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Papier-Verein Berlin und Provinz Brandenburg Protokoll der Sitzung vom 20. September 1907 im Papierbaus, Dessauerstraße 2 Der Vorsitzende Herr Engel eröffnet um 9 Uhr die Sitzung mit einer Begrüßung der Anwesenden, insbesondere des Ehrenpräsidenten Herrn Kommissionsrat Tetzer, und ver teilt hierauf ein Rundschreiben der Aeltesten der Kaufmann schaft, welches in Fortsetzung früherer Rundschreiben nähere Anleitung zum Gebrauche von Schecks im Geschäfts verkehr enthält. Insbesondere befaßt sich dieses Schreiben mit der Erläuterung und Empfehlung des nur zur Ver rechnung dienenden Schecks. Hierauf berichtet der Vor sitzende über den Erfolg in Sachen des Verkaufs von Schulmaterialien am Wilhelm Gymnasium. Nach Mitteilung eines anwesenden interessierten Mitgliedes hat der Direktor dieses Gymnasiums angeordnet, daß nur die vorhandenen Bestände des Schuldieners auszuverkaufen sind und da nach der Verkauf gänzlich einzustellen sei. Die Ver sammlung nimmt mit Befriedigung hiervon Kenntnis. Zum Punkt 1 der Tagesordnung berichtet Herr P. Th. Richter über den Verlauf und die Erfolge der General versammlung des Deutschen Papiervereins in Hamburg und hebt als sehr erfreulich den Umstand hervor, daß die Zu sammenkunft in Hamburg zu einer weiteren Stärkung des Deutschen Papiervereins geführt hat, indem sich in Ham burg ein Zweigverein gebildet hat, welchem einige 40 Mit glieder aus allen Kreisen des Hamburger Papierbandels (Ausfuhrhändler, Großhändler und Kleinhändler) sofort bei getreten sind. Auf die Einzelheiten der Beratung der General versammlung erübrigt es sich, hier genauer einzugehen, da ein umfangreicher Bericht von der Papier-Zeitung ver öffentlicht wurde. Indessen muß erwähnt werden, daß der Redner am Schlüsse seiner Ausführung dem Vorsitzenden des Deutschen Papiervereins, Herrn Kommissionsrat Tetzer, besonderen Dank dafür zollte, daß er trotz der durch die rheinischen Kollegen auf der Generalversammlung in Ham burg geschaffenen schwierigen Lage das Amt eines ersten Vorsitzenden wieder übernommen hat. Die Versammlung schließt sich einhellig dem ausgesprochenen Dank an. Es wurde ferner nochmals die außerordentlich gastliche Aufnahme, die die Mitglieder des Deutschen Papiervereins durch die Hamburger Kollegen gefunden haben, hervor gehoben. Ueber eine gegen Schluß der Generalversammlung verfügte Einschränkung der Redefreiheit fand eine Aus- sprache statt, durch welche die Begründung dieser Maß- regel erwiesen wurde. Zu Punkt 2 der Tagesordnung begründet Herr Schaal den Antrag auf Versendung der Vereinsprotokolle an alle , ac ^genossen und führt aus, daß der Abdruck der Protokolle indem Vereinsorgan (der Papier Zeitung) nicht ausreichend se1, um das Interesse insbesondere derjenigen Mitglieder, welche entweder dem Vereinsleben fernstehen, oder aus Mangel an Zeit die Papier-Zeitung nur flüchtig lesen, wach u halten. Er weist auch darauf hin, daß die Papier-Zeitung fider immer noch von vielen Fachgenossen nicht gehalten "ird. Durch direkte Versendung der Protokolle würden de Fachgenossen von den im Papier-Verein sich zu- simmenschließenden Bestrebungen, welche die Interessen ■er Zweige dieses Faches, insbesondere auch die der deeinhändler nachdrücklichst wahrnehmen, auf dem Laufen- Ren erhalten. Der zunächst dafür in Aussicht genommene । ctrag von 500 M. könne gegenüber der glänzenden Finanz- 8 e des Vereins nicht abschreckend wirken. Nachdem ° c h der Schatzmeister des Vereins, Herr Schartiger, be- ,8 |: > daß das Vereinsvermögen u. a. allein 8000 M. Wert- Papiere enthält, gibt die Versammlung ihre Zustimmung zu (I 01 vorschlage und bewilligt die erforderlichen Kosten aus di rpe reinskasse. Herr Ferenczi stellt bereitwilligst den durch Ver apier-Zeitung herzustellenden Satz dieser Protokolle dem datein für die Sonderabdrücke zur Verfügung und betont, zu h k Se Maßnahme geeignet sein dürfte, das Vereinsleben heben und somit dem ganzen Fache zu dienen. Zum Punkt 3 der Tagesordnung, Besprechung über die Verkaufsbedingungen des Vereins Deutscher Papierfabrikanten } erstattet der Vorsitzende Herr Engel einen längeren Be richt, aus dem hervorgeht, wie die Verkaufsbedingungen des Vereins DeutscherPapierfabrikanten zustande gekommen sind. Im Jahre 1900 fand im Kaiserhof eine Versammlung der Papierfabrikanten statt, zu welcher auch Vertreter des Papier-Großhandels eingeladen waren. Trotzdem sich beide Parteien über manche Punkte nicht einigten, wurden die Verkaufsbedingungen einseitig vom Verein Deutscher Papier fabrikanten als giltig bezeichnet. Leider findet sich in dem von O. Winkler und Dr. H. Karstens herausgegebenen Buche »Papier-Untersuchung« der Vermerk, daß diese Verkaufs bedingungen als rechtsverbindlich für alle Käufe von Papier gelten. Nach jahrelangen Verhandlungen einigten sich Vertreter des Papiergroßhandels und der Papierfabrikanten auf neue Verkaufsbedingungen. Zum großen Erstaunen der Abgeordneten nahm aber die Generalversammlung des Vereins Deutscher Papierfabrikanten die mit seinen eigenen Vertretern vereinbarten Bedingungen nicht an, bezeichnete vielmehr die 1900 von ihm einseitig aufgestellten Be dingungen als maßgebend und versandte diese als bindend für Papierkäufe an sämtliche deutsche Gerichte. Die interessierten Verbände des Papierhandels und der Verarbeitung, insbesondere der »Papier-Industrie-Verein«, hatten dagegen Front gemacht, weil eine derartige ein seitige Festlegung von Handelsbräuchen, die z. T. keine Handelsbräuche sind, sondern Wünsche der Papieifabri kanten, die Interessen der Verbraucher schädigen und die Papier-Großhändler besonders, die als Vermittler zwischen Er zeugern und Verbrauchern stehen, in eine äußerst un angenehme Lage bringen würden. Der Verein Berliner Papier- Großhändler wandte sich daraufhin an die Handelskammer und begründete, daß jene Bedingungen nicht maßgebend seien. Augenblicklich ist eine starke Bewegung im Gange, zu dem Zweck, in gemeinsamen Beratungen dasjenige von den Verkaufsbedingungen, was wirklich Handelsbrauch ist, festzulegen. Der Papier-Industrie Verein hat den Deutschen Papier-Verein ersucht, auch seinerseits Delegierte zu diesen Beratungen zu ernennen. Es entspinnt sich hier über eine längere Debatte, ob dieser Weg der zweck mäßige sei. Herr Mensch weist darauf hin, daß der Fach ausschuß für Papier und die graphischen Gewerbe bei der Handelskammer zu Berlin durch seine Zusammensetzung, in welcher Papierverarbeitung aller Art, Groß- und Klein handel, gleichmäßig vertreten sind, das geeignete Gremium sei, um diese Frage sachgemäß zu entscheiden Mehrere Redner, u. a. Herr Stieg } schließen sich dieser Ansicht an. Herr Max Krause jun. ist entgegengesetzter Ansicht, die er insbesondere damit begiündet, daß es sich nicht um Verkaufsbedingungen oder Handelsbräuche für Berlin, sondern für das ganze Deutsche Reich handelt, und wünscht demgemäß, daß die Beratungen sowie die Beschlußfassung nicht dem Fachausschuß, sondern Delegierten aus allen interessierten Vereinen überlassen werden, wodurch die Ansichten und Wünsche der Interessenten des ganzen Reichs besser zum Ausdruck kämen. Herr Engel stellt fest, daß der Deutsche Papier-Verein bereits zugestimmt habe, Abgeordnete zu einer vom Papier industrie-Verein einzuberufenden Versammlung zu senden. Der Präsident des Deutschen Papier-Vereins wünsche diese Abgeordnete vom Zweigverein Berlin vorgeschlagen. Die Versammlung beschließt in diesem Sinne, trotzdem die Herren Mensch und Berliner nochmals für die Ueberweisung an den Fachaus schuß eintreten. Es werden nunmehr 3 Delegierte gewählt: die Herren Bruno Engel, Ernst Kuhn und Gustav Kleesen. Bei der vorgeschrittenen Zeit wird Punkt 4 von der Tagesordnung, lautend: Sonder Vorteile Jür die Mitglieder des Papier-Vereins beim Waren-Einkauf, abgesetzt. Zu Punkt 5, Verschiedenes, berichtet Herr Schaal, daß mit der Leitung der Allgemeinen Ausstellung für Schreib-