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3416 PAPIER-ZEITUNG Nr. 78 Papierfabrikation in' Finland. Das Anziehen der Preise und die starke Nachfrage in Amerika, England und Deutschland, aber auch in anderen Ländern hat zur Folge gehabt, daß in den letzten 21 Monaten vieles geschehen ist, um die finnischen Papierfabriken soweit nötig zu modernisieren und durch Er richtung neuer Betriebe den größer gewordenen Bedarf zu decken. Anfangs 1906 zählte Finland 31 Holzstoffabriken, 10 Zellstoffabriken und 19 Papierfabriken. Im Laufe des Jahres 1906 wurden gebaut die Fabriken Läskelä und Weänekoski für naturbraune Papiere, dann errichtete die Firma A. Ahlström eine größere Fabrik für ebensolches Papier bei Kauttua, dann wurden die Holzstoffwerke Enso und Niemiskoski mit Maschinen für die Anfertigung naturbraunen Papiers versehen. Die Kangaskoski-Holzstoffwerke haben nunmehr denselben Artikel aufgenommen, und die Aktiengesellschaft Simpele hat ein Braunpapierwerk in den Gebäuden der früheren Atlas- Papierfabrik errichtet. Zellstoffabriken sind eine große Zahl entstanden. Am Lojo-See die neue Zellstoffabrik von Hj. Linder, in Kotka die Werke von W. Gutzeit & Co., sowie von Kotka Cellulosefabriksaktiebolag (beide fabrizieren Sulfatstoff), ferner Kymmene Aktiebolag im Werke Voikka. Im Frühjahr 1907 wurden weitere Vergrößerungen und Neueinrichtungen be schlossen. In Loimijoki will ein Syndikat ein Holzstoff- und und ein Braunpapierwerk errichten. An den Kissakoski-Fällen will eine Gesellschaft eine Sulfatzellstoffabrik bauen lassen. Die Kemi Trävaruaktiebolag will bei ihren großen Sägewerken in Kemi eine Sulfatzellstoffabrik errichten lassen, um Sägespäne zu verarbeiten. Takfilt- und Pappersbruksatiebolaget in Tammer- fors will die Holzstoffwerke erweitern, und Gutzeit & Co. sind schon damit beschäftigt, ihre Zellstoffabrik in Kotka auf eine Jahresleistung von 18000 Tonnen zu bringen. Die Tolkis-Cellulose- fabrik läßt einen neuen Maschinensaal für die Herstellung von Karton errichten. Die Entwicklung der meisten Betriebe hat unter den immer mehr wachsenden Ansprüchen der Arbeiter schaft gelitten und dürfte noch weiter leiden. K. (Mercator) Wie steigere ich meinen Nutzen? Diese Frage ist das Sinnen jedes denkenden Geschäfts mannes und auch die Papierfabrikanten sind, jeder für sich und durch Bildung von Fachvereinen, bemüht diese Frage zu lösen. Die meisten Bestrebungen gehen darauf aus, durch Bildung von Konventionen und Kartellen alle Fabrikanten, oder bestimmte Gruppen, nach den Fabrikaten getrennt, zusammenzuschließen und durch Festlegung von Preisen oder durch ein gemeinschaft liches Verkaufsbureau ihren Verdienst zu steigern. Dieser Weg nimmt den Fabrikanten viel von ihrer Selbständigkeit und hat deshalb noch selten zum Ziele geführt. Auch lassen sich viele Fabriken, die eine ganze Reihe von Papiersorten erzeugen, schwer zu einer Interessengruppe vereinigen. Die Gründung von Konventionen wird besonders auch durch viele Fabrikanten erschwert, die da glauben ihren Vorteil besser wahren zu können, wenn sie sich der geplanten Vereinigung nicht an schließen, um nachher als Außenstehende durch Unterbietung der Konventionspreise die Aufträge wegzuschnappen, sodaß sie voll beschäftigt sind, ohne sich dem Zwange zu fügen, den jede Vereinigung mit sich bringt. Aus diesem Grunde müßte zunächst die Interessensphäre aller Fabriken in der Art festgelegt werden, daß sie nur an Plätze liefern dürfen, wohin die Frachtspesen 10 v. H., oder einen anderen, durch den Verein deutscher Papierfabrikanten zu be stimmenden Teil des Verkaufspreises für Lieferungen von 10000 kg frei Verbrauchsort nicht übersteigen. Die Lieferung kleinerer Mengen zu höheren Frachtsätzen innerhalb der durch die Doppelladungsfracht festgesetzten Grenzen darf natürlich nicht ausgeschlossen werden. Auf diese Weise kann zunächst an Frachtkosten gespart werden, dann wird aber auch die Zahl der Fabrikanten, die an einem Platze konkurrieren, kleiner, so daß viel leichter Verständigung in dieser kleinen Gruppe möglich ist. Jeder Fabrikant wird auf diese Weise vielleicht einen Teil seiner alten entfernt wohnenden Kundschaft verlieren, dafür kann er sich aber leicht innerhalb seiner Interessensphäre neue erobern, da es auch hier Kunden geben wird, die später auf sein Fabrikat angewiesen sind, weil die früheren Lieferanten sein Gebiet meiden müssen. Der Gewinn für die früher nach weiten Entfernungen gelieferten Waren ist infolge der hohen Frachten meistens sehr gering, sodaß es wenigen schwer fallen wird, diese Lieferungen einzustellen, um in der Nähe, bei gleichen oder möglichst aufgebesserten Preisen, was infolge der kleineren Konkurrenz nicht mehr so schwer sein dürfte, größeren Gewinn zu erzielen. Die Einhaltung der getroffenen Vereinbarungen wird leicht zu kontrollieren sein, wenn jeder Fabrikant sich verpflichtet, einer zu ernennenden Vertrauensperson Mitteilungen über die Beförderungsart und die Frachten zu machen. Es sollte mich freuen, wenn diese Anregung zu einem Meinungsaustausch an dieser Stelle und später in der General versammlung des Vereins Deutscher Papierfabrikanten zu einem Entschluß führen würde, der jedem Fabrikanten zum Nutzen gereichte, -e. Internationale Gewerbe-Ausstellungen im Ausland 1. Internationale Industrie-Ausstellung Turin 1911 Zur Feier des 50jährigen Jubiläums der Ausrufung Italiens zum Königreich ist die gleichzeitige Abhaltung einer geschicht lichen, Altertums- und Kunst-Ausstellung in Rom, in Turin da gegen diejenige einer Industrie Ausstellung beschlossen worden, die beide internationalen Charakter haben sollen. Für die Turiner Internationale Industrie-Ausstellung sind bereits Aus schüsse gebildet worden, und den Vorsitz über den Haupt- Ausschuß hat der Bürgermeister von Turin, Senator Frola, mit den zuletzt im Amt gewesenen vier Bürgermeistern der Stadt als Stellvertretern, übernommen, während der Herzog von Aosta Ehrenvorsitzender ist. Der angesehene Parlamentarier Tommaso Villa, der sich u. a. auch als Hauptvertreter Italiens bei der Pariser Weltausstellung 1900 bereits bewährt hat, ist Vorsitzender des ausführenden Ausschusses. Zur Uebernahme der Schutz herrschaft über die Ausstellung hat sich der König bereit erklärt. Die nötigen Geldmittel, die auf 5—6 Mill. Lire veranschlagt werden, sollen durch nicht zurückzahlbare freiwillige Beiträge und durch rückzahlbare Anteilscheine von je 100 Lire auf gebracht werden. Bei der Unterzeichnung ist 1/4 bar einzuzahlen und von den restlichen 3/4 je 1/4 in einem jeden der nächsten 3 Jahre. Bis Ende Juni 1907 waren ungefähr r1/2 Mill. Lire auf gebracht worden. Seitens der Stadt Turin soll ein großer Zu schuß in Aussicht stehen; man vermutet 1— 11/2 Mill. Lire, wo bei zu bemerken ist, daß die Stadt bei früheren Ausstellungen eine Zunahme ihrer Einnahmen für Verbrauchssteuern von ungefähr 1 Mill. Lire gehabt hat, sodaß die Gewährung des Zuschusses für die Stadtverwaltung eine besondere Belastung nicht bedeutet. Die auf breiter Grundlage aufgebaute Veranstaltung ver spricht nach allem einen über das Maß einer Provinzial-Aus- Stellung hinausgehenden Umfang und, soweit sich beurteilen läßt, in der Tat den Charakter einer größeren internationalen Ausstellung anzunehmen. Ueber etwaige Beteiligung des heimischen Gewerbefleißes wird die Ständige Ausstellungs-Kommission für die Deutsche Industrie in einer demnächst stattfindenden Vollsitzungberaten. Wir werden unsere Leser über das Ergebnis dieser Sitzung unterrichten. 2. Jahrhundert-Ausstellung Buenos-Aires .910 Die Republik Argentinien wird am 25. Mai 1910 ihr roojähriges Bestehen feiern. Aus diesem Anlaß hat der zur Beratung über die Art der Feier einberufene Ausschuß u. a. die Veranstaltung einer Kunst-, Industrie-, Landwirtschafts- und Viehzucht-Aus stellung im Jahre 1910 in Buenos-Aires vorgeschlagen. Die Aussteller des lateinischen Amerikas sollen unter sich in Wett bewerb treten und Ausstellungsräume, Bauten und Preise er halten. Dagegen werden die übrigen Nationen aufgefordert werden, Ausstellungen in eigenen Räumen zu veranstalten und unter sich in Wettbewerb zu treten. Für einzelne Industrie - zweige sind indes allgemeine Wettbewerbe in Aussicht ge nommen, deren Form und Bedingungen noch festzusetzen sind. Zugleich mit der Ausstellung sollen wissenschaftliche und industrielle Kongresse, insbesondere solche veranstaltet werden, die für Fortschritt und Gedeihen des lateinischen Amerikas förderlich sind. Das gesamte Ausstellungsgebiet wird rd. 80 ha bedecken, wo bei die Kosten vorläufig auf 4 Mill. Pesos geschätzt werden. Die andern Ausgaben für die Jahrhundertfeier werden auf 8 Mill Pesos veranschlagt, sodaß sich eine Gesamtsumme von 12 Mill. Pesos ergibt, die durch Abgaben auf Sportveranstaltungen und auf Parfümeriewaren eingebracht werden sollen. Nach dem von der Ausstellungsleitung ausgearbeiteten Plan handelt es sich um eine in großem Stile geplante Veranstaltung, die in 19 großen Abteilungen und Pavillons das Bildungs- und Unterrichtswesen, die Werke der Kunst und Wissenschaft, der Volkswirtschaft, der Hygiene und des öffentlichen Sanitäts dienstes, der Kolonisation, des Landbaues und der Gartenbau kunst, der Forstwirtschaft, der Jagd und Fischerei, des Minen wesens und der Geologie, des Maschinen- und Transportwesens, der Elektrizität, der Dekoration und des Ausstattungswesens der verschiedensten Industrien, des Ernährungswesens, der See- und Landstreitkräfte umfassen soll. Die amtliche Einladung der ausländischen Nationen durch die argentinische Regierung ist zwar noch nicht erfolgt, dürfte aber in Anbetracht des verhältnismäßig nur kurzen Zeitraumes bald bevorstehen. Bei dem lebhaften Aufschwung, den Argentinien in letzter Zeit genommen hat, und bei dem günstigen Absatzfeld und den weitgehenden Aussichten, die dieses im Aufstreben begriffene reiche Land der europäischen Einfuhr für die Gegenwart und die Zukunft bietet, kann eine Beteiligung des heimischen Gewerbefleißes in weiterem Um fange ernstlich in Betracht gezogen werden. Die Ständige Aus stellungs-Kommission für die Deutsche Industrie wird auch über diese Frage demnächst beraten und hat uns hierüber weitere Nachrichten zugesagt.