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33^6 PAPIER-ZEITUNG Nr. 77 artigem Glanz, der höchst unangenehm für das Auge ist. Mit Trockenstoffen muß «Jäher sehr vorsichtig umgegangen werden, sonst wird man leicht Mißerfolge verzeichnen, denn nicht jeder Druckerei steht eine Farbmühle zur Verfügung, um die Farbe mit dem Trockenmittel so innig zu verbinden, daß sich letzteres nicht im Farbekasten absondert. Umso dankenswerter ist das Bestreben der chemischen und Farben fabrik in Halle - Ammendorf (Gebr. Hartmann), die nach vielen Versuchen unter Mithilfe von Fachleuten Farben auf den Markt gebracht bat, die so schnell trocknen, wie es mit Trockenstoffen bei gleicher Sauberkeit schwerlich zu erreichen ist. Ein weiterer Vorteil ist der, daß die Farbe nicht wie bei anderen Schnelltrockenfarben auf dem Bogen trocknet, sondern in die Papierfasern einzieht, also nicht die Poren verschließt. Hierin liegt z. B. bei Duplexauto typien ein nicht zu unterschätzender Vorteil, wo nach oder vor dem Schwarz Tonfarben übergedruckt werden. Die Deckkraft dieser Schnelltrockenfarben ist so vor züglich, daß wenig Farbe verbraucht wird. Schreiber dieses hat Bilderformen in der Größe von 80X100 cm ohne zu durch schießen gedruckt. Die vorteilhafte Wirkung war besonders zu bemerken beim Druck klischierter Kataloge auf Postpapier, das seines harten Stoffes wegen ungern verwendet wird. Für bilderlose Werke ist so schnelles Trocknen nicht nötig, manchmal aber erwünscht, z. B. bei echten Hadern- oder Büttenpapieren, ebenso bei Kartonpapieren und Kalbleder umschlag-Papieren. F. Böhme Löhne der Bukarester Buchdrucker Im Domäne-Ministerium versammelten sich in den letzten Tagen die Bevollmächtigten der Buchdruckereibesitzer und der Buchdruckerei-Arbeiter. Da es nicht gelang, einen endgiltigen Lobntarif für die Druckereien auszuarbeiten, einigte man sich vorläufig auf folgende Bestimmungen, die am 1. (14.) September in Kraft getreten sind: 1 Der Arbeiter erhält im ersten Jahre nach Beendigung der Lehrzeit 22 Frank, im zweiten 24, im dritten und vierten 26, im fünften 28 und im sechsten Jahre 30 Frank Wochenlohn. 2. Die Löhne, die beim Inkrafttreten der neuen Ordnung die hier festgesetzten Grenzen überschreiten, werden unverändert beibehalten. Die Arbeiter, deren Löhne kleiner sind als die in der neuen Ordnung festgesetzten, werden entsprechend ihrer Altersklasse befördert werden. 3. Bei den Zeitungen wird statt der Sonntagsruhe ein wöchentlicher Ruhetag eingeführt, der jedem Arbeiter gestattet, in jeder Woche einen vollständigen Ruhetag zu haben. Der Arbeiter ist verpflichtet, sechs Tage in der Woche zu arbeiten. Wenn sich unter diesen Arbeitstagen ein Sonntag oder ein ge setzlicher Ruhetag befindet, erhält er für diesen Tag doppelten Lohn. K. (Buk. Tgbl.) Schiffs-Buchhandlung. Zu den mannigfaltigen Neuerungen welche der neue Schnelldampfer des Norddeutschen Lloyd »Kronprinzessin Cecilie« aufzuweisen hat, gehört auch eine vollständig eingerichtete Buchhandlung. Während die älteren Dampfer nur eingefügte Kästen haben, hat der Architekt Poppe für die »Kronprinzessin Cecilie« schöne, praktische und geräumige Schränke entworfen, welche zur Bequemlichkeit des Publikums beim Ausgang zum oberen Promenadendeck angebracht sind. In den englischen und französischen Häfen, vor allen Dingen aber in Bremerhaven und New York, wird diese Buchhandlung stets mit den neuesten Erscheinungen versehen, sodaß das Publikum auch auf diesem Gebiete nichts zu entbehren hat. Die Verkäufer sind Angestellte der Firma Iranz Leuwer in Bremen, welche den Betrieb übernommen hat. Eg. (Grz. Ztg.) Unterschlagung. (Vergl. Nr. 75 S. 3312) Ueber den Aufenthalts ort des seit einiger Zeit verschwundenen Rendanten der Hamburger Ortskranken- und Sterbekasse, sowie des Ortsvereins des Verbandes Deutscher Buchdrucker, A. Demuth, fehlt noch jede Spur. Wie sich nach eingehender Revision der beiden Kassen ergeben hat, sind in dem Rechnungswesen der Kranken kasse keine Unregelmäßigkeiten vorgekommen. Wohl aber ist der Ortsverein schätzungsweise um n—12000 M. geschädigt. Die Unterschleife stammen nach Ueberzeugung des Vorstandes aus dem März dieses Jahres, zu welcher Zeit sich der Entflohene in große Börsenspekulationen eingelassen batte, wo er be deutende Summen verlor. So verspielte er im April an einem Tage 13000 M. Zur Deckung der Verluste vergriif er sich an den Geldern des Vereins. Um die Fehlbeträge zu decken, fälschte er die Krankenscheine längst wieder arbeitsfähiger Mit glieder mit deren Namen und steckte das so gewonnene Unter stützungsgeld in seine Tasche. Dasselbe wiederholte er bei den Arbeitslosen - Unterstützungsscheinen. Im Geldschrank wurde ein ganzes Paket von Blanko-Formularen mit nach geahmten Mitgliedsunterschriften gefunden, die er wohl nach Bedarf mit Datum und Zahl der Unterstützungssumme versah und das Geld dann für sich behielt. Durch dieses Verfahren hat er im August über 3000 M. unterschlagen. Ferner ließ er sich vom Verbandsvorstand aus Berlin für August 3000 M. zur angeblichen Arbeitslosenunterstützung schicken; er hat das Geld auch empfangen, aber nicht eingetragen. Der Vorstand hofft das veruntreute Geld wieder zu erlangen. Eine Hypothek des Flüchtigen über 8000 M. ist bereits mit Arrest belegt; dasselbe will man mit einer Lebensversicherungspolice über 10000 M., auf die schon 4000 M. eingezahlt sind, versuchen. Aus diesem Grunde hat der Vorstand von einer strafrechtlichen Verfolgung des ungetreuen Kassierers Abstand genommen. Der Entflohene bekleidete mehrere Vertrauensämter (er war u. a. Gehilfen vertreter bei den Tarifverhandlungen) und erfreute sich bei seinen Kollegen und Prinzipalen durch seine Umsicht, wert vollen Fachkenntnisse und Arbeitsfreudigkeit großer Beliebtheit Wilh. Rathol Eingänge Blaubuch 1907 von H. Berthold A.-G., Messinglinien fabrik und Schriftgießerei in Berlin SW. Die Firma hat ein Probenheft von Neuheiten, besonders für Zeitungs druckereien und solche Druckereien zusammengestellt, die sich vorzugsweise mit Reklamearbeiten beschäftigen. Der reiche Inhalt des fast 30X40 cm großen Heftes umfaßt allein vier neue Schriften. Die erste davon ist eine schmale halbfette Fraktur, die vollständig neu geschnitten wurde, durch ihre schmalen, dabei aber sehr hohen Gemeinen und starkes Einziehen der Ober- und Unterlängen für Anzeigen sehr geeignet erscheint und ihren Namen -»Kaujhaus- Fraktur« wohl mit Recht führt. Sie ist in der Probe als Auszeichnung zur breiten Jubiläums Fraktur benützt und bringt Ueberschriften und Stichworte vorzüglich zur Geltung. Eine Antiqua-Auszeichnungsschrift, die »Fette Herolde, bildet die Ergänzung zu den bereits vorhandenen »Herold« und »Schmale Herold«. Diese fette Schrift läuft, trotzdem sie im Bild sehr kräftig wirkt, schmaler als andere fette Schriften und ergibt dadurch für den Anzeigensatz Vor teile, die durch sehr geschickt gewählte Beispiele in dem Probenheft gut hervorgehoben sind. Für feinere Arbeiten ist die -»Halbjette Corinnas als Auszeichnung zur Corinna bestimmt. Ebenso wie die gleichfalls neue -»Fette Secession^ macht sie einen sehr eigenartigen charakteristischen Ein druck und ist vorzüglich geeignet, feinen Akzidenzarbeiten künstlerisches Gepräge zu geben. Zu der schönen »Mainzer Fraktur«, sind jetzt Initialen in vier Graden erschienen. Dazu kommen mehrere Grade von Reihen-Einfassungen und Ansatz-Ornamenten, die sehr geeignet sind, das Satzbild der Fraktur zu beleben. Ein besonderer Vorzug der Initialen liegt darin, daß sie sich auch zu jedem anderen Frakturschnitt verwenden lassen. Auf den beiden letzten Seiten des Probenheftes sind die Sorbonne-Schriften in vier Garnituren abgedruckt, denen noch zwei weitere Gar nituren, die sich zurzeit im Schnitt befinden, folgen sollen- Ein kleineres Heft enthält eine große Sammlung Vignetten, die sich hauptsächlich für den Anzeigensatz eignen. Wie die Firma mitteilt, hat sie vor Jahresfrist den gesamten Vignettenbestand durchgearbeitet, Veraltetes heraus genommen und viele Tiervignetten nach Originalen hervor ragender Maler neu schneiden lassen. Büchertisch Die hier besprochenen Werke werden in die Bücherei des Papierhauses, Dessauer-Str. 2, eingereiht, welche wie der Lesesaal wochentäglich von io bis i und 3 bis 6 zur Benutzung frei steht In Zahlungsnöten. Geschichte eines kaufmännischen Sterbeganges von Heinr. Ernst Schwarz. Verlag »Neue Bibliothek« in Wien III/i, Erdbergstr. 35. Preis geheftet 2 Kronen = 1 M. 80 Pf. In Form einer kleinen Erzählung wird in dem 48 Seiten starken Heft geschildert, wie ein Kaufmann, der als Angestellter tüchtig und erfolgreich ist, nach Begründung eines eigenen Geschäfts durch ungenügende Erfahrung in der selbständigen Führung eines Geschäfts in Konkurs gerät. Nachdem er dann eingesehen, daß er viel besser und leichter sein Brot in abhängiger Stellung verdient, tritt er wieder in das Ge schäft seines früheren Chefs als Reisender ein. Besonders lehrreich ist bei der Schilderung des Konkurses, wie durch die schematische Behandlung aller Schuldner seitens der Gläubiger und deren Anwälte große Summen beiden Teilen verloren gehen, die sonst hätten gerettet werden können.