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3338 PAPIER-ZEITUNG Nr. 76 Berliner Faktoren-Verein. Am 14. September hielten die Herren Stephan und Kupfer einen Vortrag über Lithographie und Steindruck. Der erstere schilderte die Behandlung des Steines für die Aufnahme der Zeichnung, die Arbeit des Lithographen und die Anfertigung der Umdrucke. Der letztere beschäftigte sich mit der Ausführung des Auflagendruckes, der häufig unter dem Einfluß der Witterung auf die Dehnungsfähigkeit des Papiers zu leiden habe und besonders bei den neuerdings all gemein eingeführten großen Formaten bis zu 145X180 cm Schwierigkeiten bereite. Zum Schutze hiergegen wärmt man das zum Durchschießen der Auflage verwendete Papier an, um ihm die Feuchtigkeit zu nehmen, oder man sei genötigt, die einen großen Bogen füllenden einzelnen Umdrucke — bis zu 96 Postkarten auf einem Bogen — etwas auseinanderzurücken, um die Dehnung des Papiers dadurch auszugleichen. Im all gemeinen mangle es an tüchtigen Maschinenmeistern und an brauchbarem Nachwuchs solcher. Die Frage, warum sich der Steindruck nicht ausgiebiger der Photographie bediene, beant wortete Redner dahin, daß die Uebertragung der Autotypie auf den Stein schwierig sei, weil der Stein keine so gleichmäßige Fläche biete wie die polierte Zinkplatte, auch sei die notwendige Retusche so zeitraubend, daß dieses Verfahren keinen Gewinn ergeben könne. In Amerika wende man das Verfahren zwar vereinzelt noch an, indessen handle es sich dabei um gering wertige Arbeiten, für die bei uns in Deutschland kein Absatz gebiet mehr sei. Als geeigneter Ersatz für den Stein könne das Zink angesehen werden; einzelne Steindruckereien, z. B. Wezel & Naumann in Leipzig, seien vollständig zum Zinkdruck übergegangen, wenn dies nicht allgemeiner geschähe, so liege dies daran, daß das Druckverfahren dabei ganz anders sei, und das Personal von vorn anfangen müsse zu lernen. Da vor scheue man sich vielfach. Uebrigens werde auch von Berliner Firmen wie Hollerbaum & Schmidt, Friedewald & Frick der Zinkdruck gepflegt. Das sei sehr verständlich, denn die großen guten Lithographiesteine seien ihrer Seltenheit wegen sehr teuer, ein solcher Stein größten Formats koste 8co bis 900 M. Ueber die von den Charlottenburger Farbwerken vertriebenen, aus mehreren Stücken zusammengesetzten Connex steine wurden verschiedene Ansichten laut; der Preis derselben soll sich bei großen Formaten nicht viel billiger stellen als der eines ungeteilten Steines. Schließlich wurde noch mitgeteilt, daß auch die Frage des lithographischen Rotationsdruckes gelöst erscheine; in Berlin sei bereits eine solche Maschine in Betrieb gesetzt. Der Breslauer Buchdruck-Maschinenmeister-Verein besichtigte am 31. August die Stereotypie und Rotationsmaschinen des »Breslauer General-Anzeigers«. Der technische Betriebsleiter, Herr Wagler, empfing die Besucher und führte sie zuerst in das Kesselhaus, in dem zwei Dampfmaschinen von je 300 PS. die nötige Kraft liefern. Dann wurde die in voller Tätigkeit befind liche Stereotypie besichtigt; hier war vor allem die an den Gießapparaten angebrachte Berieselungsanlage sehenswert, mittels deren die Platten durch kaltes Wasser in wenigen Sekunden gekühlt und gebrauchsfertig werden. Dann ging es in den Maschinensaal, wo die fünf von der Firma König & Bauer ge lieferten, seit März 1907 In Betrieb befindlichen vierfachen Rotationsmaschinen untergebracht sind. Jedes einzelne dieser Ungetüme kann stündlich 12500 24seitige Exemplare liefern. Jede Maschine wird durch einen Elektromotor von 27 Pferde kräften angetrieben. Der Vorsitzende des Maschinenmeister vereins, Herr Otto Becker, stattete Herrn Wagler namens des Vereins den Dank ab für seine freundliche Mühewaltung. G—e. Buchbinder-Ausstand. Am 16. September sind, wie uns ge meldet wird, die Buchbinder-Gehilfen in Kassel infolge von Lohnstreitigkeiten in den Ausstand getreten. Sie verlangen einen Mindestlohn von 23 M. die Woche und 9 stündige Arbeits zeit. —i— Büchertisch Die hier besprochenen Werke werden in die Bücherei des Papierhauses, Dessauer-Str. 2, eingereiht, welche wie der Lesesaal wochentäglich von io bis i und 3 bis 6 zur Benutzung frei steht. Neue preußische Jagdordnung vom 15. Juli 1907. Verlag I.. Schwarz 6 Comp. y Berlin S 14, Dresdenerstr. 80. !.eis 1 M. Das Gesetz füllt 57 Seiten von etwa 10X13 cm Größe. Der Druck ist auf dünnes, graues, holzschliffhaltiges Papier erfolgt, ur.d bei dieser Ausstattung und dem geringen Umfang erscheint der Preis von 1 M. zu hoch, besonders da Gesetze von jeder mann nachgedruckt werden können, also das Verfasserhonorar hier fortfällt. Der Erfolg im geschäftlichen Leben. Praktischer Weg weiser für Vorwärtsstrebende von einem erfahrenen Ge schäftsmann. Verlag von Reinhold Foerster^ Berlin W 57. Preis in Leinenband mit Goldpressung 3 M. Dieses hübsch und gediegen ausgestattete Buch gibt auf 192 Oktavseiten die Ansichten des Verfassers darüber kund, welche Eigenschaften derjenige haben muß, der sich dem Kauf mannsberuf widmet, und erteilt Ratschläge für das Verhalten des Lehrlings, des Angestellten und des selbständigen Geschäfts herrn. Er widmet besondere Abschnitte den verschiedenen Arten von Angestellten: Buchhalter, Korrespondent und Kon torist; Propagandist und Reisender; Lagerist, Verkäufer und Dekorateur; Vertreter, Geschäftsführer und Prokurist. Die Ge schäftsinhaber gliedert er wie folgt und gibt über deren Er fordernisse seine Meinung zum besten: Fabrikant, Großhändler, Kleinhändler, Lieferant, Kunde, Chef. Die Ansichten des Ver fassers erscheinen durchweg zutreffend und seine Ratschläge beherzigenswert. Das meiste, was er über den Kaufmann im allgemeinen sagt, gilt nicht nur für diesen, sondern für jeden, der auf irgend einem Gebiet durch eigene Tätigkeit zu Wohl stand und Ansehen gelangen will. The english Echo, Unterhaltungen über alle Gebiete des modernen Lebens in englischer Sprache. 25. Auflage. Neubearbeitet von J. Ch. Limschou, Stuttgart. Verlag von IPilhelm Violet. Preis gebunden 1 M. 80 Pf. Alle, die nicht in England oder Amerika selbst die englische Sprache üben können und darauf angewiesen sind, die Sprache durch Unterricht und eigenes Studium möglichst gründlich zu erlernen, werden in diesem Buch nicht blos die englische Sprache, wie sie von Engländern gesprochen wird, lernen, sondern man bekommt auch ein anschauliches Bild von dem Leben in England, vom staatlichen und städtischen sowie vom Familienleben der Engländer. Die frisch und munter ge schriebenen 140 Gespräche berühren Gegenstände der täglichen Unterhaltung in Haus und Familie, im gesellschaftlichen Verkehr und auf Reisen. Einzelne Lesestücke sind in besonderer Mund art, z. B. Schottisch, geschrieben, und ein Negerlied (nigger song) sowie die englischen Nationallieder »God save the king* und »Rule Britannia« geben dem Leser einen Begriff englischer volkstümlicher Poesie. Außerdem sind verschiedene Zeitungs berichte, eine Seite aus einem englischen Kursbuch, eine Münz tabelle und eine Karte von England beigegeben. Für das Selbst studium ist ein Wörterbuch am Schluß angefügt. Die Aus stattung ist zweckmäßig, der Einband hat auffälligen Farben druck, sodaß das Buch nicht leicht im Schaufenster übersehen werden kann. Aus dem amerikanischen Wirtschaftsleben von J- - Laughlin. (Aus Natur und Geisteswelt, Sammlung wissen schaftlich gemeinverständlicher Darstellungen.) Verlag von B. G. Leubner in Leipzig und Berlin. Preis geheftet 1 MI geschmackvoll gebunden 1 M. 25 Pf. Der Verfasser ist Amerikaner und hat auf Einladung des preußischen Kultusministeriums im Frühjahr 1906 in Berlin ein« Reihe von Vorträgen gehalten, die. nun in Buchform heraus gegeben wurden. Auf 160 Oktavseiten kann nur in allgemeinen großen Zügen geschildert werden, aber diese allgemeinen Zü86 sind das Ergebnis sorgfältigen Studiums. So werden in den verschiedenen Abschnitten der amerikanische Wettbewerb m1 Europa, die Schutzzollpolitik, Arbeiterfrage, die Trusts, die Eisenbahnen, die Banken und die herrschenden volkswirischalt. liehen Ideen in den Vereinigten Staaten behandelt. Die Dar legungen sind, wo notwendig, durch Tabellen und Diagramme anschaulicher gemacht und dem Leser ein knappes aber klares Bild von den für den Europäer wissenswertesten amerikanischen Verhältnissen geboten. Das Arbeiten mit modernen Flachfilmpackungen von G. Mercator. Heft 56 der Encyklopädie der Photographin- Verlag von Wilhelm Knapp in Halle a. S. Preis geheftet 1 Mark. Der Flachfilm tritt mit dem Rollfilm mehr und mehr in Wettbewerb, da er manche Eigenschaften besitzt, die ihn, gute und zuverlässige Packung vorausgesetzt, gegenüber dem Roll, film und der Platte überlegen erscheinen lassen. Die Packung ist bei dem Flachfilm von weit größerer Bedeutung als bei Platten, weil gewöhnlich eine ganze Anzahl zugleich in die Kamera gesteckt werden, und die Gefahr besteht, alle Auf nahmen zu verderben, wenn der Wechsel der einzelnen Film 8 innerhalb der Kamera nicht glatt vonstatten geht. In dieser kleinen Schrift sind die gebräuchlichsten Packungen beschrieben und abgebildet, darunter Agfa-, Hemera-, Zeiß-, Premo- und Vidil film, dann wird das Entwickeln, Fixieren, Auswaschen, Ver stärken, Abschwächen und Trocknen beschrieben, soweit diese Arbeiten von denen mit Platten abweichen.