpfe haben sich schon damit beschäftigt, unsere Schrift umzugestalten, und neuerdings erscheint ein Buch unter dem Namen »Renaissanceschrift« von Rudolf Blanckertz in Berlin. Der Verfasser spricht in diesem Heftchen, das als Vorlagewerk für eine Schreib- und Zierschrift gedacht ist, die Ueberzeugung aus, daß der Humanismus nicht nur in der Kunst und im Kunstgewerbe jene schönen eigenartigen Formen hervorbrachte, die man als Renaissance bezeichnet, sondern daß auch die Handschrift an dieser Verjüngung und Neubildung teilgenommen hat. Schon das 15. Jahr hundert legte die bis dahin steilen Buchstaben mehr und mehr nach rechts geneigt auf die Schriftlinie. Die starren Zeichen schmiegten sich mehr aneinander und ineinander. Zweckentsprechende Aenderung des bisherigen Schreib geräts erleichterte den gewünschten Erfolg. Der Schnabel der Feder wurde abgeschrägt, und zwar erwies sich eine Feder aus Rohr hierfür zunächst als besonders brauchbar. Später gab man dem Gänsekiel den gleichen schrägen Spitzenschnitt. Den Ausführungen und Abbildungen des Blanckertz’schen Werkes ist zu entnehmen, daß durch die Renaissancebewegung in der Hauptsache zweierlei Schrift formen sich Bahn gebrochen hatten, die der Verfasser als reine Renaissance und kursive Renaissance bezeichnete. Für beide Schriftformen bringt das Werkchen von Rudolf Blanckertz Alphabete und ganze Schriftsätze als Beispiele. Sie sind allerdings nicht Kopien aus der Renaissancezeit, sondern Vorlagen, die sich an Schreibschrifttypen jener Zeit nur anlehnen, unter Berücksichtigung der verschiedenen Entwicklungsstufen, und die nicht mit der alten Federpose, sondern mit einer Stahlfeder geschrieben werden, welche die Firma Heintze & Blanckertz unter dem Namen Ly-Feder für diesen Zweck herstellt. Die Schriftzüge der reinen Renaissance und ihrer kursiven Form sind streng feder gemäß, aber trotz der Anlehnung an die Formen früherer Jahrhunderte doch für die Gegenwart zeitgemäß. Um jedem, der sich für diese neuzeitgemäße Schrift interessieren will, Gelegenheit zu geben, frei zu individualisieren, ist dem Vorlageheft eine Buchstabentafel beigegeben, welche das europäische Alphabet auf die einfachsten Grundformen zu rückführt, die Schrift in ihrem eigentlichen Gerippe, ohne schmückenden Behang oder mit anderen Worten in dem Zustande zeigt, den von Larisch als Grundstock für eine etwaige Neubildung unserer Schrift kennzeichnet. Er bildet den Urzustand unseres europäischen Alpha bets. Haben wir diesen vollkommen erfaßt, so werden wir uns bei Benutzung der Ly-Feder leicht selbst Schrifttypen schaffen können, die sowohl federgemäß wie zeitgemäß sind. A. Probenschau Die hier beschriebenen Gegenstände können während der nächsten 14 Tage in der Bücherei des Papierhauses, Dessauer-Str. 2, besichtigt werden. Diese steht wochentäglich von jo bis 1 und von. 3 bis 6 zur Benutzung frei. Blechleim, Marke B, von Ferdinand Sichel in Limmer vor Hannover. Gewöhnlicher Kaltleim klebt auf Blech schlecht und läßt das Papier bald abspringen. Obige Firma hat für diesen besonderen Zweck den Klebstoff hergestellt, der als Blechleim, Marke B, bezeichnet wird. Die uns gesandte Probe ist goldgelb, geruchlos und sehr stark eingedickt. Nach starkem Wasserzusatz für den Gebrauch fertig, ge stattet dieser Leim, das Papier ohne jede Vorbereitung auf Blech zu kleben. Es haftet nach dem Trocknen sehr fest und springt nicht ab.