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3116 PAPIER-ZEITUNG Nr. 75 Aus den Typographischen Gesellschaften Breslau. Typographische Gesellschajt. Die Ferien mußten wegen der Anträge und Delegiertenwahl zum Vertretertage des V. D. T. G. unterbrochen werden. Es wurden mehrere Anträge gestellt und der Vorsitzende,« Herr Karl Schmidt, sowie der Vorsitzende der Technischen Kommission, Herr Winkler, als Delegierte gewählt. Auch die Schwestervereine von Glogau und Posen übertrugen der Breslauer Gesellschaft ihre Vertretung. Die Sitzung am 22. August wurde durch einen Vortrag des Herrn Zantke: »Der Buchdruck auf der diesjährigen Kunst gewerbe-Ausstellung in Dresden« eingeleitet. Redner gab einen kurzen Gesamtüberblick über die in allen Teilen mustergiltige Ausstellung. Man hat sich dort bemüht, auf allen Gebieten des Kunstgewerbes nur gute Vorbilder zu zeigen. Besonders zu erwähnen sind hierbei unter anderem die Muster moderner Kirchenbauten, die feierlich-ernste Friedhofs- Anlage, die Anlage eines zoologischen Museums, ein Amts gerichts-Sitzungszimmer, ein Standesamtszimmer nebst Vorraum und ein in sanitärer Beziehung musterhafter Bahnhofsraum nebst einem Personenwagen und vieles andere. Auch für die Anlage von Landschulen sind schöne Probleme gelöst worden, und hier interessierte besonders eine auf einem Wiesenplan an gelegte Schule im Freien, welche der Gesundheit der Kinder nur dienlich sein dürfte. Nach Erwähnung der von Prof. Wilhelm Kreis entworfenen Bibliothek ging Redner dann auf die Ausstellung der graphischen Darbietungen über, die in der Mehrzahl Künstlerzeichnungen und Bilderdrucke aller Größen enthalten; satztechnische Arbeiten waren verhältnismäßig schwach vertreten. Die auf der Aus stellung gesammelten etwa 70 Arbeiten waren im Durchschnitt gut, einige sogar vorzüglich. Im Gegensatz dazu steht der von der Dresdener Kgl. Hofoper herausgegebene Theaterzettel, welcher nichts weniger als mustergiltig ist. Wegen schwachen Besuches der Sitzung am 5. September wurden die Hauptpunkte der Tagesordnung abgesetzt und werden in der nächsten Sitzung ihre Erledigung finden. Sch—r. Feingold-Prägepresse »Krause«. Wir beschrieben in Nrn. 101 und 105 die selbsttätige Feingold-Prägepresse »Krause«, DRP 155 260 von Müller & v. Mertschinsky. Diese Presse, welche Blattgold von Rollen druckt und prägt, wurde jetzt wesentlich verbessert durch Anordnung einer einfachen Vorrichtung, welche das Auflegen des Blattgoldes wie bei der bisherigen Handvergol dung ermöglicht. Die Vor richtung arbeitet wie folgt: Das Gold wird selbsttätig auf feinen Seidenpapier streifen unter die Druck fläche geführt und hierbei der Länge der Gravur ent sprechend selbsttätig ge schnitten. Gleichzeitig findet das Anlegen und Ein führen des Druckmaterials (Papier oder Gewebe) statt. Beim Hochgehen des Tisches wird das frei an den Seidenpapierstreifen hängende Gold aufgedruckt. Diese Presse wird vor läufig in einer Größe ge baut, die für Motorbetrieb eingerichtet ist und bei 15000 kg höchster Pressung etwa 15 Drucke minütlich leistet; sie ist mit selbsttätiger Tisch bewegung, selbsttätigem Stillstand bei ausgefahrenem Tisch und mit Gasheizung versehen, wobei der selbsttätige Still stand abgestellt werden kann, sodaß die Presse dann ohne Unterbrechung läuft. Die zur Prägung nötigen Blattgold- oder Blattmetall-Rollen sind in jeder Breite von 5—60 mm lieferbar. Eine solche Presse ist in der Versuchsprägerei der Firma Karl Krause aufgestellt und steht zu Versuchen zur Verfügung. Unterstützungskasse des Vereins Berliner Buchdruckereibesitzer. Der Bund der Berliner Buchdruckereibesitzer besaß eine be sonders verwaltete Unterstützungskasse zur Unterstützung un verschuldet in Not geratener Mitglieder oder Hinterbliebener derselben. Diese Kasse hatte zur Zeit als der Bund sich auf löste, ein Vermögen von 12000 M. Der Vorstand des Bundes, der die Kasse verwaltet hatte, suchte nach der Auflösung die Verleihung des Korporationsrechts an die Kasse nach. Diese ist jetzt durch den Oberpräsidenten erfolgt und hiermit das Fort bestehen dieser Wohlfahrtseinrichtung gesichert. —u— Fabrikation von Maschinen-Tüten und Beuteln Von Heinrich Thümmes, Betriebsleiter A. Einleitung Bis vor etwa 50 Jahren wurden in Deutschland Papier tüten meist von den Verbrauchern selbst angefertigt. Außer Stroh- und Scbrenzpapier wurde auch Zeitungspapier dazu verwandt. Im Anfang der 1860er Jahre entstanden aus kleinen Anfängen die ersten Tütenfabriken, welche Tüten und Beutel gewerbsmäßig durch Kleberinnen herstellen ließen. Einige dieser Firmen, z. B. H. L. Bestehorn in Aschersleben, Braun & Leistner in Görlitz, Landwermann in Herford, be stehen noch heute und haben sich im Laufe der Jahre zu großen Betrieben entwickelt. In den Vereinigten Staaten von Amerika fertigte man zuerst Papierbeutel — spitze Tüten wurden dort und in England fast garnicht gebraucht — auf Maschinen an, und die ersten Maschinen sind auch von dort zu uns ge kommen. Die ersteUnion-bag-Maschine, welche in Deutschland Beutel in flacher Form und mit Seitenfalz herstellte, wurde von N. F. A. Netzler Nachf. in Flensburg, später auch in Altona-Ottensen, bezogen. Maschinen dieser Bauart sind heute noch vielfach im Ge brauch; seit 1880 werden sie von N. Jepsen Sohn in Flensburg und von Windmöller & Hölscher in Lengerich, Westfalen, in verbesserter Ausführung gebaut. Aus Amerika, der Heimat der Beutelmaschinen, kamen auch viele Anregungen zu weiteren Verbesserungen. Leider war es dem Verfasser nicht möglich, Näheres über die Entwicklungsgeschichte der amerikanischen Beutelmaschinen zu erfahren. Seit 1880 nahm die Tütenfabrikation Zin Deutschland gewaltigen Aufschwung, und wenn auch immer noch viele Tüten und Beutel von Hand gefertigt werden, so hat sich doch allmählich infolge der Einführung leistungsfähiger Maschinen die maschinelle Herstellung über alle Kultur staaten ausgebreitet. Herr Hermann Hölscher, Mitinhaber der Firma Wind möller & Hölscher in Lengerich in Westfalen, hat Mitte der sechziger Jahre seine ersten Versuche mit dem Bau einer Spitztütenmaschine gemacht. Es dauerte jedoch noch reich lich 10 Jahre, bis die erste Maschine mit Druckvorrichtung, welche spitze Tüten aus Rollenpapier fertigte, an die Firma Braun & Leistner Nachf. in Görlitz abgeliefert wurde. Seit dem hat diese Firma mehrere Hunderte dieser Maschinen in immer verbesserter Ausführung gebaut und abgeliefert. Die Leistung dieser Maschinen ist denn auch im Laufe der Jahre infolge ihrer Verbesserungen von anfänglich etwa 40 auf 150 Tüten in der Minute gestiegen. Während auf den vorgenannten Maschinen Spitztüten in dreieckiger Form (Bild 1) hergestellt werden können, hat die Firma N. Jepsen Sohn in Flensburg seit Ende der acht ziger Jahre Maschinen eigener Erfindung gebaut, auf welchen Spitztüten in viereckiger, sogenannter Drachenform (Bild 1 a), geertigt werden; auch diese Tütenform hat viele Liebhaber gefunden. Ferner werden Spitztütenmaschinen für dreieckige Form noch von der Firma Fischer & Krecke in Bielefeld gebaut. Nach längeren Versuchen gelang es Herrn Hermann Hölscher, anfangs der achtziger Jahre eine Papiersack maschine für flache Beutel, ähnlich der Handarbeit, eben falls Rollenpapier verarbeitend, zu bauen. Diese Maschine