Volltext Seite (XML)
Nr. 75 PAPIER-ZEITUNG 3119 Laufrichtung über die Querschiene c2 zwischen den Zug walzen d und d l durchgezogen und unter dem hinteren Bremsblech e über die Leitwalze g und Kleisterwalze h nach vorn geführt. Die Falzbleche / /' und f 1 werden dann so eingestellt, daß das Papier bequem durchgeht. Es ist dabei zu beachten, daß die Papierbahn nach dem Aus tritt aus den Zugwalzen d und d' etwa 50 bis 60 cm fahnenartig bei b' herunterhängt. Die Verarbeitung wird erleichtert, wenn das Papier mit der glatten Seite nach außen gerollt ist. Die Reglung des Papierlaufes geschieht durch Versetzung des auf zwei konischen Trommeln l und l1 laufenden Riemens 12. Durch Drehen der Spindel des Riemen führungs-Armes 1 an dem Handrade P läßt sich die Papier- Zufuhr leicht beschleunigen oder verlangsamen. Läuft das Papier schneller zu, als es die Maschine verarbeitet, so verlängert sich die Papierbahn b' und rollt schließlich auf dem Boden durcheinander. Es kann dann z. B. vor kommen, daß der herabrollende Teil der Papierbahn von dem aufwärtsgehenden Teil angesaugt wird, wodurch sich das Papier um die Zugwalzen d und d' wickelt und abreißt. Gleiches Ansaugen tritt oft bei stark magnetischen Zell stoffpapieren auf; man macht dann die Fahne b' nicht so lang, damit sie der aufwärtsgehenden Papierbahn nicht zu nahe kommt. Die vor der unteren Zugwalze d' angebrachte Quer schiene c2 soll die beiden Papierbahnen von einander fern halten. Diese Absicht wird unterstützt durch eine etwa 50 bis 60 cm lange, steife Pappe, die man an der Quer schiene c* frei aufbängt. Ein gutes Hilfsmittel gegen das An saugen ist auch eine leichte Papprolle (siehe Bild 6) Bild 6 Q - welche etwas breiter als die Papierbahn ist, und deren Stirnseiten je eine größere Pappscheibe tragen. Diese Rolle wird in die Papierfahne bb' gelegt, rollt im Lauf mit und verhindert durch ihr Gewicht das Ansaugen. Bei An wendung dieser Papprolle darf die Papierfahne nicht bis an den Boden reichen, weil die aufstoßende Papprolle das Papier verwickelt und abreißt. Fortsetzung folgt Mehrfarbiger Druck Nach »Helsingborgs Dagbl.« hat Dr. C. Lindman dort eine Erfindung gemacht, die es ermöglicht, gleichzeitigen Druck mit verschiedenen Farben auf Schnellpressen herzustellen. Auf die einfachste Weise können überall in einer Zeitung farbige An zeigen angebracht werden. Die neue Erfindung ist eine Er weiterung des vorhandenen Systems, sodaß man auf jeder be liebigen Stelle der Druckfläche verschiedene Farben anbringen kann; die Erfindung soll sogar ermöglichen, einzelne Buchstaben für sich farbig zu drucken. Die Erfindung ist bereits patentiert, und eine Gesellschaft hat sich zu ihrer Ausbeutung gebildet, fi. Unfälle. In der Buchdruckerei E. L. E. in Berlin vertrieben sich die Lehrlinge M. und S. die Zeit der Mittagspause mit Spielereien auf dem Geschäftshofe. Hier stand eine schwere Kiste hochaufgerichtet. Der Lehrling S. setzte sich auf die Kiste; M. und S. versuchten gemeinsam dieselbe ins Schaukeln zu bringen; hierbei schlug die Kiste um und fiel dem M. derart auf die Beine, daß er einen doppelten Bruch des rechten Schenkels davontrug. Ein Tiegeldruckpressen-Unfall ereignete sich trotz der vor handenen Schutzvorrichtung in der Buchdruckerei von R. & P. in Sorau. Die Anlegerin B. wollte einen schief angelegten Bogen an der Phönixpresse nachträglich gerade rücken; sie will die Maschine hierbei ausgerückt und zum Stillstand gebracht, bei dem Greifen nach dem Bogen aber aus Versehen an den Ausrücker gestoßen haben, sodaß die Maschine wieder in Gang kam, bevor sie ihre rechte Hand in Sicherheit gebracht hatte. Sie erlitt eine so schwere Quetschung und Zerreißung der Hand, daß sie in das Krankenhaus aufgenommen werden mußte. — e— Nachdruck eines Kataloges Reichsgerichts-Entscheidung. Nachdruck verboten Wegen Vergehens gegen das Urhebergesetz ist am 5. Januar 1906 vom Landgericht Rudolstadt der Kupferschmiedemeister G. zu einer Geldstrafe von 20 M. verurteilt worden. Er hatte für seine Erzeugnisse einen Katalog angefertigt und drucken lassen. Ohne Erlaubniseinholung benutzte er dazu Abbildungen des Katalogs einer Dresdner Firma, dem er auch Text und Art der Anordnung des Stoffes entlehnte. Die vom Verklagten ein gelegte Revision wurde vom Reichsgericht verworfen, da die Annahme, daß es sich um ein schutzberechtigtes Werk handelt, nicht als rechtsirrtümlich angesehen werden kann. Caxton-Drucke. Lord Amhersts berühmte Bibliothek in London, die unter anderen Kostbarkeiten die schönste Sammlung von Caxton-Drucken umschließt, soll in nächster Zeit versteigert werden, wenn sich nicht noch ein Verkauf der Sammlung im ganzen ermöglichen läßt. Die Drucke William Caxtons, des vor züglichen Uebersetzers und ersten englischen Druckers, der in der englischen Literaturgeschichte einen so bedeutenden Platz einnimmt, gehören zu den größten Seltenheiten, sodaß die siebzehn Exemplare verschiedener Bücher Caxtons, die sich in der Sammlung Lord Amhersts befinden, einen sehr bedeutenden Wert repräsentieren. Man schätzt den Ertrag, den sie bringen werden, auf mindestens eine halbe Million Mark. Das wert vollste dieser Bücher ist die Uebersetzung der Geschichten von Troja von Raoul Lefevre, die Caxton vermutlich 1474 zu Brügge drucken ließ, und die das erste gedruckte Buch in englischer Sprache ist. Das Exemplar ist das einzige vollständige, das es gibt, während das britische Museum und andere große Bibliotheken nur beschädigte Exemplare besitzen. Für einen alten Nachdruck dieses Werkes wurden vor einigen Jahren 21200 M. gezahlt, während das authentische Exemplar wenigstens drei- bis vier mal soviel wert ist. Außerdem befindet sich in der Sammlung der zweite Druck Caxtons, der erste, den er datierte, die 1475 vollendete Uebersetzung eines damals sehr verbreiteten Buches, das Schachspiel von Gesselle, einer politisch-moralischen Alle gorie, die unter dem Bilde des Schachspiels eine Schilderung der Welt geben wollte. Andere Caxton-Drucke dieser Sammlung sind »Der Spiegel der Welt«, ein Buch von großer Seltenheit und das erste, das in England in Holzschnitt gedruckt wurde, dann die Geschichte von Gottfried von Bouillon, die erste Aus gabe der englischen Uebersetzung von der Goldenen Legende des Jacobus de Voragine u. a. Auch zahlreiche frühe Drucke des Lehrlings und Nachfolgers von Caxton, Wynkyn de Worde, birgt die Bibliothek, sowie eine große Zahl seltener Bücher, welche die frühesten Drucker Deutschlands, Hollands und Italiens hergestellt'haben.T (Köln.(_Volksztg.) Kinderfibel. »Wenn Sie für buchgewerbliche Fachschriften arbeiten, dann ziehen Sie doch mal los über das elende Papier, das man heutzutage zu Kinderfibeln verwendet.« Dieser Rat wurde mir von einem mit Kindern reich gesegneten Familien vater erteilt, der mir versicherte, daß er als Bücherfreund keinen größeren Uebelstand in der Buchausstattung kenne als diesen. Ohne Zweifel sind Klagen über die Verwendung von minder wertigem Papier zu den Lehrbüchern der ABC-Schützen heute berechtigter als früher. Schuld daran sind allein die Verleger, die bei der Wahl der Papiere mit Vorliebe das billigste wählen. Eine Kinderfibel braucht nicht gerade ein unzerreißbares Bilder buch zu sein, das Papier hierzu aber müßte doch haltbar genug sein, um den ungeschickten Händen der Kleinen etwas Widerstand zu leisten. Mögen auch die Herren Verleger einwenden, daß sie zu den festgesetzten Schulbücherpreisen bessere Papiere nicht an schaffen können; unpraktisch ist und bleibt es doch, daß man zu Büchern, die weniger gelesen werden, oft die besten Papiere verwendet und Schulbücher, die täglich in Gebrauch genommen werden, auf Papier druckt, das wie Zunder reißt. Es wäre viel richtiger, den Preis für Kinderfibeln um eine Kleinigkeit zu er höhen und haltbareres Papier zu verwenden. Damit wäre nicht nur der Allgemeinheit gedient, sondern dies würde auch ein günstiges Licht auf die sonst praktische Sinnesart der deutschen Verleger werfen. —t. Büchertisch Schillers Werke, Illustrierte Volksausgabe. Deutsche Verlagsanstalt in Stuttgart. 60 Lieferungen zu je 30 Pf. Die jüngst erschienenen Lieferungen 53 bis 60 bilden den Schluß des IV. Bandes und damit der ganzen Auflage. Sie ent halten das Ende der Geschichte des 30 jährigen Krieges und als deren Illustration viele vorzügliche Bilder erster deutscher Künstler.