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Nr. 78 PAPIER-ZEITUNG 34i5 oder unten wirkt nachteilig auf die sich bildende Papier- bahn; daher ist das richtige Treffen dieser sehr wesentlich, und der Maschinenführer soll bei jeder Aenderung vor sichtig zu Werke gehen, wenn er nicht durch langjährige Erfahrung sich die Fertigkeit einer richtigen Wahl hierin zu eigen gemacht hat. Was von der Schüttelung in bezug auf die Beschaffenheit der verschiedenen Papiersorten ge sagt ist, gilt auch für die Siebsteigung. Namentlich die Durchsicht des Papiers wird davon wesentlich beeinflußt. Da in beiden Fällen Hemmung des Wasserabzuges erstrebt wird, ist aus den unter 1 erwähnten Gründen wahrscheinlich bei dicken Papieren und schmierigem, langem Stoff die Siebsteigung nicht so groß zu nehmen wie bei dünneren Papieren und röschem Stoff. 3. Siebteller Die dritte Einrichtung, die zu guter Verfilzung, erhöhter Festigkeit, gleichmäßigem Gewicht und klarer Durchsicht des Papiers beiträgt, ist der Siebteller. Unmittelbar hinter der Brustwalze angeordnet, vertritt er einen Teil der Re- gisterwälzchen und verhindert, daß zwischen der ersten und zweiten Schaumlatte Wasser durch das Sieb entweicht. Der Spalt zwischen erster Schaumlatte und Sieb, welcher für den Durchgang des Stoffes bleibt, bestimmt die Dicke der Papierbahn. Da nun der Siebteller dem Siebleder eine vollständig ebene, unnachgiebige Auflage gibt, so bildet das Sieb darauf eine vollkommen wagerechte Fläche, anders wie mitunter auf den Registerwalzen, die sich namentlich in breiten Maschinen gelegentlich in der Mitte der Bahn durchbiegen können. Der Siebteller sichert daher bei richtiger Stellung der Schaumlatten eine absolut gleich mäßige Dicke der Papierbahn. Jede Ungleichmäßigkeit in der Dicke bedeutet eine Gewichtsschwankung und ver ursacht bei besseren Papieren meist Ausschuß, da sich jede Unebenheit auch im Weiterverarbeiten auf der Papier maschine nachteilig bemerkbar macht. Schon bei den Saugern zeigt sich dies, indem das Wasser an den dickeren Stellen der Bahn weiter mit fortgeht als an den dünneren. Die dicken Stellen trocknen schwerer als die dünnen, werden, weil noch feucht, von den Satinierwerken zerdrückt und erzeugen Falten beim Aufrollen. Indem auf dem Siebteller die Stoffmasse aufgeschwemmt und das Wasser gestaut wird, erhalten die Fasern Anlaß und Gelegenheit zu gegenseitiger Verschlingung, ehe sie sich aufs Sieb niederlegen, ferner verteilt sich dabei die Stoffmenge gleichmäßig, bis sie in relativer Ruhe aufs Sieb übergeht. Auch hat der Siebteller den Vorzug einer sicheren seitlichen Abdichtung, da infolge der unnach giebigen Unterlage kein Stoff herausquellen kann, und daher schöne scharfe Ränder erzielt werden. Besonders gut be währt hat sich der patentierte Tugendhatsche Siebteller. Mit diesem sind die Schaumlatten samt Deckelstück so ver bunden, daß diese in der Längsrichtung des Siebes ver schoben werden können. Diese Einrichtung bat den Vorteil, daß die Maschinenarbeit den verschiedenen Papieren leicht angepaßt werden kann, sie ermöglicht ferner die Verarbeitung langgelassenen, rösch gemahlenen Ganzzeuges. Durch Verschieben der Schaumlatten in der Längsrichtung des Siebes kann der Maschinenführer den Papierstoff seiner Eigentümlichkeit entsprechend früher oder später ent- Wässern und damit auch die Durchsicht des Papiers ver bessern. Verein französischer Papierfabrikanten Dieser Verein hielt vom 8.—12. September eine Gau- yersammlung in Tours ab. Der gut besuchten Ver sammlung wohnten auch zahlreiche Damen der Papier- ahrikanten bei. Das Geschäftliche wurde am 10. September erledigt. Den wichtigsten Beratungsgegenstand bildete der peschluß über die Gründung einer Papiermacherschule. Herr arbillion, Leiter der elektrotechnischen Schule in Grenoble, oatte einen völlig ausgearbeiteten Plan vorgelegt und be- srmndete diesen in der Versammlung ausführlich. Danach 011 die Papiermacherschule an genannte Anstalt an- Kschlossen werden. Herr Barbillion ersuchte den Verein dm einen ausgiebigen Geldbeitrag zu den Gründungskosten Ke Schule. Die Versammlung beschloß, nötigenfalls einen wsstenbeitrag aus dem Vermögen des Vereins zu be- igen und zunächst keine freiwilligen Beiträge von den Mitgliedern zu erbitten. Es wurde ein Ausschuß gewählt, welcher die Pläne und Kostenvoranschläge prüfen und später die Schule selbst überwachen soll. Mitglieder dieses Ausschusses sind die Herren Augustin Blanchet, Henri Fredet, Navarre, Lucien Lacroix, Ch. Guyot, Louis Boucher und Vigreux. Dieser Ausschuß soll sich unter Hinzu ziehung des Vorsitzenden des Vereins Ende September in Grenoble versammeln. Es wurde den Mitgliedern empfohlen, bei Streitig keiten mit ihren Kunden über die Beschaffenheit des Papiers die nötigen Papierprüfungen im Laboratorium der Pariser Handelskammer vornehmen zu lassen. Der Vorsitzende teilte der Versammlung mit, daß ihm der norwegische Generalkonsul in Paris vorgeschlagen habe, der Verein möge einen gemeinschaftlichen Ausflug seiner Mitglieder nach Norwegen unternehmen und schlug vor, daß eine nächste Versammlung des Vereins aus diesem Anlaß nach Kristiania einberufen werde. Die Beschluß fassung hierüber wurde der nächsten im November abzu haltenden Versammlung des Vereins vorbehalten. Die übrigen Tage wurden mit Besichtigungen von Papierfabriken und Ausflugsorten der Umgebung zu gebracht. Die geplante Besichtigung der Papierfabrik Gouraud in Nantes mußte wegen des gerade in den Ver sammlungstagen stattgefundenen Brandes dieser Fabrik und der Besuch der Papierfabrik von Lanos in Bess-sur- Braye wegen eines eben ausgebrochenen Arbeiterausstandes daselbst unterbleiben. Preiserhöhung für Packpapier in Frankreich Die französischen Packpapierfabrikanten hielten am 14. September in Paris eine Versammlung ab, welche nach längerer Aussprache über die Marktlage einstimmig folgen den Beschluß faßte: Die Packpapierfabrikanten, versammelt im Buchhändlerhause, um über Maßnahmen zu beraten, welche angesichts der neuen Preiserhöhung für Papierstoff, Kohlen und anderen Fabrikbedarf unerläßlich sind, be schlossen einstimmig folgendes: 1. Von heute an werden die Preise von Papieren, welche teurer als 38 Frank die 100 kg sind, um 1 Frank die 100 kg erhöht. 2. Papiere im Wert von über 38 Frank werden im Preise um 2 Frank die 100 kg erhöht. 3. Das Mindestgewicht für Phormium-Papiere wird auf 40 g-qm festgesetzt. Die Preiserhöhung für leichtere Papiere wird von Fall zu Fall von Käufer und Verkäufer festgesetzt. Eine weitere Versammlung soll in der ersten Hälfte des November einberufen werden. Lohntarif der Arbeiter in dänischen Papierfabriken Wie berichtet, hatten die Arbeiter sämtlicher dänischen Papierfabriken den bestehenden Tarif zum 1. September ge kündigt. Anfangs verlangten sie die Einführung eines 8 stündigen Arbeitstages. Sie arbeiten jetzt 12 Stunden in 2 Schichten Tag und Nacht, was, wie die Arbeitgeber selbst einräumen, eine zu lange Arbeitszeit ist, wenn auch die Arbeit oft nur in der Wartung von Maschinen besteht. Da indes bei der Art der Arbeit Aenderung hierin kaum möglich ist, ließen die Arbeiter diese Forderung fallen und wünschten statt dessen mehr Lohn. Hierauf gingen einige von den Fabriken ein, andere jedoch nicht, und der Fachverein der Papierarbeiter war daher entschlossen, mit Ausstand zu drohen, ließ sich aber durch Ver mittlung der zusammenwirkenden Fachverbände davon abhalten. Am 20. September fand eine Sitzung zwischen den Parteien und den Hauptorganisationen statt. Vertreten waren: der Arbeit geber-Verein, die A.-G. »De Forenede Papirfabriker«, Frederiksberg Papirfabrik, ferner die Fachverbände und die Papierarbeiter. Die Verhandlungen zogen sich von mittags bis nach Mitternacht hin. Es gab mühsame Arbeit: die Löhne sind in den verschiedenen Fabriken verschieden, und in jeder von ihnen gibt es 30—40 Lohnsätze für die verschiedenartigen Arbeiten. Die Vertreter der Arbeiter betonten fortgesetzt: wenn sie auf Verkürzung der Arbeitszeit verzichteten, müßten sie einigermaßen reichliche Lohnzulagen beanspruchen. Auf beiden Seiten war man sich darüber klar, daß, wenn ein Abkommen nicht zustande käme, in sämtlichen Fabriken der Ausstand erklärt würde. Schließlich kam man um 11/3 Uhr nachts zur Einigung. Die Arbeiter er halten Lohnerhöhungen um täglich 40 bis 60 Oere; dafür soll das Abkommen, welches alle Anwesenden unterschrieben haben, mit rückwirkender Kraft vom 1. September 1907 an geltend, bis zum 1. Februar 1911 unkündbar sein. bg.